Graubünden - Geschrieben am Samstag, September 21, 2019 14:36 von Franco - 0 Kommentare
Wanderung Capanna Albigna
21.9.19
Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Wanderung Capanna Albigna
Schon die Anfahrt aus dem Oberengadin ins Bergell oder Val Bregaglia, wie die
italienischsprachigen Bewohner dieses Bündner Südtals sagen, ist ein Erlebnis:
zuerst die Weite des Hochtals mit Silvaplanersee und Silsersee am jungen Inn,
dann auf dem 1815 Meter hohen Malojapass der jähe Abbruch ins enge Tal der
Maira. Eigentlich ist der Maloja gar kein richtiger Pass – ihm fehlt der Anstieg
auf der Nordseite -, sondern die Abbruchkante des Inntals ins Bergell. Denn
die wilde Maira mit ihrer rasanten Erosionsarbeit hat es über die Jahrtausende
geschafft, den Oberlauf des Inns zu kappen. Einst entsprang der damals natürlich
noch namenlose Inn nämlich in der Gegend oberhalb des heutigen Chiavenna im
unteren Bergell. Seither räumte die Maira mehrere Kubikkilometer Gestein weg
und verkürzte so den Innlauf. Dieser erdgeschichtliche Prozess geht übrigens
immer noch weiter: Mit der Zeit wird die Orlegna als Nebenfluss der Maira bei
Maloja gar den Silsersee anzapfen und die Kontinentalwasserscheide zwischen
Mittelmeer (die Maira fliesst in den Po) und Schwarzem Meer (der Inn in die
Donau) weiter nach Osten Richtung St.Moritz verschieben. In einer Reihe von
Serpentinen senkt sich die Strasse vom Malojapass westwärts zur Schwemm-
ebene von Casaccia und Lobbia, wo die Orlegna in die aus dem Val Maroz heran-
strömende Maira mündet. Hier liegt auch das Ausgleichsbecken Lobbia. Erstellt
wurde es im Zusammenhang mit dem Bau der Albigna Stauanlagen, der zwischen
1955 und 1961 Beschäftigung ins Bündner Bergtal brachte. Noch heute zählen
die der Stadt Zürich gehörenden Bergeller Kraftwerke zu den wichtigsten Arbeit-
gebern der Region. Die Eintiefungsarbeit von Orlenga und Maira hat auch die
Grundlage zur Energienutzung im Bergell geschaffen, denn das starke Gefälle
zwischen Nebentälern und Haupttal rief geradezu nach Wasserkraftwerken. Als
zu Beginn der Hochkonjunktur die wachsende Stadt Zürich nach mehr Elektrizität
verlangte, hat man die lang gestreckte Senke am Zungenende des Albignagletschers
mit Hilfe einer Bogenstaumauer aus Beton unter Wasser gesetzt. Bei den Park-
plätzen bei der Postautohaltestelle Pranzaira 1192 m.ü.M. parkieren wir das Auto
und starten die Wanderung die uns hinauf zur Capanna Albigna führen wird.
Das Albigna-Tal gehört zu den klassischen Tagestouren des Bergells.
Direkt bei der Talstation der Kraftwerkseilbahn beginnt der Wanderweg hinauf
zur Staumauer. Hier auf 1200 m.ü.M. macht das Bergell mit seinen Nadelwäldern
noch einen durchaus alpinen Eindruck, die südlich anmutende Landschaft der
Kastanienhaine findet sich erst weiter talabwärts gegen die Grenze zu Italien
bei Castasegna. Alpin und entsprechend anstrengend ist auch der schmale und
steile Pfad hinauf zum Albigna-Stausee: Was das Wasser in der Druckleitung
an Energie entwickelt, muss der Mensch beim Bewältigen von knapp 1000 Meter
Höhenunterschied mühsam seinen Muskeln abverlangen. Auf einem steilen und
schmalen Pfad führt der Wanderweg hinauf zur Staumauer. Wer auf diesen
sportlichen Kraftakt verzichten möchte, lässt sich von der Seilbahn in die Höhe
tragen und erlebt statt in drei Stunden in bloss elf Minuten, wie sich das Panorama
stufenweise erweitert. (Gegner aller technischen Hilfsmittel können natürlich den
alten Weg benutzen). Wie eingeplant nehmen wir die Seilbahn, der Wanderweg
hinauf zur Staumauer ist nicht sonderlich reizvoll. Bei schönem Wetter im Sommer,
muss man sowohl bei der Auffahrt, als auch bei der Abfahrt, mit längeren Warte-
zeiten rechnen. Das Hinaufschweben in der modernen Kabinenbahn ist ziemlich
aufregend, vor allem im oberen Abschnitt, wenn sich plötzlich der Schwindel
erregende Abgrund des Sasc Primavera öffnet. Noch etwas höher erblickt man
nicht selten Gämsen, die ruhig grasen und sich durch die Seilbahn nicht im min-
desten stören lassen. Von der Bergstation 2097 m.ü.M. steigen wir am rechten
Rand der Staumauer aufwärts, wo sich das grosse Seebecken mit seinem grün-
lichen Wasser vor uns ausbreitet, und links davon liegt die Capanna. Rechts
über uns erheben sich die Wände des Spazzacaldera, die mit zahlreichen schwie-
rigen Routen zu einem Kletterparadies ersten Ranges geworden sind. Relativ
leicht dagegen ist der Anstieg über die Normalroute am Dente, den man mit der
klassischen Besteigung der Fiamma verbinden kann, dem Wahrzeichen der
Bergeller Kletterberge. Oben auf 2165 m.ü.M. beim Damm am Albignasee oder
Lagh da l’Albigna, wie er hier heisst, befindet man sich dann über der Baum-
grenze im Angesicht wild zerrissener Berge aus grauem Granit. Für den Hütten-
anstieg überqueren wir die 800 Meter lange Staumauer, die mit ihrem grauen
Beton gar nicht so schlecht in die Landschaft passt (denn das beim Bau verwen-
dete Gesteinsmaterial stammt aus der Region), ist das einzige gerade Wegstück
des Wandertages. Auf dem Rückweg vom Wendepunkt der Wanderung bei der
SAC-Hütte Albigna, werden wir den Damm noch ein weiteres Mal überschreiten.
Von der Staumauer aus, ist die Capanna schon gut ersichtlich. Durch den Aufstau
des knapp zweieinhalb Kilometer langen und maximal einen Kilometer breiten
Albignasees versanken eine Alpweide, ein Wasserfall und die alte SAC-Unter-
kunft in den kalten Fluten. Seit 1955 dient nun die auf einem erhöhten Fels-
sporn erstellte neue Albignahütte als Raststätte und für Alpinisten als Ausgangs-
punkt zu Fels- oder Gletschertouren. Der Bergeller Granit ist vor 30 Millionen
Jahren bei der Alpenbildung als glutflüssiger Gesteinsbrei (Magma) aus dem
Erdinnern ins werdende Gebirge eingedrungen und hier langsam erstarrt. Nach
der Abtragung der ursprünglich bis zu 5000 Meter hohen Gipfel liegt nun der
erkaltete Granitkörper frei. Nun zurück zu unserer Wanderung.
Nach dem überqueren der Staumauer geht es in einer Diagonale über magere
Wiesen und Granitplatten gemütlich aufwärts. Über den Familienfreundlichen
Hüttenweg, erreichen wir problemlos die auf der Ostseite des Albigna Stausee,
etwa 170 m über dem See stehende Capanna da l’Albigna 2332 m.ü.M.
Capanna da l’Albigna
Für Wanderer bedeutet die SAC-Hütte mit ihrer prachtvollen Aussicht auf See
und Berge Endstation. Sie wird nicht zuletzt dank guter Zugänglichkeit mit der
Seilbahn, rege besucht. Wir holen uns ein Kaffee und nehmen dann auf der
Panoramaterrasse der Hütte Platz. Von der schön gelegenen Terrasse der Hütte
blicken wir auf die Nordwand der Cima di Cantone, die Punta di Zocca, die Cima
della Bondasca und die Ostseite der Sciora-Gruppe. Die Umgebung besticht
durch grosse Kontraste zwischen Granitzacken, Gletschern, Eisbergen und dem
Stausee. Wie viele Gletscher ist auch der Albignagletscher auf dem Rückzug.
Seine schuttbedeckte Eiszunge erreicht heute den Stausee nicht mehr. Immer
wenn wir eine Hütte besuchen, kommt uns das Wochenende in den
Sinn als wir mit Nik Hartmann für die Aufnahmen “SRF Spezial Hüttenge-
schichten” die Kinhütte besucht haben.
SRF bi de Lüt “Hüttengeschichten” Spezial
Nach dieser schönen Pause verlassen wir die Capanna und nehmen den
Abstieg unter die Füsse. Abstieg gleicher Weg wie der Aufstieg.
Bis zur Capanna gemütlicher
Wanderweg.
Für Familien geeignet.
Als Tagesausflug ist
sie dank der
Werkseilbahn von
Pranzaira zur Staumauer
leicht und rasch erreichbar.
Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 1 1/2 Std. 5 km
ca.240m Aufstieg
ca.240m Abstieg
2332m höchster Punkt
2097m tiefster PunktÜber einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuenManuela & Franco
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