Wallis - Geschrieben am Samstag, August 18, 2018 8:22 von Franco - 0 Kommentare

Bergtour Zwischbergen – Irgilihorn – Zwischbergen

18.8.18

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergtour Zwischbergen – Irgilihorn – Zwischbergen

Gut haben wir im Hotel Tenne in Gluringen geschlafen. Nach einem reichhaltigen
Frühstück, verlassen wir das Hotel und nehmen die heutige Wanderung in Angriff.
Hotel Tenne
Über den Simplonpass fahren wir in das Zwischbergental.
Schon die Anfahrt in das Zwischbergental löst uns das Gefühl auf, alleine auf der
Welt zu sein. Zunächst einmal durch die Anfahrt, denn selbst wenn man über die
grossen transalpinen Verkehrsachsen hierhergelangt, sind schon die Schluchten,
die man hinter Gabi durchquert, alles andere als alltäglich. Dann erreicht man
Gondo, ein Dorf, das durch das Drama vom Oktober 2000 schlagartig bekannt
wurde, als die Regenmassen eine Hangmure auf das Dorf spülten. Womöglich ist
dies der ungeeignetste Ort der Welt, um sich niederzulassen.
In Gondo biegen wir rechts ab und fahren talaufwärts hinein in das Zwischbergental.
Eines der ausgesprochen ruhigen Walliser Täler. Eine schmale und sehr steile Strasse
windet sich in vielen Serpentinen von Gondo ins Tal hinauf und dann entlang der
steilen Talflanke bis zur Siedlung Zwischbergen 1357 m.ü.M. Im Zwischbergental
verstreut liegen hie und da ein paar Häuser.
Man ahnt, dass die Menschen hier ein abgeschiedenes Leben führten. Allein schon
der Winter! Doch das schreckt nicht jeden: Josef Squaratti, verstorben im August
2008 im Alter von 83 Jahren, war in der Region für sein eremitenhaftes Leben
bekannt. Squaratti hat sein ganzes Leben im Zwischbergental verbracht, 30 Winter
davon ganz allein. Teils von der Zivilisation abgeschnitten, da Lawinen die Zufahrt-
strasse verschütteten, sträubte er sich gegen eine Evakuierung. Als kleiner Junge
ging er Jahr für Jahr vom 2.November bis zum 30. April in Bällegga zur Schule,
die etwas eine Stunde Fussmarsch von Zwischbergen entfernt war. Den Rest des
Jahres verbrachte er auf den Feldern. Seine ersten Ski zimmerte er sich aus einem
Weinfass zusammen. Sie dienten nicht als Sportgerät, sondern waren für den Schul-
weg unverzichtbar. Die Landflucht ereilte auch Zwischbergen. Zählte es 1819 noch
110 Einwohner, waren es im Jahr 2000 nur noch 19. Die Einführung technischer
Errungenschaften werden den jungen Mann wohl geprägt haben. 1952 wichen die
Öllampen dem elektrischen Licht. Auch das Radio hielt Einzug in die Häuser der
Talbewohner. Mit Hilfe des Telefon konnte Hilfe angefordert werden. Vorher war
man gezwungen zu Fuss bis nach Gondo abzusteigen. Im Oktober 1949 wurde das
erste Auto angeschafft. 1956 erwarb die Gemeinde eine Schneefräse.
Wir sind überzeugt das es nicht mehr lange dauern wird und das Zwischenbergtal
wird menschenleer sein, vielleicht ist es schon jetzt.
Ausgangspunkt ist die Brücke etwa 1km taleinwärts vom Stausee im Zwischbergental,
dort befindet sich auch eine Parkmöglichkeit. In recht angenehmer Steigung zieht der
Alp-Fahrweg auf der anderen Bachseite den Hang in vier weiten Serpentinen hinauf
und führt dann in den Talgrund des Kapänz hinein. So heisst der Bach der vom
Tschawinersee hinunterzieht. Wie eingeplant nehmen wir den Wanderweg der die
Kehren des Fahrweges wesentlich abkürzt unter die Füsse. Auf diesem schönen, aber
etwas steilen Waldpfad erreichen wir Härd 1407 m.ü.M. und weiter oben Punkt
1572 m.ü.M. wo wir gleichzeitig zum vierten Mal die Waldstrasse queren. Bei Punkt
1684 m.ü.M. erreichen wir die Alpstrasse die wir nun ein kurzes Stück folgen. Bei
der Brücke auf 1700 zweigen wir vom Fahrweg rechts weg und wandern durch be-
waldetes Gelände, weiter aufwärts. Links von uns rauscht der Kapänz zu Tale. Die
Landesgrenze zu Italien verläuft über den Bergkamm im Südosten, doch unser Ziel,
das Irgilihorn, ist von diesem Grenzkamm etwas gegen das Tal hin vorgeschoben
und hat dadurch einen besonders schönen Ausblick auf den gesamten Talbereich.
Durch einen schönen lichten Lärchenwald aufsteigend erreichen wir die Waira Alp
1847 m.ü.M. Von der Alpe führt der Pfad – den Hang schräg nach Süden querend -
mit herrlichen Einzelbäumen im Bereich der Waldgrenze zum kleinen Wairasee
2042 m.ü.M. und dann steiler zum wunderschön gelegenen Tschawinersee 2174 m.
Direkt beim See lassen wir die Rucksäcke liegen und wandern am Westufer des
Sees entlang. Ungefähr bei der Hälfte des Sees angelangt, folgen wir den nur noch
schwach erkennbare Bergpfad, nach rechts Richtung Westen den steilen Hang hi-
nauf. Knapp unter einer Felszone vorbei, erreichen wir über Geröll und Buschwerk
mühsam den Tschawinerpass 2406 m.ü.M. der sich zwischen dem Tschawinerhorn
und dem Irgilihorn befindet. Vom Pass sind es nur mehr wenige Meter nach Nord-
westen rechts zum Gipfel des Irgilihorn 2460 m.ü.M. Endlich angekommen genies-
sen wir die schöne Aussicht auf die Berge die in diesem unbekannten und fast men-
schenleeren Teil der Schweiz in die Höhe ragen. Der Abstieg erfolgte danach auf
derselben Route. Beim Tschawinerpass geht es wieder meistens weglos über die
Steilflanke hinunter zum Tschawinersee. Hier bei diesem sehr schönen Bergsee
geniessen wir danach das mitgebrachte Essen. Während dem Essen unterläuft mir
ein grober Fehler. Ich lösche ohne zu wollen die Fotos die wir auf dem Irgilihorn
geschossen haben. Unverzeihlich! Auf dem gleichen Weg wie wir gekommen sind,
verlassen wir den Tschawinersee. Am Abfluss des Sees vorbei, geht es hinab zum
Wairasee und weiter zur Alp Waira.
Die hohen Niederschläge auf der Südseite des Simplonmassivs bringen eine ganze
Reihe von seltenen Pflanzen und Blumen hervor. Die Flora im Zwischbergental ist
einzigartig. Charakteristisch für das einsame Bergtal sind die ausgedehnten, präch-
tigen und wenig genutzten Mischwälder – Lärchen, Weisstannen und sogar Buchen.
Zufrieden ein schöne und vor allem eine sehr einsame Wanderung erlebt zu haben,
erreichen wir wieder Zwischbergen und gleichzeitig unser Auto. Nach einer kurzen
aber sehr interessanten Autofahrt, erreichen wir Simplon Dorf und das Hotel
Fletschhorn wo wir an diesem Tag übernachtet haben.
Hotel Fletschhorn
Wir beziehen das Nostalgiezimmer im Stil der 50er-Jahre. In der alten Gaststube
im 300 Jahre alten Teil des Hauses, haben wir das gute Nachtessen genossen.

Wanderung in unberührter,
einsamer Landschaft.
Einer der unbekanntesten
Winkel unseres Landes.
Die Region ist relativ einsam,
die Wege sind aber dennoch
ausreichend markiert, wenn
auch oft nicht so breit ausge-
treten wie anderswo.
Vom Tschawiner See zum
Gipfelgrat steiler oft nicht
mehr ersichtlicher, überwach-
sener, gerölliger nicht
markierter Steig.
Schwierige Orientierung vom
Tschawinersee und Pass.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 5 Std. 10,4 km
ca.1170m Aufstieg
ca.1170m Abstieg
2458m höchster Punkt
1292m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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