Jakobsweg - Geschrieben am Donnerstag, Mai 2, 2013 20:20 von Franco - 0 Kommentare

Camino Francés Teilstrecke 31 Portomarin – Palas de Rei

2.5.13

Alle Fotos zu dieser Etappe unter diesem Link ersichtlich:
Camino Francés Teilstrecke 31 Portomarin – Palas de Rei 2.5.13

Die Beschreibung der Teilstrecken ist unter
Fernwege.de
gut beschrieben. Viele Fotos, Links, Karte mit Höhenprofil sind auch einsehbar.

Noch besser ist der Weg unter GPS-Tracks.com beschrieben mit Höhenprofil und Film.
GPS-Tracks.com

Camino Xacobeo
Etappe Portomarin – Palas de Rei

Die Teilstrecke 31 Portomarin – Palas de Rei führt von:
Portomarin – Gonzar – Ventas de Narón – Ligonde – Lestedo – A Brea nach Palas de Rei.

Als Titel für den heutigen Tag, haben wir den folgenden gewählt:
Granit, Cruzeiros und Hórreos begleiten uns auf dem Weg zum verschwundenen Königspalast.

Nicht so gut geschlafen, das Hotel ist sehr ringhörig.
Unzählige Male hörten wir, wie Hotelgäste die WC-Spülung laufen liessen.
Uns wurde bewusst, dass es so und schlimmer in den überfüllten Pilgerherbergen
zu und her gehen muss. So gesehen, waren wir in einer sehr privilegierten Position.
Fenster aufgemacht und aus dem Fenster geschaut.
Ein richtig kalter Wind umklammerte uns. Nebelverhangen waren die Hügel, aber kein Regen.
Im Preis der Übernachtung war das Frühstück inbegriffen.
Wir liefen also zum Frühstücksraum. Ein schmaler langer Gang, links und rechts kleine Tische,
ein Ambiente wie in einer Kantine, so präsentierte sich der Frühstücksraum.
Das Frühstück war nicht besser. Im Schnelldurchgang wurden die Pilger bedient.
Alles portioniert und verpackt. Auch der Kuchen war industriel. Kaffee war nicht gut.
Während dem Frühstück erschienen die Münchner. Wir plauderten mit Ihnen ein bisschen
uns zog es aber raus. Wir wollten nicht noch länger in dieser sterilen Atmosphäre verweilen.
Über den Río Miño und den Stausee von Belesar, verliessen wir Portomarin.
Das ganze Tal des Miño und der Stausee lag unter einer Nebeldecke.
Es ist also doch so wie man es in den Bücher lesen kann. Galicien ist ein Nebelland.
Was wir heute aber gesehen haben ist nichts gegenüber das,
was wir in den nächsten Tagen erleben werden. Aber schön alles der Reihe nach.
In Gonzar in einer kleinen Bar erste Kaffeepause eingelegt.
Während dem Kaffeetrinken beobachteten wir etwas,
dass uns ab Sarria immer wieder aufgefallen war.
Ein Spanier erschien in der Bar mit einem Stapel Credencial (Pilgerbüchlein),
und begann diese einzeln mit dem Stempel der Bar abzustempeln.
Kurze Zeit später, erschien die Gruppe in der er dazugehörte.
Alle liefen danach gemeinsam weiter.
Ein “Pilger” läuft also voraus um die Pilgerbüchlein abzustempeln,
so das die ganze Gruppe sich nicht lange in so einer Bar aufhalten muss.
Um die Compostela in Santiago zu erhalten, müssen ab Sarria pro Tag,
jeweils 2 Stempel in der Credencial ersichtlich sein.
Wenn sich also so eine Vorhut von einer spanischen Gruppe,
sich die Stempel holt, bleibt diese Person natürlich eine gewisse Zeit vor dem Stempelkissen,
bis er alle Credencial abgestempelt hat.
Es bilden sich darum Menschenschlangen vor dem Stempelkissen.
Und das anfangs Mai! Geschweige in den Monaten Juli, August und September.
Wir waren nicht in so einem Stress.
Als niemand beim Stempelkissen anwesend war, holten wir unseren Stempel.
Diese spanischen Gruppen machen dies nicht nur beim Stempel so,
sondern auch für das Mittagessen. Eine Person läuft schneller, oder früher ab.
Sucht sich um die Mittagszeit ein schönes Lokal,
reserviert ein paar Tische und wartet danach bis die ganze Gruppe erscheint.
Wir waren so froh diesen Zwängen nicht ausgesetzt zu sein.
Wir verliessen die Bar und bogen in den Camino ein,
in diesem Augenblick rief uns jemand zu. Es waren Ulrike und Michael.
Sie machen wie wir heute Abend auch Halt in Palas de Rei.
Sie machten in der Bar Pause und wir liefen weiter.
Schon seit Tagen, sehen wir immer wieder viele Quittenbäumen.
In Galicien werden die Quitten zum sogenannten Membrillo verarbeitet.
Die Quittenpaste wird jeweils mit Frischkäse zusammen gegessen.
Membrillo
Auch heute waren wieder viele Pilger unterwegs.
Es gibt immer wieder Pilger, die den Rucksack komisch gepackt haben.
Oft baumelt irgendetwas meistens eine Trinkflasche
oder der Schlafsack am Rucksack hin und her
und schlägt bei jedem Schritt an die Beine.
Diese Pilger sind vermutlich erst von Sarria aus gestartet.
So ausgerüstet läuft man nicht sehr lange.
Pinien oder Föhren, säumen nun den Weg.
Über Wiesen und Felder führt uns der Weg weiter. Die ersten Eukalyptusbäume fallen uns auf.
Zu den Eukalyptusbäume in der nächsten Etappe mehr.
Immer wieder treffen wir auf cruceiros.
Diese typische Galicische Wegkreuze sind praktisch
in jedem Dorf oder Wegkreuzung ersichtlich.
Oft als Doppelkreuz und meistens aus Granit erstellt.
Wir erreichten Ventas de Narón und zugleich die Hochebene der Sierra de Ligonde.
Mit ca. 720 m.ü.M. definitiv der höchste Punkt, vom heutigen Tag.
Von nun an geht es nur noch abwärts bis zum Atlantik.
Erikagebüsche überziehen die Landschaft, kahle Granithöcker brechen aus dem Grün hervor.
Überall sieht man den gelben Stechginster, Was für eine schöne Aussicht hier oben.
In Ventas de Narón in der Albergue “Ventas O’Cruceiro” kleine Kaffeepause eingelegt.
Albergue “Ventas O’Cruceiro”
Kurz nach Ligonde durchschreitet man ein schöner corredoira.
Die corredoiras sind zum Teil uralt.
Es gibt corredoiras wo schon die Römer hindurchgelaufen sind.
Kurz nach Ligonde liefen wir an der Casa “Mariluz” vorbei.
Casa “Mariluz”
Es war um die Mittagszeit und wir hatten Hunger.
Wir schauten in das Restaurant hinein. Es gefiel uns sofort,
und siehe da, es war noch ein Tisch frei. Viele Tische waren aber
schon mit dem bekannten “reservado” markiert.
Bei anderen Tischen war nur eine Person anwesend,
diese Person war vermutlich wieder so eine Vorhut von einer ganzen spanischen Gruppe.
Wir setzten uns am freien Tisch und genossen die Wärme.
Draussen war es bis jetzt sehr schön, aber kalt.
Wir bestellten uns ein caldo gallego.
Wikipedia caldo gallego
Das ist die bekannte galicische Suppe. Sie basiert auf weisse Bohnen, Kartoffeln,
gepökelter Vorderschinken und Steckrübenblättern.
Die Suppe war sehr gut. Danach gab es Salat und patatas mit chorizo.
Die Bedienung war sehr höflich und zuvorkommend. Das Essen super.
Wir waren rundum zufrieden. Als Abschluss gab es Kaffee mit Orujo de Hierbas.
Nach diesem üppigen Mittagessen, waren wir froh uns wieder auf den Weg zu machen.
Der camino führte uns durch verträumte Dörfer, wieder waren die Kirchen leider geschlossen.
Kurz nach Airexe (Eirexe), ist es möglich sofern erwünscht einen Abstecher zu unternehmen.
Hin und zurück sind es aber ca. 5km.
In Vilar de Donas steht ein kleines romanischen Kirchlein die als Perle der Romanik gilt.
Sie besitzt interessante Wandmalereien und diverse Gräber von Santiago-Rittern.
In den einschlägigen Bücher und im Internet steht aber: oft wechselnde Öffnungszeiten.
In Spanien ein Wagnis das wir nicht eingehen wollten.
Wikipedia Iglesia Vilar de Donas
Wir wollten nicht diese zusätzlichen 5 km unter die Füsse nehmen,
und dann vor verschlossener Türe stehen.
Es wurde immer wärmer. Über Lestedo erreichten wir die Bar “Mesón A Brea”.
Hier wieder ein kleiner Kaffeehalt, aber ohne Orujo de Hierbas.
Während dem laufen änderte sich die Landschaft, wir hatten das galicische Tiefland erreicht.
Das Land wird weiträumiger und flacher
Immer wieder überholen uns Cars, Taxi oder kleine Lieferwagen.
Sie transportieren die Pilger oder das Gepäck der Pilger von einem Ort zum anderen.
Wir können uns mit diesem System einfach nicht anfreunden.
Kurz vor Palas de Rei erreichten wir das Complejo “La Cabaña”.
Complejo “La Cabaña”
Posada del camino
Das ist ein grosser Hotel und Chalet Komplex.
Vor dem Empfang stapelten sich die Koffer der Armani Pilger.
Wir schauten kurz im Restaurant hinein. Uns schauderte es.
Eine grosse Halle mit vielen Tischen. Uns wurde sofort klar.
Hier wird Pilgermenu in einer Kantinenatmosphäre serviert.
Wir waren uns dann sofort einig. Heute Abend werden wir hier nicht essen.
Wir wollten unsere Zimmer beziehen, am Empfang wurde uns aber mitgeteilt,
dass die Zimmer noch nicht bezugsbereit sind.
Wir machten uns also auf der schönen Terrasse bequem,
genossen die nun sehr warme Sonne, den guten Weisswein und das Leben als Pilger.
Von der Terrasse aus, hatten wir einen guten Überblick auf den camino,
der direkt vor dem Komplex vorbei führt.
Wir wollten zuerst die vorbeilaufenden Pilger zählen,
wir hörten aber schon nach ein paar Minuten auf, es waren einfach zu viele.
Plötzlich sahen wir die 3 Pilger aus Ulm. Wir hatten sie auf dem “Camino duro” kennengelernt.
Wir fragten sie, wie das laufen geht, (ein Pilger hatte ja ein Zehennagel herausreisen müssen).
Sie sagten alle es geht, es muss gehen! Wir fragten Sie ob Sie in Palas de Rei Übernachten.
Sie sagten uns, das sie es noch nicht wissen, sie laufen jetzt noch ein Stücken,
und dann werden sie entscheiden. Pilgern in Reinkultur.
Kurze Zeit später erschienen unsere 4 Freunde aus München.
Sie waren froh in Palas de Rei angekommen zu sein
und eine Übernachtungsmöglichkeit auf Nummer sicher zu haben.
Wir erwähnten das wir heute Abend im Dorfzentrum essen gehen.
Sofern alles klappt, werden wir sie also in Palas de Rei antreffen.
Wir setzten uns wieder auf der Terrasse uns schrieben Ansichtskarten und den Tagesbericht.
Als wir mit schreiben fertig-, und die Gläser leer waren,
liefen wir zu unserer Hütte. (Cabaña heisst frei übersetzt = Hütte).
Das Hotelzimmer war schön und sauber. Viel Holz in einem spanischen Ambiente.
Nach dem Duschen, umziehen und auspacken der Rücksäcke, verliessen wir das Hotel.
Vor dem Hotel waren viele Reiter mit den Pferden anwesend.
Diese Reitergruppe werden wir in den nächsten 2 Tage immer wieder sehen.
Sie übernachten heute auch im Complejo “La Cabaña”.
Aus diesem Grund, war das Hotel ausgebucht.
Wir erfuhren, das Sie den camino auch machen, aber auf Pferderücken.
Nachdem wir aber mehr erfuhren, wie das alles organisiert ist,
verloren die Reiter bei uns die Hochachtung die sie vorher erhalten hatten.
Den Camino auf Pferd oder Esel, heisst sich auf das Tier einstellen zu müssen.
Draussen schlafen. Stallung für die Unterkunft suchen. Essen für die Tiere usw.
Bei dieser Reiterguppe ist dies nicht so. Es ist alles organisiert.
Die Pferde werden am Abend abgegeben. Am Morgen erhält man sie wieder.
Übernachtung und Essen für die Reiter, ist auch alles organisiert.
Camino a Caballo
Koffer und sonstiges wird von einem Hotel zum anderen per Auto verschoben.
Für uns war das doch ein bisschen zu dekadent.
Mit gemischten Gefühlen, liefen wir in das Dorfzentrum von Palas de Rei.
Trotz des klangvollen Ortsnamens “Königspalast” gibt es allerdings keine
historischen Monumente am Ort und auch keine Dokumente, die darauf hindeuten,
dass hier je eine Königsresidenz gegeben hat.
Palas de Rei
Die Kirche San Tirso war offen, oh wie schön. Wir gingen hinein.
Immer wieder ein spezieller Moment ein paar Minuten in einer schönen Kirche zu sitzen
um nachzudenken und zu danken. Nachdem wir den Stempel geholt hatten,
liefen wir noch ein paar Schritte und wir hatten das Dorfzentrum erreicht.
In einer kleinen Gasse die von Pilgern nur so wimmelte,
trafen wir auf Ulrike, Michael, Martin, Sandra, Federico und den Holländer,
den wir schon seit Tagen immer wieder sehen, aber nie ins Gespräch kamen.
Wir wurden mit einem grossen Hallo und mit dem Satz” ach da schau her die Schweizer” empfangen.
Wir setzten uns zu ihnen und genossen eine frische kühle Cerveza.
Es war so richtig schön warm und man sah es den Pilger an,
das sie die endlich angekommene Wärme genossen.
Viele liefen in Flip-Flops oder Adiletten umher.
Die meisten mit Tapes an den Zehen oder irgendwo einbandagiert.
Knie oder Füsse eingebunden oder mit Pflaster zugedeckt.
Unsere 4 Freunde aus München haben wir leider den ganzen Abend nicht gesehen.
Ein kleiner Hunger machte sich bemerkbar.
Mit Ulrike und Michael liefen wir zur nahgelegenen Taberna – Pulperia “a nosa terra”.
Die Taberna war bis auf einen Tisch besetzt. Was für ein Glück.
Wir setzten uns am Tisch und bestellten zu Essen.
Da wir zu Mittag sehr reichlich gegessen hatten, war kein Bärenhunger vorhanden.
Wir bestellten Pimientos del Padron, Salat und eine Flasche guten Rotwein.
Wikipedia Pimientos del Padron
Von diesem Abend an, waren die Pimientos del Padron vom Esstisch nicht wegzudenken.
Wir assen sie ZU Mittag, am Abend oder sonst zwischen durch.
Pimientos del Padron sind kleine grüne milde Paprikaschoten in Olivenöl gebraten
und mit groben Meersalz gewürzt. Einfach lecker. Wir essen sie nun auch zu Hause.
Als Abschluss durfte ein Orujo de Hierbas nicht fehlen.
Mit Ulrike und Michael zusammen, wurde es wieder ein schöner und interessanter Abend.
Auch heute wurde es wieder spät, als wir uns von Ulrike und Michael verabschiedeten
und dem Heimweg antraten. Es wurde ein schöner Spaziergang.
Wir liefen im Dunkeln zum Hotelkomplex zurück.
Während dem Heimweg, besprachen wir den heutigen Tag.
Der camino hat uns auch heute wieder so viel gegeben.

Unter der untenstehenden Internetadresse,
kann unser Buch über den Jakobsweg gekauft werden.

Link zum Buch

Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 5 1/2 Std.
ca.440m aufwärts
ca.330m abwärts
25 km
Noch 69 km bis Santiago de Compostela

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



Es können keine Kommentare abgegeben werden.

AKTUELL IM BLOG


    Notice: Undefined variable: pre_HTML in /var/www/ch.giacomello.archive.blog/wp-content/themes/wanderungsblog/sidebar.php on line 59

    Notice: Undefined variable: post_HTML in /var/www/ch.giacomello.archive.blog/wp-content/themes/wanderungsblog/sidebar.php on line 67

MEHR ZUM THEMA Jakobsweg


MEHR ZUM THEMA Tessin


MEHR ZUM THEMA Glarnerland