Jakobsweg - Geschrieben am Freitag, Mai 20, 2011 6:34 von Franco - 0 Kommentare
Camino Francés Teilstrecke 1 Saint Jean Pied de Port – Roncesvalles
20.5.11
Alle Fotos zu dieser Etappe unter diesem Link ersichtlich:
Camino Francés Teilstrecke 1 Saint Jean Pied de Port – Roncesvalles
Die Beschreibung der Teilstrecken ist unter
Fernwege.de
gut beschrieben. Viele Fotos, Links, Karte mit Höhenprofil sind auch einsehbar.
Noch besser ist der Weg unter GPS-Tracks.com beschrieben mit Höhenprofil und Film.
GPS-Tracks.com
Weitere nützliche Links:
Albergues del Camino de Santiago
Caminosantiago
El camino a Santiago
Paradores
Infocamino
Toprural
chemin-saint-jacques-de-compostelle
caminosantiago
caminodesantiago.consumer.es
posadascaminodesantiago
jacobeo.net
Folgende Wanderführer hatten wir dabei:
Der Wanderführer Spanien: „Jakobsweg Camino Francés”
aus dem Verlag Conrad Stein, Outdoor Handbuch Nr. 23
Wandern auf dem Spanischen Jakobsweg vom Verlag Dumont aktiv
Rother Wanderführer Spanischer Jakobsweg
Kompass Spanischer Jakobsweg Wanderkarte
und natürlich der Miam Miam Dodo
Die Teilstrecke 1 Saint Jean Pied de Port – Roncesvalles führt von:
Saint Jean Pied de Port – Honto – Orisson nach Roncesvalles.
7:00 Uhr Frühstück in der zu teuren Chambre d’Hôtes.
Wie das Zimmer war auch das Frühstück schäbig und dies für 70€ für 2 Personen.
Wir verliessen das Haus und gingen durch die schöne Altstadt.
Wir waren die einzigen Pilger die unterwegs waren.
Da wir den Pass in einem Stück bewältigen wollten,
ist es wie in den Bergen nur zu empfehlen, früh aufzubrechen.
Nach langem suchen haben wir eine Bäckerei gefunden.
Eine Baguette und 2 Törtchen wurden eingekauft.
Für das Mittagessen hatten wir schon gestern Abend eingekauft.
Zu gestern Abend kommt mir noch etwas im Sinn.
Nach dem Essen gingen Georges, Elias, Mäusi und ich, noch in einer Kneipe etwas trinken.
Zuerst wollte der Besitzer uns nicht bedienen.
Er dachte, dass eventuell noch Gäste zum Essen kommen, und dies um 21:30 Uhr!
Er gab uns danach dennoch einen Tisch.
Während wir etwas tranken, sahen wir, wie er an der Bar die Fingernägel mit der Kluppe schnitt.
Trotz allem, hat uns Frankreich sehr gefallen und wir empfehlen es weiter.
Heute war nun die Königsetappe über die Pyrenäen angesagt.
Über die Rue de la Citadelle überquerten wir danach die mittelalterliche Brücke über die Nive.
Über die Rue d’Espagne erreichten wir das Spanientor (Porte d’Espagne)
Wir hatten Saint Jean Pied de Port 180 m.ü.M. nun definitiv verlassen.
Prachtswetter, besser kann es nicht sein.
Unsere Bergerfahrung sagt, dass um die Mittagszeit Wolken aufziehen
und die Wolken wollten wir vermeiden.
Saint Jean Pied de Port die Kleinstadt am Fusse des Passes von Roncesvalles (auch Cisa Pass),
ist die letzte Station der drei französischen Pilgerrouten,
bevor es über die Pyrenäen nach Spanien geht.
Die römische Verbindungsstrasse zwischen Frankreich und Spanien
über den “Summus Pyreneus” folgte dem engen Tal des Flusses Luzaide über Valcarlos
und den Ibañeta Pass, eine schon von den Kelten benutzte Route.
Auch der mittelalterliche Jakobsweg führte durch dieses Tal.
Anfang des 19.Jh. erschlossen die napoleonischen Truppen
jedoch einen neuen Weg über die Berge,
um bei der Invasion Spaniens nicht in dem engen Tal überfallen zu werden.
Dieser Weg ist unvergleichlich schöner,
denn er bietet herrliche Ausblicke auf die umliegenden Berge,
und er wird nicht durch Autoverkehr gestört.
Allerdings ist er anstrengender als die knapp 3km kürzere Alternativroute.
Heutzutage benutzen die Jakobspilger meistens die Route Napoléon.
Bei schlechtem Wetter oder im Winter ist in jedem Fall von einer Überquerung
des Passes über die Route Napoléon abzuraten,
und die Alternative über die Landstrasse und Valcarlos zu wählen.
Nebel und der Einbruch der Nacht können den Weg nämlich leicht unauffindbar machen,
was auf dieser Höhe durchaus mit Gefahren verbunden ist.
Bei schönem Wetter wie heute, ist die Route Napoléon ein einzigartiges Erlebnis.
Kurz nach Saint Jean Pied de Port steigt der Weg bergan, immer wieder bieten sich schöne
Ausblicke in Täler und aus umliegenden Berge.
Wir erreichten Huntto 500 m.ü.M. Hier bei der Pilgerunterkunft machten wir eine kleine Pause.
Während der Pause tauchte Elias und Georges auf.
Sie liefen weiter, wir bestaunten noch eine Zeitlang die schöne Aussicht.
Schnell steigt der Weg weiter steil an, sodass sich immer wieder überraschende
und weite Ausblicke ins Pyrenäenvorland
sowie auf die Gipfel und Täler des Pyrenäenkamms ergeben.
Landschaftlichen Hochgenuss. Die Königsetappe hat nicht zu viel versprochen.
Auf einer Asphaltstrasse erreichten wir die Auberge Orisson.
Auberge Orisson
Im Zweifelsfall kann hier bei der grossen Pilgerunterkunft übernachtet werden.
Da die Pyrenäen wie eine Wand zwischen Spanien und Frankreich sind
und sich die Wolken dort stauen, zogen schon um ca. 10:00 Uhr Wolken auf.
Sie störten aber nie gross und brachten auch keinen Regen.
Dank der Höhe war die Hitze sehr gut ertragbar.
Es hat wesentlich mehr Pilger als bisher. Aus allen Ländern.
Viel mehr Jugendliche sind nun unterwegs.
Man sieht es den Pilgern an, ob sie den Camino heute beginnen,
oder schon seit langem unterwegs sind. Zuerst an der Hautfarbe, die Pilger die schon länger
unterwegs sind, haben schon eine schöne Braungebrannte Haut.
Dann an den schönen, neuen und oft viel zu schweren Wanderschuhen,
Blasen sind vorprogrammiert.
Wir fühlten uns sofort wohl mit der Steigung, es war wie eine einfache Wanderung.
Der Unterschied ist die Länge und es geht konstant immer aufwärts.
Viele Pilger überholten uns. Die zahlten später Tribut in dem sie ausgelaugt wieder überholt wurden.
Oft haben sie auch schlechte Bekleidung. Modischer Schal um den Hals, lange Strümpfe usw.
Es ist sehr interessant alle diese Menschen anzuschauen, die alle das gleiche Ziel haben: Santiago.
Oft wird aber vergessen, dass der Weg das Ziel ist, nicht Santiago. Santiago erreicht man am Ende.
Der Höhenunterschied sollte nicht von der Route Napoléon abschrecken.
Dank der guten Wege ist sie auch für weniger geübte Wanderer gut zu meistern.
Der Weg über den Pass ist machbar, aber einige übereifrige Pilgeranfänger
haben sich auf dem Weg über den Pass schon am ersten Tag für lange Zeit die Füsse ruiniert.
Bei der Marienstatue “Vierge de Biakorri” 1095 m.ü.M. haben wir eine kleine Pause eingelegt.
Was für eine schöne Aussicht. Man könnte meinen man sei in den Schweizer Bergen.
Elias und Georges stiessen auch hinzu. Es wurde eine sehr lustige Pause.
Wir assen wieder Bananen. Unser Markenzeichen als Pilger aus der Schweiz.
Auch die Törtchen von Saint Jean Pied de Port wurden aufgegessen, waren Super.
Weiter ging es danach Richtung spanische Grenze.
Wir passierten weite Schafsalmen mit frei umherlaufenden langhaarige Manech-Schafe.
Aus ihrer Milch wird der würzige Baskische Käse produziert.
Beim Croix Thibaut verliessen wir die Asphaltstrasse und wanderten über einen Pfad
an der Westflanke des Pic de Leizar Atheka vorbei, weiter Richtung Spanien.
Eine grosse Wegmarkierung aus Marmor wies uns darauf hin, dass es noch 765km bis Santiago sind.
Plötzlich standen wir auf den Col de Bentarte 1344 m.ü.M. und den Rolandsbrunnen.
Zu Roland später noch mehr.
Jetzt jagte ein Höhepunkt den anderen.
Ein paar Meter weiter, erreichten wir eine grosse Steinsäule.
Auf der Säule stand geschrieben, dass wir nun in der Region Navarra sind.
Wikipedia Navarra
Turismo Navarra
Die Region Navarra (Comunidad foral de Navarra, baskisch Nafarroa, hat rund 620′000 Einwohner.
Hauptstadt ist Pamplona.
Um 75 v. Chr. nahm der römische Feldherr Pompejus die grösste baskische Siedlung,
das künftige Pamplona ein. Doch nach dem Untergang des Römischen Reiches,
setzte sich die baskische Bevölkerung erfolgreich gegen die westgotische
und fränkische Invasoren durch, und auch die Araber konnten nie wirklich Fuss fassen.
Im 11.Jh. erlebte das Königreich Pamplona (Navarra) unter König Sancho Garcés III (der Starke),
seine grösste Ausdehnung.
Wir waren nun in Spanien. Wir hatten die Grenze mit Elias zusammen erreicht. Zufall?
Franco stiess einen Juchts aus.
Unglaublich, fast 2000 km haben wir nun hinter uns. Die Augen wurden feucht.
Ab hier heisst der Weg nicht mehr Via Podiensis, sondern neu Camino Francés.
Auch die Markierungen sind nun anders.
Ein gelber Pfeil und eine Muscheln markieren nun den Weg.
Die Markierungen sind gut, zahlreich und gut ersichtlich.
Durch einen schönen Buchenwald liefen wir weiter zum Alto de Intzondorre.
Hier verläuft die Hauptwasserscheide der Pyrenäen,
wechseln wir vom atlantischen zum mediterranen Einzugsgebiet.
Über Forstwege und jetzt nicht mehr so steil,
erreichten danach den Col de Lepoeder, oder wie er auch genannt wird der Cisa-Pass.
Mit dem Col de Lepoeder 1430 m.ü.M. hatten wir den höchsten Punkt der Via Podiensis erreicht.
Wikipedia Pyrenäen
Mit Elias und Georges assen wir zusammen Mittag. Was für eine Aussicht.
Rechts von uns Frankreich. Links von uns Spanien. Tief unter uns lag Roncesvalles.
Vom Col de Lepoeder sind 2 Wege vorhanden um nach Roncesvalles zu gelangen.
Ein Weg geht steil und steinig auf direktem Weg runter ins Tal.
Der andere Weg, führt über eine Asphaltstrasse zum Ibañeta Pass.
Wir nahmen diesen Weg unter die Füsse.
Wir wollten den geschichtsträchtigen Ibañeta Pass besuchen.
Ohne Probleme erreichten wir den Ibañeta Pass 1057 m.ü.M.
Die Franzosen nennen den Pass Col de Roncesvaux.
Der wichtigste Pyrenäenpass der Jakobspilger hat eine lange Geschichte.
Schon als Karl der Grosse ein Frankenheer darüber führte, war die Römerstrasse 800 Jahre alt.
Hier spielt die Rolandssage, hier zogen Pilger über ein Jahrtausend lang nach Santiago.
Hier stand früher ein Kloster. Nur eine kleine moderne Kirche (abgeschlossen) erinnert daran.
Eine Glocke diente den Pilgern bei Nebel zur Orientierung,
denn die Gefahr, sich im Wald zu verirren und Opfer von Wölfen zu werden, war gross
Auf dem Pass umgibt häufig Nebel einen Gedenkstein,
auf dem Schwert und Morgenstern abgebildet sind.
Er ist Roland gewidmet, dem tapferen Paladin Karls des Grossen.
Wikipedia Roland
Leider wurde der Gedenkstein zerstört.
Hier fand 778 die Schlacht statt, auf der das im 12.Jh. entstandene Rolandslied basiert.
Als der fränkische Herrscher Karl, den wir heute den Grossen nennen,
777/778 die Pyrenäen überschritt,
um den umaijadischen Herrschern Spaniens möglichst viel Land abzunehmen,
zog er über den Ibañeta Pass.
Nach seinem missglückten Feldzug gegen die Mauren in Zaragoza,
zog sich das Heer Karls des Grossen aus Spanien zurück.
Um den nachrückenden muslimischen Truppen die Möglichkeit zu nehmen,
sich dort zu verschanzen, liess Karl Pamplona zerstören.
Am Ibañeta Pass wurde die vom Ritter Roland
treuester Gefährte Karl des Grossen angeführte Nachhut
von einem baskischen Heer angegriffen, um die Zerstörung Pamplonas durch die Franken zu rächen.
Roland zögerte aber zu lange mit seinem Horn Olifant Hilfe vom Heer Karls des Grossen anzufordern.
Wikipedia Karl der Grosse
Roland Graf der Bretagne, und etliche weitere Ritter starben dabei. Karl fand nur noch Leichen vor.
Schlacht bei Roncesvalles
Über einen einfachen Wanderweg erreichten wir danach,
dass ehemalige grosse Kloster Roncesvalles 962 m.ü.M.
auf Baskisch Orreaga, welches 1132 gegründet wurde.
Wikipedia Roncesvalles
Die Augustinerabtei entwickelte sich rasch zu einem wichtigen
und viel gerühmten Etappenziel auf dem Pilgerweg.
Neben geografischen Gründen dürfte dabei die Nähe zum Schauplatz
der schillernden Rolandssage eine bedeutende Rolle gespielt haben.
Auch die im Kloster ausgegebenen üppigen Essensrationen erfreuten sich grosser Beliebtheit.
Die Könige von Navarra und andere weltliche und geistliche Würdenträger statteten
das Kloster so reich mit Gütern und Einkünften aus,
dass an einem Tag bis zu hundert Pilger verpflegt werden konnten.
König Sancho VII der Starke, von Navarra liess die heute noch bestehende Kirche
Colegiata de Santa Maria erbauen. Die Abteikirche hat vollendete hochgotische Formen.
Mit ihr zog die Gotik nach Spanien ein.
Über den Hauptaltar befindet sich die Statue Unseren Lieben Frau von Roncesvalles.
Die reich mit Gold und Silber verkleidete
unter einem Baldachin stehende Marienfigur ist beeindruckend
Im 14.Jh. entstanden der Kreuzgang und der Kapitelsaal.
Im letzteren befindet sich das Grabmal Sanchos VII des Starken
mit einer kunstvollen Liegefigur des Toten aus dem 13.Jh.
Die immerhin 2,25 m lange Liegefigur auf dem Grab soll den tatsächlichen
körperlichen Ausmassen des Königs entsprechen.
Wikipedia König Sancho VII “der Starke”
Neben den eigentlichen Klosterbauten gibt es in Roncesvalles
eine Reihe weiterer Sehenswürdigkeiten.
Die im romanischen Stil erbaute, Heilig Geist Kapelle 12.Jh.
auch Silo de Carlomagno (Raum Karls des Grossen genannt,
stammt als einziges Bauwerk noch aus der Gründungszeit.
Der Legende nach wurde sie über den Felsen errichtet,
den der sterbende Roland mit seinem Schwert Durandal spaltete.
Hier sollen die meisten seiner gefallenen
und später auch hier verstorbene Pilger bestattet worden sein.
In der St.Jakobus Kapelle wurde auch von Sancho dem Starken erbaut.
In einer Arkade auf dem Giebel hängt jene Glocke,
der ehemaligen Kapelle auf dem Ibañeta Pass, die einst verirrte Pilger zu sich rief.
Im Pilgerbüro vom Kloster holten wir uns noch den Stempel, wahnsinnig die vielen Leute.
Das ging zu und her wie in einem Bienenhaus.
Man wurde gefragt von wo man kommt. Wieso man den Weg macht, usw.
Nachdem wir unseren Stempel in zwei Pilgerbüchern verewigt hatten,
liefen wir unserem Hotel.
Hotel Roncesvalles
Das Hotel ist in einem Teil des ehemaligen Kloster eingebaut. Einfach traumhaft.
Das schönste Hotel bis jetzt und billiger als die schäbige Unterkunft in Saint Jean Pied de Port.
Nach dem Duschen und Fussmassage, nahmen wir vor dem Hotel platz
tranken ein Bierchen und ein Glas Wein.
Wie jeden Abend schrieben wir im Tagebuch und sendeten den Tagesbericht.
Wir hatten am Nachmittag mit Elias und Georges abgemacht, das wir zusammen Nachtessen.
Da Hotel Roncesvalles reservierte für uns 4 Plätze im nahstehendem Restaurant.
Nach einem Apéro in der Hotelbar,
genossen wir mit Elias, Georges und mit vielen anderen Pilgern zusammen das Nachtessen.
Restaurant Casa Sabina
Den anschliessenden Schlummertrunk nahmen wir wiederum an der Hotelbar.
Zum ersten Mal ein Brandy Carlos I getrunken.
Die Portionen die in Spanien eingeschenkt werden sind 3-4 mal so gross als in der Schweiz.
Ach ja noch etwas: Wir haben ein Pilgerehepaar aus Deutschland gesehen,
die wollen tatsächlich Morgen mit einem sportlichen Kinderwagen,
samt Kleinkind den Jakobsweg laufen. Sachen gibt’s.
Was für ein super Tag. Wir haben
Spanien erreicht. Wir haben die Pyrenäen
überwunden, und sind im geschichtsträchtigen
Roncesvalles angekommen.
Wir lernen immer mehr Pilger kennen.
Unter der untenstehenden Internetadresse,
kann unser Buch über den Jakobsweg gekauft werden.
Link zum BuchFür die ganze Strecke benötigten wir ca. 6 1/4 Std.
ca.1420m aufwärts
ca.660m abwärts
24 km
Noch 759 km bis Santiago de CompostelaÜber einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuenManuela & Franco
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