Wallis - Geschrieben am Sonntag, August 27, 2017 19:16 von Franco - 0 Kommentare
Bergwanderung Gondo – Corwetsch – Gondoschlucht – Gondo
27.8.17
Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergwanderung Gondo – Corwetsch – Gondoschlucht – Gondo
Wie jedes Mal haben wir im Hotel Martigny sehr gut geschlafen. Wie immer ist
das Frühstück sehr gut und reichhaltig. Gut ausgeruht und gestärkt geht es los.
Martigny Hotel
Mit dem Auto fuhren wir via Brig und Simplonpassstrasse Richtung Italienische Grenze.
Bei Ramserna 960 m.ü.M. oberhalb von Gondo, dort wo zwei grosse Haarnadelkurven
einem zum Abbremsen zwingen, parkieren wir das Auto. Ein paar Meter oberhalb des
grossen Parkplatzes ist - ein bisschen versteckt hinter den Leitplanken – der Wegweiser
ersichtlich. Der Wanderweg biegt hier bei dieser Weggabelung rechts ab um nach ein
paar Meter stark nach links einzuknicken. Oberhalb der Simplonpassstrasse und Stein-
schlagnetze umgehen wir links, über das sparsam markierte Weglein einen mächtigen
Felsriegel. Ohne eine Verschnaufpause wird uns nun der steile, bis sehr steile Wander-
weg hinauf nach Corwetsch führen. Der Wanderweg windet sich nun in kurzen Kehren
bergauf, um danach in einer starken Rechtskurve talauswärts, Richtung Presa d’Fond
1247 m.ü.M. abzubiegen. Der Wanderweg ist nicht besonders gut markiert, aber immer
sehr gut ersichtlich. Grosse Menschenmassen sind auf dieser Wanderung nicht zu
befürchten zu steil führt der Pfad aufwärts.
Italienische Namen wie die Bergweiden am Weg zur Alp Corwetsch: Bruciata, Pioda,
Cima. Sie gehören heute noch Familien aus der Piemonteser Nachbarschaft, wurden
allerdings schon längst aufgegeben. Erhalten blieben teilweise die kunstvoll angelegten
Wege, mit Steinplatten belegt, wie man es aus dem Tessin kennt. Inzwischen sind im
Umfeld der Maiensässe ausgedehnte und fast hüfthohe Brenneselfelder geworden.
Der Wanderweg führt uns bis nach Corwetsch hinauf, durch einen zum Teil dichten
Lärchen- und Tannenwald. Wir erreichen die kleine aufgegebene Siedlung Presa
Bruciata 1358 m.ü.M. Von der kleinen Terrassenlaube vor dem stattlichen Haus
geniessen wir einen packenden Tiefblick nach Gondo.
Es ist erstaunlich wie viele Menschen früher in diesen steilen Hänge lebten.
Ansonsten wären hier oben nicht so grosse Häuser erbaut worden.
Der Fortsetzung des Weges führt in einen tiefen Graben 1407 m.ü.M., quert dann
hinaus zu den teilweise verfallenen Bergweiden von Presa Cima 1601 m.ü.M.
Auch in diesem kleinen aufgegebenen Dorf steht ein grosses Mehrfamilienhaus aus
einer früheren Epoche. Wir haben das Gefühl wir befinden uns im Tessin. Die Häuser
sehen genau gleich aus, wie z.B. im Maggiatal. Wie lebten die Menschen anno dazumal
hier oben? Der neumodische Begriff Work-Life-Balance kannten sie sicher nicht. Das
Leben war von schwerer Arbeit begleitet. Fliessendes Wasser, warme Wohnungen oder
ausgewogenes, abwechslungsreiches Essen, waren sicher Fremdwörter.
Auch von Presa Cima geniessen wir einen unglaublichen Tiefblick in die Gondoschlucht.
Der Wanderweg knickt hier nun nach links ab, und führt uns weiter steil aufwärts. Ob-
wohl wir uns meistens im Wald befinden, ist es unglaublich heiss, und darum ein
schweisstreiben der Aufstieg. Trotz der tief unter uns stark befahrenen Simplonstrasse,
führt uns die gutangelegte und schöne Route durch ein noch sehr ursprüngliches Gebiet.
Bei Locciabella 1790 m.ü.M. erreichen wir die unterhalb der Almen von Alpjerung und
Corwetsch, befindlichen abweisenden Felsabbrüche. Hier findet der gut erstellte Berg-
wanderweg einen Durchschlupf durch einen steilen Graben. Schweissgebadet tauchen
wir aus dem Lärchenwald heraus, und laufen nun endlich durch flaches und offenes Ge-
lände, zu den verfallenen Alphäuser auf der Alp Corwetsch 1994 m.ü.M. Hier legen wir
unsere wohlverdiente Mittagspause ein. 1100 Höhenmeter? in einem Zug, das ist nicht
jedermanns Sache. Aus diesem Grund ist weit und breit niemand zu sehen. Als Entschä-
digung für die Mühen winken uns packende Landschaftseindrücke schwindelnde Tiefbli-
cke in den monumentalen Graben der Gondoschlucht, den wir zum Abschluss dieser
Runde noch durchwandern werden. Nachdem der Hunger gestillt worden ist, und die
aufgehängten Kleider wieder trocken sind, geht unsere Wanderung weiter. Auf mehr
oder weniger gleichbleibender Höhe geht es einen kleinen Bach überquerend, west-
wärts zu den anderen Alphäuser auf der Alp Corwetsch 2021 m.ü.M. Unser Erstaunen
ist gross, als wir Leute vor der Hütte entdecken und das die Hütte nicht verfallen-,
sondern komplett restauriert ist.
Corvetsch
Der Verein Corwetsch wurde im Jahr 2002 gegründet. Er hat sich zur Aufgabe gemacht,
das ehemalige Alpgebäude Corwetsch (Corte vecchia), das seit etwa 1940 nicht mehr als
Hochalp genutzt wird, zu einer einfachen Unterkunft umzubauen. Damit kann traditio-
nelle Bausubstanz erhalten und gleichzeitig eine alpin geprägte Grenzregion als Natur-
und Kulturraum erlebbar gemacht werden. Dazu stellt der Verein in Abhängigkeit seiner
Ressourcen das organisatorische und handwerkliche Wissen und das Baumaterial zur
Verfügung. Wir finden das ausserordentlich beeindruckend das Menschen die nicht von
dieser Region stammen sich so für etwas engagieren. Super! weiter so.
Direkt hinter der renovierten Hütte, beginnt nun unser langer Abstieg. Der weiterhin gut
ersichtliche Wanderweg folgt kurz einem Geländesporn, läuft dann mit einer Suone am
oberen Rand einer Felsschlucht hinüber zu den Alpweiden von Pianeza 1862 m.ü.M., wo
im Sommer Eringerkühe weiden. Dies zeigt uns, obwohl fast an der Italienischen Grenze,
das wir uns noch im Wallis befinden. Über eine sehr schöne und romantische Gegend,
steigen wir durch lichten Lärchenwald und Waldlichtungen weiter ab. Bei der nun auf-
tauchenden Weggabelung biegen wir nicht links ab Richtung Alpje, sondern steigen wei-
ter geradeaus ab. Über den bewaldeten Hang steigen wir weiter steil ab, durchqueren die
Wiesen bei Chäscherna 1771 m.ü.M. und erreichen die nächste Weggabelung bei Punkt
1658 m.ü.M. Weder links noch rechts abbiegend, geht es weiter durch eine sehr schöne
Gegend abwärts nach Chemi 1587 m.ü.M. Hier treffen wir wieder auf ein bewohnte Ge-
gend. Sogar neu erstellte Häuser sind vorhanden. Zusätzlich wurde in diesem kleinen Ort
die vorhandene kleine Kirche komplett restauriert. Ein richtiges Schmuckstück ist daraus
geworden. Bei Egga 1588 m.ü.M. erreichen wir die Strasse. Ab hier besteht die Möglichkeit
über den Wanderweg diverse Serpentinen der Strasse abzukürzen. Über Wiesen geht es
rechts an Biella vorbei, weiter abwärts nach Wälschimatta 1530 m.ü.M. Hier zwingt uns
ein Tobel auf die Strasse, die wir aber kurz vor Sistulmatta wieder verlassen. Die Abkür-
zungen über den Wanderweg sind oft nicht gut ersichtlich und auch schlecht markiert.
Die Serpentinen bei Sistulmatta 1460 m.ü.M. werden abgekürzt und wieder müssen wir
auf die Strasse ausweichen. Kurz nach Sistulmatta biegt der schlecht ersichtliche und mar-
kierte Wanderweg links von der Strasse weg. Diese Abkürzung darf man sich nicht entge-
hen lassen. Der Wanderweg wird vermutlich nicht mehr unterhalten, und die Natur holt
sich langsam aber sicher, den frei gewordenen Raum wieder zurück. Gebüsche und Äste
behindern leicht den Abstieg. Was wir aber zu sehen bekommen ist sensationell. Fast
senkrecht unter uns die Gondoschlucht. Bei Punkt 1291 m.ü.M. treffen wir kurz auf die
Strasse, verlassen sie aber sofort wieder. Über Sid geht es weiter steil abwärts, ausrutsch-
en sollte man hier nicht. Die Natur an diesem von der Sonne aufgeheizten Hang ist wild
und artenreich. Unzählige Blumen und Sträucher können wir bestaunen. Wir sind froh
diese Abkürzung gefunden und genommen zu haben. Auf der Teerstrasse abwärts zu lau-
fen, hätte uns nie diese Ausblicke auf Natur und Gegend geschenkt. Kurz vor der Gondo-
schlucht erreichen wir die Asphaltstrasse die wir folgend, uns zur alten Kaserne 1157 m.
führt. Wir überqueren zuerst vorsichtig die stark befahrene Simplonpassstrasse, um da-
nach über eine elegante Hängebrücke an der orographisch rechten Seite der Doveria zu
gelangen. Der neu angelegte Wanderweg führt uns flussabwärts zuerst zum Hohsteg, ei-
ner malerischen Engstelle mit blank gescheuerten weissen Felsen. Hier sind teilweise
noch die Resten der alten Holzbrücke vom Saumweg über den Simplon ersichtlich.
Vor mehr als 300 Jahren baute der Briger Handelsherr Kaspar Stockalper den Saumpfad
über den Simplonpass aus und legte damit den Grundstein zu seinem Handelsimperium.
Die wirtschaftliche Bedeutung hat der Weg längst an neuere Strassen abgegeben, doch
seit einigen Jahren lebt die Via Stockalper als Kulturweg wieder auf.
Kulturweg Via Stockalper
Simplon Stockalperweg
Neben der in Galerien verlaufenden Strasse geht es weiter zur alten Festung Gondo, die
an einer weiteren Engstelle das Tal abriegeln sollte. Über einen Metallsteg erreicht man
den Eingang zur Festung. Ein langer Stollen führt ins Bergesinnere, wo sich Unterkünfte
und Stellungen verbergen. Wieder am Tageslicht, steigt man ab zum Bach. Ein weiterer
Eisensteg leitet ans linke Ufer und hinauf zur Passstrasse. Links von ihr laufen wir dann
zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung.
Abwechslungsreiche
Wanderrunde über
und in der Gondoschlucht,
bei der man die Nähe
Italiens fast auf Schritt
und Tritt spürt.
Extrem steil und im
Hochsommer entsprechend
schweisstreibend
der Anstieg.
Spannend das Finale
Richtung Gondo.
Die Via Stockalper ist an
gewissen Stellen imposant,
spannend und lehrreich.
Oft aber direkt an der
vielbefahrenen Strasse.
Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 4 1/2 Std. 13,5 km
ca.1260m Aufstieg
ca.1260m Abstieg
2026m höchster Punkt
960m tiefster PunktÜber einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuenManuela & Franco
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