Tessin - Geschrieben am Montag, September 22, 2014 19:21 von Franco - 0 Kommentare

Wanderung Arogno – Sighignola

22.9.14

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Wanderung Arogno – Sighignola

Piazza della Riforma, das Herz Luganos: Hier geben sich am Mittag die aufstrebenden
Angestellten in den dunklen Massanzügen und Deuxpieces kurz der Sonne hin, bevor sie
wieder in den vom Verkehrslärm umrauschten Zitadellen des Geldes verschwinden,
während die Touristen noch einen “Cappuccino, per favore” ordern. Gegen Süden blinkt
zaghaft der See, und darüber schiesst ein bewaldeter Berg schroff 1000 Meter ins Blaue
hoch. Sighignola heisst der Gipfel. Viele werden ihn schon gesehen haben, fast niemand
kennt ihn. Bei zigtausend Erinnerungsfotos an Ticino, sole e amore dürfte er dezent den
Hintergrund abgegeben haben. Da wollen wir hinauf. Natürlich wird der Grenzgipfel auch
besucht, vorwiegend allerdings von Lanzo d’lntelvi aus, weil’s da eine mittlerweile ordentlich
ausgebaute “ex-strada militare” gibt. Oben an der “Vetta d’ltalia” – so steht es auf einer
Tafel – schauen dann alle in die Schweiz, geniessen Ausflügler mit Rentnerbauch, in
schwarzes Leder verpackte Motorradler und verschwitzte Radlerinnen die fast grenzenlos
weite Aussicht. Letztere haben – sofern sie drunten am Luganer See gestartet sind – einen
gut 15 Kilometer langen Anstieg hinter sich, mit ein paar knackig steilen Rampen im Maratal.
Steil sind auch die Fusswege zum grossen Panorama, und Aussicht gibt’s unterwegs kaum.
Umso grösser ist dann die Überraschung, wenn man hinaustritt auf die Plattform, hinab-
schaut zum gewundenen Fjord des Ceresio und auf Lugano und im weiten Horizont den
Monte Rosa, das Dach der Schweiz, und andere Viertausender der Walliser Alpen
entdeckt: Hier ist der Gipfel das Ziel.
Die Gipfeltour startet bei der weit übers Tal schauenden Kirche 606 m.ü.M. von Arogno.
Ein Holzschildchen weist ins Val Mara: Erst geht’s steil durch einen Weinberg aufwärts,
dann im Kastanienwald zu einem Wasserreservoir. Anschliessend quert der nur spärlich markierte
Pfad die gegliederten Sockelfelsen des Sasso Rosso nach Osten, ab und zu Aussicht auf die
Nordflanke des mächtigen Monte-Generoso-Massivs bietend 865 m.ü.M. Schliesslich mündet er in
einen von der Talstrasse heraufkommenden, weiss-rot¬weiss bezeichneten Weg 971 m.ü.M.
Er steigt im Wald in Kehren bergan, peilt dann die Geländemulde unterhalb der Alpe Bovisio an.
Sie bleibt rechts (und jenseits der Landesgrenze); der Gipfelweg tangiert eine Geländeschulter
mit freier Sicht auf den Luganer See. “Sighignola 40 Min.” liest man wenig höher auf einem
Schild (Creccio 1113 m.ü.M). Im Zickzack geht’s an dem bewaldeten Grenzrücken zügig aufwärts
zur Gipfelstrasse. Bei Punkt 1270 m.ü.M. überschreiten wir die Landesgrenze und sind danach
auf Italienischem Hoheitsgebiet. Der Wanderweg endet wenige Meter weiter bei der grossen
Aussichtsplattform 1300 m.ü.M. und zugleich Gipfelparkplatz. Den höchsten Punkt der
Sighignola markiert eine Kapelle 1314 m.ü.M. zur Erinnerung an die italienischen Gebirgsjäger.
Nachdem wir dem eigentlichen Gipfel und der kleinen Alpinikapelle unsere Reverenz erwiesen
hatten, ergötzen wir uns auf der Plattform des von Gaststätten gesäumten Parkplatzes am
Panorama. Was für ein Tiefblick auf die Bucht von Lugano, und was für eine Weitsicht,
sie reicht bis in die Walliser- und Berneralpen. Man sieht sogar den Monviso/Monte Viso
der „Hausberg“ von Turin. Vor rund 30 Jahren wurde mit dem Bau der Seilbahn zwischen der
italienischen Casino-Enklave Campione am Westfusse der Sighignola und dem Gipfel begonnen.
Die Luftbrücke über schweizerischem Hoheitsgebiet wurde aber nie fertig gestellt.
Jahrelang ragten die nackten Betonelemente in den Himmel. Was für eine Bereicherung des
berühmten Gipfelpanoramas das diese Ruine unterdessen endlich abgebaut worden ist,
und auf dem gewonnen Platz ein Kinderspielplatz mit Tischen und Bänken erstellt wurde.
Bei so einer Bank legten wir unsere Mittagspause ein und genossen die Aussicht.
Der Abstieg folgt dem recht markanten Nordwestgrat des Berges; er zieht steil hinunter zu
einer Verzweigung beim Grenzstein 18, 1084 m.ü.M. Hier wendet man sich nach links – kein
Wegweiser zeigt bei dieser Weggabelung in diese Richtung! – in die steile, felsdurchsetzte
Westflanke der Sighignola. Eine schmale Spur läuft in Serpentinen weiter bergab. Vorsichtiges
Gehen ist angezeigt, vor allem bei Nässe oder wenn viel Laub liegt! Keine Markierungen mehr
vorhanden. Der Bergweg ist nicht mehr auszumachen. Umgestürzte Bäume erschweren den Abstieg.
Dieser Wanderweg wird definitiv nicht mehr unterhalten! GPS-Tracks sei Dank lagen wir aber
immer genau auf dem Weg. Unterhalb der Costa di Croce biegt der Weg steil recht runter.
Der schmale Pfad mündet schliesslich bei Cottima in einen Fahrweg, der von der kleinen
Wasserscheide bei San Vitale heraufkommt. An dem Sattel bei einer kleinen Kapelle 684 m.ü.M.
hält man sich links, folgt aber nur kurz der Asphaltstrasse, die Arogno mit Caprino am
Luganer See verbindet. Ein alter, von Trockensteinmauern gesäumter Weg leitet zurück zur
Kirche im Ort. Mit dem Auto fuhren wir danach nach Ascona.
Im Albergo “Zelindo” in Arcegno oberhalb Ascona haben wir übernachtet.
Albergo Zelindo
Hotelzimmer klein und nicht auf den neuesten Stand aber ansonsten in Ordnung.
Das Hotel ist sehr ruhig gelegen. Nachtessen sehr gut.

Grenz- und Aussichtswanderung
über dem Ceresio, faszinierend
der Tiefblick auf die Seebucht
von Lugano, immenses Panorama.
Nur bei trockenem Wetter
empfehlenswert; Der Abstieg
am Nordwestgrat ist teilweise
sehr steil. Teleskopstöcke
sind sehr zu empfehlen.
Je eine Portion Trittsicherheit,
Kondition und Orientierungssinn
(nicht markierte und
streckenweise nicht mehr
vorhandene Wege!) auf einen
der schönsten Aussichtspunkte
über dem vielarmigen
Lago di Lugano mitnehmen.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 3 Std. 8,2 km
ca.730m Aufstieg
ca.730m Abstieg
1314m höchster Punkt
606m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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