Tessin - Geschrieben am Donnerstag, Oktober 22, 2015 21:25 von Franco - 0 Kommentare
Wanderung Cardada – Monte Lego – Mergoscia
22.10.15
Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Wanderung Cardada – Monte Lego – Mergoscia
Mit dem Auto bis nach Locarno. Bevor wir jeweils eine Wanderung von Locarno aus starten,
kehren wir in der Regel, in das in der Nähe der Schiffsanlegestelle liegende Café Al Porto ein.
Café Al Porto
Der Kaffee und die Brioche alla crema sind einfach himmlisch. Ein paar Schritte neben dem Café
und dem Bahnhof, liegt die Talstation der historischen Standseilbahn von Locarno. Eine roman-
tische und bequeme Fahrt bringt uns hinauf zur Bergstation Orselina, und zum Sacro Monte
Madonna del Sasso. Da wir die Kirche Madonna del Sasso schon einmal besichtigt haben, über-
queren wir die Strasse und lösen zwei Tickets für die Fahrt mit der Luftseilbahn hinauf auf die
Cardada. Locarno hat nicht nur seinen See, die Piazza Grande und ein Schloss, über dem Städt-
chen thront der viel besuchte Wallfahrtsort Madonna del Sasso, und noch einige Etagen höher,
auf Cardada und Cimetta, tummeln sich Ausflügler, Sonnenhungrige und Paraglider. Ein Nah-
erholungsgebiet par excellence mit vielen Wanderwegen und allerlei Attraktionen, darunter
einem originellen Aussichtssteg. Attraktiv ist auch die neue Seilschwebebahn, deren futu-
ristisch anmutende Stationen von dem Tessiner Stararchitekten Mario Botta entworfen wurden:
Symbiose von Natur, Design und Technik? Während der Fahrt mit der neuen Kabinenbahn
hinauf auf die Cardada, bestaunen wir den Panoramablick auf das Bellinzonese und über die
Brissago-Inseln weiter hinaus.
Cardada
Direkt bei der Bergstation 1332 m.ü.M. befindet sich das Albergo Cardada.
Albergo Cardada
Hier schultern wir unsere Rucksäcke, lassen das Hotel links liegen, und laufen zum nahe gelegenem
Aussichtssteg. Vom Aussichtssteg präsentiert sich eine unvergessliche Aussicht auf die Berghöhen
über dem Centovalli, das Sottoceneri und das Maggiatal. Viele andere Täler sind auch noch
erkennbar. Fast alle sind tief, abschüssig, mit schwer zuganglichen Steilflanken, über denen die
Hochalmen unter schroffen Graten liegen. Hauptattraktion ist aber der Seeblick, die grosse Schau
auf den Lago Maggiore, der seinem Namen alle Ehre macht. Wenn leichter Dunst über der Poebene
liegt und der Horizont verschwimmt, konnte man den “Grossen See” tatsachlich für ein richtiges
Meer halten. Wir verlassen den Aussichtssteg mit seiner atemberaubenden Aussicht, und laufen
zurück zur Bergstation. Ab hier werden wir über den sogenannten “Farnenpfad” nach Mergoscia
wandern. Von der Bergstation führt ein ebener breit gepflasterter, mit Platten belegter Spazierweg,
hinüber zur Talstation der Cimetta-Sesselbahn 1329 m.ü.M.; daneben befindet sich das
gemütliche Albergo Colmanicchio.
Albergo Colmanicchio
Als wir die Bergtour auf den Madone durchgeführt haben, sind wir hier auch eingekehrt.
Direkt unterhalb vom Albergo befindet sich eine andere Einkehrmöglichkeit.
Capanna “alla Fattoria”
Zugegeben, der kleine Wanderausflug auf den Hausberg der Locarneser greift ein bisschen
den Geldbeutel an, doch dafür dürfen wir denn auch innerhalb kurzer Zeit eines der schön-
sten Panoramen des gesamten Tessins geniessen. Gleich zwei Wege wollen uns von hier zur
Alpe Cardada bringen. Beim Wegweiser neben der Cimetta-Talstation biegen wir nach
rechts Richtung “Mergoscia”, dem oberen Wanderweg folgend. Der steinige Pfad führt zu-
nächst sanft ansteigend bergauf, dem Hang entlang, mit Blick auf den 1200 m tiefer liegen-
den Lago Maggiore. In Serpentinen geht es durch einen lichten Nadelwald. Nach einigen
Stufen erreichen wir den Panoramaweg 1451 m.ü.M. der uns zur Alpe Cardada führen wird.
Durch die Gebüsch- und mit Farnkraut bewachsenen Osthänge der Cimetta wandern wir
weiter zur Capanna Cardada 1473 m.ü.M.
Capanna Cardada
In einem weiten Rechtsbogen geht es danach weiter zur bewirtschafteten Gartenwirtschaft der
Capanna “Lo Stallone” auf der Alpe Cardada 1480 m.ü.M.
Capanna “Lo Stallone”
Der Wanderweg führt -oh wie praktisch-, direkt durch die herrlich gelegene Gartenwirtschaft. Wir
bleiben nicht auch dem Wanderweg, sondern machen einen kleinen Abstecher. Rechts abbiegend
überqueren wir ein kleines Plateau und erreichen nach ein paar Minuten ein riesiges eisernes Kreuz.
Das Kreuz bei Punkt 1496 m.ü.M. markiert auf der Geländerippe einen grossartigen Aussichtspunkt.
Wer hier nicht rastet, ist selbst schuld. Wir geniessen den Ausblick auf den Lago Maggiore und die
Magadinoebene. Was für ein grandioser Rundblick! Wir verlassen das kleine Plateau der
Alpe Cardada -ignorieren die Bike-Route- und folgen rechts einem leicht abfallenden Saumpfad, der
in einen Buchenwald entlang des Osthanges der Cima della Trosa leitet. Nach wenigen Minuten teilt
sich der Weg 1423 m.ü.M. Wir bleiben auf dem unteren Panoramaweg, der über das Maiensass
Sceres zum gleichen Ziel führt. Am Ende des Buchenwaldes, -danach über mehrere kleine Bäche
und Runsen-, durchqueren wir das versteckte Val Resa, und gewinnen schliesslich wieder freies
Gelände. Über einen Plattenweg erreichen wir die romantisch gelegenen alten Steinhäuser von
Sceres 1330 m.ü.M. Nach den Rustici setzt sich das schmale Weglein um das grossartige Tobel des
Val Resa herum fort. Durch Wald und freies Gelände wandern wir weiter durch die wilde Landschaft
des obersten Val Resa, bis der Weg seine Richtung ändert. Mit dem Wechsel der Talseite ändert
auch die Blickrichtung. Wir streifen ein Wäldchen, das mit Birken und Haselstauden bewachsen ist,
und erreichen auf ebenem Weg die Alpweiden der Pianca. Bei der nächsten Abzweigung
(hinunter nach Fontai) halten wir uns geradeaus, und erreichen kurz danach wieder eine
Weggabelung 1259 m.ü.M., auch hier laufen wir weiter geradeaus. Am Ende des Hangpfades
erwartet uns ein felsiger Bergvorsprung, hinter dem sich das idyllische Maiensäss
Monti di Lego 1110 m.ü.M. und eine kleine Bergkapelle verstecken – und ein schön gelegenes
Berg-Grotto. In einem romantischen Teich tummeln sich zahlreiche Goldfische. Das Panorama vom
Vorplatz der Kapelle ist bei klarem Wetter kaum zu überbieten. Der Blick schweift hinab zum
Vogelparadies Bolle di Magadino und hinüber ins Val Vedeggio und zum Monte Tamaro. Hier lohnt
sich eine Pause mit Blick ins Tal. Hier legen wir unsere Mittagspause ein.
Capanna Lego
Während dem Essen können wir viele Berggipfel betrachten, die wir schon besucht haben.
Der Abschied von der Aussichtsterrasse fällt nicht leicht. Linkerhand verlassen wir die Alpe di Lego
und wandern in nördlicher Richtung zuerst eben, weiter durch einen dichten Buchenwald.
Wir erreichen die Alpsiedlung al Passo 1037 m.ü.M. Bei der Weggabelung biegen wir links ab.
(Abzweigungen nach rechts ignorieren!). Auf einem treppendurchsetzten, wurzel-, laub- und
steinreichen Zickzackweg, gehts nun steil abwärts Richtung Mergoscia. Auf halbem Weg stossen
wir auf einen aus Granitsteinen errichteten und mit schönen Fresken bemalten Bildstock. Etwas
später überschreiten wir auf einer 1920 erbauten Brücke, Punkt 771 m.ü.M., den tosenden Wildbach
des Valle di Mergoscia. Den tiefsten Punkt der Wanderung hinter uns lassend, wandern wir nun
wieder ein Stück hinauf und erreichen Fordigia und Busada 758 m.ü.M., das bereits zu Mergoscia
gehört. Der Pfad führt uns nun durch schöne Rebhänge und Kastanienhaine. Während dem laufen
geniessen wir gleichzeitig eine wunderschöne Sicht auf den Stausee, den Monte Vogorno und den
Monte Tamaro. Vorbei an typische alte Tessinerhäuser, erreichen wir eine kleine Kapelle. Auf einer
kleinen Asphaltstrasse und Treppenabkürzungen laufen wir weiter und wie erwartet taucht das
bekannte Hangdorf über dem Vogorno-Stausee nach der nächsten Kurve auf. Ein paar Schritte noch
und wir stehen im reizvollen alten Ortskern von Mergoscia 679 m.ü.M. Hier befindet sich nicht nur
der geografische Mittelpunkt des Tessins, sondern auf 870 m.ü.M. auch einer der höchsten
Spalieranlagen der Tessiner Weinrebe. Übrigens: wir sind im Val Verzasca. Mit der Errichtung der
220 Meter hohen Staumauer in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhundert verschwand leider der
eindrückliche Taleingang, eine steile Schlucht mit überhängenden Felsen, über die die wilde
Verzasca einst dem Lago Maggiore entgegenstürzte. Heute stürzen sich Bungeejumper an einem
Gummiseil von der Staumauer in die Tiefe, darunter auch Geheimagent 007 alias James Bond (im
Film “Goldeneye”). Von Mergoscia aus wirkt der von schroffen Bergen und dunklen Wäldern
umgebene Stausee gespenstisch. Bei niedrigem Wasserstand sollen die Ruinen der versunkenen
Häuser von Tropino zu sehen sein. Das aus mehreren Weilern bestehende, typische Tessiner Dorf
erhielt erst um 1900 Strassenanschluss; es liegt am Südosthang einer Bergschulter, die steil zum
Stausee von Vogorno abfällt, umrahmt von Kastanienbäumen und Weinbergen. Wir besuchen die
schöne Dorfkirche, mit dem freistehenden Campanile. Nachdenklich stimmen die Grabtafeln auf
dem palmenbestandenen Vorplatz der Kirche San Gottardo. Sie erinnern an verstorbene Einwohner
von Mergoscia, die einst nach Nordamerika, Argentinien und Australien auswanderten, um der bit-
teren Armut im Verzascatal zu entkommen. lm Zeitraum von rund hundert Jahren nahmen allein die
USA rund 27 000 Tessinerinnen und Tessiner auf. Diese schlugen sich als Viehhüter, Melker oder
Tagelöhner durch. Mit den Jahren erwarben sie Ranches und übernahmen Herden in Pacht. Einige
wurden sogar Grundbesitzer und spielten als Grosshändler von Agrarprodukten in den Städten
Kaliforniens eine wichtige Rolle. Der Milchmarkt von San Francisco zum Beispiel wurde fast ganz
von den Tessinern kontrolliert. Von vielen Auswanderern verlor sich indes jede Spur. Einige blieben in
Übersee, andere kamen zurück, um den Lebensabend in der Heimat zu verbringen. Von der Kirche
aus geniessen wir einen prachtvollen Blick auf den weit unten liegenden Stausee. Im kleinen
Restaurant direkt neben der Kirche geniessen wir ein Bier und warten auf das Postauto, das uns
nach Locarno zurück bringen wird. Während dem warten kommen wir mit einem Ehepaar aus der
Deutschschweiz ins Gespräch. Sie sind mit dem Auto unterwegs und fahren zurück nach Locarno.
Gerne nehmen wir das Angebot an, und fahren ganz bequem mit dem Auto zurück nach Locarno.
Hier nachträglich noch ein herzliches Dankeschön. Eine aussichtsreiche Wanderung geht zu Ende.
Im Hotel Rinascente in Locarno, beziehen wir unser zuvor reserviertes Hotelzimmer.
Hotel Rinascente
Sehr schönes Hotel. Super gut gelegen. Sehr freundliches Personal. Hotelzimmer und Bad sehr
schön. Wir packen unsere Sachen aus, duschen, ziehen frische Kleider an und fahren nach Ascona.
Dort geniessen wir eine Pizza und die Aussicht auf den Lago Maggiore.
Einfache Wanderung für jedermann,
gute Schuhe sind empfehlenswert.
Im Herbst oder Frühling ansonsten
zu warm. Genussvolle, aussichtsreiche
Wanderung, mit eher ruppigem Abstieg.
Auf überwiegend guten Wanderwegen,
aber auch viel begangen.
Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 3 1/2 Std. 9,5 km
ca.360m Aufstieg
ca.960m Abstieg
1480m höchster Punkt
679m tiefster PunktÜber einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuenManuela & Franco
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