Tessin - Geschrieben am Montag, September 15, 2014 21:32 von Franco - 0 Kommentare

Wanderung Fusio – Lago Mognòla – Acquedotto Canà – Mogno

15.9.14

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Wanderung Fusio – Lago Mognòla – Acquedotto Canaa – Mogno

Wasser, fliessend oder stehend, ist Thema dieser interessanten Wanderrunde im obersten
Maggiatal, das zwischen Bignasca und Fusio, Val Lavizzara heisst. Da sind einmal die
sprudelnden Bergbäche, die alle der Maggia zufliessen, dann der stille Spiegel des Lago di
Mognòla. Beim Abstieg kommt das fast drei Kilometer lange Speicherbecken von Sambuco
mit seiner 130 Meter hohen weissen Betonmauer ins Blickfeld. Es dient der Elektrizitäts-
gewinnung, ist Teil der ausgedehnten Kraftwerksanlage an der oberen Maggia. Wer sich
schon mal Gedanken darüber gemacht hat, weshalb die Maggia bei Cevio als recht küm-
merliches Rinnsal ankommt, findet hier die eine Hälfte der Antwort. Für die andere sind
die Stauseen rund um die Cristallina verantwortlich. “Restwassermenge” heisst das dann,
was sich zwischen den Steinen im breiten Geröllbett des Flusses verliert…
Wasser benötig(t)en auch die Älpler, damit das Vieh auf den Weiden genug zu saufen hat.
Und wo es fehlte, musste es hergebracht werden. So leiteten die Tessiner Bauern das Wasser
über Kanäle auf ihre trockenen Wiesen. Die abwechslungsreiche Wanderrunde tangiert den
ursprünglich rund einen Kilometer langen Acquedotto di Canà – ein fürs Tessin einmaliges
Kulturdenkmal, das in den letzten Jahren teilweise liebevoll rekonstruiert wurde.
Nun fliesst das Wasser wieder auf einer Länge von 270Metern durch die steinernen Rinnen.
Im Rhonetal heissen diese oft sehr aufwendigen Anlagen: Suonen bzw. Bisses. Lange
dauert die Anreise von Locarno ins Val Lavizzara. Maggia, Cevio, Bignasco, Cavergno,
Peccia… dann doch schliesslich Fusio. Die Steinhäuser von Fusio schmiegen sich eng anein-
ander. Fusio ist der letzte Ort des langen Maggiatales. Interessanterweise finden wir in Fusio
nicht nur die typischen Tessiner Steinhäuser, sondern auch Holzbauten, wie wir sie in der
Gotthard-Region entdecken können. Hier treffen also südliche und nördliche Bauweisen
aufeinander, woraus man Rückschlüsse auf die Siedlungsgeschichte dieser Bergregion
ziehen kann.
Am unteren Ortsrand gibt es einen Parkplatz 1280 m.ü.M. mit Telefonzelle und öffentlichen
Toiletten. Ein kleines Hinweisschild mit der Beschriftung „Alpe Vacarisc“ und „Lago Mognòla”
weist uns auf einen Weg, der die östliche Talseite hochsteigt (weiss-rot-weisse Markierung).
Schon bald geht der Weg in einen schmalen Pfad über, der zunächst südlich, d.h. Talauswärts,
führt. An einigen imposanten alten Buchen vorbei geht es sehr steil aufwärts. Nach 20 Min.
treffen wir auf einen breiten Weg, folgen aber dem mit Steinplatten befestigten Pfad und
lassen rechter Hand ein Almgebäude unter uns. An einem kleinen Bergbach taucht der Weg in
einen Erlenbruchwald. Wenig später gelangen wir auf eine Schotterstrasse und wandern durch
bunte Wiesen an einigen Ferienhäuschen (Soliva) vorbei. Über Punkt 1455 m.ü.M. erreichen
wir Vacarisc di fuori 1496 m.ü.M. und folgen der Schotterstrasse bis zur nächsten Kehre.
Dort zweigen wir von der Strasse ab. Auf einem Stein ist hier in Handschrift unser
Wanderziel „Lago di Mognòla“ angeschrieben. Der Weg taucht in einen lichten Lärchenwald
mit einem hübschen Bergbach (Ri di Vacarisc) ein. Hier ist der Verzweigungspunkt unserer
Rundwanderung. Wir halten uns rechts. Richtung Corte Mognòla (Wegweiser). Dazu über-
queren wir den Bach auf einigen Trittsteinen. Steil geht es durch den Lärchenwald hinauf.
Später lichtet sich bei Corte dell‘ Ovi 1617 m.ü.M. der Wald etwas, und man hat einen
freieren Ausblick auf die Berge jenseits des Val Lavizzara, den Sambuco-Stausee und Fusio,
tief unten im Talgrund gelegen. Je höher wir steigen, desto mehr bilden Alpenrosen-,
Heidelbeer- und Preiselbeersträucher den Unterwuchs des Lärchenwaldes. Der Weg nähert sich
dem Bergbach Ri di Mognòla, und wir erreichen über eine Steilstufe hinweg das Hochplateau
der Corte di Mognòla 1842 m.ü.M. Inmitten der Almweide liegen die einfachen Almgebäude.
Eine niedrige und teilweise verfallene Steinmauer erinnert uns daran, dass dieses Gelände
früher in zwei Almwirtschaften aufgeteilt war. Die Alm wird im Sommer mit Rindern, Ziegen und
Schweinen bewirtschaftet. Entlang des Baches, der weiter oben als Wasserfall herabstürzt,
erkennen wir den Verlauf unseres Wanderweges. Wir folgen dem Pfad, der in Bachnähe verläuft,
und lassen schon bald die Hochfläche mit der Alm unter uns. Nun folgt ein besonders schöner
Wegabschnitt. Wir steigen direkt neben dem Wasserfall durch wunderschöne Zwergstrauch-
heiden und Lärchenwald steil bergan. Sobald wir den Wasserfall hinter uns gelassen haben,
betreten wir die Hochfläche des Lago di Mognòla – nur wenige Schritte, und die Szenerie der
Landschaft ändert sich grundsätzlich. Der See liegt in einem von eiszeitlichen Gletschern
gebildeten Kar 2003 m.ü.M., umrahmt von Schotterhalden und felsigen Berggestalten. Ruhig
und kristallklar ruht der Bergsee in einer nahezu baumlosen Mulde vor uns. Bei einer Hütte
mit Bank, direkt am See gelegen, legen wir eine Pause ein. Eine Rundwanderung der Superlative
stellt dieser Abstecher zum Lago di Mognòla dar. Wir geniessen die Gegend mit dem klaren
Bergsee umgeben von imposanten Bergen. Widerwillig verlassen wir den Bergsee. Der Pfad führt
nur kurz am Nordufer entlang, denn schon nach etwa hundert Metern zweigen wir nach links ab
und steigen einen Bergrücken hinauf. Von dem etwas erhobenen Standpunkt aus ergibt sich ein
wunderbarer Blick hinunter auf den See; gut erkennt man die runde Form und seine Lage in
einer Karmulde. Es geht über eine Kuppe hinweg, und der See verschwindet leider allzu bald
aus unserem Blickfeld. Allerdings eröffnet sich nun ein beeindruckender Ausblick in das
leicht gebogene Val Sambuco mit dem Stausee. Im Hintergrund erhebt sich der gletscher-
bedeckte Basodino. Wir kommen an dem Almgebäude der Corte della Sassina 2048 m.ü.M.
mit seinem sehr schönen Rastplatz, vorbei und queren den mit Zwergstrauchheiden und Berg-
matten bewachsenen Hang in nördlicher Richtung. Nach einem kurzen Anstieg überqueren
wir den Bergbach Ri di Vacarisc 2079 m.ü.M. und kommen zur Alpe Canà. Am Weg zwischen
der Alpe Canà und der Corte del Sasso können wir das renovierte Teilstück einer alten
Wasserleitung bestaunen. Dieser wieder instand gesetzte Steinaquädukt, führte zu seiner
Zeit das Wasser zum Corte di Mezzo. Ab der Alpe Canà geht es steil abwärts. Manchmal muss
man über grössere Steine steigen und auf rutschige Wegpassagen achten. An der Corte del
Sasso 1977 m.ü.M. vorbei, geht es zuerst noch über Bergmatten, ab der Corte di Mezzo
1839 m.ü.M. kommen wir wieder in den Lärchenwald. Wir folgen den vielen Kehren, bis wir
wieder bei Vacarisc di fuori auf die Aufstiegsroute treffen. Vom Verzweigungspunkt unserer
Rundwanderung geht es auf demselben Weg wie beim Anstieg zurück nach Fusio. Mit dem
Auto verliessen wir Fusio und fuhren nach Mogno.
Mogno liegt wenig unterhalb von Fusio an der orografisch linken Talseite des Val Lavizzara
Im Tessin ist die Kirche noch im Dorf, und oft sind es zwei oder drei Gotteshäuser,
die meisten aus der Barockzeit, manche auch viel älter, wie z.B.
die kleine Kirche Santa Maria delle Grazie:
Kirche Santa Maria delle Grazie
oder
das Baptisterium von Riva San Vitale:
Baptisterium von Riva San Vitale
oder
die Kirche San Carlo di Negrentino:
die Kirche San Carlo di Negrentino
diese Sehenswürdigkeiten haben wir alle schon besucht.
In Mogno besuchen wir die bekannte Kirche Kirche San Giovanni Battista. Die Kirche
wurde vom Tessiner Architekten Mario Botta entworfen. Die Kirche wurde 1997
fertiggestellt, ersetzt die im Winter 1986 durch eine Lawine (zusammen mit einem
Dutzend Häuser) zerstörte alte Kirche. Der Bau war von heftigen Kontroversen
begleitet; Mittlerweile ist die Chiesa von Mario Botta zum Wallfahrtsort
für kulturell interessierte geworden.
die Kirche San Giovanni Battista
Die elliptische Form entspricht einer Grundform in Botas Bauten. Der Kreis als
Grundriss symbolisiert das Ewige, das Göttliche, den der Kreis hat keinen Anfang
und kein Ende. Die runde Form erinnert zudem an die Gemeinschaft, den Kreis
der Gläubigen. Im steilen Dach wird die abschüssige Form der umgebenden
Tessiner Berge aufgenommen. Die Öffnung des Daches zeigt zum Tal hin, die
gemauerte Rückwand der Kirche bildet hingegen ein Bollwerk in jene Richtung,
aus der die Lawine kam, mithin das Zerstörerische, das Böse. In vielen Kirchen
wurde das Dach traditionell als Himmel dargestellt, bemalt mit Sternen , Mond
und Sonne. In Bottas Kirche ist der „richtige Himmel“ das Dach. Das Glasdach
lässt das Tageslicht – alles Licht kommt von oben – und die Nachtsterne
hereinscheinen. Das steile Dach sammelt das Regenwasser in einer zentralen
Achse und lässt es über eine Art Treppe in ein Becken vor dem Eingang ergiessen.
Die Leiter erinnert an eine Himmelsleiter, das Becken an ein Taufbecken. Die
Kirche ist Johannes dem Täufer geweiht, die Taufe erfolgt gleichsam mit
himmlischem Wasser. Und die Steinstufen der Leiter, sie weisen den richtigen
Weg in den Himmel. Die zwei Glocken hängen ausserhalb des Gebäudes und
sind mit dem hierzulande typischen Radantrieb versehen . eine Reminiszenz an
die traditionellen Tessiner Kirchtürme. Wer die Kirche betreten möchte, muss
zuerst über die Seitentreppe absteigen, in die Tiefe gehen, und dann unter dem
jochartigen Bogen zum Eingang gelangen. Abstieg und Joch kann man beides
als Geste der Demut interpretieren, vom Architekten geschickt und mit Bedacht
inszeniert. Der Innenraum ist streng symmetrisch gegliedert, die Mittelachse
auf Altar und bogenartige Pforte ausgerichtet, die Sitzbank ebenfalls. Der Blick
wird nach vorn geleitet. Die bogenartige Pforte erinnert an die Eingangspforten
grosser romanischer Kirchen. Hier tritt man hindurch in den heiligen Raum.
Auch in Bottas Kirche konnte der Raum hinter der Bogenpforte den heiligen
Raum symbolisieren, gleichsam das Jenseitige, das Ewige, das Göttliche. Dahin
gelangt man auf der linearen Achse des Lebens. So gesehen legt uns Bottas
Kirche die Erkenntnis nahe: Gott befindet sich im Jenseits, und wir stehen hier
gleichsam im Vorraum zu Gott. Der Architekt weckt in uns dieses Gefühl der
Gottes nähe durch die wunderbare Dreiheit von Raumgestalt, Symbolik und
Religiosität.

Leichte, jedoch etwas steile
Bergwanderung im hintersten Maggiatal,
kulturhistorisch und landschaftlich
interessant.
Im oberen Teil der Sonne ausgesetzt.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 3 Std. 7,5 km
ca.880m Aufstieg
ca.880m Abstieg
2006m höchster Punkt
1280m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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