Wallis - Geschrieben am Dienstag, August 21, 2018 19:50 von Franco - 0 Kommentare
Bergtour Gabi – Seehorn – Gabi
21.8.18
Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergtour Gabi – Seehorn – Gabi
Gut haben wir im Hotel Tenne in Gluringen geschlafen. Nach einem reichhaltigen
Frühstück, verlassen wir das Hotel und nehmen die heutige Wanderung in Angriff.
Hotel Tenne
Mit dem Auto sind wir über die Simplonpassstrasse nach Gabi 1228 m.ü.M. gefahren.
Der Simplonpass ist historisches Gebiet, er gehört zu den ältesten und wichtigsten
Schweizer Alpenübergängen. Die Römer überquerten ihn ab dem 3.Jhr. n.Chr.
regelmässig als Saumweg, im 13.Jahrhundert befuhren in Mailänder Kaufleute in
grosser Zahl. Das Verkehrsaufkommen nahm nochmals zu, nachdem Kaspar Jodok
von Stockalper die Strasse im 17.Jahrhundert grosszügig ausbauen liess. Zwischen
1800 und 1805 liess Napoleon I. die Strasse zu einer Fahrstrasse ausbauen, als Teil
einer Heerstrasse von Paris nach Mailand. Die Strasse über dem Simplon die auf
Befehl Napoleons erbaut wurde, um seine Artillerie über den Pass zu befördern,
rief seinerzeit grosse Bewunderung hervor. An manchen Tagen zählte man bis zu
5000 Arbeiter auf der Baustelle. Genützt hat sie dann vor allem den Österreichern,
als sie 1815 Napoleon entgegen zogen. Bereits 1235 hatten die Johanniter ihr erstes
Hospiz unterhalb der Passhöhe gebaut.
Wenige Schritte unterhalb vom Dörfchen Gabi vereinigen sich der Chrummbach
und die Laggina zur Doveria, die durch die enge Gondoschlucht rauscht. Die gefähr-
liche Schlucht galt lange Zeit als unbezwingbar. Zu Kaspar Jodok von Stockalper
Zeiten bestanden zwei Wege: Eine zwängte sich durch den Engpass, der andere
schlug den Übergang auf der Furggu ins Zwischbergental ein.
Und genau diesen Weg schlagen wir nun ein.
Stockalperweg
Beim Parkplatz direkt beim Hotel Gabi, Grenzpunkt zwischen dem französischen
und italienischen Bauabschnitt der Napoleonstrasse im 19.Jh, parkieren wir das
Auto. Wir folgen den alten Säumern und marschieren hinunter nach Gstein und
gleichzeitig zur Laggina. Hier könnte wenn man dies möchte, die Laggina über-
queren. Wir bleiben auf der orographisch linken Seite der Laggina, und wandern
auf diesem alten Handelsweg von Brig nach Domodossola weiter taleinwärts.
Nach rund 400m steigen wir linker Hand hinab, überqueren die Laggina auf
einem Betonbrücklein und gelangen im Zickzack steil bergauf nach Gsteihüs.
In unserem Rücken erhebt sich der elegante Chrummbach-Viadukt der Simplon-
strasse, der erste ohne Gerüst erbaute Viadukt der Schweiz. Er setzt sich elegant
über den Chrummbach und zieht in einem weiten Bogen in die Gondoschlucht
hinein.
Hier bei Gsteihüs verzweigt sich der Weg. Linker Hand führt er durch die enge
Gondoschlucht, eine der wildesten und tiefsten Strassenengpässe der Alpen, die
lange Zeit als unbezwingbar galt. Napoleon war es, der sie durchbohren liess,
um mit seinen Kanonen nach Süden zu gelangen.
Als wir durch die Gondoschlucht gewandert sind, fanden wir das sehr beeindru-
ckend wie zu früheren Zeiten, ein Weg durch diese schmale Schlucht geschlagen
worden ist.
Weil die steilen Felswänden der Gondoschlucht oft und lange Zeit unüberwindbar
waren, führte der vom Briger Handelsherrn Kaspar Jodok von Stockalper zweite
ausgebaute Säumerweg über den Sattel der Furggu ins Zwischenbergental.
Wir biegen in den nach rechts verlaufenden ehemaligen Saumpfad ein und steigen
am Bergrücken des Feerberg hinan. Nach einem kurzen Waldstück bezwingt der
Weg in engen, kunstvoll angelegten Kehren den steilen Hang. Bei Hubulti 1485 m.
lichtet sich der Wald und öffnet den Blick Richtung ins Laggintal. Im Westen
tauchen Weissmies, Lagginhorn und Fletschhorn mit ihren Gletschern auf, hinter
uns grüsst der Simplonpass, einer der bedeutendsten und schönsten Alpenüber-
gang der Schweiz. An einer Kapelle ca. 1560 m.ü.M. vorbei, steigen wir durch
Wiesen und Wälder am Bergrücken des Feerberg weiter hinauf. Der historische
Saumpfad, auf beiden Seiten von Steinen befestigt, ist mittlerweile breiter gewor-
den; an einigen Stellen misst er zwei bis drei Meter. Mit etwas Aufmerksamkeit
erkennen wir am rechten Steinwall einen Stein mit der eingemeisselten Jahreszahl
1635. Die Zahl 1635 erinnert an die Bauzeit vor über 380 Jahren. Was könnten
Säumer, Händler, Söldner, Soldaten, Pilger und Schmuggler aus jener Zeit uns
nicht alles erzählen!
Nach der Überquerung eines Bergbaches, führt uns der abwechslungsreiche Weg
durch einen lockeren Lärchenwald im Zickzack weiter bergauf. Über die Lätzi Matta
(letzte Matte) erreichen wir in südöstlicher Richtung schliesslich die Passhöhe
Furggu 1872 m.ü.M. Vor uns liegt das stille Zwischbergental. Wir erkennen das
Irgilihorn das wir schon besucht haben. Die kleine Gemeinde Zwischbergen setzt
sich aus vereinzelten Weilern zusammen, ein eigentliches Hauptdorf gibt es nicht.
Früher führten viele Grossfamilien im Zwischenbergental mit Land- und Alpwirt-
schaft ein bescheidenes Leben. Man ahnt, dass die Menschen hier ein abgeschiede-
nes Leben führten. Im Winter war das Tal oft nur unter grosser Gefahr zu erreichen
und sogar von der Umwelt abgeschnitten. Doch das schreckte nicht jeden: Josef
Squaratti, verstorben im August 2008 im Alter von 83 Jahren, war in der Region
für sein eremitenhaftes Leben bekannt. Squaratti hat sein ganzes Leben im Zwisch-
bergental verbracht, 30 Winter davon ganz allein. Teils von der Zivilisation abge-
schnitten, da Lawinen die Zufahrtstrasse verschütteten, sträubte er sich gegen eine
Evakuierung. Als kleiner Junge ging er Jahr für Jahr vom 2.November bis zum
30. April in Bällegga zur Schule, die etwas eine Stunde Fussmarsch von Zwischber-
gen entfernt war. Den Rest des Jahres verbrachte er auf den Feldern. Seine ersten
Ski zimmerte er sich aus einem Weinfass zusammen. Sie dienten nicht als Sportge-
rät, sondern waren für den Schulweg unverzichtbar. Die Landflucht ereilte auch
Zwischbergen. Zählte es 1819 noch 110 Einwohner, waren es im Jahr 2000 nur
noch 19. Die Einführung technischer Errungenschaften werden den jungen Mann
wohl geprägt haben. 1952 wichen die Öllampen dem elektrischen Licht. Auch das
Radio hielt Einzug in die Häuser der Talbewohner. Mit Hilfe des Telefon konnte
Hilfe angefordert werden. Vorher war man gezwungen zu Fuss bis nach Gondo
abzusteigen. Im Oktober 1949 wurde das erste Auto angeschafft. 1956 erwarb die
Gemeinde eine Schneefräse. Wir sind überzeugt das es nicht mehr lange dauern
wird und das Zwischenbergtal wird menschenleer sein, vielleicht ist es schon jetzt.
Beim Pass folgen wir nicht dem Asphaltsträsschen, sondern biegen links ab.
Achtung, beim Wegweiser kein Hinweis “Seehorn” vorhanden! Der Hinweis
“Seehorn” ist auf dem Asphaltsträsschen geschrieben.
Auf dem einfachen jetzt noch markierten Wanderweg geht es nun steiler aufwärts.
Was jetzt beginnt ist Genuss pur. Der Bergpfad führt uns durch eine schöne Land-
schaft und den lichten Lärchenwald von Seehalte. Möchte man bei Wanderungen
grosse Menschenmassen ausweichen, ist man hier oben richtig. Keine Menschen-
seele weit und breit. Bei Seetole erreichen wir mitten in diesem sehr schönen
Lärchenwald, auf ca. 2100 m, den kleinen namenlosen Bergsee. Der Bergsee hat
vermutlich dem Seehorn den Namen gegeben. In fünf weit ausholende Serpentinen
führt der immer noch einfache aber nun steile Bergpfad Richtung Seehorn. Der
Bergpfad ist immer gut ersichtlich und nicht ausgesetzt. Ein grosser Steinmann -
und das ist das einzige unschöne an diesem Berg- ein riesiger Sendemast, zeigt
einem gut die Richtung an. Problemlos erreichen wir den Gipfel des Seehorns
2437 m.ü.M. Das Panorama von diesem Gipfel ist einfach gigantisch. Unter uns
grüssen Laggin- und Zwischbergental. Fast senkrecht unter uns die Gondoschlucht
und das Val Divedro. Im Westen glitzern aufgereiht wie eine Perlenschnur, die
Gletscher des Weissmies, Laggin- und Fletschhorn in der Sonne um die Wette.
Nicht zu vergessen der Monte Leone. Die Rundsicht in die unbekannte Bergwelt
von Italien ist atemberaubend. Nach einer Pause nehmen wir den Abstieg unter
die Füsse. Der Abstieg ist gleich wie der Aufstieg. Bei Furggu könnte man in das
Zwischbergental und danach weiter nach Gondo wandern. Zwei Stunden zusätz-
licher Marschzeit muss aber einkalkuliert werden. Ohne Probleme erreichen wir
danach den grossen Parkplatz bei Gabi. Mit dem Auto geht es zurück zum
Hotel Tenne in Gluringen.
Hotel Tenne
Empfehlenswertes Hotel, schöne Zimmer, für unsere folgenden
Wanderungen sehr gut gelegen.
Mittelschwere Bergtour,
grösstenteils über Berg-
und Feldwege.
Da der Anstieg recht steil
ist die Tour ziemlich an.
strengend.
Frühzeitig starten, da in
dieser Region die Berg-
spitzen schnell in Wolken
eingehüllt sind.
Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 5 Std. 10,7 km
ca.1200m Aufstieg
ca.1200m Abstieg
2437m höchster Punkt
1228m tiefster PunktÜber einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuenManuela & Franco
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