Tessin - Geschrieben am Sonntag, September 11, 2016 22:03 von Franco - 0 Kommentare
Bergwanderung Peccia – Capanna Poncione di Braga
11.9.16
Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergwanderung Peccia – Capanna Poncione di Braga – Peccia
Trotz Hundegebell in der Nacht haben wir gut geschlafen. Wir packen die
Rucksäcke und gehen danach hinunter in den Frühstücksraum vom
Albergo Elvetico.
Albergo Elvetico
Wir treffen Uli und Hanspeter draussen im schönen giardino con terrazza.
Zusammen geniessen wir das Frühstück und besprechen die heutige Wan-
derung. Mit dem Auto sind wir dann zuhinterst im Maggiatal gefahren. Bei
Peccia sind wir links ins Valle di Peccia abgebogen. Vorbei an San Carlo und
Piano di Peccia fuhren wir weiter taleinwärts bis kurz nach San Antonio. Bei
einem kleinen Parkplatz parkierten wir das Auto. Ab hier herrscht Fahrver-
bot. Wir ziehen unsere Wanderschuhe an, schultern unsere Rucksäcke und
starten die Wanderung. Vom kleinen Parkplatz führt uns die Werkstrasse
über den Fiume Peccia, vorbei an Punkt 1150 m.ü.M., alles nun an der oro-
graphisch linken Seite des Peccia Fluss aufwärts. Links von uns ist der Mar-
morbruch ersichtlich das den ganzen Talschluss einnimmt.
In diesem Marmorbruch wird der berühmte Marmor von Peccia abgebaut.
“Virginio chiaro” ist heller Marmor aus dem Valle di Peccia, dem Tal mit
dem einzigen Marmorsteinbruch der Schweiz. Der Stein ist fast so hell wie
die Milch, die weiter hinten zu Alpkäse verarbeitet wird. Im Steinbruch von
Ghièiba (Peccia) wird immer noch der beliebte “helle Peccia-Marmor” abge-
baut. Das Vorkommen war schon im Jahr 1700 bekannt; erst im Jahr 1900
fasste man den Abbau ins Auge, mit dem man 1946 begann. Bei Punkt
1197 m.ü.M. überqueren wir wieder den Fiume Peccia. Links von uns führt
die Werkstrasse zum Abbaugelände des Peccia Marmor. Wir biegen rechts
ab, überqueren den kleinen Bach Ri della Crosa und beginnen mit dem Auf-
stieg. Bei Punkt 1305 m.ü.M. biegen wir rechts ab und wandern über die
steile Bergflanke von Erta 1378 m.ü.M. taleinwärts. Der Ri della Froda wird
uns rechterhand nun lange Zeit begleiten. Bei Punkt 1555 m.ü.M. erreichen
wir eine Alpstrasse die uns Via Casgioléir 1558 m.ü.M., nach Sassello
1581 m.ü.M. bringt. Vorbei an einer Kapelle besteht die Möglichkeit auf der
Alpstrasse zu bleiben oder auf dem Wanderweg zu bleiben, was wesentlich
kürzer ist. Der Wanderweg zieht nun steiler weiter taleinwärts zu Punkt
1745 m.ü.M. Hier treffen wir wieder auf die Alpstrasse, die dem Ri della
Froda folgend, nun eine Linkskurve durchführt. Wir erreichen die noch
bestossene Alpe Corte della Froda, wo wir uns einen Weg durch Kühe und
Geissen bahnen müssen, und über eine Brücke den Ri della Froda zu über-
queren. Bei der Weggabelung 1751 m.ü.M. biegen wir links ab und steigen
- nun den Ri della Froda linkerhand – weiter aufwärts Richtung Talschluss,
der sich mächtig vor uns auftut.
Im Tessin ist die Spannbreite der Landschaftsbilder schon herausragend.
Meist wird mit dem Schweizer Südkanton ja ein mediterran angehauchtes
Flair assoziiert, Bilder von Palmen und Zypressen über blauen Seen, die
sich buchtenreich um bewaldete Bergzüge schmiegen. Dass es im nördli-
chen Tessin, dem Sopra Ceneri ganz anders aussieht, dass uns dort die
raue Wirklichkeit der Hochalpen mit steinernen Kreten und Hochkaren
sowie einer mehr als schroffen Topografie umgibt, mag vielleicht überra-
schen. So gibt es beispielsweise über den verzweigten Talschlüssen des
Valle Maggia Lieblichkeit allenfalls punktuell zu entdecken, dafür aber
eine Berglandschaft voller Charisma. Geprägt wird sie vor allem durch
den Granit – unten in den Dörfern ebenso wie auf den kleinen, kunstvoll
gefügten Pfaden zu kargen Alpgründen, die früher selbst in verwegensten
Lagen bewirtschaftet wurden, nun aber zunehmend verfallen. Und ganz
selbstverständlich auch in der höchsten Etage, wo ausgeprägte Granit-
schneiden das typische Antlitz der Tessiner Berge vermitteln. Gerade im
Sopra Ceneri tut sich ein grossartiges Betätigungsfeld für Trekkingfreun-
de auf, gibt es hier doch ein weitverzweigtes Routennetz und dazu ein
besonderes, vielfältiges Hüttenwesen. Neben dem SAC unterhalten nä-
mlich noch eine ganze Reihe lokaler bzw. regionaler Vereinigungen Berg-
unterkünfte, nicht selten auf Selbstversorgerbasis. Die Federazione
Alpinistica Ticinese (FAT) versammelt die wichtigsten unter ihrem Dach.
Wir erreichen die Weggabelung bei Punkt 1843 m.ü.M. Links abbiegend
besteht die Möglichkeit weiter auf der Alpstrasse zu bleiben, und via sehr
grossen, endlosen Kehren, an Höhe zu gewinnen. Langweilig.
Biegt man rechts ab, geht es über einen sehr steilen Bergweg über
Chiügnöö 2001 m.ü.M. auf direktem Weg, und darum wesentlich kürzer,
aufwärts. Spannend.
Wir biegen rechts ab und sofort ist der Bergweg steil und zwar sehr steil!
Hier sind wir dankbar um unsere Wanderstöcke. Der Bergweg führt durch
hohes Gras und einen lichten Lärchenwald. Der Bergweg ist wegen dem
hohen Gras, und auch weil dieser Weg vermutlich nicht oft begangen wird,
teilweise nicht ersichtlich. Bei Nässe wird der Aufstieg zu einer Tortur.
Links von uns strömt der Ri della Froda steil ins Tal hinunter. Obwohl
weite Strecken der heutigen Wanderung keine eigentlichen Schwierigkei-
ten innewohnen, eignet sie sich insgesamt nur für Berggewohnte. Denn
in den Tessiner Alpen ist die breite “Wanderautobahn” eine absolute Aus-
nahme, meist sind es kleine Pfade mit leicht abenteuerlichem Touch, die
wir hier begehen, oder sogar vollkommen wegloses Gelände, bei solch
einem Gepräge ist Überlaufenheit natürlich kaum zu befürchten.
In einer kleinen Mulde legen wir eine kleine Rast ein. Wir sind schweissge-
badet, aber wir haben die Gewissheit, das sich diese Variante gelohnt hat.
Zu schön war es zwischen lichten Lärchenwald und hohem Gras hinauf zu
steigen. Rechterhand von Punkt 2146 m.ü.M. (Brücke über den Ri della
Frodda) erreichen wir wieder die Alpstrasse. Dieser führt zur Alpsiedlung
Piatto della Froda. Der Name Piatto sagt es schon aus, das Gelände ist nun
nicht mehr so steil wie vorher. Wir überqueren die Alpstrasse und ziehen
über Alpweiden hinauf zum Sattel Filo della Tanèda. Links von uns der fel-
sige Tanèda, rechts von uns der blaue Lago della Froda. Die Capanna Pon-
cione di Braga ist nun ersichtlich. Wir geniessen die schöne Aussicht und
machen uns danach auf den Abstieg. Zum Teil weglos, Markierungen sind
auch nicht vorhanden, durchqueren wir danach die Alpe Masnee. Am bes-
ten nimmt man sich hier die Freiheit, seinen eigenen Weg zur Capanna zu
suchen – das Gelände ist in keiner Weise schwierig. Bei Punkt 2082 m.ü.M.
überqueren wir den Ri della Cròsa – ihn werden wir später wieder begeg-
nen -, und erreichen über schöne Alpweiden und an Lärchenbäumen vorbei,
die Capanna Poncione di Braga 2003 m.ü.M.
Capanna Poncione di Braga
In freier Balkonlage im unteren Teil der grossen Alpe di Sròdan, inmitten
eines typischen südalpinen Bergkessels, bewacht von mächtigen Bergen,
wie dem Pizzo Castello und dem Pizzo della Rossa, erwartet uns eine ge-
pflegte Selbstversorger Hütte, wie das bei Hütten im Tessin ja vergleichs-
weise oft der Fall ist. Die Hütte liegt so, dass der Alltag in Vergessenheit
gerät. Auf der grossen Terrasse legen wir die verdiente Mittagspause ein.
Bei so einer Aussicht schmeckt das mitgebrachte Essen umso besser.
Leicht an Höhe verlierend verlassen wir danach die Capanna über die Wei-
den von Grasso del Piatto, überqueren bei Punkt 1895 m.ü.M. der Ri delle
Spondelle, und erreichen die Weggabelung bei Punkt 1775 m.ü.M. Wir las-
sen die Alphütten von Corte di Fondo di Sròdan rechts abseits, und neh-
men links den steil abfallenden Waldpfad unter die Füsse. Gleichzeitig
verlassen wir nun die freien Hänge und laufen durch einen schönen Lär-
chenwald. Da der Hauptwanderweg über die Corte di Fondo di Sròdan
führt, und dies eine Abkürzung ist, wird vermutlich aus diesem Grund,
diese Variante nicht unterhalten. Im Winter ist dies vermutlich auch ein
Lawinenzug. Umgekippte Lärchen versperren einem den Weg. Zeitweise
ist der Weg nicht auszumachen. Wildes, schönes, abenteuerliches Tessin.
Kurz danach stösst von rechts der Wanderweg von der Corte di Fondo di
Sròdan hinzu. Ab hier ist der Wanderweg wieder gut ersichtlich und mar-
kiert. Steil durch den lichten Lärchenwald, führt uns der Wanderweg an
Punkt 1623 m.ü.M., und am schönen Wasserfall des Ri della Cròsa vorbei.
Bei Punkt 1452 m.ü.M. stösst von rechts die Alpstrasse die vom Marmor-
bruch in vielen Serpentinen hier hinauf führt, hinzu. Links von uns ist ein
Tunnel ersichtlich. Die Alpstrasse führt durch diesen Tunnel ins obere
Valle die Peccia. Wir lassen das Tunnelportal und die Alpstrasse unbeach-
tet, überqueren die Alpstrasse, und nehmen einen schmalen Bergpfad der
uns problemlos, links vom Ri della Cròsa hinunter führt. Bei der Wegga-
belung 1305 m.ü.M. erreichen wir den Aufstiegsweg vom Vormittag. Der
Abstieg erfolgte danach auf dem Aufstiegsweg.
Im Albergo Elvetico in Locarno beziehen wir wieder unser Hotelzimmer.
Albergo Elvetico
Hotelzimmer und Bad sind OK. Preis-Leistungsverhältniss stimmt.
Bei Chiügnöö eher
anspruchsvolles
Wandern in steilem
Gelände.
Bei Nässe nicht
zu empfehlen.
Ansonsten einfache
Wanderwege.
z.T. recht dürftig
markiert und
wenig begangen.
Ausdauer und
Orientierungssinn
von Vorteil.
Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 5 1/2 Std. 13 km
ca.1350m Aufstieg
ca.1350m Abstieg
2350m höchster Punkt
1152m tiefster PunktÜber einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuenManuela & Franco
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