Zentralschweiz - Geschrieben am Montag, April 13, 2015 20:38 von Franco - 0 Kommentare

Frühlingswanderung Zugersee

13.4.15

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Frühlingswanderung Zugersee

Um gleich loszuschwärmen: Dies ist wahrlich eine grosse Route. Sie präsentiert
die Zentralschweiz als Spektakel. Das ist die immer wieder aus neuem Winkel
sich zeigende, durch ihre Horizontalbänder geometrisch auftretende, seriös wir-
kende Rigi. Da ist aber auch ihr Gegenspieler, der Pilatus, ein wilder Geselle, der
seine Zacken dem Himmel zustreckt. Und dazwischen vollendet blaues Wasser,
die Fläche des Zugersees zuerst, später der Vierwaldstättersee und dessen dünner
Küssnachter Finger. Als sei dies nicht genug, kommt man unterwegs an grossen
und kleinen Kirchen vorbei, wie dem Michaelskreuz oder dem stillen Bijou
St.Katharina in Haltikon. Und überall hockt die Geschichte. Chams Villette-Park
etwa, öffentliches Gelände, erzählt vom Zürcher Bankier und Handelsunterneh-
mer Heinrich Schulthess von Meiss, der die Lustwandelfläche am Zugersee anle-
gte samt einem Palast im Neurenaissance-Stil. Die Gesslerburg von Küssnacht
wiederum und auch die Hohle Gasse bei Immensee beschwören den Gründungs-
mythos der Eidgenossenschaft.
Gestartet sind wir beim Bahnhof in Zug, 416 m.ü.M. von wo aus man zum Zugerquai
gelangt, der beispielhaft gepflegt wird. Wir flanierten auf dem breiten, gut besuchten
Quai an aufwändig angelegten Beeten, diversen kleinen Restaurants und schmucken
Ständen vorbei. Bald darauf löst ein naturbelassener Uferabschnitt das städtische
Ambiente ab. Hier entdeckt man wilde Wiesen mit vereinzelten, kargen Bäumen sowie
lauschige Rastplätze direkt am Wasser. Der Ausblick auf den Zugersee ist traumhaft.
Das glitzernde Gewässer wird von der malerisch geschwungenen Uferlandschaft um-
rahmt. Kleine Stege und Holzbrücken ragen hie und da aus dem See empor und die
grossen Schilfbestände bieten zahlreichen Vögeln Schutz an. Stellenweise passiert
man bewaldetes Gebiet. Vorbei am Bahnhof von Cham erreichen wir über Schloss
St.Andreas 430 m.ü.M. den charmanten Chamer Villette-Park. Seit 1981 ist auch der
Villettepark für die Bevölkerung offen und ist heute das beliebteste Naherholungsge-
biet der Chamer. Die Villa ist ein klassizistisches Landhaus des Zürcher Villenspezia-
listen Leonhard Zeugheer. Sie wurde in den Jahren 1864-1866 erbaut. Bauherr war
der Zürcher Bankier Heinrich Schulthess-von Meiss, der 1898 starb und seine Villa
seiner Nichte Anna Vogel-von Meiss vererbte. Damit gelangte die Villa in Besitz der
Papierfabrik-Dynastie. Annas Ehemann Heinrich liess die Villa durch den Zuger
Architekten Dagobert Keiser zur heutigen Form umbauen. Die Parklandschaft nach
englischem Vorbild ist meisterhaft angelegt und macht sich die markante Vergrös-
serung durch die Aufschüttung aus dem Aushubmaterial des Bahnbaus zunutze.
Beim Restaurant der Villa Villette,
Villa Villette
legten wir eine Kaffeepause ein. Was für eine schöne Aussicht auf den Park und
den See! Der Wanderweg führt nun auf Hartbelag weiter, jetzt aber nicht mehr
direkt am See, über die alte Landstrasse Richtung Buonas. Während wir Dersbach
433 m.ü.M. passieren, sehen wir rechter Hand die Golfer auf dem Golfplatz Holz-
häusern beim Abschlagen. Wir wandern lieber als Golfen. Über sanft gewelltes
Land wandern wir an Zweiern 431 m.ü.M. vorbei und erreichen das sehr schön am
Zugersee gelegene Buonas 440 m.ü.M. Buonas wird oberhalb der Durchgangsstrasse
Küssnacht – Cham dominiert von modernen Wohnungen gehobenen Stils. Unterhalb
duckt sich zum Wasser hin der alte Weiler in den Hang. Zwei Attraktionen hielt er
uns bereit: zum einen die Kapelle St. German, die wir selbstverständlich besuchten,
und zum anderen das Gasthaus Wildenmann, eine Stätte der gehobenen Kochkunst;
leider geschlossen.
Restaurant Wildenmann
Bei der Kapelle von Buonas verlassen wir den Zugersee und gehen rechts zur Haupt-
strasse hinauf. Nach der Überquerung der Strasse geht’s in gleicher Richtung durch
neue Quartiere. An vielen Kirschbäume vorbei wandern wir – den Chilchberg links
liegend lassen- Richtung Meierskappel.
Zuger Kirschtorte
Wanderland Zugersee Uferweg
Alpenpanorama-Weg
Kulturwege-Schweiz
Für ein kurzes Stück dem Waldrand entlang, haben wir endlich wieder Naturbelag
unter den Füssen. In Brüglen den Pfeil “Meierskappel Bahnstation” nicht beachten!
Wir überqueren Bahngeleise und Autobahn und folgen dem Strässchen bergauf ins
Dorf Meierskappel 497 m.ü.M. Bei der Käserei “Chäs Hütte” haben wir Käse und
Joghurt eingekauft.
Chäs Hütte
Von der Bushaltestelle Meierskappel geht’s auf dem Strässchen links an der Kirche
vorbei bergauf Richtung “Michaelskreuz”. Auf der Anhöhe bei Dietisberg 595 m.ü.M.
folgen wir dem Strässchen nach rechts. Hinter dem Bauernhaus Obertal 653 m.ü.M.
beginnt ein schöner Wiesenpfad; immer wieder geniessen wir freie Blicke auf Zuger-
see und Zugerberg. Oben lohnt sich der kurze Abstecher zur Michaelskapelle; die
Panoramasicht ist grandios, den besten Aussichtspunkt weit und breit: Reusstal,
Jura, Üetliberg, Rigi, Schwyzer und Urner Alpen sind zu sehen! Ja, der Blick reicht
sogar bis zur Eigernordwand. Hier mit einer grossartigen Aussicht, legen wir die
Mittagspause ein.
Die Gründung der Kapelle geht auf eine Sage zurück, wonach um das Jahr 600
der Erzengel Michael in Gestalt eines Knaben dem Einsiedler Medardus erschie-
nen sein soll und ihn auf dem Rooterberg gebeten habe, hier ein Kreuz zu errich-
ten. Historisch gesichert scheint, dass damals dort tatsächlich ein Missionskreuz
stand, eines der ersten, die in dieser Gegend im Zug der Christianisierung aufge-
stellt wurden. Vom Michaelskreuz aus soll darauf die Christianisierung der weite-
ren Umgebung erfolgt sein. 1436 wurde anstelle des Kreuzes eine hölzerne Kape-
lle erstellt, die um 1800 durch eine Steinkapelle ersetzt wurde. 1905 wurde sie zu
Ehren des heiligen Michael und der Heiligen Paul und Johann geweiht. Da die
Kapelle zu zerfallen drohte, wurde 1946 der Kapellenbauverein gegründet mit
dem Ziel, die Kapelle vor dem Zerfall zu retten. Am 23. September wurde die von
Handwerkern und Landwirten aus der Umgebung restaurierte Kapelle eingeweiht.
60 Jahre später wurde die Kapelle vom Architekten Markus Boyer sanft renoviert
und am 6. Mai 2007 vom Generalvikar des Bistums Basel eingesegnet. In den
Sommermonaten wird jeden Sonntag ein Gottesdienst gefeiert. Nach dem Zmittag
verlassen wir die sehr schön gelegene Kapelle und erreichen das Restaurant
Michaelskreuz. Wir hätten gerne einen Kaffee bestellt,
leider hatte das Gasthaus geschlossen.
Gasthaus Michaelskreuz
Wir überqueren die Strasse und steigen auf Naturwegen weiter bergauf. Bei der
Weggabelung Punkt 777 m.ü.M. beginnt der Abstieg nach Haltikon. Über Weiden
vorbei an Schiffmannshof 766 m.ü.M., Sonnehof 673 m.ü.M., Hasli 642 m.ü.M.
erreichen wir Haltikon 594 m.ü.M. mit der schönen Kapelle St. Katharina.
Kapelle St. Katharina.
Der Grundriss sowie das Äussere weisen das Gotteshaus als typisches Beispiel
einer Innerschweizer Landkapelle von 1636 aus. Dank der nahezu originalen
Ausstattung ist dieses frühbarocke Gesamtkunstwerk zu einem nicht nur lokal-
und kirchengeschichtlich wichtigen, sondern auch kunsthistorisch äusserst
wertvollen Zeugen ländlichbarocker Baukultur geworden. Die Besucher fühlen
sich durch die beeindruckende Darstellung in die Zeit des Mittelalters zurück-
versetzt. Mit einer traumhaft schönen Aussicht auf die Rigi und Küssnachtersee
erreichen wir Küssnacht am Rigi 441 m.ü.M. An der schönen Uferpromenade
vorbei erreichen wir den Dorfkern von Küssnacht mit seinen vielen Historischen
Häusern.
Waldstätterweg
Nach einem Gelato geht es weiter zur Gesslerburg 519 m.ü.M. Die Gesslerburg,
wie die Ruine seit dem ausgehenden 19.Jh. heisst, gehört heute der Eidgenos-
senschaft, welche die Burg 1910 erwarb und vor dem Abbruch bewahrte. Die
ersten Burgherren waren die Edlen von Küssnacht. Ritter Eppo verlangte un-
nachsichtig Steuern, Abgaben und Frondienste, so dass ihn 1302 die Dorfge-
nossen von Küssnacht, Immensee und Haltikon überfielen und ihm beinahe
das Leben geraubt hätten. Mit Rudolf Brun, der 1336 in die zürcherische Zunft-
revolution verwickelt wurde, starb das Geschlecht im Mannesstamme aus.
Sein Wappen, das weisse Kissen im roten Feld, ist zum Wappen des Bezirks
Küssnacht geworden. Nach dem ältesten Urner Tellenspiel und der Überzeu-
gung des Geschichtsschreibers Tschudi hatte Vogt Gessler seinen Sitz auf der
Burg zu Küssnacht, welche seither Gesslerburg heisst.
Hohlgassland
Bei Chestenenbäumen 505 m.ü.M. können wir wieder viele blühende Kirsch-
bäume betrachten. Über Tälleren 511 m.ü.M. mit schöner Aussicht, erreichen
wir den geschichtsträchtigen Ort der Hohle Gasse mit Kapelle.
Hohle Gasse
Hohlgassland
Von hier aus, geht es nur noch abwärts nach Immensee 416 m.ü.M. Beim direkt
neben der Schiffsanlegestelle von Immensee liegende Hotel Rigi, genossen wir
die Aussicht auf den See und einen guten Weisswein der Region.
Hotel Rigi
Pünktlich erschien das Schiff, das uns nach Zug zurückfuhr.

Einfache Wanderung,
mit sehr schöner Aussicht.
Wanderung kann auch
in Etappen durchgeführt werden.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 6 Std. 27,5 km
ca.730m Aufstieg
ca.730m Abstieg
795m höchster Punkt
413m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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