Tessin - Geschrieben am Samstag, September 14, 2013 23:08 von Franco - 0 Kommentare

Bergtour Monti di Motti – Sassariente

14.9.13

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergtour Monti di Motti – Sassariente

Wir haben im Hotel Al Ponte Antico in Intragna-Golino sehr gut geschlafen.
Schönes Hotel, sehr ruhig gelegen. Sehr freundliche Gastgeberin.
Hotel Al Ponte Antico
Über Locarno sind wir nach Gordola gefahren. Von Gordola führt eine 15 km lange
Strasse hinauf nach Monti di Motti. Das Abenteuer der Wanderung fängt schon bei
der Anfahrt mit dem Auto an. Die Strasse von Gordola hinauf nach Monti di Motti
ist sehr eng, schmal, kurvenreich und steil. Das Kreuzen mit einem anderen Auto
ist ein waghalsiges unternehmen. Man wähnt sich irgendwo in den Anden. In
Monti di Motti 1062 m.ü.M. begann nach dieser halsbrecherischen Fahrt, unsere
Wanderung auf den Sassariente. Wer von Bellinzona über die Magadinoebene auf
der Schiene oder der Strasse Richtung Locarno fährt, sieht an den Südhängen
Rebkulturen (das Tessin ist das viertgrösste Weinbaugebiet der Schweiz) und weit,
weit oben einen Felszahn, dessen Südwand silbrig funkelt. Das ist der Sassariente,
der letzte Gipfel der langen Gebirgskette, die das rechte Ufer des Ticino von seiner
Quelle bis zur Mündung in den Lago Maggiore begleitet. Sassariente heisst aber
auch ein Merlot del Ticino der Fratelli Matasci aus Tenero. Und dieser Wein
(gut 80 Prozent des im Tessin gekelterten Weins ist Merlot) funkelt in den Gläsern,
wenn sich Sonnenstrahlen durch die Bäume auf die Granittische des Osteria
Grotto Monti Motti stehlen. Wer den Grotto vor der Wanderung schon besucht,
sollte den Durst bitte mit «Gazosa» oder Wasser löschen. Denn die Besteigung
des Sassariente mit seinem eisernen Gipfelkreuz verlangen einen klaren Kopf und
sichere Beine. Am Sassariente müssen Fixseile gepackt werden, man läuft über
eine breite und ein bis zwei Meter hohe Mauer. Wir packten die Rucksäcke und
verliessen das auf einer Hochterrasse gelegene Monti di Motti eine ehemalige
Maiensäss und heute Ferienhäuschensiedlung. Ostwärts auf einem Teersträsschen
liefen wir zu einer Weggabelung und dann rechts an sein Ende nordöstlich in einer
Senke hinter dem Mattarone. Der hier beginnende Wanderweg führt nordwärts
in weiten Kehren durch einen dichten Wald hinauf zu den Rustici der Monti della
Scesa 1279 m.ü.M. Taleinwärts in einem weiten Rechtsbogen ausholend liefen wir
weiterhin durch den Wald steil auf die Alpe di Foppiana 1495 m.ü.M. Ostwärts
durch einen Tannenwald (und was davon nach den Lothar-Stürmen übrig geblie-
ben ist) geht es über den 2003 erstellten Wanderweg steil hinauf auf die west-ost
gerichtete Kuppe der Forcarella 1723 m.ü.M. Der Bergkamm hoch über der Val
della Porta bietet eine sehr schöne Aussicht in die Tessiner Berge. Hier stiessen
wir bald auf die Riesenmauer. Internierte Polen haben diese Mauer gebaut, die
sich vom Vorgipfel der Cima di Sassello über den Westgrat hinabzieht, eine
Kuppe hinter dem Sassariente überwindet und 100 Meter östlich der Forcarella
1642 m.ü.M. endet. Anderthalb Kilometer lang ist die Polenmauer – eines der
steinernen Kunstwerke des Tessins. Im Innern kleinere Steine, gegen aussen
grössere und darauf grosse, vorspringende Platten: Alles perfekt passend.
Nichts bewegt sich, ausser dort, wo die Mauer eingefallen ist. Schritt für Schritt
folgt man dieser nahtlos in die Natur gefügten künstlichen Linie. Wie viel
Schweiss, wie viel Kraft, wie viel handwerkliches Geschick die Muraglia polacca
gekostet hat! Auf einer Platte entdeckt man die Jahreszahl 1949 – das Baujahr.
Aber warum wurde diese Mauer überhaupt gebaut? War es ein Beschäftigungs-
programm für Internierte? Man vermutet, dass sie ein Übergreifen gefrässiger
Ziegen und möglicher Waldbrände aus dem Val della Porta auf die Südseite
verhindern sollte. Tatsächlich ist ja die Mauer auf der Nordseite immer hoch,
während man sie von Süden an mehreren Stellen leicht betreten kann. In öst-
licher Richtung nun dem mit Nadelwald bewachsenen Bergkamm folgend zum
Nordgrat des Sassariente hoch, der steil in das nördlich davon gelegene Val di
Porta abfällt, dann in die enge Scharte hinter dem Gipfelaufbau. Links des
Grates auf Pfad ein kurzes Stück abwärts, dann rechts die steile, ein bisschen
ausgesetzt mit Fixseilen gesicherte Ostflanke hinauf zum höchsten Punkt des
Sassariente, den ein Eisenkreuz ziert 1768 m.ü.M. Bei einer traumhaften
Aussicht legten wir hier oben die Mittagspause ein. Vom Sassariente winkt eine
faszinierende Rundschau auf viele Gipfel und Bergketten des Sotto und des
Sopra Ceneri, dazu ein Seeblick vom Feinsten. Insgesamt vermittelt die Tour
starke, kontrastreiche Eindrücke. Der Weg zum Gipfel und zurück ins Tal ist
auch eine kleine Zeitreise: Aus alt (und arm) mach neu (und reich?). Unterwegs
begegnet man so manchem Rustico, das längst zum Weekendhäuschen umfun-
ktioniert worden ist; der Blick hinab in die Magadino-Ebene zeigt eine gezähmte,
auch verstümmelte Natur. Im Mündungsbereich des kanalisierten Ticino starten
Kleinflugzeuge, das grosse Kieswerk gleich daneben grenzt an die Bolle di Maga-
dino, mit ihrem Schilfgürtel Nistplatz zahlreicher Vogelarten. Im Rücken des
Sassariente tut sich eine ganz andere Welt auf: der wilde, menschenleere Graben
des Val della Porta, wuchtig überragt vom Pizzo Vogorno mit ein paar Hunger-
alpen an seinen abschüssigen Hängen – fast schon eine Weltreise von der
Glitzerwelt an den Tessiner Seen entfernt. Auf dem Anstiegsweg zurück zur
Alpe di Foppiana. Kurz nach der Alpe di Foppiana 1495 m.ü.M. nehmen wir
den alten Gratweg unter die Füsse. Dies ist eine Abkürzung wo aber nicht
markiert ist. Alles am Kamm entlang geht es steil abwärts bis zu den Häusern
von Monti della Scesa 1279 m.ü.M. Der restliche Weg ist der gleiche wie beim
Aufstieg. Im Osteria Grotto Monti Motti genossen wir zwei Bianchi.

Der Aufstieg verlangt eine
ordentliche Kondition und
an den steilen Gipfelfelsen
einen sicheren Tritt. Die
letzten fünfzig Höhenmeter
sind sehr steil und deshalb
mit ein paar Eisenhaken und
dicken Hanfseilen gesichert.
Im Gipfelbereich Trittsicherheit
und Schwindelfreiheit erforderlich.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 3 1/2 Std. 9,3 km
ca.790m Aufstieg
ca.790m Abstieg
1768m höchster Punkt
1068m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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