Jakobsweg - Geschrieben am Sonntag, April 28, 2013 23:15 von Franco - 0 Kommentare

Camino Francés Teilstrecke 27 Villafranca del Bierzo – Herrerías de Valcarce

28.4.13

Alle Fotos zu dieser Etappe unter diesem Link ersichtlich:
Camino Francés Teilstrecke 27 Villafranca del Bierzo – Herrerías de Valcarce

Die Beschreibung der Teilstrecken ist unter
Fernwege.de
gut beschrieben. Viele Fotos, Links, Karte mit Höhenprofil sind auch einsehbar.

Noch besser ist der Weg unter GPS-Tracks.com beschrieben mit Höhenprofil und Film.
GPS-Tracks.com

Die Teilstrecke 27 Villafranca del Bierzo – Herrerías de Valcarce führt von:
Villafranca del Bierzo – Trabadelo – Vega de Valcarce nach Herrerías de Valcarce.

Als Titel für den heutigen Tag, haben wir den folgenden gewählt:
“Enge Schlucht und harter Weg”.

Wieder haben wir fest und gut geschlafen.
Frisch geduscht und gut gelaunt gehen wir in den Frühstücksraum.
Während dem Essen können wir aus dem Fenster direkt auf dem camino schauen.
Viele Pilger sind schon unterwegs.
Wir nehmen es gemütlich und geniessen das Frühstück.
Wir haben es uns fest vorgenommen jede Minute zu geniessen,
weil bald der camino für uns zu Ende sein wird.
Bei blauem Himmel aber frischer Temperatur starten wir dieses Teilstück.
Direkt neben der Posada “Las Doñas del Portazgo” verläuft der camino.
Wir überquerten die Brücke die über den Río Burbia führt.
Jetzt mussten wir aufpassen, dass wir den richtigen Weg einschlagen.
Wir wollten nämlich den “camino duro” auf Deutsch “der harte Weg”
unter die Füsse nehmen, und nicht den Hauptweg.
Hape Kerkeling hat den regulären Weg ausdrücklich als nervig und gefährlich beschrieben.
Es sei lebensgefährlich so direkt neben der stark befahrenen Strasse zu laufen.
Ca. 20 Meter nach der Brücke biegt rechts eine kleine sehr steile Strasse
oder besser gesagt Weg ab. Die Markierung ist mehr als dürftig.
Wenn man es nicht weiss, oder nicht darauf achtet, läuft man vorbei.
Kurz nach dem steilen Anstieg steht auf einer grossen Tafel:
“Sehr anstrengender Weg, nur für gute Läufer”.
Wir waren gespannt, auf was wir uns hier einlassen.
Wie in allen einschlägigen Bücher beschrieben,
führt der Weg tatsächlich steil aufwärts, aber nicht wirklich so,
das man es nicht schaffen kann.
Mit ein bisschen körperlichen Fitness ist der camino duro kein Problem.
Nach ca. 30 minuten ist das gröbste geschafft.
Auf einem schönen Weg geht es weiter aufwärts, zunächst durch einen Hohlweg
und dann über einen unbewaldeten Hang mässig steil aufwärts.
Was für eine Aussicht von hier oben!
Das ganze Valcarce Tal lag uns zu Füssen.
Das Bierzo und die Berge um den O Cebreiro vor uns, einfach sensationell.
Die Sonne erwärmte uns und wir konnten uns nicht sattsehen.
Ginster und Erika Gebüsche soweit das Auge reicht.
Der Talgrund des Valcarce Tal, dafür ums so abweisender.
Das Tal lag immer noch im Schatten.
Die Hauptstrasse und die Autobahn zwängen sich durch das schmale Tal,
und irgendwo dazwischen der camino.!
Der Jakobsweg verläuft nun, abgesehen von einigen kürzeren Steigungen,
meist eben, bis wir einen grossen Kastanienwald erreicht hatten.
Da keine Abzweigungen vorhanden sind, und es immer geradeaus geht,
kann man sich bis zum erwähnten Kastanienwald nicht verlaufen.
Im Sommer muss dieser Kastanienwald prächtig aussehen.
Jetzt war er kahl und ein bisschen trostlos.
Die Kastanienbäumen trugen wegen dem langen und harten Winter noch keine Blätter.
Der Kastanienwald in dem wir nun hindurchliefen,
ist kein wilder und naturbelassener Kastanienwald.
Hier werden Edelkastanien geerntet,
dementsprechend werden die Bäume und die Umgebung gepflegt.
Bierzo ist bekannt wegen seinen Kastanien.
Wir kamen mit 3 Pilger aus Ulm ins Gespräch, ein Ehepaar und ein Freund von Ihnen.
Die Ehefrau erklärte uns, das der Ehemann so um die 70,
gestern der Fussnagel ganz herausreissen musste.
Er hatte sich am Vortag in der Pilgerunterkunft an einer Kante den Fussnagel aufgerissen.
Die Zehe sei nun ganz blau und geschwollen.
Er habe heute Morgen Medikamente zu sich nehmen müssen.
Wir fühlten uns wieder wie so oft auf dem Jakobsweg so klein.
Neben uns lief ein Pilger, der wesentlich älter ist als wir,
mit einer Zehe, ohne Nagel auf dem camino duro!
Ab dem Kastanienwald, ist der Wegverlauf nun nicht mehr so eindeutig.
Bei einer Kreuzung zeigt ein Pfeil zum Dorf Pradela.
Wegspuren zeigen aber das man auch geradeaus laufen kann.
Beide Wege kommen kurze Zeit später aber wieder zusammen.
Wir liefen geradeaus weiter und stiessen kurze Zeit später,
auf eine Asphaltstrasse die von Pradela her kommt.
Hier hat man die Auswahl auf der Asphaltstrasse weiter abwärts zu laufen,
oder den direkten Weg der aber steiler ist.
Wir wählten den direkten Weg der über Schotter, steil nach Trabadelo führt.
Während dem abwärtslaufen, konnten wir die Aussicht auf das Valcarce Tal geniessen.
In Serpentinen ging es nun auf dem Schotterweg, der ab und an
die Asphaltstrasse kreuzte, nach Trabadelo.
In Trabadelo suchten wir eine Einkehrmöglichkeit, wir wollten einen Kaffee trinken.
Bei der Gemeindeherberge wurden wir fündig. Wir genossen den Kaffee und waren
von der Variante begeistert. Wir hatten die richtige Entscheidung getroffen.
Wir verliessen Trabadelo und liefen Richtung La Portela de Valcarce.
Für den ganzen restlichen Tag, liefen wir danach nur noch auf Asphalt.
Wir befanden uns nun auf dem Teilstück wo der Hape fast verzweifelt ist.
Der camino verläuft direkt neben der Hauptstrasse.
Der camino und die Hauptstrasse sind durch eine kleine Betonabsperrung getrennt.
Von Autos oder Lastwagen, weit und breit nichts zu sehen.
Bis Vega de Valcarce waren es vielleicht 10 Autos die an uns vorbeifuhren.
Auch auf der Autobahn über uns, war praktisch kein Verkehr vorhanden.
Ist das die Folge der herrschenden Wirtschaftskrise in Spanien?
Abgesehen vom Verkehr ist dieses Teilstück wirklich nicht besonders schön.
Man könnte aber mehr daraus machen. man könnte zum Beispiel,
den camino ein bisschen von der Strasse ins Grüne neben dem Valcarce Fluss verlegen.
Aber wenn dem Staat das Geld fehlt, geht das nicht.
Wir haben wiederum aber gelesen das die Region Galicien,
in den letzten Jahren dutzende von Millionen,
für die Verbesserung der Infrastruktur für den Tourismus
und für den camino herausgegeben hat.
Wir haben auf dem camino wenig von diesem Geld gesehen.
Ausser etwas, das ist uns sofort aufgefallen.
Überall an fast jeder Ecke stehen Getränkeautomaten einer bekannten Firma.
Die stehen im Wald, bei Bauernhöfen, in den Dörfer usw.
Oft funktionieren sie gar nicht, oder sie sind leer,
oder würden funktionieren aber ohne Strom geht nichts.
Diese Getränkeautomaten verrosten still vor sich her
und werden früher oder später auf den Müll geworfen, schade um das viele Geld.
In La Portela de Valcarce gingen wir in einem grossen Hotel ein Kaffee trinken.
Hotel Valcarce
Wir blieben aber nicht lange.
Das Restaurant sah aus, wie eine Kantine in einem grossen Geschäft.
Da wir gut zu Frühstück gegessen hatten,
hatten wir auch keinen grossen Hunger. Wir liessen das Mittagessen sausen,
packten unsere Rucksäcke und waren froh wieder laufen zu können.
Weiter der Hauptstrasse entlang aber weiterhin ohne jeglichen Verkehr,
liefen wir von einem Dörfchen zum anderen.
Jetzt war das laufen wieder angenehmer.
Die Autobahn sah und hörte man nicht mehr.
Über Ambasmestas liefen wir nach Vega de Valcarce.
Hoch über dem kleinen Ort thront das Castillo de Sarracin,
eine ehemalige Festung des Templerordens.
Je mehr wir uns nun dem Talende näherten, desto herrlicher wurde die Landschaft.
Der Himmel weiterhin blau, ab und zu kleine Wolken, aber weiterhin kalt.
Mäusi läuft meistens am Morgen mit den Handschuhen,
ansonsten bekäme sie den Kuhnagel.
Über Ruitelán erreichten wir Herrerías de Valcarce.
Direkt am camino liegt das C.T.R. “El Capricho de Josana”
El Capricho de Josana
CTR = Centro Turismo Rural.
Wir hatten für den heutigen Abend hier ein Zimmer reserviert.
Wir wussten das zwischen Herrerías de Valcarce und O Cebreiro,
wenig Unterkunftsmöglichkeiten vorhanden sind,
und in O Cebreiro sie oft überfüllt sind.
Die Wahl die wir getroffen hatten, war richtig.
Das Hotel ist sehr schön, Zimmer mit viel Holz wie es in dieser Gegend Brauch ist.
Wir wollten noch die Sonne geniessen, darum bezogen wir unser Zimmer noch nicht.
Wir setzten uns auf der schönen Terrasse und warteten auf die Bedienung.
Nach geraumer Zeit erschien ein Herr und fragte uns ob wir etwas trinken möchten.
Wir fragten ihn ob er uns zwei Gläser Rosado bringen könnte.
Er antwortete uns, dass sie kein Rosado haben, und fertig war das Gespräch.
Er wollte gerade weglaufen als wir ihn fragten ob er dann ein Vino Blanco habe,
er antwortete uns, ja das habe er.
Er hätte vermutlich nie uns eine andere Möglichkeit als der Rosado angeboten.
Er brachte uns den Wein und wir prosteten uns gegenseitig an.
Wir wollten uns von diesem unfreundlichen Kellner nicht anstecken lassen.
Zu schön war der heutige Tag.
Wir waren froh den camino duro gewählt zu haben.
Wir schrieben am Tagebuch und informierten uns in den einschlägigen Büchlein,
die wir dabei hatten, was morgen auf uns zukommt.
Nach dieser schönen Pause bezogen wir unser Zimmer.
Schönes Zimmer und Bad. Uns gefiel es sofort.
Um 20:00 gingen wir im Hotelrestaurant.
Auch das Restaurant ist sehr schön eingerichtet.
Der unfreundliche und trockene Kellner bediente uns.
Wie bei Ihm, haben wir es bei vielen Spanier in der Gastronomie bemerkt.
Das bedienen ist für viele Spanier vermutlich eine Ehrverletzung.
So war es auch bei diesem Kellner. Er bemühte sich überhaupt nicht,
uns zu erklären, was das heutige Menu ist.
Auch bei der Speisekarte gab er uns nur missmutig Antwort.
Wir genossen den Abend trotzdem. Das Essen war sehr gut, der Wein auch.
Der Wein war aus dem Bierzo Gebiet.
Im Restaurant waren noch zwei andere Pilger anwesend.
Bei einem Pilger, kamen wir nicht ins Gespräch,
wir merkten sofort das er das Gespräch nicht suchte,
und wir akzeptierten dies.
Das wir Ihn noch zweimal sehen werden und dies an speziellen Orten und Momente,
war uns zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst.
Der camino sorgt immer wieder für die unglaublichsten Geschichten.
Der andere Pilger war dafür sehr gesprächig
und wir waren froh mit jemanden zu sprechen,
hatten wir ausser die 3 Ulmer auf dem camino duro,
nicht viele Pilger angetroffen.
Luca heisst der Pilger und kommt aus Mendrisio aus der Schweiz aus dem Kanton Tessin.
Wir kennen Mendrisio gut. Wir sind ab und zu in diesem Gebiet.
Ein sehr guter Freund/Freundin stammen von dort,
und haben in einem kleinen Seitental ein Haus.
Es wurde ein interessanter Abend mit Luca, mit viel Gesprächsstoff.
Er ist seit 9 Jahren unterwegs. Er hat wie wir auch am Bodensee angefangen.
Auch das ist der Jakobsweg. Wir sind nun irgendwo in Spanien,
in einem Restaurant und sitzen neben einem Menschen,
der von einer Region aus der Schweiz stammt,
das wir sehr gut kennen und schätzen.
Etwas haben wir noch vergessen zu erwähnen.
Die letzten 2 Tage haben wir ein Paar mit einem Kleinkind ca. 4 Jahre,
immer wieder angetroffen. Sie laufen auch den camino.
Sie schiebt jeweils den Kinderwagen und er trägt einen kleinen Rucksack.
Wir konnten nicht verstehen wie man den camino mit einem Kleinkind
im Kinderwagen laufen kann.
Das arme Kind hat ja nichts davon, ist doch langweilig immer in diesem Kinderwagen zu sitzen.
Zudem ist es so, dass es mit dem Kinderwagen nicht möglich ist,
immer auf dem camino zu bleiben. Es gibt Wegabschnitte, die nicht Kinderwagen tauglich sind.
In diesen Teilabschnitte mussten sie auf die Hauptstrasse ausweichen!
Das Leben besteht aus Teilabschnitten.
In diesen Abschnitten ist es möglich oder nicht, etwas zu unternehmen.
Oft ist es dann so, das Menschen etwas dennoch durchboxen wollen,
was meistens schief geht.
Während dem Essen erwähnte der Besitzer des C.T.R.
das gestern auf dem O Cebreiro Schnee gefallen ist!
Morgen werden wir auf dem O Cebreiro sein.
Ein weiterer Höhepunkt auf dem camino.
Wir waren gespannt was auf uns zukommen wird.

Unter der untenstehenden Internetadresse,
kann unser Buch über den Jakobsweg gekauft werden.

Link zum Buch

Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 5 Std.
ca.760m aufwärts
ca.550m abwärts
25 km
Noch 170 km bis Santiago de Compostela

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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