Graubünden - Geschrieben am Donnerstag, September 22, 2016 19:05 von Franco - 0 Kommentare
Bergtour Piz Badus / Six Madun
22.9.16
Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergtour Oberalppass – Piz Badus/Six Madun – Oberalppass
Mit dem Auto über Andermatt zum Oberalppass 2044 m.ü.M.
Der Kanton Graubünden ist gross, der flächenmässig grösste Kanton der
Schweiz. Aber auch Graubünden hat seine Grenzen. Zum Beispiel beim
Oberalppass. Von Norden her kommend senkt sich die Kantonsgrenze
auf den Pass hinunter und steigt auf der Südseite des Passes einer Krete
entlang hinauf zum Pazolastock. Logischerweise trägt dieser Berg, da er
ja ein Grenzberg zwischen Uri und Graubünden ist, noch einen zweiten,
romanischen Bündner Oberländer Namen: Piz Nurschalas.
Wir lassen den Oberalppass hinter uns und fahren mit dem Auto bis zur
ersten Kurve auf der Passstrasse bei Punkt 1987 m.ü.M. Wir parkieren
das Auto, ziehen die Wanderschuhe an, schultern unsere Rucksäcke und
starten unsere heutige Wanderung. Vom kleinen Parkplatz aus, folgen wir
dem markierten Wanderweg zum Tomasee, der Rheinquelle. Auf gutem
Wanderweg mehr oder weniger den Höhenkurven entlang, geht es in süd-
licher Richtung an Punkt 1994 m.ü.M. vorbei, und über die Hängen bei
Plauncas Cuflegl zu Punkt 2000 m.ü.M. In einem weiten Rechtsbogen
wandern wir um den Pazolastock. Bei Trutg-Nurschalas 2056 m.ü.M. ver-
lassen wir den Talboden und gewinnen über grosse Kehren an Höhe. Bei
Punkt 2103 m.ü.M. geniessen wir eine schöne Aussicht auf die Surselva.
Der Wanderweg führt uns nun über Punkt 2167 m.ü.M. und Punkt
2229 m.ü.M. alles um den Pazolastock herum. Über einen gut angelegten
und markierten Wanderweg erreichen wir über steile Flanken einen klei-
nen Übergang 2351 m.ü.M. Unter uns ist der Tomasee erkennbar. Hier
oben waren wir auch schon, als wir den Pazolastock den Rossbodenstock
und die Badushütte besucht haben.
SAC Badushütte
Wir lassen die kleine Anhöhe mit dem schönen Blick zum Tomasee hinter
uns, und gehen hinunter zum Tomasee 2345 m.ü.M. oder auf romanisch
Lai da Tuma.
Das Wasser des Tomasee ist zwar berühmt, aber dennoch bloss blau.
Trotzdem: Jetzt, wo man um die Bedeutung dieses Seeleins als Rhein-
quelle weiss, bleibt man stehen, zieht ehrerbietig den Hut und gedenkt
des langen Weges, den dieses Wasser hier zurücklegen muss, um end-
lich ins Nirwana des Meeres einzugehen.
Unser Weg führt uns nicht ans Meer, sondern weiter aufwärts zum
Piz Badus oder Six Madun wie er auch genannt wird. Wegen seiner
geographischen Bedeutung hat der Kanton Graubünden den Kar-
kessel samt Lai da Tuma zum Naturschutzgebiet erklärt.
Der Wanderweg führt uns am See entlang, zu seinem hinteren Ende. Hier
enden leider aus unerklärlichen Gründen die Markierungen. Ein ausgetre-
tener Pfad führt uns zu Punkt 2390 m.ü.M. Hier sind Wegspuren ersich-
tlich die Richtung Piz Badus zeigen. Wir biegen links ab und wandern
über Wiesen mit Steinen versetzt aufwärts. Der Bergweg führt uns nun
über einen Schuttkessel 2627 m.ü.M., unfehlbar an der Südostflanke des
Piz Tuma hinauf. Der nur noch zum Teil erkenntliche Bergweg ist hier
steil und rutschig. Über Schutt geht es alles weiter steil aufwärts bis zur
Scheitelhöhe des Badus-Nordwestgrates 2749 m.ü.M.
Dieser Grat scheidet nicht nur die Sprachen und Kulturen, in dieser
Region, sondern auch das Wasser. Während es auf der Westseite in
die Reuss abfliesst, sammelt es sich auf der östlichen Seite im Lai da
Tuma, einem See, der sich in einem Kar gebildet hat; als Kar bezeich-
nen Geologen die vom Gletscher ausgefressenen Geländemulden auf
dieser Höhe. Und der Bergbach, der von diesem Seelein ausgeht, trägt
den stolzen Namen “Rein da Tuma”. Wenn man diese Namensgebung
als Richtschnur nimmt, dann entspringt der Rhein also hier, am
Tomasee. Zumindest der Vorderrhein. Und wenn man davon ausgeht,
dass der Hinterrhein bei Reichenau in den Vorderrhein fliesst und
nicht umgekehrt, dann ist der Fall klar: Hier entspringt er also, dieser
Fluss, der nach 1320 Kilometern bei Rotterdam als grösster Strom
Mitteleuropas in die Nordsee mündet.
Beim Grat biegen wir links ab und peilen nun den Piz Badus, rätoroma-
nisch Six Madun an.
Der wandernde Mönch und Naturforscher vom Kloster Disentis, Pater
Placidus A. Spescha, hat den Piz Badus zusammen mit einem Begleiter
im August 1785 als erster bestiegen. In seinen Erzählungen berichtet
er von einem abenteuerlichen Unternehmen über einen Gletscher, den
wir uns heute gar nicht mehr vorstellen können.
Der weglose und nicht markierte Bergpfad führt uns nun zuerst nur leicht
ansteigend alles dem Grat entlang aufwärts. Der Grat selbst besteht aus
grobem Blockwerk und geschliffenem Fels und bietet für geübte Bergwan-
derer keinerlei Schwierigkeiten. Orientierungssinn oder ein GPS tun hier
aber gute Dienste. Bei Nebel oder Nässe ist von dieser Wanderung aber
abzuraten. Unter dem Gipfelaufbau quert der Pfad dann nach links zum
Nordostgrat hinüber, der bis an den Gipfelstock jetzt steiler heranzieht.
Ein kurzer und jäher Gratabbruch – die einzige ausgesetzte Stelle -
erheischt etwas Vorsicht, ehe gut gestuftes Gelände, und über eine
kurze einfache Kletterpartie weiter zum Gipfelsignal leitet. Beim Gipfel-
kreuz 2928 m.ü.M. hat es nur wenig Platz um zu sitzen und viel Luft
rundhe- rum. Die Aussicht auf Berg und Tal ist grossartig.
Ein wichtiger Grund für die Wertschätzung des Badus ist seine eher lei-
chte Ersteigbarkeit, verbunden mit einer einzigartigen Gipfelschau. Wie
auf keinem zweiten Berg im Gotthardgebiet profitiert der Zuschauer hier
von der geographischen Zäsur der Rhein-Rhone-Furche, die sogar noch
das ferne Rätikon oder die Gipfel des Monte-Rosa-Massivs in den Pano-
ramakreis holen. Gar nicht zu reden von den Berner oder Urner Hochal-
pen, von der langen Tödikette oder von den Gletschergipfeln des Rhein-
waldgebirges, die alle in schönster Ordnung um den Badus herum
aufgereiht stehen.
Von hier oben ist die Badushütte und die Maighelshütte gut ersichtlich.
SAC Maighelshütte
Die Maighelshütte haben wir schon mehrmals besucht. Bei so einem
Panorama schmeckt einem das mitgebrachte Essen noch besser. Im-
mer wieder werfen wir während dem Abstieg einen Blick hinunter, und
bewundern den See, dessen Wasser im schönsten Blau zu uns hinauf
schimmert. Hinter dem See ist die Surselva und das Val Maighels
ersichtlich.
Der Abstieg erfolgt mehr oder weniger auf der gleichen Route bis zu
dem Punkt, wo dasWasser den Tomasee verlässt. Nun folgen wir dem
Wanderweg in südlicher Richtung. Dieser Wanderweg führt einem bis
unter der Maighelshütte. Wir biegen aber kurz vor Plaunca da Vadials
links ab und steigen über wildes Gelände steil ab, bis der Wanderweg
bei Punkt 2174 m.ü.M. in die Fahrstrasse mündet. Links abbiegend
laufen wir nun auf der Fahrstrasse Richtung Norden über die Ebene
von Plidutscha. Kurz vor Punkt 2079 m.ü.M. zweigen wir links auf
einen Wanderweg ab. Dieser mündet in den Weg, den wir am Morgen
vom Oberalppass her gekommen sind. Auf dem gleichen Höhenweg
wandern wir an der Ostflanke des Pazolastocks zu unserem Auto
zurück. Eine sehr schöne Bergtour geht zu Ende.
Leichte Bergtour
in wildromantischer
Urgesteinslandschaft.
Im Gipfelbereich
kurze, leichte Kletterei.
Vom See zum Badus nur
Pfadspuren vorhanden.
Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 5 1/4 Std. 12 km
ca.1150m Aufstieg
ca.1150m Abstieg
2928m höchster Punkt
1980m tiefster PunktÜber einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuenManuela & Franco
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