Wallis - Geschrieben am Samstag, Juli 11, 2015 13:35 von Franco - 0 Kommentare

Bergwanderung Zinal – Cabane du Grand Mountet – Zinal

11.7.15

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergwanderung Zinal – Cabane du Grand Mountet – Zinal

Im schönen Hotel “Au manoir d’Anniviers” haben wir richtig gut geschlafen.
Nach dem packen der Rucksäcke und zusammenstellen der Unterlagen für die nächste
Wanderung, gingen wir im Frühstücksraum und genossen das reichhaltige Frühstück.
Au manoir d’Anniviers
Mit dem Auto fuhren wir danach von Vissoie, (hier befindet sich unser Hotel), im Val d’Anniviers
weiter taleinwärts bis nach Zinal.
Val d’Anniviers
Beim Val d’Anniviers handelt es sich um das östlichste Walliser Seitental, in dem französisch
gesprochen wird – der alte deutsche Name Eifischtal ist kaum noch geläufig. Es ist die Heimat
der kampfeslustigen Eringerkühe, eine malerische Talschaft mit verstreuten Dörfern und Weilern,
die voller historischer Baukultur stecken und umringt sind von einigen der schönsten Walliser
Drei- und Viertausender. Dafür fahren die Bergsteiger meist in das oberste Dorf Zinal, das
neben seinen charmanten sonnenverbrannten Häusern aus Lärchenholz mittlerweile zwar auch
moderne Gesichtszüge bekommen hat, jedoch nicht jenen lauten Trubel, der weltberühmte
Destinationen wie Zermatt ganz selbstverständlich vereinnahmt. Das Val d’Anniviers ist im
Ganzen wesentlich intimer geblieben. Rund um Zinal wollen wir nun die majestätischen Bergwelt
des Talschlusses entdecken. Ein Bergmagazin titelte vor ein paar Jahren gar mit dem
pathetischen Schlagwort “Kaiserkrone”, deren höchste und namhafteste Zacken immerhin solche
Kaliber wie Weisshorn, Zinalrothorn, Obergabelhorn und Dent Blanche sind. Am auffälligsten
präsentiert sich aber eigentlich der “nur” 3668 Meter hohe Besso, der als schwarzes
doppelgipfliges Felshorn inmitten einer gleissenden Gletscherarena so richtig zur Geltung
kommt. Mit dem Auto fahren wir durch Zinal hindurch bis zum grossen Parkplatz vor der Ebene
mit dem Namen “Plat de la Lé” 1675 m.ü.M. Mit dem Auto ist hier Endstation, weiter taleinwärts
fahren ist nicht möglich. In dem einst einsamen Maiensäss Zinal gab es bereits 1859 eine erste
Unterkunft für die Bergsteigerei verfallenen Engländer. Mit dem aufkeimenden Alpentourismus
zogen weitere Hotelbauten nach. Schon bald sprach man von einem Klein-Zermatt, das sich da
zu entwickeln schien. Sogar eine Eisenbahnlinie war geplant, die den Col de Trift durchbohren
sollte, um Zermatt mit Zinal zu verbinden. Der Tunnel wurde glücklicherweise nie realisiert
und, abgesehen von wenigen Bausünden, ist Zinal bis heute ein liebenswerter Ort und
Ausgangspunkt zu einer stattlichen Anzahl von Gebirgsgiganten geblieben. Die begehrtesten
Ziele sind natürlich die fünf Viertausender der “Kaiserkrone” von Zinal: Herrscherin ist die
Dent Blanche, die auch der wichtigsten tektonischen Decke aus afrikanischem Urgestein ihren
Namen gab. Neben der herausragenden Lage fällt die besondere Symmetrie des Gipfels auf.
Die Grate sind fast exakt nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet und bilden, auf der
Karte betrachtet, ein Kreuz. Den Gipfel zu knacken setzt beste alpinistische Fähigkeiten voraus,
gilt der “Weisse Zahn” doch als schwierigster Viertausender der Alpen. Die leichteste Route
über den Südgrat wurde am 18. Juli 1862 erstmals von den Engländern Kennedy und Wigram mit
ihren Führern Croz und Kronig gemeistert. Um einiges anspruchsvoller stellen sich der
westliche Ferpèclegrat sowie der Ostgrat dar. Letzterer wird auch als Viereselsgrat bezeichnet,
denn ein Veteran der Erstbesteigergruppe soll ausgerufen haben: “Wir sind doch vier Esel,
auf diesem Wege aufgestiegen zu sein!” Schon die Zustiege zu den Stützpunkten der Kaiserkrone,
zur Cabane du Petit Mountet, zur Cabane du Grand Mountet, zur Cabane d’Arpitettaz oder zur
Tracuithütte, liefern einzigartige Eindrücke in die Welt der Eisriesen und sind auch für
trittsichere Bergwanderer ein lohnenswertes Tagesziel für sich. Wer die ursprüngliche,
majestätische Welt der Walliser Bergriesen erleben will, und dies auf einem normalen
Wanderweg, für den gibt es vielleicht nichts Besseres als das hinterste Val d’Anniviers.
Hier klettert von Zinal auf knapp 1700 Metern ein Wanderweg zur 2886 Meter hohen
Cabane du Mountet inmitten der “Couronne imperiale”, eines eindrücklichen Kranzes von
vergletscherten Viertausendern. Endlich kann unsere Wanderung beginnen. Sie wird uns heute
zur Cabane du Grand Mountet führen. Die Cabane du Grand Mountet ist sicher eines der grossen
Hüttenziele in den ganzen Alpen. Diese Tour führt in einen völlig entlegenen Gletscherkessel.
Beherrschend ist hier nicht eine grosse Weitsicht, sondern der beeindruckende Blick auf die
riesigen Gletscherströme und die riesigen Berge, die wie in einem Amphitheater in den Himmel
ragen. Doch all dies kann man nur erreichen und geniessen, wenn man den langen, anstrengenden
und relativ anspruchsvollen, aber für einen trittsicheren Bergwanderer durchaus begehbaren Weg
hinter sich gebracht hat. Dafür empfiehlt es sich früh aufzustehen. Das erste Drittel der Strecke
zeigt sich noch einfach und gemütlich. Vom Parkplatz führt eine breite Kiesstrasse durch die
Schwemmebene der Navisence. Das laufen durch diesen langen Talboden ist ideal zum Einlaufen.
Bis in den Juli hinein säumen hier noch Blumenwiesen den Weg, die jede Hustenmittelwerbung weit
in den Schatten stellt. Statt auf der Naturstrasse auf der Westseite der Navisence kann man auch
auf deren Ostseite den Talboden durchqueren – besonders im hinteren Teil eine schönere Route.
Diese Strecke sind wir auf dem Rückweg gelaufen und ist wie erwähnt eine schöne Alternative.
Bei der Weggabelung Punkt 1723 m.ü.M. laufen wir geradeaus weiter und können bei
Punkt 1822 m.ü.M. einen schönen Wasserfall bestaunen. Der Fahrweg steigt nun hinauf nach
Le Vichiesso 1862 m.ü.M. Nach einer ersten Steilstufe, hoch über den tosenden Wassern der
Navisence, wandern wir an Punkt 1885 m.ü.M. vorbei. Der Wanderweg führt uns weiter Taleinwärts.
Kurz danach wieder eine Weggabelung. Zum ersten Mal hat man hier einen beeindruckenden Blick
auf den Grand Cornier und die dahinter aufragende Dent Blanche im Morgenlicht. Hier verzweigt
sich nun der Weg. Rechts führt ein Fahrweg nach Westen weiter hinauf zur wenig höher gelegenen
Cabane du Petit Mountet. Nicht zu verwechseln mit der Cabane du Grand Mountet!
Cabane du Petit Mountet
Hier bei der Weggabelung, biegen wir links ab und erreichen die Navisence. Über eine solide
Holzbrücke überqueren wir den rauschenden Gletscherbach, und erreichen auf der anderen Seite
des Baches, kurz nach der Holzbrücke wieder eine Weggabelung. Hier führt ein Weg nach Osten,
links zum Roc de la Vache bzw. zur Cabane d’Arpitettaz an der Westflanke des Weisshorns.
Der Weg zur Cabane du Mountet jedoch klettert in den hinteren Talkessel, wo bereits die ersten
Hängegletscher des Grand Cornier sichtbar sind. Wir biegen nun also rechts ab und wandern weiter
taleinwärts. Der Pfad führt zuerst noch eben am Fluss entlang. Dann fängt er sehr schnell
kräftig anzusteigen. In diesem Abschnitt gewinnt man einen beträchtlichen Anteil des gesamten
Höhenunterschieds. Allerdings ist hier der Weg zwar steil, aber ohne weitere Schwierigkeiten.
Über Punkt 2299 m.ü.M. wandern wir nun herzhaft durch blumenreiche Matten die Flanke des Besso
hoch. Nach diesem Aufstieg wird der Weg erstmal flacher und zieht am Hang unterhalb des Besso
entlang. Vorbei an Punkt 2430 m.ü.M. erreichen wir die erste von zwei Rinnen. Die erste Rinne
wird kurz oberhalb dieser überquert, und stellt keine grösseren Probleme dar. Vorbei an einem
Kreuz das auf einem riesigen Felsbrocken montiert ist, laufen wir weiter die ganze Zeit im
Schatten, wohingegen der gegenüberliegende Hang mit Grand Cornier und Dent Blanche von der
Sonne schon lange beschienen ist. Bei Punkt 2587 m.ü.M. überqueren wir den Gebirgsbach
Tsina de Vio und erreichen kurz danach die zweite Rinne. Diese ist nun ein ganzes anderes
Kaliber als die erste. Der Weg führt tief in diese Rinne hinein. Rutschig, steil und ausgesetzt
ist dieses Teilstück. Da die Schlucht Steinschlag gefärdet ist, wird die Schlucht mittels einer
Betongalerie überwunden. Diese ist wiederum schon sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Grosse
Felsbrocken donnern hier regelmässig ins Tal. Bei Regen möchten wir hier nicht stehen. Wie wir
gehört haben, wird diese Betongallerie durch eine Hängebrücke ersetzt. Es ist unglaublich was hier
diese Galerie, für einen wahnsinnigen Druck von den Felsmassen standhalten muss. Steil,
ausgesetzt und seilgesichert erreichen wir bei Punkt 2723 m.ü.M. der Ausläufer des Besso. An
allen etwas ausgesetzten Stellen ist der Weg in einem exzellenten Zustand und sehr gut gesichert.
Eher hängen ein paar Seile bzw. Ketten zu viel als zu wenig. Wir überwinden die letzte
seilgesicherte Steilstufe, und stehen nun inmitten des grossen Gletscherkessels. Der Weg ist hier
eher flach und verläuft über riesige Geröllfelder. Die Aussicht auf die Gletscherriesen wird
dabei immer beeindruckender. Vom Hüttenanstieg ist die Cabane nie sichtbar, erst am Schluss,
nach einer langen Geröllhalde Punkt 2840 m.ü.M., wenn man die Felsrippe des Mammouth
umgangen hat, stehen wir unvermittelt vor der Cabane du Grand Mountet 2886 m.ü.M.
SAC Cabane du Grand Mountet
Die Cabane steht wie auf einem Aussichtspodest, das inmitten einer atemberaubenden Gebirgswelt
mit Pyramiden, Zacken und Domen, Hängegletschern und hoch aufragenden Felswänden erbaut
wurde. Fast rundherum umschliessen die Eisriesen die Hütte, mit drei Viertausendern,
dem Zinalrothorn, dem Obergabelhorn und der Dent Blanche sowie einem halben Dutzend Gipfeln,
die diese Grenze nur knapp verpassen. Mächtige Eisstrome fliessen regungslos von den Hängen
und vereinigen sich weiter unten zum Glacier de Zinal. Die Aussicht ist atemberaubend, wir
verweilten eine lange Zeit in dieser grandiosen Hochgebirgslandschaft.
Der Abstieg erfolgte danach auf dem Aufstiegsweg.
Auf dem Heimweg, liessen wir es uns nicht nehmen, das Dorf Grimentz zu besuchen.
Grimentz
Der Bummel durch dieses Dorf, bildete den zweiten Höhepunkt an diesem Tag. Grimentz, ein
typisches Dorf par excellence, ist ein Kleinod der Kultur. Die autofreie, enge Hauptgasse ist
gesäumt von sonnenverbrannten Holzhäusern und geschmückt mit hunderten von feurigroten
Geranien. Wer seine geraniengeschmückten Gässchen entlanggeht, unternimmt unwillkürlich eine
Zeitreise in die Geschichte. Uns hat Grimentz sehr gefallen. Nach diesem schönen Dorfrundgang
sind wir mit dem Auto nach Vissoie zu unserem Hotel “Au Manoir d’Anniviers” zurück gefahren.
Au manoir d’Anniviers
Nach dem Duschen und frische Kleider anziehen, sind wir nach St.Luc gefahren.
Wie viele Teile Europas wurde auch das Wallis im 5. und 6.Jahrhundert vor Christus von der
keltischen Kultur geprägt. Noch bis Ende des 19.Jahrhunderts hiess St-Luc schlicht Luk,
hergeleitet von “lucus”, dem keltischen Wort für Wald. Bei grossen Steinblöcken zelebrierten
die Kelten damals ihren Kult unter dem freien Himmelszelt. Mehrere solcher Opfersteine sind
im Val d’Anniviers wie auch im Val d’Hérens gefunden worden. Der Grösste liegt im Wald nur
wenig oberhalb von St.Luc. Der harte Gneisblock, 14 Meter lang und 6 Meter 50 breit, ist in
mehrere Stücke unterteilt, in die über 300 schalenartige Vertiefungen eingraviert sind.
Diese Opferschalen, vermuten Wissenschaftler, dienten zum Auffangen von tierischen und mitunter
wohl auch menschlichem Opferblut, das den Göttern dargeboten wurde. Zum Glück müssen wir nicht
so ein Opfer bringen um etwas gutes Essen zu können. Wir nahmen bei einem freien Tisch auf der
sehr schönen Terrasse des Hotel “Bella Tola” platz.
Hotel Bella Tola
Wir genossen das gute Essen, die Aussicht, das Wetter und das wir auch heute wieder eine
wunderschöne Wanderung geniessen konnten.

Der ganze Weg ist nicht schwierig,
aber auch nicht einfach – einige
Stellen sind mit Seilen gesichert.
Langes Wandern über Blockschutt.
Aussicht auf einige der schönsten
Walliser Viertausender.
Die Lage der Cabane ist nichts
anderes als spektakulär.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 7 Std. 19,9 km
ca.1540m Aufstieg
ca.1540m Abstieg
2886m höchster Punkt
1675m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



Es können keine Kommentare abgegeben werden.

AKTUELL IM BLOG


    Notice: Undefined variable: pre_HTML in /var/www/ch.giacomello.archive.blog/wp-content/themes/wanderungsblog/sidebar.php on line 59

    Notice: Undefined variable: post_HTML in /var/www/ch.giacomello.archive.blog/wp-content/themes/wanderungsblog/sidebar.php on line 67

MEHR ZUM THEMA Jakobsweg


MEHR ZUM THEMA Tessin


MEHR ZUM THEMA Glarnerland