Fribourg/Waadt/Jura - Geschrieben am Mittwoch, August 23, 2017 10:52 von Franco - 0 Kommentare
Tour des Muverans Tag 1 Derborence – Cabane Rambert
23.8.17
Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Tour des Muverans Tag 1 Derborence – Cabane Rambert
Tag I
Wie jedes Mal haben wir im Hotel Martigny sehr gut geschlafen. Wie immer ist
das Frühstück sehr gut und reichhaltig. Gut ausgeruht und gestärkt geht es los.
Martigny Hotel
Wir nehmen nicht die Autobahn, sondern fahren über Fully auf der Hauptstrasse
entlang Richtung Conthey. Es ist eine traumhaft schöne Gegend. Die zum Teil
steilen Hänge, sind bis zuoberst mit Reben bepflanzt. In Conthey biegen wir links
ab. Die Strasse wird nun steiler und über Erde, erreichen wir Aven. Hier biegt die
Strasse in das Tal der La Lizerne hinein. Ziel unserer Autofahrt ist Derborence.
Die Fahrt nach Derborence über eine tiefe Schlucht, in deren steilen Hang die
schmale Strasse und die engen, unübersichtlichen Tunnelsysteme hineingebaut
wurden, ist ein Erlebnis für sich.
Da wir am Morgen und unter der Woche hinauffahren, kommen uns zum Glück
keine Autos entgegen. An gewissen Teilstrecken ist es schlichtweg nicht möglich
auszuweichen. Ganz zu geschweigen sollte uns ein Postauto entgegenkommen.
Ja ihr habt richtig gelesen hier fährt ein Bus hinauf. Während der Fahrt kommen
uns Bilder von Bolivien oder vom Himalaya auf. Wir sagen uns, wieso in der Ferne
schweifen, wenn das Glück so nahe liegt…
Plötzlich steigen die hohen Wände der Diablerets vor uns auf, fast gleichzeitig
erreichen wir den Lac de Derborence 1462 m.ü.M.
Ein ausgedehnter Urwald bedeckte noch zur Römerzeit weite Gebiete der heutigen
Schweiz. Um neues Ackerland zu gewinnen, die Häuser zu heizen und die Industrie-
öfen zu füttern, fiel aber in wenigen Jahrhunderten ein grosser Teil dieses Waldes
der Axt zum Opfer. Vom ursprünglichen Urwald, sind heute nur noch drei kleine
Reste erhalten geblieben: der Bödmerenwald im Muotatal, ein Waldstück bei Brigels
(beide haben wir schon besucht), und der Urwald hier beim See von Derborence.
Dieser Urwald hat allerdings nicht dank absichtlicher Schonung vor Kahlschlag
überdauert. Vielmehr entstand er erst vor knapp dreihundert Jahren. In den Jahren
1714 und 1749 lösten sich hoch oben an den markanten Südwände der Diablerets
etwa fünfzig Millionen Kubikmeter Fels und begruben, Alpweiden, Hütten, Men-
schen und Tier. Hinter den Trümmermassen bildete sich mit der Zeit ein See, der
heutige Lac de Derborence. Durch die grossen Geschiebemengen der Zuflüsse
verlandet der See zusehends und kann im Herbst sogar ganz austrocknen. Hinter
dem See, an einem steilen Abhang, konnte sich ein neuer Wald bilden. Der ein-
zige Weisstannenurwald der Schweiz mit eindrücklichen riesigen Bäumen. 1959
wurde dieser Urwald unter Schutz gestellt.
Zwischen dem Diablerets und dem Walliser Rhoneknie erhebt sich mitten drin die
Bastion der Muverans, die wir nun in vier Tagen umkreisen werden. Dabei geht es
ordentlich auf und ab und zwar über sechs Pässe. So kann die Tour des Muverans
als ein Geheimtipp gehandelt werden, für alle, die in den Schweizer Alpen offen für
selten entdeckte Winkel sind.
Tour des Muverans
Diese eindrückliche Rundtour führt praktisch ausschliesslich auf Wanderwegen
und weitab von Ortschaften um das Gebirgsmassiv des Muverans, nördlich des
Rhoneknies bei Martigny. Hoch über dem Walliser Haupttal verlaufend, bietet
der Höhenweg grossartige Ausblicke auf die Viertausender der Südschweiz und
das Montblanc-Massiv. Die Wanderung rund um den Muveran hat in jeder Hin-
sicht etwas zu bieten. Geologisch gesehen ist sie für viele ein Paradies, denn man
trifft auf die unterschiedlichsten Gesteinsarten und -formationen. Landschaftlich
weiss die Tour des Muverans durch berauschende Panoramen zu überzeugen.
Spielt das Wetter mit – das Klima ist eines der trockensten in der Schweiz – genie-
sst man einige der schönsten Ausblicke der Alpen: Das Mont-Blanc-Massiv, der
Grand Combin, die Walliser Alpen, die Dents du Midi und sogar der Genfer See
breitet sich vor einem aus. Meist ist die nächste Einkehr- bzw. Unterkunftsmö-
glichkeit nicht allzu weit. Reservation ist aber bei schönem Wetter ein absolutes
Muss. Bei Bedarf sind die Etappenlängen anpassbar.
Sonnig und sehr heiss ist es, als wir die Rucksäcke schultern und die erste Etappe
starten. Vom Parkplatz wandern wir etwas oberhalb des durch die Bergstürze
entstandenen Lac de Derborence in Richtung Süden, und gelangen nach wenigen
Minuten zur ersten Wegkreuzung, und gleichzeitig zum Refuge Lac de Derborence.
Refuge Lac de Derborence
In vier Tagen werden wir von rechts hinunterkommend, die Rundtour abschliessen.
Wir verlassen das Gasthaus am Lac de Derborence und begeben uns südwestwärts
in den Taleinschnitt der La Derbonne. Nur wenige kleine Lärchen, die sich im Lawi-
nenhang oberhalb des Lac de Derborence zu behaupten versuchen, säumen den
Wanderweg. Der bequem zu gehende und mässig steile Wanderweg, knickt bei
Punkt 1589 m.ü.M. links in die kleine Schlucht der La Derbonne. In unmittelbarer
Nähe des Bachs wandern wir nun alles taleinwärts. Links und rechts schiessen die
Berggipfel mit den uns unbekannten Namen wie Mont à Cavouère, Mont à Perron
und die Tête Pegnat, in den Himmel. Wir gelangen an das Ende des ersten eher
flachen Abschnitt, und wechseln in steileres Gelände. Wir überwinden eine kurze
ausgeprägte steile Geländestufe. Diese verschafft uns Zutritt in das enge Hochtal
von Dorbon. Der Wanderweg führt nun eine linksschleife durch, und führt nicht
wie früher an der Alp Chaux vorbei, sondern auf direktem Weg, über Alpweiden,
zu ihr hinauf. Nach einem schweisstreibenden Aufstieg erreichen wir die Alphütte
von La Chaux 1956 m.ü.M., die einfache Unterkunft und Verpflegung anbietet.
Gîte de l’Alpage de Dorbon
Auf der Hüttenterrasse mit schönem Ausblick, legen wir eine kleine Pause ein.
Der Kaffee und der Kuchen schmecken.
Aus einer lieblichen Umgebung, ins karge Hochlandgebirge, so lautet das Motto
für das folgende Teilstück.
Über eine linksschleife verlassen wir die Alpweiden von Dorbon, und stossen kurz
danach wieder auf die Derbonne. Der nun schmaler werdende Weg, führt uns nun
durch ein paar kurze Kalkschrofen. Wir stellen schnell fest, dass die Landschaft
herber und karger wird. Fels und Geröll nehmen zu. Die Wanderung durch das
Hochtal der Derbonne verläuft über eine Reihe von Geländeabstufungen. Wir ge-
winnen die nächste Schwelle und erreichen die ausgedehnte Hochebene von
Profairet. Immer neue Ansichten ergeben sich, immer karger wirkt die abgeschie-
dene Szenerie. Zur Linken liegen die Schotterhänge und Geröllhalden des Haut de
Cry. Bei Les Plans du Foche erreichen wir die nächste Hochebene, die wiederum
ganz anders aussieht. Zur rechten taucht der markante Tête à Pierre Grept auf.
Freunde von Steinen wähnen sich hier im Paradies. Alle erdenklichen Farben und
Formen kann man finden. Mit Blick auf die fast senkrecht in die Tiefe fallende fast
glatte Ostwand der Tita Naire, wandern wir über das kupierte Gelände von Les Plans
du Foche vorbei 2222 m.ü.M. und erreichen bei Pro Fleuri einen feuchten Boden in
melancholisch karger Landschaft. Nur wenige Pflanzen können sich hier im Schutt
behaupten, aber diese haben eine Kraft und Zähigkeit, die uns staunen lässt. Am
Ende dieser Hochebene steigen wir rechtshaltend weiter aufwärts. Es ist eine eigen-
tliche Mondlandschaft. Je weiter wir aufsteigen desto mehr wähnen wir uns in einer
Steinwüste, und der Lac de La Forcla 2450 m.ü.M. mit seiner kleinen Staumauer
den wir erreichen, erscheint uns zuerst als Fata Morgana. Wir bleiben stehen und
nehmen das Ende der Welt Stimmung die hier oben herrscht in uns auf. Am rech-
ten Seeufer entlang, verlassen wir die so öd und abweisende Wüstengebiet ähnliche,
aber doch sehr spannende und packende Landschaft. Am Ende des Sees, ist eine
neue Wegführung vorhanden. In den meisten Wanderkarten, ist der Wanderweg
nach dem See linkshaltend am Fusse des Dent de Chamosentse eingezeichnet.
Vermutlich wegen Steinschlaggefahr ist der neue Wanderweg auf der rechten Tal-
seite verschoben worden. Der in den Wanderkarten eingezeichnete kleine Glacier
de la Forcla ist nicht mehr vorhanden, oder durch meterdicken Blockschutt über-
deckt. Der Aufstieg zum Col de la Forcla ist das anspruchsvollste Teilstück dieser
Etappe. Über Geröll und Blockfeldern balancierend, wo zwischendurch die Hände
aus der Hosentasche genommen werden müssen, geht es zuerst über den nicht
mehr existierenden Gletscher, und dann steil über eine linksschweife auf den mit
Spannung erwarteten Col de la Forcla 2547 m.ü.M.
Eine echte Fernschau öffnet sich hier am höchsten Pass der gesamten Rundtour,
der aber noch nicht den Scheitelpunkt der Etappe bildet. Denn die Cabane Rambert
liegt auf einem Gratabsatz in der Südflanke des Grand Muveran und ist sogar noch
ein paar Meter höher. Erstmals blicken wir auf den noch 2000m höheren Mont
Blanc. Jenseits des Passes steigen wir auf direktem Weg, über einen Zickzackpfad,
den bröseligen Hang steil bergab. Im Abstieg vom Col de la Forcla trifft man auf
einen alten Stollen, der weit ins Berginnere führt, und auch von der anderen Seite
wurde ein Stollen gegraben. Die Absicht war, das Wasser des Sees zur Bewässerung
der Weinberge im Tal zu nutzen. Die Bergleute begegneten sich aber nie, und so
wurde das Projekt aufgegeben. Der Bergweg knickt rechts ein und führt uns zu ei-
nem Felshinderniss, der durch einen schmalen Durchgang und einem treppenartigen
Felsvorsprung überwunden wird. Nach dieser kleinen “Klettereinlage” durchquert
der Wanderweg den steilen, gerölligen Berghang von Les Outannes. Vor der kleinen
Terrasse Punkt 2397 m.ü.M. stossen wir auf eine Gabelung, die uns zwei Möglich-
keiten offeriert: entweder rechts über einen Geröllhang hoch und kürzer, aber stei-
ler, über einen Geländesporn zur Cabane Rambert, oder unterhalb von diesem, in
die Gouilles Rouges queren, und mit dem von Ovronnaz kommenden Hüttenweg
2387 m.ü.M. im Zickzack zum Tagesziel. Da wir genug von Steinen haben, entschei-
den wir uns für die Variante zwei was auch der Hauptweg ist, durchqueren gerade-
aus, die Weggabelung bei Punkt 2387 m.ü.M. und laufen danach nun in einer grü-
neren Umgebung, bei Gouilles Rouges wieder aufwärts. Wir erreichen den schma-
len Sattel ca. 2500 m.ü.M. und blicken rechts hinauf zur Cabane Rambert. Wie ein
Adlerhorst sitzt kühn die Cabane Rambert auf dem Grat La Crête a Moret, der vom
Grand Muveran herunterzieht. Rund um die Hütte reihen sich Türme und Dome
aus wild gefaltetem und erodiertem Gestein. Über einen perfekt angelegten Zick-
zackweg nehmen wir den letzten Aufstieg für heute unter die Sohlen, und stehen
kurz danach auf diesem grandiosen Logenplatz, das zugleich mit 2582 m.ü.M. der
höchste Punkt der gesamten Rundtour bedeutet.
SAC Cabane Rambert
Die Cabane Rambert wurde erst kürzlich komplett renoviert und erweitert. Der
neue Aufenthaltsraum mit seinen grossen Fenster gefällt uns sofort. Leider ist
der Waschraum nicht getrennt. Was vor allem für Frauen unschön ist.
Wir melden uns beim Hüttenwart an, der uns unsere Schlafgemächer zuweist.
Wie immer heisst es danach, waschen, frische Kleider anziehen und den Schlaf-
sack ausbreiten. Es ist unglaublich aber auch in dieser Hütte sind Wanderer an-
wesend die keinen Schlafsack dabei haben, sich nicht waschen und umziehen,
und dann so ins Bett gehen. Zum Glück sind wir nicht Hüttenwarte. Bei uns gäbe
es kein pardon. Entweder kaufen sie einen Schlafsack oder sie schlafen draussen
auf den Boden. Ist ja klar, dass man mit so einer Einstellung mit kleinen Ruck-
säcken unterwegs sein kann. Vermutlich haben solche Wanderer auch kein erste
Hilfe Set dabei. Nachdem alles ausgepackt ist, und Ordnung herrscht, bestellen
wir uns eine Flasche Weisswein, und machen es uns auf der schönen Terrasse
mit Liegestühlen! bequem.
Das Etappenziel des ersten Tages, die Cabane Rambert, liegt an einem Ort mit
traumhafter Aussicht, die keinen Vergleich zu scheuen braucht. Dom, Weisshorn,
Zinalrothorn, Dent Blanche, Matterhorn, Grand Combin und das ganze Mont-
blanc-Massiv um nur die markantesten der zahlreichen Walliser Viertausender zu
nennen, geben sich hier das Stelldichein. Im Südwesten erblickt man die Dents
de Morcles und die Dents du Midi.
Mit einer grossen Senioren SAC Gruppe aus dem Berner Oberland, kommen wir
schnell ins Gespräch. Zusammen geniessen wir die letzten Abendstunden und
die Aussicht. Das Hüttenwart Ehepaar zaubert ein super Nachtessen. Lange
sitzen wir alle zusammen, ein spannender und sehr interessanter Abend geht
langsam, aber sicher zu Ende. Zur Abrundung des Tages zeigen sich noch
Steinböcke mit Jungtieren nahe an der Hüttenterrasse.
Ausser Aufstieg und Abstieg beim
Col de La Forcla allgemein un-
schwieriger und gut markierter
mässig steiler Bergweg.
Für trittsichere Wanderer ohne
besondere Schwierigkeiten.
Kondition für mehrmaliges
Auf und Ab sollte vorhanden
sein. Trittsicherheit vor
und nach dem Col de La Forcla
von Vorteil. Beim Abstieg vom
Col de La Forcla rutschig und
bei Schnee oder Nässe heikel,
da leicht ausgesetzt. Bei Nebel
oder schlechte Sicht auf den
Hochebenen Orientierungssinn
von Vorteil.
Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 4 1/2 Std. 11 km
ca.1380m Aufstieg
ca.260m Abstieg
2582m höchster Punkt
1462m tiefster PunktÜber einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuenManuela & Franco
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