Wallis - Geschrieben am Freitag, Juli 3, 2015 22:23 von Franco - 0 Kommentare

Bergwanderung Mund – Gredetschtal – Obersta Suone – Mund

3.7.15

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Bergwanderung Mund – Gredetschtal – Obersta Suone – Mund

Mit dem Auto bis zum Safrandorf Mund 1200 m.ü.M. Berühmt ist Mund für ein Vorkommen,
das in der Schweiz einmalig ist. Hier wird eine Pflanze angebaut, die vermutlich aus dem fernen
Kaschmir stammt und ein feines Gewürz liefert: Safran. Die Safranwiesen liegen unterhalb des
Dorfes, sie sind 1,5 ha gross und liefern pro Jahr 2-4 kg des kostbaren Stoffs, der früher mit
Gold aufgewogen wurde.
Von der Bushaltestelle bzw. Parkplatz in Mund spazieren wir an der grossen Kirche von
Mund vorbei, und laufen durch das schmucke Dorf aufwärts. Über Wiesenwegen kürzen wir
die Schleifen einer asphaltierten Erschliessungsstrasse ab. Über Tähischinu 1258 m.ü.M.
erreichen wir Roosse 1407 m.ü.M. Bei Temperaturen von weit über 30 Grad, laufen wir auf
dem Wanderweg weiter, der uns durch die Häuser von Roosse hindurch führt, bis wir kurze
Zeit später,Zienzhischinu 1478 m.ü.M. erreichen. Einer Fahrstrasse folgend, erreichen wir
danach den Stolleneingang. Hier hat man die Wahl, wie man die Wanderung fortsetzen
möchte. Entweder läuft man durch den neu erbauten Stollen in das Gredetschtal, oder man
wandert entlang der Wyssa Suone über Üssers Senntum, ins Gredetschtal. Ein kurzer Abschnitt
der alten Wyssa, die durchwegs an den teilweise senkrechten Felsen entlang lief, wurde vor ein
paar Jahren rekonstruiert, samt Wasserschlegel. Geplant war, der alten Suone entlang in das
Gredetschtal zu laufen. Bei dieser unglaublichen Hitze, entschieden wir uns aber durch den
Tunnel zu laufen. Ein einfacher Grund machte und den Entscheid leicht. Im Stollen waren es
kühle 14 Grad. Während dem Laufen durch den 1.2 km langen Stollen geniessen wir die kühle
Umgebung. Wählt man diese Variante Stirnlampe nicht vergessen. Vom Mundbach werden über
diesen Stollen immer noch acht Wasserleitungen abgeleitet, um den Munderberg und die
umliegenden Weidewiesen zu bewässern. Bei Punkt 1423 m.ü.M. endet der Stollen. Wir verlassen
die kühle Umgebung und treten hinaus ins Licht und ins Gredetschtal. Gredetsch, der Talname,
lässt sich sinngemäss mit „geradeaus“ übersetzen, und schnurgerade läuft der Graben auch vom
Nesthorn hinaus und hinab zur Rhone. Ins Gredetsch führt bis heute keine Strasse, dafür wird
hier Wasser gefasst, und an seinen steilen Flanken hinaus auf die Felder um Mund und Birgisch
geleitet. Besonders kühn trassiert ist die Wyssa an der Westseite des Gredetschtals, die bereits
1462 erstmals in einer Urkunde erwähnt wird. Sie wurde buchstäblich dem Fels abgerungen: Nicht
weniger als 200 Kännel mit einer Gesamtlänge von 500 m waren noch Anfang des 20. Jh. montiert.
Nach einem Bergsturz im Winter 1928 wurde die Wyssa saniert und dabei teilweise in Tunnels
verlegt. 1995 erfolgte dann der Durchstich eines modernen Wasserstollens (1120 m lang), der sechs
Suonen aus dem Gredetschtal ersetzt. Er ist so komfortabel angelegt, dass man im Frühsommer die
Kühe durch das Loch auf die Weiden im Talinnern treiben kann. Über die steinigen Wiesen des
Gredetschtal, und alles der Wyssa Suone entlang, wandern wir nun weiter taleinwärts. bis zu einem
Bildstöckli bei Punkt 1537 m.ü.M. gelangen. Hier wird für die Wyssa das Wasser des Mundbaches
abgeschöpft. Das wilde Gredetschtal liegt mitten im UNESCO Welterbe. Das wildromantisches Tal
ist von mehreren Seiten über gute Wege erwanderbar. Für Schwindelfreie und Abenteurer gibt es
kühn angelegte Wasserleitungen. Im Sommer weiden hier Kühe, Schafe und Ziegen. Und
Murmeltiere künden jeden Ankömmling freudig an. Das ungewöhnliche Bergtal öffnet sich östlich
der Gemeinde Mund und setzt sich als enge Schlucht unterhalb von Mund bis zum Talgrund der
Rhone fort, und weiter bis zum Mundbach, dem Gewässer des Gredetschtales, der unmittelbar nach
einem Wasserfall in den Rotten mündet. Den Abschluss des Tales bildet das stolze
Nesthorn 3824 m.ü.M., ihm zu Füssen breitet sich der Gredetschgletscher aus. Hier bei
Punkt 1537 m.ü.M. ist der Wendepunkt unserer heutigen Wanderung. An der orografisch rechten
Seite vom Mundbach, wandern wir nun leicht an Höhe verlierend talauswärts. Vorbei an
Punkt 1466 m.ü.M. und 1423 m.ü.M. erreichen wir eine kleine Alp bei Punkt 1344 m.ü.M. Weiter
den im Tal fliessenden Mundbach talauswärts, erreichen wir kurze Zeit später eine elegante
Betonbrücke. Hier verzweigt sich der Weg: links übers Wasser geht’s zur Obersta Suone, geradeaus
nach Mundchi und zu der Grossa Suone. Wir überqueren den schäumenden Mundbach und
erreichen nach ein paar Meter die Wasserleite. Sie ist die oberste Suone auf der rechten Talseite des
Gredetschtales und wird deshalb Obersta genannt. Die Obersta Suone wird 1684 zum ersten Mal
erwähnt. Sie wird im Gredetschtal beim Mundbach auf ca. 1300m gefasst. 1932 wurden gefährliche
Abschnitte der Obersta Suone durch Tunnels ersetzt. Dies verleiht ihr einen abenteuerlichen
Charakter. Über Jahrhunderte waren Suonen die Lebensadern des Wallis und das Schicksal ganzer
Dorfschaften. Sie vereinten die Leute, gaben aber auch Anlass zu langen Prozessen. Arbeiten an
den Leitungen waren gesellschaftliche Ereignisse, z.B. die inbetriebnahme der Bisse von Savièse.
Vor dem Öffnen der Schleusen segnete der Pfarrer die Arbeiter und die Bisse. Walderde, die von
Kindern und Frauen in die Suone gelegt wurde, stopfte die Ritzen in den Bretterkanälen. Um die
dickflüssige Masse (Béra) zu bremsen, sprangen Männer ins Bachbett und hielten diese auf, bis
der Werkleiter rief: “Es ist gut, weiter!”. Dies wiederholte sich drei Stunden lang. Am Felseneinstieg
erbauten die Savièser zu Ehren der heiligen Margarita eine Kapelle, und an Fronleichnam
begleiteten vier Arbeiter der Suone den Priester mit brennenden Kerzen. Jeder Ort hatte seine
Rituale rund ums Wasser. Der Glaube an Gottes Macht und Schutz spielte eine grosse Rolle. An
Sonntagen zu wässern war verboten. An einigen Orten wurden diese Stunden zu Gunsten der
Kirche versteigert. Ein schweres Vergehen war der Wasserdiebstahl. Im heissen Mittelwallis
wurde rund um die Uhr gewässert. Wo der Tag ausreichte, holte der Wässermann das Wasser
frühmorgens am Rottenschlag und führte es in die oberste Wasserleite seines Grundstückes. Jetzt
schlug er drei bis vier Metall- oder Steinplatten schräg in den Kanal, damit das kostbare Nass
gleichmässig über die Wiese fliessen konnte. War ein Streifen bewässert, setzte er die erste Platte
hinter die letzte und fuhr so fort bis ans Ende seiner Wässerzeit. Mann oder auch Frau schauten,
das keine Spanne Boden trocken blieb. Am untern Parzellenrand stand oft ein Knabe und meldete,
wenn das Wasser dort ankam. Der Junge leitete das “Zettwasser” sicher weiter oder auf den
nächsten Wiesenabschnitt. Wurde ein Hang zu sehr durchnässt, konnte es zu schlimmen Rüfen
kommen. Die Felder wurden ab Mai in einem Turnus von zwei oder drei Wochen je nach
Notwendigkeit vier bis achtmal bewässert. Bei Reben und Äckern zog man waagrecht zwischen
den Pflanzenreihen zur Verteilung des Wassers kleine Gräben. Der Unterhalt der Suonen war
Aufgabe der Gemeinschaft. Sobald die Schneeschmelze es erlaubte, bauten Männer und Frauen
die in Sicherheit gebrachten Teile wieder auf und behoben alle Winterschäden. Sie legten die
Leitung frei, schlugen das Wasser an und stopften undichte Stellen. Ab sofort oblag die Aufsicht
dem Sander. Er musste die Suone täglich abschreiten, kleinere Reparaturen ausführen und den
Gletschersand aus der Leitung entfernen, daher der Name Sander. Sein Helfer war ein im Kanal
eingebautes Schaufelrad, das einen Holzhammer hob und auf ein hohles Brett fallen liess. Floss
kein Wasser mehr, setzten die Schläge aus, was den Wasserhüter alarmierte. War die Suone an
einer lebensgefährlichen Stelle unterbrochen, wurde der Mann, der in die Wand steigen musste,
laut Überlieferung per Los bestimmt. Der Unterhalt war sehr aufwändig. In Savièse standen bei
der Instandstellung 200 Mann zwei Wochen lang im Einsatz. Die Riederi kostete bei einem
Stundenlohn von 30 Rappen jährlich um 2′000 Franken. Die Sage, wonach die Rieder jeden
Frühling den besten Mann verlieren, wurde am 16. Mai 1927 wieder zur traurigen Wahrheit. An
diesem Tag stürzte der Sander Emanuel Margelisch, Vater von sechs Kindern, zu Tode. Die Zahlen
zum Nutzen des Wässern variieren. Einig sind sich alle, dass es den Futterertrag steigert, wobei der
Einfluss auf die Qualität grösser sein soll als auf die Quantität. Ohne Bewässerung würden die
Wiesen früh vergilben und gäben strohähnliches Heu. Auch die Suone selbst verliert viel Wasser
und lässt so Bäume und Gräser besser gedeihen und festigt derart ihren Lauf. Dies zeigt sich
markant auf der rechten Talseite bei Salgesch, wo Grünstreifen die Felspartien durchziehen. Dazu
steht im Reglement der Grand Bisse von Vercorin 1836, dass es verboten ist, zwei Klafter über und
neun unter der Suone einen Baum oder eine Pflanze zu fällen oder auszureissen. Der positive
Einfluss der Bewässerung auf das Graswachstum ist offensichtlich. Weniger bekannt ist, dass die
im Wasser gelösten Mineralien eine düngende Wirkung haben. Der Schlick der Gletschermilch
begünstigt die Vielfalt der Flora, während das Beregnen mit geklärtem Wasser aus Speicherbecken
deren Verarmung zur Folge hat.
les Bisses du Valais
Suone
Weil die Walliser der festen Überzeugung waren, sie seien diejenigen, die am besten
wüssten, wie man ihre Matten wässere und deshalb das Hilfeangebot des lieben Gottes
hochnäsig ablehnten, müssen sie heute selber nach dem Wasser für ihre Matten schauen.
Eine Sage erzählt folgendes:
Vor langer Zeit machten sich der Herr und Petrus auf den Weg, die ganze Welt
zu bereisen. Dabei durchstreiften sie auch unser Land, heilten Kranken und befragten
die Leute nach ihren Wünschen. Da damals die Gletscher bis weit in die Täler hinunter
reichten, baten die Leute an deren Stelle um Felder und Wiesen. Dem Wunsch wurde
Rechnung getragen und dort, wo früher Eis und Schnee lagen, dehnten sich fortan
herrliche Felder mit wunderbar blühenden Pflanzen. Da jedoch die kühlenden Firne
verschwunden waren, wurde es bald wieder wärmer und die Felder und Wiesen waren
von der sengenden Sonne ganz dürr. Bevor der Herr nun weiterzog, befragte er die Leute
abermals nach einem Wunsch. Diese teilten ihm ihre Sorgen mit. Da sprach der Herr:
Die Lösung ist einfach, das Land muss gewässert werden. Er fragte sodann, ob er oder sie
selbst die Angelegenheit an die Hand nehmen sollten. Alle bis auf die Walliser
antworteten dem Herrn: Du hast bis anhin weise gewaltet, fahre nur fort damit.
Die Walliser zögerten jedoch, da kam Petrus und flüsterte ihnen zu: Lasst nur getrost
den Herrn walten, er meint es gut mit euch, denn schliesslich ist er ja sozusagen ein
Walliser. Da tönte es wie aus einem Mund: Was, ein Walliser ist er? Nein, wenn dem so
ist, wässern wir lieber selber. So kam es, dass fortan im Wallis die Walliser, in der
übrigen Schweiz jedoch der Herr wässert.
Wir folgen nun der alten Suone, die mit reduzierter Wassermenge als Kulturdenkmal weiter in
Betrieb ist, und staunen über das geschichtsträchtige Werk der Walliser. Obwohl es weiterhin
drückend heiss ist, beginnt es plötzlich, wie aus heiterem Himmel, leicht an zu regnen. In einer
kleinen Höhle die sich direkt neben dem Wanderweg befindet, suchen wir Schutz. Schon nach
ein paar Minuten ist der Spuk vorbei, und wir können weiterlaufen. Entlang der Obersta Suone
wandern wir weiter in die gleiche Richtung wie die Fliessrichtung des Wassers, Talauswärts
durch einzelne Tunnels (Taschenlampe empfehlenswert) hinaus aus dem Gredetschtal. Die
dunklen Stollen sind zum Teil so niedrig, das man den Kopf einziehen muss. Immer wieder
staunen wir über die kühne Trassierung in diesen senkrechten Felsbalmen. Über einen sehr
schönen Wanderweg, wandern wir weiterhin direkt neben der Obersta Suone, die mit minimalem
Gefälle über den teilweise bewaldeten Hang schlussendlich auf die Birgischer Wiesen münden
wird. Der Ursprung der Suonen ist rätselhaft. Dokumente aus dem 13.Jh. belegen ihre Existenz
und weisen auf noch ältere Konstruktionen hin. Im 15.Jh. erbauten die Walliser einige
aussergewöhnliche Leitungen, u.a. das Chännilwasser von Ausserberg, danach aber nur 18 in
300 Jahren. Ab 1800 wuchs die Bevölkerung stark an und Wasser bedeutete Milch und Brot.
1871 listet der Ingenieur Blotnitzki 117 Suonen auf, Rauchenstein 1907 deren 207. Die Bauern
begannen, zu den Wiesen vermehrt auch Reben und andere Kulturen zu bewässern. Es folgte
die Modernisierung der Suonen, unterstützt von Bund und Kanton. Noch vor dem 1. Weltkrieg
wurden 60 Sanierungsprojekte realisiert. 1929 standen 20 Erneuerungen mit 15 Stollen zur
Subventionierung an. Der Bau von Tunnel und der Wechsel zum Beregnen besiegelten den
Verfall vieler offener Leitungen, bis der Tourismus sie als Wanderwege entdeckte. Die Riederi
ist ein gutes Beispiel dieser Geschichte. Vor 1385 erstellt, wurde sie 1940 beim Bau des
Riederhorntunnels aufgegeben. Nach dessen Durchstich bewässerten die Rieder doppelt so viel
Land wie zuvor. Heute aber stehen in den Feldern statt Wässermännern “Regner” und besprühen
die Wiesen in den Voralpen mit Märjelen-Wasser und in der Dorfregion mit Gletschermilch. Das
Trasse der Riederi aber erlebte mit dem Massaweg eine Renaissance. Die mit einfachen
Werkzeugen erstellten Suonen sind bautechnische Meisterwerke. In flachen Wiesenhängen floss
das Wasser durch ausgehobene Gräben. Wo es steiler war, stützten Mauern oder Tretschborde
(mit Rasenziegel abgedichtete Steine) talseits die Suone. Im felsigen Gelände meisselten die
Bergler Rinnen und erstellten auf schmalsten Absätzen Mauerpfeiler als Träger der ausgehölten
Baumstämme. Galt es lotrecht abfallende Felswände zu queren, mussten in ausgehauene
Toggenlöcher Tragbalken für die U-förmigen Bretterkännel verankert werden. Oft dienten
säbelförmig gewachsene Baumstücke (Krapfen) als Halter der Leitung. Die auf oder neben dem
Kanal angebrachte Ganglatte erlaubte das Begehen der Suone. Schwierig war der Leitungsbau in
überhängenden Felswänden. Dort war es nicht möglich, Arbeiter abzuseilen. Man schob vom
letzten Balken ein Brett ins Leere vor und belastete das Ende mit genügend Gegengewicht zum
Mann, der auf dem freitragenden Brett vorrückte, um das nächste Toggenloch zu meisseln. Bei
der Riederi finden wir all diese Bautechniken. Sie zählte 120 bis 140 Kännel von drei bis neun
Metern Länge. An der höchsten, inzwischen durchtunnelten Felswand reihten sich sechs lange
Kännel aneinander. Dieser Ort war gefürchtet unter dem Namen “Zä sägsch Chängju”. Wasserbeil
und Wasserplatten waren die Werkzeuge des Wässermannes. Das Beil legte er kaum aus der Hand.
Zwei bis drei leichte Metallplatten nahm er zusätzlich zu den vor Ort bereitliegenden Steinplatten
mit. Zahlreich waren die Werkzeuge zum Bau und Unterhalt der Suonen. Pickel, Schaufel,
Wasserhaue, Hammer, Eisenschlegel, Spitzeisen und Meissel dienten, um Erde und Fels zu
bearbeiten. Mit Rückenkorb (Tschiffra), Schlitten, Räf, Steintrage und Karrette transportierten
Mann und Frau Erde, Rasenziegel, Steine, Bretter, Balken und Stämme. Die Geräte zur
Holzbearbeitung waren Wald- und Spaltsäge, Beile und Äxte aller Art. Die Hohlaxt diente dazu,
die Rundhölzer auszuhöhlen. Mit der Spaltsäge wurden Baumstämme der Länge nach zu Balken
und Brettern durchsägt. Geschickt arbeitete man auch mit Seilen. Die Ausserberger liessen die
ausgehölten Holzrinnen an einem 200 Meter langen Hanfseil über die Felsen hinunter auf die
Tragvorrichtung. Es hängt als Zeitzeugnis in der Burgerstube von Ausserberg. Die Gemeinde
Mund besitzt ein ähnliches Seil. Sprengpulver kam erst ab dem 17.Jh. zum Einsatz. Die wenigen
vor 1900 erbauten Stollen waren sehr kurz. Mit dem 2647 Meter langen Durchstich unter dem
Gebidum läutete Visperterminen 1915 die Ära der Tunnelbauten ein. Die Schmelzwasser der
Gletscher, die in tiefen Schluchten der Rhone zuströmen, sind die wichtigsten Quellen der
künstlichen Bewässerung. Wie das Beispiel der Riederi zeigt, war es schwierig, die Wasser-
fassung an der wilden Massa einzurichten. Ursprünglich schöpften die Rieder das Wasser
bei Rischinen ob Blatten und ab 1824 in Unterbächen auf Belalp. Die Natischer erneuerten die
Fuhre jetzt teilweise und nennen sie immer noch Riederi. Der Wasserbezug auf der rechten
Talseite bedeutet, dass die Suone die Schlucht in einem Luftkännel überquerte. Erst später zapften
die Bergler den Abfluss des Aletschgletschers an. Sie bauten die Schöpfe auf der rechten Talseite,
so dass der 18 m lange Kännel über die Massa weiterhin erforderlich war. 1935 wurde dieser
einmal mehr von Eisschollen weggerissen. Als nach fünftätiger Arbeit an dessen Stelle Metallröhren
hingen, mussten die Bauern mitansehen, wie diese von der hochgehenden Massa fortgetragen
wurden. Während 16 heissen Sommertagen floss kein Wasser auf die Wiesen von Ried. Heute hat
sich der Gletscher weit zurückgezogen und die Staumauer Gebidum stoppt den Wildbach. Das
Kraftwerk versorgt die Bitscher Bauern direkt mit Wasser aus dem Stausee. Durch die Schlucht
fliesst nur noch Regen- und Quellwasser. Keine der bedeutenden Suonen ist in privatem Besitz.
Sie gehören einer Geteilschaft (Genossenschaft) oder, wenn nur sie die Bauherrin war, der
Gemeinde. Die Besitzer eines Territoriums bauten eine Leitung und legten Rechte und Pflichten fest.
An der Spitze stand der Vogt, der mit dem Wasserbhüter, die Hauptverantwortung für die Suone trug.
Die Wasserrechte waren an den Boden gebunden, mit Ausnahme von Saxon, wo die 830
Anteilscheine ihren Besitzern Bezugsrechte von drei Stunden pro Anteilschein sicherten.
Verheiratete sich eine Tochter auswärts, musste sie ihre Rechte verkaufen. Wasserstunden wurden
oft nicht schriftlich festgehalten, sondern in Holzstäbe (Tesseln) eingekerbt, u.a. auch in Eischoll,
Mund und Ausserberg. Striche, Punkte oder Initialen standen für die Hauszeichen. Bei den Rechten
bedeutete ein ganzer Querschnitt in Naters vier Wasserstunden (1 Virzit) und ein viereckiger
Einschnitt 1 Std. Die Arbeitstage hielt man auf den Werktesseln fest. Die Natischer tesselten
teilweise bis 1950 (Unteri Flüöjeri), während Birgisch die Rechte vor 1920 in ein Buch eintrug. In
Naters gibt es z. Zt. noch rund 20 aktive Genossenschaften, die ihre Mitglieder jeden April per
Anschlag zum Schortag einladen. In den Bergdörfern verkündete der Weibel diese Aufgebote nach
dem Sonntagsgottesdienst. Kurz vor der Weggabelung bei Punkt 1269 m.ü.M. erreichen wir eine
sehr schöne Aussichtsterrasse. Das Rhonetal liegt uns zu Füssen. Auf der gegenüberliegenden Seite
die firnglänzenden Eisriesen. Bei der Weggabelung auf Punkt 1269 m.ü.M. verlassen wir die
Obersta Suone und wandern Richtung Oberbirgisch. Mit Blick auf Mund, geht es nun über grüne
Weiden abwärts nach Oberbirgisch. Kurz nach dem passieren von Oberbirgisch, biegen wir rechts
ab und wandern weiter Richtung Mundchi. Wir laufen nun wieder taleinwärts ins Gredetschtal
hinein, und dazu neben der Grossa Suone. An der orographisch linken Seite des Mundbaches, geht
es über eine breite Forststrasse nach Mundchi 1197 m.ü.M. Hier bei dieser Weggabelung biegen wir
nun links Richtung Mund ab. Ein kurzes Teilstück laufen wir nun der “Stigwasser” Suone, 1521 zum
ersten Mal erwähnt entlang. Auch diese Suone wird im Gredetschtal beim Mundbach auf
ca. 1300m gefasst. Glücklich einen traumhaften Wandertag erlebt zu haben erreichen wir wieder
unseren Ausgangspunkt nämlich Mund. Mit dem Auto sind wir danach nach Grächen gefahren. Im
Hotel Collina haben wir unser Hotelzimmer bezogen. Personal unfreundlich. Infrastruktur könnte
ein bisschen moderner sein, ist ein bisschen in die Jahre gekommen. Für den Parkplatz muss man
noch zusätzlich bezahlen!
Hotel Collina
Wir beschliessen nicht im Hotel zu Essen und fahren ins Dorfzentrum von Grächen. Im Hotel
Walliserhof haben wir danach sehr gut gegessen. Zurück im Hotel packen wir für den morgigen
Tag unsere Rucksäcke. Morgen geht es hinauf zur Bordierhütte. Wird sicher eine spannende
Angelegenheit sein, über den Gletscher zu laufen. Zufrieden schlafen wir ein.

Die Wanderung führt teilweise durch
kurze Tunnelstrecken – an wenigen
Stellen ist es auch etwas luftig-,
dann wieder durch wuchernden Wald.
Diese romantische Wasserleitung
bietet auf kurzer Distanz alle
erdenklichen Schönheiten. Die Tunnels
sind von Vorteil, wenn sie mit Lampen
begangen werden, und es macht auch
riesig Spass, sich im Halbdunkeln
voranzutasten, im Wissen, das der
rauschende Wasserkanal nur eine
Schuhbreite neben einem herabfliesst.
Unvergessliche, schöne, spannende
Suonen-Wanderung oberhalb von Mund,
die teilweise an steilen Felsabbrüchen
entlang führt, und deshalb mit Vorsicht
zu begehen ist. Mehrere recht enge
Tunnels, einige Passagen sind mit
Drahtseilen gesichert.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 3 1/2 Std. 9,7 km
ca.670m Aufstieg
ca.670m Abstieg
1656m höchster Punkt
1160m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franc0



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