Tessin - Geschrieben am Sonntag, September 7, 2014 15:23 von Franco - 0 Kommentare

Bergtour Monte di Comino – Pizzo Ruscada

7.9.14

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergtour Monte Comino – Pizzo Ruscada

Mit dem Auto durch das Centovalli bis zur Talstation der Seilbahn in Verdasio.
Centovalli
Die Seilbahn gondelt uns ins Paradies: eine Geländeterrasse mit Hochmoor und phänomenaler
Aussicht, Monte di Comino eben.
Monte di Comino
Gegenüber ziehen sich die imposanten, unten urwaldartig bewaldeten, gegen oben geröllig-
felsigen Hänge des Gridone, eines Gipfels auf der Grenze Schweiz-Italien. Der Monte di
Comino ist nicht ein eigentlicher Berg, sondern eher eine ausgedehnte, nur wenig geneigte
Lichtung am Fuss des Aula. Ein wunderbarer Ort, um sich im Spätherbst oder im Frühling,
wenn in den Bergen schon oder noch zu viel Schnee liegt, zurückzuziehen, sich ausruhen, Licht
zu tanken und die Tessiner Küche zu geniessen. Von der Bergstation der Seilbahn 1155 m.ü.M.
biegen wir links ab, und laufen flach über üppige Bergmähder zum
Öko-Berggasthaus und Grotto “Grotto alla Capanna Monte Comino”.
Grotto alla Capanna Monte Comino
Nach einer kurzen Rast im gemütlichen Albergo, das mit seiner Terrasse in einem Kirschbaumhain
liegt und als Spezialität die typische Tessiner Brottorte anbietet, wandern wir auf ebener
Strecke durch die Bergwiesen. Entlang des schmalen Pfades mit bei Regen weichem Untergrund
blühen unzählige farbenprächtige Bergkräuter: Lichtnelke, Kartausernelke, Schwertlilie,
Teufelskralle, Graslilie, Salbei und Stiefmütterchen. Die sanften, ins Tal abfallenden
Wiesenhänge dieser alten Kulturlandschaft, die vom Bergwald umrahmt werden, bieten herrliche
Aussichten auf das Centovalli und das Val Vigezzo. Auf ebenem Weg gelangen wir am Hang auf den
Sattel Pian Segna 1166 m.ü.M. unterhalb des Aula, in dem die Wallfahrtskirche “Madonna
della Segna” malerisch im Buchenwald angelegt wurde. Wir befinden uns nun am Übergang
vom Valle Onsernone ins Centovalli, den die Menschen früher von Mosogno kommend benutzten,
um das enge Onsernonetal in Richtung Italien zu verlassen. Früher wurde in dem unzugänglichen
Gebiet viel geschmuggelt. Eine fröhliche Schmuggler-Geschichte erzählt Giovanni Anastasi
im ersten Tessin-Band der Buchreihe “Die Schweiz in Lebensbilder”: Zum Silvesterball in Spruga
hatten die Schmuggler nicht nur alle jungen Mädchen, sondern auch die Grenzwächter eingeladen.
Der Wein sei in Strömen geflossen, und “die schmucken Grenzwächter tanzten mit den hübschen
Mädchen, dass es eine Freude war, während man draussen fast erfror und ein Fähnlein von
dreissig Schmugglern unbehelligt auf den verlorenen Saumpfaden von Craveggia die Grenze
überschritt, womit die Kosten für das Abendessen in Spruga wohl zwanzigfach gedeckt worden
sind!” Wir stellen uns vor: Diese schmalen, abschüssigen Pfade bei Nacht und Kälte, mit
schwerem Gepäck und ohne Licht zu begehen, dazu immer noch in der Angst, erwischt zu werden.
Dagegen bedeutet freiwilliges Bergwandern geradezu Erholung. Nach dem Besuch dieser
schönen Kirche, beginnt nun der lange Anstieg. Bei der Kirche sind die Wegweiser widersprüchlich.
Der Wegweiser zeigt nach links. Der Bergweg zieht aber geradeaus in den Wald hinein.
Erst beim Rückweg haben wir einen anderen Wegweiser gesehen, der die richtige Richtung
(geradeaus direkt in den Wald) anzeigt. Über Punkt 1201 m.ü.M. legten wir nun also
unnötigerweise eine kleine Schlaufe ein. Über Pre da Giuàn 1301 m.ü.M. erreichten wir danach
wieder den Hauptweg. Der Weg führt zunächst in dem hochstämmigen Buchenwald angenehm
schattig bergan gegen den lang gestreckten felsigen Grat mit den beiden Zacken Pizzin 1510 m.ü.M.
und Pianascio 1643 m.ü.M. Sie werden auf schmalen, teilweise etwas ausgesetztem Weglein nach
Westen überschritten, anschliessend senkt sich der Pfad in den Sattel Pescia Lunga 1511 m.ü.M.
wo der Zustieg von Lionza mündet und der lang gestreckte, markante Ostgrat des
Pizzo Ruscada ansetzt. Im Wald geht’s zunächst bergan zu den beiden Schafhütten von
Corte Nuovo 1635 m.ü.M., dahinter rechts um eine namenlose Kuppe 1713 m.ü.M. herum und
zurück zum Kamm. Durch einen schönen Lärchenwald erreichen wir eine nicht markierte
Weggabelung. Diese Weggabelung ist nur auf den 25‘000 Karte und auf GPS-Tracks ersichtlich.
Zwei Variante stehen nun einem offen: Der direkte aber steile und ausgesetzte Weg über den
Ostgrat auf den Pizzo Ruscada, oder die längere Variante über Cappellone, wo man mit weniger
Anstrengung den Gipfel erreicht. Wie geplant nahmen wir bei der Kreuzung die längere Variante
unter die Füsse. Die Wegspur leitet einem nun über einen lichten Lärchenwald, weiter
ansteigend, in die Nordostflanke des Pizzo Ruscada. Wir erreichen die grasige Kuppe vom
Cappellone 1879 m.ü.M. von der man freie Sicht in die Valle Onsernone geniesst. Hier knickt
der Bergweg nach links ab und führt einem über den gutmütigen Nordgrat zum Gipfel des
Pizzo Ruscada 2004 m.ü.M. wo sich ein herrlicher Blick zum Monte Rosa auftut.
Centovalli, Onsernone, Vergeletto: mehr Gräben als Täler, unwegsame Wälder und ein paar
felsige Gipfel darüber. An die abschüssigen Hänge klammern sich kleine Dörfer, deren Häuser
so eng aneinandergebaut sind, als hätten sie Angst, in die Tiefe zu rutschen: kein Leben
im Luxus. Und da die Scholle nicht viel hergab, blieb früher oft nur ein Ausweg: Emigration.
So wird das Vergeletto bereits in der reich illustrierten Chronik der Schweiz von
Johannes Stumpf (1548) als “Kaminfegertal” bezeichnet; die Bevölkerung des Tals stellte nicht
nur über die Zöllner des Grossherzogtums Toskana, sie war in halb Europa als Kaminbauer
und Kaminfeger (auch Kinder!) tätig.
Wikipedia die schwarzen Brüder
NZZ die schwarzen Brüder
Nur sehr zögerlich entwickelt sich der Tourismus, doch das hat auch seine Vorteile: viel Natur,
einsame Wege, kaum besuchte Gipfel. Wie der Pizzo Ruscada, bloss 2000 Meter hoch, aber ein
faszinierender “Guck-ins-Land”. Wenn man dann oben steht nach einem langen, aber nie
langweiligen Anstieg, überrascht es, wie nahe die Walliser Viertausender hier schon
sind: Gerade 60 Kilometer Luftlinie trennen den Tessiner Berg vom höchsten Punkt der Schweiz,
der Dufourspitze (4634 m) am Monte Rosa. Vom Gipfel aus ist das Panorama aussergewöhnlich,
man hat die Sicht auf die Walliser Alpen mit dem Mont Blanc, Das Gotthard-Massiv und die
Zentralschweizer Alpen, auf die Tessiner Alpen und Voralpen mit dem Lago Maggiore in seiner
ganzen Länge. Schade das heute die Sicht ein bisschen von den Wolken verdeckt wird. Hier oben
ganz alleine und so einer Aussicht legten wir die Mittagspause ein. Der Abstieg erfolgte
danach auf der schmalen Krete zwischen der Valle Onsernone auf der linken und den Centovalli
auf der rechten Seite. Steil führt der nicht markierte und oft nicht ersichtliche,
schrofige Weg zurück auf den Anstiegsweg in die Wiesensenke. Genau in der Verlängerung des
Ostgrates erblicken wir die Schwemmebene des Pedemonte und Locarno. Solche Blicke dürfen wir
nur bei Stillstand riskieren. Plötzlich raschelt es im Unterholz und eine Aspisviper
schlängelt sich vor unseren Füssen. Der Schreck ist gross für uns und für die Schlange.
Zum Glück beisst sie nicht zu!
Karch
Vorsichtig trippeln wir nun in den Sattel, (ausgesetzte Stellen und Schlangen!)
mit der nicht markierten Weggabelung hinunter. Der Abstieg erfolgt danach wieder auf dem
Anstiegsweg. Mit der Seilbahn fahren wir danach bequem wieder ins Tal hinunter.
Mit dem Auto fuhren wir danach zurück nach Ascona.
Im Albergo “Zelindo” in Arcegno oberhalb Ascona haben wir übernachtet.
Albergo Zelindo
Hotelzimmer klein und nicht auf den neuesten Stand aber ansonsten in Ordnung.
Das Hotel ist sehr ruhig gelegen. Nachtessen sehr gut.

Grosse Tour für Geniesser
mit guter Kondition, an
dem Bergkamm zwischen
den Tälern von
Onsernone und Centovalli.
Trittsicherheit und
Ausdauer erforderlich.
Teilweise spärlich
markierte Wege.
Nur bei sicherem
Wetter zu empfehlen.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 5 1/4 Std. 11,5 km
ca.1310m Aufstieg
ca.1310m Abstieg
2004m höchster Punkt
1155m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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