Graubünden - Geschrieben am Freitag, August 30, 2019 12:47 von Franco - 0 Kommentare

Wanderung Poschiavo – San Romerio – Tirano

30.8.19

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Wanderung Poschiavo – San Romerio – Tirano

Mit dem Auto sind wir über den Berninapass in das Val Poschiavo gefahren. Das
Puschlav ist eine eigene Welt, in die man von der Bernina kommend jäh eintaucht.
Denn vom ewigen Schnee der Berninagruppe senkt sich das Tal in nur 20 Kilometer
Luftlinie über 1800 Höhenmeter zu den Weinbergen an der Schweizer Grenze hinab.
Wenn in Brusio die Apfelbäume blühen, herrscht oben am Berninapass noch tiefer
Winter. Wir parkieren das Auto in Poschiavo 1014 m.ü.M. und starten die heutige
Wanderung. Zu Beginn lohnt sich ein Rundgang in Poschiavo mit seinem schönen
Dorfplatz und prächtigen Patrizierhäusern. Vom Bahnhof in Poschiavo 1014 m.ü.M.
gehen wir zur Kantonsstrasse, wenden uns auf ihr nach rechts (Ausschilderung nach
San Romerio), und folgen ihr auf das andere Ufer des Poschiavino. Kurz vor dem
Ortsende weist nach links ein Hinweisschild zum Krankenhaus (Ospedale) in die
Via di Palaz. Diese Strasse verdankt ihren Namen den neoklassizistischen Palazzi
des Spaniolenviertels. Sie wurden Mitte des 19. Jh. von Bürgern Poschiavos erbaut,
die als Zuckerbäcker in der Fremde – grösstenteils in Spanien, daher der Name des
Viertels – zu Vermögen gekommen waren und dies nach ihrer Rückkehr in die
Heimat zur Schau stellten. An dieser homogenen Häuserfront, die talwärts über
kleine Gärten blickt, geht es vorbei und dann weiter geradeaus hinauf zum Kran-
kenhaus. Nun zieht sich die Strasse mässig steil nach Cologna 1111 m.ü.M. hoch,
wo wir der Teerstrasse durch den Ort folgen. Aus einer Kurve bietet sich noch
einmal ein schöner Blick zurück auf Poschiavo. Am Ortsende von Cologna verlässt
die Markierung in einer Kurve die Strasse und führt an einem Haus vorbei in
einen Wiesenweg. Der schmale Weg führt im Schatten von Haselsträuchern zwi-
schen den terrassierten Wiesen entlang, in die immer wieder Stichwege abzweigen.
Wir bleiben immer auf dem Hauptweg, bis wir an einem Brunnen am Rande der
Lichtung von Saltaplana auf einen Fahrweg treffen. Ihm folgen wir, an ein paar
verstreuten Häusern vorbei, leicht ansteigend nach links. Hier ist gut zu erkennen,
dass die steilen Hänge erst durch die Terrassierung mit Hilfe von Trockenmauern
landwirtschaftlich nutzbar wurden. Die zwischen den Wiesen angepflanzten Hasel-
hecken dienen als Windschutz. Erstmals sieht man nun auch den Lago di Poschiavo
in der Ebene liegen. Hinter einer Haarnadelkurve verlassen wir den Fahrweg und
folgen der Markierung in einen schmalen Weg, der nun grösstenteils durch lichten
Fichtenmischwald führt. Die Markierungen sind hier schlecht und spärlich, wir
folgen aber immer dem Hauptweg in stetem Auf und Ab durch den Wald, der
reichlich Schatten spendet. Nach einem etwas kräftigeren, aber kurzen Anstieg
erreichen wir eine Aussichtskanzel direkt oberhalb von Le Prese, von der sich ein
hervorragender Blick auf den Lago di Poschiavo bietet. Wenig später passieren wir
ein Haus (Vündület) und kreuzen hier den Fahrweg, wobei wir weiter der Markie-
rung folgen. Nun steigt der Weg stärker an und führt schliesslich im Zickzack
hinauf zur Lichtung von Barghi 1415 m.ü.M. An ihrem Rand treffen wir auf einen
Fahrweg, dem wir nach rechts folgen. Sanft ansteigend geht es wieder über terra-
ssierte Wiesen. Dann zieht sich der Fahrweg relativ eben in einen Tobel hinein
und erreicht bei Plan da la Val 1481 m.ü.M. eine kleine Brücke. Nun beginnt der
eigentliche Aufstieg nach San Romerio. Mässig steil und immer angenehm zu
gehen windet sich der schmale Weg mal durch Wald, mal über Lichtungen im
Zickzack den Hang hinauf. Der Anstieg endet am Abzweig des Weges 1767 m.ü.M.
nach Albertüsc und zur Forcola di Sassiglion. Wir behalten die Richtung San
Romerio und gehen weiter immer relativ eben am Hang entlang. Wir durchque-
ren bei Calcherin Punkt 1787 m.ü.M. und wandern auf fast gleichbleibender Höhe
den Berghang entlang, bis wir die Abzweigung bei Punkt 1832 m.ü.M. erreichen.
Alles weiter Richtung San Romerio, und schliesslich ein paar Meter abwärts zur
Kirche San Romerio 1792 m.ü.M. Das Kirchlein aus Bruchsteinen, das 1055 erst-
mals urkundlich erwähnt wurde, thront in fantastischer Lage wie auf einer Kanzel
hoch über dem Lago di Poschiavo. Mutig steht die Kirche am Rand der mächtigen
Felswand, die Hunderte Meter senkrecht abfällt zum Lago di Poschiavo. Der
Legende nach soll Romerio in Brusio von Heiden verfolgt worden sein. Nur ein
Sprung von 900 Meter Höhendifferenz auf den Felsen der heutigen Alp Romerio
habe ihn retten können. Von hier oben ist der Riegel zu erkennen, der durch einen
Bergsturz vor ca. 15′000 Jahren entstand und hinter dem sich zunächst das Wasser
des Poschiavino zu einem wesentlich grösseren See staute, bis es sich in Form einer
Schlucht einen schmalen Abfluss graben konnte. Talauswärts schweift der Blick
über das gesamte untere Puschlav bis zum Veltlin; am Hang sieht man bereits
das Dorf Viano liegen, unser nächstes Zwischenziel. Wir geniessen die Aussicht
und das mitgebrachte Essen. Von der Kirche sind es nur zwei-drei Schritte bis
zur Alpe San Romerio. Hier ist auch eine Übernachtung möglich.
Bevor wir weiterlaufen, geniessen wir bei diesem schön gelegenen Gasthof einen
Kaffee. Der Ausschilderung nach Viano bzw. Brusio folgend, verlassen wir die
Alpe Romerio. Auf dem bequem zu gehenden schmalen Fahrweg wandern wir,
mal mässig steil, mal flacher, hoch am Hang entlang durch den Wald, wobei sich
immer wieder ein Blick hinunter auf den Kreisviadukt von Brusio bietet. Auf der
Lichtung Piaz 1678 m.ü.M. folgen wir der Ausschilderung nach Viano in einen
Bergweg, der bald schmaler wird und mässig steil abwärts in einen Tobel führt.
Nach einiger Zeit treffen wir auf einen Fahrweg, dem wir, leicht ansteigend, nach
links folgen und erreichen in einer geteerten Kurve die Lichtung Predasc 1570 m.ü.M.
Nun geht es zunächst auf dem stellenweise geteerten Fahrweg abwärts durch die
Wiesen. Nach dem Tobel von Val Fileit, folgen wir der Markierung auf einem Pfad
in den Wald hinein. Teilweise recht steil geht es durch den Wald 1491 m.ü.M.
hinab, bis wir auf einen Fahrweg treffen, der uns zu den Häusern von Zavena Dafò
1424 m.ü.M. bringt. Der Fahrweg führt jetzt wieder leicht aufwärts und trifft
schliesslich auf eine Teerstrasse, der wir durch zwei weite Kehren hinab nach
Viano 1281 m.ü.M. folgen. Viano war einst die Hochburg des Schmuggels. Heute
ist im Dorf Stille einkehrt. Die Ursprünge des Schmuggels im unteren Puschlav
liegen in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg. Zunächst wurden Tabak, Kaffee
und Zucker nach italien geschmuggelt, in den Krisenjahren florierte dann der
Tausch von Reis aus Italien gegen Kochsalz. Seinen Höhepunkt erlebte der
Schmuggel jedoch in den 6oer und 70er Jahren, als er zu einem bedeutenden
Wirtschaftsfaktor für das arme Tal wurde. Die hohen Kaffee- und Tabakpreise
in Italien führten dazu, dass im Rekordjahr 1966 ca. 6,5 Mio. kg Kaffee auf den
schmalen und unübersichtlichen Bergwegen aus dem Val Poschiavo nach Tirano
gebracht wurden. Der Boom der Kaffeeröstereien um Brusio und des Tabak-
anbaus im unteren Puschlav neigte sich erst mit der Anpassung der Kaffee- und
Tabakpreise in Italien während der 7oer Jahre dem Ende zu. Wir gehen durch
Viano und folgen in der Kurve der Hauptstrasse der Ausschilderung Richtung
Dogana bzw. Tirano. Es folgt ein letzter, mässig steiler Anstieg über die Teer-
strasse hinauf nach La Dogana 1364 m.ü.M.. Der Name des winzigen Dörf-
chens – “Zollamt” signalisiert bereits die Nähe der italienischen Grenze. Auf
einem Fahrweg gehen wir zwischen den Häusern hindurch und folgen dann
der Ausschilderung Richtung Tirano durch die Wiesen abwärts. Vorbei an Palü
1300 m.ü.M. An der schweizerisch-italienischen Grenze 1249 m.ü.M. treffen
wir erstmals auf die grauen italienischen Wegweiser und die weiss-roten
(teilweise auch rot-weiss-roten) Wegmarkierungen. Wir folgen der Ausschil-
derung Richtung Roncaiola bzw. Baruffini in einen schmalen Pfad, der zwi-
schen Trockenmauern mässig steil bergab führt. Nun bietet sich ein erster
Blick hinunter auf Tirano und die Weinberge des Veltlins. Nach kurzer Zeit
treffen wir bei Piazzo 927 m.ü.M. auf einen Wegweiser, wo sich die Wege nach
Baruffini und nach Roncaiola trennen. Wir folgen der Ausschilderung nach
Roncaiola wo wir kurz danach eintreffen 802 m.ü.M. Bei der traumhaft gele-
gene Osteria Roncaiola legen wir eine Kaffeepause ein.
Osteria Roncaiola
Die Aussicht von der Terrasse ist überwältigend.
Man erblickt fast das ganze Veltlin, an dessen Hängen sich die Weinberge hinauf-
ziehen. 1512 eroberten die drei Bünde die heute italienischen Talschaften Veltlin,
Chiavenna und Bormio. Im Juni 1997 mussten sie sie allerdings die drei Unter-
tanengebiete wieder abtreten, denn Napoleon verlangte die Gleichberechtigung
der Veltliner mit den Bündners, was diese jedoch nicht zugestehen wollten.
Nach dem Verlassen der Osteria, folgen wir der Markierung und der Ausschil-
derung Richtung Tirano, und laufen durch die gepflasterten Gassen zwischen
den Häusern von Roncaiola hinab. Unterhalb des Ortes führt der Weg mässig
steil in den lichten Laubwald hinunter und erreicht bald den Rand der Wein-
berge. Nach der Überquerung einer Strasse geht es dann geradewegs den Hang
hinab, flankiert von Kastanien. Wir treffen auf eine Teerstrasse, auf der wir ein
paar Meter nach rechts gehen, um dann der Markierung wieder nach links in die
Weinberge zu folgen. Auf einem befestigten Fahrweg erreichen wir den Ortsrand
von Tirano. Nun folgen wir immer der Strasse abwärts, bis wir die Adda errei-
chen. Wir überqueren die Adda und erreichen kurz nachher den Dorfkern von
Tirano 449 m.ü.M. Wir lassen es uns nicht nehmen, die Basilika Madonna di
Tirano 1528 eingeweiht zu besuchen. Die schöne Kirche ist einen Besuch wert.
Einen Grossteil des Innenraums nimmt die riesige Orgel mit 2200 Pfeifen ein.
In einem Restaurant essen wir richtig gut italienisch und laufen danach zum
Bahnhof. Da sich in Tirano die Streckennetze der italienischen Staatsbahn und
der Rhätischen Bahn treffen, besitzt der Ort zwei unmittelbar benachbarte
Bahnhöfe. Wir gehen am italienischen vorbei und erreichen den Bahnhof der
Rhätischen Bahn. Hier wartet schon das kleine Postauto, das uns bequem nach
Poschiavo zurückfährt. Eine wunderschöne und empfehlenswerte Wanderung
geht nun zu Ende. Mit dem Auto fahren wir danach wieder ins Engadin zurück
nach Sils-Maria. Hier beziehen wir im Hotel Cervo unser sehr schönes
Doppelzimmer.
Hotel Cervo
Es geht nicht lange und wir sind schon im Land der Träume.

Abwechslungsreiche Panoramawanderung hoch über dem Val Poschiavo.
Lange Panorama-Wanderung mit mässig steilem Anstieg in der Mitte
und teilweise sehr steilem und anstrengendem Abstieg.
Hoch über dem Tal folgt die Wanderung schmalen Bergwegen, die früher von
Schmugglern genutzt wurden.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 6 1/2 Std. 23 km
ca.970m Aufstieg
ca.1550m Abstieg
1828m höchster Punkt
448m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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