Wallis - Geschrieben am Sonntag, Juli 12, 2015 12:25 von Franco - 0 Kommentare

Bergwanderung Zinal – Cabane d’Arpitettaz – Zinal

12.7.15

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergwanderung Zinal – Cabane d’Arpitettaz – Zinal

Im schönen Hotel “Au manoir d’Anniviers” haben wir richtig gut geschlafen.
Nach dem packen der Rucksäcke und zusammenstellen der Unterlagen für die nächste Wanderung,
gingen wir im Frühstücksraum und genossen das reichhaltige Frühstück.
Au manoir d’Anniviers
Mit dem Auto fuhren wir danach von Vissoie, (hier befindet sich unser Hotel), im Val d’Anniviers
weiter taleinwärts bis nach Zinal.
Val d’Anniviers
Beim Val d’Anniviers handelt es sich um das östlichste Walliser Seitental, in dem französisch
gesprochen wird – der alte deutsche Name Eifischtal ist kaum noch geläufig. Es ist die Heimat
der kampfeslustigen Eringerkühe, eine malerische Talschaft mit verstreuten Dörfern und Weilern,
die voller historischer Baukultur stecken und umringt sind von einigen der schönsten Walliser
Drei- und Viertausender. Dafür fahren die Bergsteiger meist in das oberste Dorf Zinal, das
neben seinen charmanten sonnenverbrannten Häusern aus Lärchenholz mittlerweile zwar auch
moderne Gesichtszüge bekommen hat, jedoch nicht jenen lauten Trubel, der weltberühmte
Destinationen wie Zermatt ganz selbstverständlich vereinnahmt. Das Val d’Anniviers ist im
Ganzen wesentlich intimer geblieben. Rund um Zinal wollen wir nun die majestätischen Bergwelt
des Talschlusses entdecken. Ein Bergmagazin titelte vor ein paar Jahren gar mit dem
pathetischen Schlagwort “Kaiserkrone”, deren höchste und namhafteste Zacken immerhin solche
Kaliber wie Weisshorn, Zinalrothorn, Obergabelhorn und Dent Blanche sind. Am auffälligsten
präsentiert sich aber eigentlich der “nur” 3668 Meter hohe Besso, der als schwarzes
doppelgipfliges Felshorn inmitten einer gleissenden Gletscherarena so richtig zur Geltung kommt.
Mit dem Auto fahren wir durch Zinal hindurch bis zum grossen Parkplatz vor der Ebene
mit dem Namen “Plat de la Lé” 1675 m.ü.M. Mit dem Auto ist hier Endstation, weiter taleinwärts
fahren ist nicht möglich. In dem einst einsamen Maiensäss Zinal gab es bereits 1859 eine erste
Unterkunft für die Bergsteigerei verfallenen Engländer. Mit dem aufkeimenden Alpentourismus
zogen weitere Hotelbauten nach. Schon bald sprach man von einem Klein-Zermatt, das sich da
zu entwickeln schien. Sogar eine Eisenbahnlinie war geplant, die den Col de Trift durchbohren
sollte, um Zermatt mit Zinal zu verbinden. Der Tunnel wurde glücklicherweise nie realisiert
und, abgesehen von wenigen Bausünden, ist Zinal bis heute ein liebenswerter Ort und
Ausgangspunkt zu einer stattlichen Anzahl von Gebirgsgiganten geblieben. Die begehrtesten
Ziele sind natürlich die fünf Viertausender der “Kaiserkrone” von Zinal: Herrscherin ist die
Dent Blanche, die auch der wichtigsten tektonischen Decke aus afrikanischem Urgestein ihren
Namen gab. Neben der herausragenden Lage fällt die besondere Symmetrie des Gipfels auf.
Die Grate sind fast exakt nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet und bilden, auf der
Karte betrachtet, ein Kreuz. Den Gipfel zu knacken setzt beste alpinistische Fähigkeiten voraus,
gilt der “Weisse Zahn” doch als schwierigster Viertausender der Alpen. Die leichteste Route
über den Südgrat wurde am 18. Juli 1862 erstmals von den Engländern Kennedy und Wigram mit
ihren Führern Croz und Kronig gemeistert. Um einiges anspruchsvoller stellen sich der
westliche Ferpèclegrat sowie der Ostgrat dar. Letzterer wird auch als Viereselsgrat bezeichnet,
denn ein Veteran der Erstbesteigergruppe soll ausgerufen haben: “Wir sind doch vier Esel,
auf diesem Wege aufgestiegen zu sein!” Schon die Zustiege zu den Stützpunkten der Kaiserkrone,
zur Cabane du Petit Mountet, zur Cabane du Grand Mountet, zur Cabane d’Arpitettaz oder zur
Tracuithütte, liefern einzigartige Eindrücke in die Welt der Eisriesen und sind auch für
trittsichere Bergwanderer ein lohnenswertes Tagesziel für sich. Wer die ursprüngliche,
majestätische Welt der Walliser Bergriesen erleben will, und dies auf einem normalen
Wanderweg, für den gibt es vielleicht nichts Besseres als das hinterste Val d’Anniviers.
Hier klettert von Zinal auf knapp 1700 Metern ein Wanderweg zur 2786 Meter hohen
Cabane d’Arpitettaz inmitten der “Couronne imperiale”, eines eindrücklichen Kranzes von
vergletscherten Viertausendern. Endlich kann unsere Wanderung beginnen. Sie wird uns heute
zur Cabane d’Arpitettaz führen. Die Cabane d’Arpitettaz ist sicher eines der grossen Hüttenziele
in den ganzen Alpen. Diese Tour führt in einen völlig entlegenen Gletscherkessel. Beherrschend
ist hier nicht eine grosse Weitsicht, sondern der beeindruckende Blick auf die riesigen
Gletscherströme und die riesigen Berge, die wie in einem Amphitheater in den Himmel ragen.
Vom Parkplatz führt eine breite Kiesstrasse durch die Schwemmebene der Navisence. Das laufen
durch diesen langen Talboden ist ideal zum Einlaufen. Bis in den Juli hinein säumen hier noch
Blumenwiesen den Weg, die jede Hustenmittelwerbung weit in den Schatten stellt. Statt auf der
Naturstrasse auf der Westseite der Navisence kann man auch auf deren Ostseite den Talboden
durchqueren – besonders im hinteren Teil eine schönere Route. Diese Strecke sind wir auf dem
Rückweg gelaufen und ist wie erwähnt eine schöne Alternative. Bei der Weggabelung
Punkt 1723 m.ü.M. laufen wir geradeaus weiter und können bei Punkt 1822 m.ü.M. einen
schönen Wasserfall bestaunen. Der Fahrweg steigt nun hinauf nach Le Vichiesso 1862 m.ü.M.
Nach einer ersten Steilstufe, hoch über den tosenden Wassern der Navisence, wandern wir an
Punkt 1885 m.ü.M. vorbei. Der Wanderweg führt uns weiter Taleinwärts. Kurz danach wieder
eine Weggabelung. Zum ersten Mal hat man hier einen beeindruckenden Blick auf den
Grand Cornier und die dahinter aufragende Dent Blanche im Morgenlicht. Hier verzweigt sich
nun der Weg. Rechts führt ein Fahrweg nach Westen weiter hinauf zur wenig höher gelegenen
Cabane du Petit Mountet. Hier bei der Weggabelung, biegen wir links ab und erreichen die
Navisence. Die Navisence entspringt am Zinal-Gletscher unter der strengen Aufsicht des Besso.
Über eine solide Holzbrücke überqueren wir den rauschenden Gletscherbach, und erreichen auf
der anderen Seite des Baches, kurz nach der Holzbrücke wieder eine Weggabelung. Hier führt ein
Weg nach Osten, links zum Roc de la Vache bzw. zur Cabane d’Arpitettaz an der Westflanke des
Weisshorns. Der Weg zur Cabane du Mountet klettert rechts in den hinteren Talkessel,
wo bereits die ersten Hängegletscher des Grand Cornier sichtbar sind.
Wir biegen nun an dieser Weggabelung links ab und laufen nordwärts zu Punkt 1908 m.ü.M. wo
sich eine zweite Holzbrücke befindet. Wir überqueren mit Hilfe dieser Brücke wieder ein Bach.
Dieser führt das Gletscherwasser vom Weisshorn und Glacier de Moming in die Navisence. Links
von diesem Bach, führt der Waldweg im Zickzack durch lichten Wald, steil aufwärts bis
Le Chiesso 2082 m.ü.M. Bei der Alpterrasse von Le Chiesso gelangen wir ins freie Gelände und
steigen nun nordwärts ausholend, weiter Richtung Lac d’Arpitettaz. Rechts an Punkt 2155 m.ü.M.
vorbei, erreichen wir eine Weggabelung. Hier biegt von links die Aufstiegsvariante vom
Pass du Chasseur hinzu. T5 Kettensicherung, bei Nässe nicht zu empfehlen. Kurz danach
erreichen wir bei Punkt 2248 m.ü.M. wieder eine Weggabelung. Hier biegen wir rechts ab und
erreichen kurze Zeit später den idyllisch gelegene Lac d’Arpitettaz bei Louchelet.
Das Spiegelbild von Pigne de la Lé, Grand Cornier und Dent Blanche wird jeden begeistern.
Die Dent Blanche ein anderer grosser Viertausender der sogenannten “Kaiserkrone”.
Wir umgehen den See nördlich und machen uns bereit für die folgende lange Aufwärtstraverse
über dem Taleinschnitt, den die Abflüsse des Moming- und des Weisshorngletschers geschaffen
haben. An der Südflanke der Pointe d’Arpitettat querend, geht es über den gemächlichem
Höhenweg langsam steigend, Punkt 2328 m.ü.M. immer weiter in den gewaltigen Kessel hinein.
Der Weg passt sich in wechselnder Steilheit gut dem aus Schafmatten und Schrofen bestehenden
Gelände an. Bei Punkt 2538 m.ü.M. Les Leisses, überqueren wir den ersten von drei Bächen.
Während dem aufwärtslaufen, haben wir einen Ausblick wie im Himalaya. Weisshorn, Schalihorn,
Zinalrothorn, Pointe de Moming, Blanc de Moming und der Besso, geben sich hier ein aufregendes
Stelldichein. Vorbei an grossen Steinmänner erreichen wir die Cabane d’Arpitettaz die sich
direkt unterhalb der gigantischen Weisshorn Westwand befindet. Auf wenigen Hütten kann man
eine solche Bergwand aus so grosser Nähe bewundern.
SAC Cabane Arpitettaz
Die Hütte liegt auf 2786 m Höhe im oberen Teil der Mulde von Arpitettaz auf einem “Bödeli”
unter einer Moräne am Fuss der Westwand des Weisshorns in der Nähe des Col de Milon.
Der Weisshorngletscher geht jedes Jahr zurück und ist heute von der Hütte aus nicht mehr zu
sehen. Vor der Cabane d’Arpitettaz, was im hiesigen Patois “kleine Wiese” bedeutet,
bestaunen wir, während dem Mittagessen die gegenüberliegenden Eiskaskaden
des Glacier de Moming. Was für eine traumhafte Aussicht. Wir legen eine längere Rast als
geplant ein und würdigen ausgiebig die Bergumrahmung. Nach der Mittagspause verlassen wir die
inmitten einem beeindruckenden hochalpinen Felszirkus liegende Hütte. Der Abstieg erfolgte
danach auf dem Aufstiegsweg. Nach dem überschreiten der Navisence biegen wir bei der
Weggabelung links ab und einen einfachen Forstweg erreichen wir über Punkt 1959 m.ü.M. und
2063 m.ü.M. die schön gelegene kleine Privathütte Cabane du Petit Mountet.
Cabane du Petit Mountet
Die Hütte liegt auf der linken Seitenmoräne des Glacier de Zinal auf 2142m, an der oberen Grenze
eines kleines Waldes. Nach einer kleinen Rast verlassen wir die Hütte und machen uns auf dem
Rückweg. Während dem Rückweg bearbeite ich die Fotos auf der Kamera und oh Schreck ich lösche
alle Fotos der Wanderung zur Cabane du Petit Mountet. Zum Glück nur diese Strecke und nicht die
ganze Wanderung. Man sollte halt nicht während dem laufen an der Kamera herumspielen!
Zurück in unserem Hotel “Au Manoir d’Anniviers” in Vissoie,
Au manoir d’Anniviers
haben wir geduscht frische Kleider angezogen und sind danach nach Grimentz gefahren.
Grimentz
Nur 300 Meter lang ist das Dörfchen Grimentz. Und doch eine ganz besondere Pracht: Die
autofreie, enge Hauptgasse ist gesäumt von sonnenverbrannten Holzhäusern und alten
Getreidespeicher, so genannten Stadeln, die man auf den typischen Pilzsteinen erhöht baute,
um die Mäuse vom Korn fernzuhalten. Im Sommer wird das schwarze Holz feurig rot kontrastiert
von der Geranienpracht, für die Grimentz bis weit über die Landesgrenze bekannt ist. Sie ist
fester Bestandteil des Dorfbildes und seit über 80 Jahren Tradition: Damals liessen die
Bäuerinnen, inspiriert vom Blumenschmuck der Kirchen, die Geranien spriessen, um ihre
Zugehörigkeit zur Kirche zu zeigen, aber auch als stummes Gebet, ihre Wünsche mögen sich auch
erfüllen. Heute erfreuen sie damit das Auge der Gäste, die durch das Dorf schlendern, staunen
und fotografieren. Grimentz, ein typisches Dorf par excellence, ist ein Kleinod der Kultur.
Wer seine geraniengeschmückten Gässchen entlanggeht, unternimmt unwillkürlich eine Zeitreise
in die Geschichte. Im Restaurant Becs de Bosson haben wir danach ein Walliser Käsefondue
gegessen. Sehr Empfehlenswert.
Restaurant “Becs de Bosson”
Zufrieden einen sehr schönen Tag erlebt zu haben, ging es danach zu unserem Hotel zurück.

Eindrückliche Höhenwanderung
am Talende von Zinal. Bei guten,
trockenen Verhältnissen ohne
technische Schwierigkeiten.
Die gesamte Route führt über
gut markierte alpine Berg- und
Höhenwege. Aussicht auf einige
der schönsten Walliser Vier-
tausender. Die Lage der Cabane
ist nichts anderes als spektakulär.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 7 Std. 21 km
ca.1520m Aufstieg
ca.1520m Abstieg
2786m höchster Punkt
1675m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



Es können keine Kommentare abgegeben werden.

AKTUELL IM BLOG


    Notice: Undefined variable: pre_HTML in /var/www/ch.giacomello.archive.blog/wp-content/themes/wanderungsblog/sidebar.php on line 59

    Notice: Undefined variable: post_HTML in /var/www/ch.giacomello.archive.blog/wp-content/themes/wanderungsblog/sidebar.php on line 67

MEHR ZUM THEMA Jakobsweg


MEHR ZUM THEMA Tessin


MEHR ZUM THEMA Glarnerland