Bern - Geschrieben am Donnerstag, Juni 28, 2012 20:28 von Franco - 0 Kommentare

Bergwanderung Kiental – Aabeberg – Golderli – Kiental

28.6.12

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergwanderung Kiental – Aabeberg – Golderli – Kiental

Mit dem Auto bis nach Kiental 948 m.ü.M. ins Kiental.
Kiental
Die weltabgeschiedene Lage lockte mitten im Ersten Weltkrieg, anno 1916,
den russischen Revolutionär Lenin ins Kiental, wo er zusammen mit Genos-
sen den Umsturz in seiner Heimat plante. Ob die Verschwörer auch Zeit für
erholsame Schritte in der romantischen Bergnatur fanden, ist indessen nicht
überliefert.
Wir starteten die Wanderung, mit dem Wissen in einem sehr schönen Tal,
ein erholsamer Tag zu verbringen. Auf einer Asphaltstrasse verliessen wir
Kiental. Bei Punkt 945 m.ü.M. biegt der Wanderweg links von der Asphalt-
strasse weg, und biegt in den Pochten Wald ein. Bei “I der Pochte” hat man
eine schöne Aussicht auf das Kiental mit seinem Bödeli.
Das bei Reichenbach in südöstlicher Richtung vom Kandertal abzweigende,
schöne und sehr ursprüngliche Kiental, das seinen grandiosen Abschluss in
der weiss leuchtenden Blüemlisalpkette findet, stand tatsächlich immer im
Schatten berühmter Täler und Orte im Berner Oberland. Bekannter als un-
ter Kur- und Sommerfrischegästen, war das Kiental unter Alpinisten, die
sich die Besteigung von Gspaltenhorn, Blüemlisalp oder Doldenhorn zum
Ziel gesetzt oder die langen Passtouren über Sefinenfurgge, Hohtürli oder
Gamchilücke vor hatten.
Unser nächstes Ziel war heute der Spiggegrund. An der orographisch rech-
ten Seite des Spiggebach, liefen wir in die Spiggeschlucht. Vögel zwitscherten,
der Wald zeigte sich in frühsommerlicher Frische, tief unter uns rauschte der
Spiggebach vorbei, das ist Wandern! Idyllisch und genussvoll, führt der Wan-
derweg, in leichtem Auf und Ab in das Tal hinein. Wir erreichten bei der
Spiggeweid den Punkt 1195 m.ü.M. Hier hat man die Wahl, rechts oder links
am Spiggebach weiter zu wandern. Wir überquerten aber den Bach nicht,
wir blieben auf der gleichen Seite, und wanderten weiter geradeaus. Diese
Variante ist die schönere. Überquert man den Bach, läuft man auf einer
Asphaltstrasse weiter. Zum Teil weglos erreichten wir Punkt 1244 m.ü.M.
Hier überquerten wir den Spiggebach. Weiter auf der Asphaltstrasse über
Punkt 1284 m.ü.M., erreichten wir die Alti Weid 1291 m.ü.M. Alles weiter
auf der Asphaltstrasse erreichten wir Punkt 1387 m.ü.M. Hier zweigt der
Aabeberg-Weg rechtwinklig von der Talroute weg. Wir erreichten den
Bauernhof auf Schwand 1446 m.ü.M. Über steile Alpweiden führt der Weg
weiter aufwärts. Über vielen Kehren windet sich der Weg und steigt durch
eine Runse und durch einen Wald hinauf zur Chanzel. Streckenweise führt
der Bergweg durch dichtes Gebüsch. Stellenweise ist der Weg nicht gut er-
sichtlich. Bei 1661 m.ü.M. Mittelberg, konnten wir eine Kostprobe nehmen
und zwar von der Aussicht die uns zuoberst erwartet. Der Spiggegrund un-
ter uns. Schwalmis vor uns. Das Schilthorn rechts. Die Rundsicht ist schon
hier überwältigend. Wir beeilten uns weiter aufzusteigen, wollten wir doch
das Mittagessen auf dem Aabeberg einnehmen. Über steile Alpweiden errei-
chten wir den Bergsattel bei Chanzel 1885 m.ü.M. Bei dem kleinen Sattel
biegt der Bergweg rechts ab. Vor uns bauen sich Felstürme auf. Sie sehen
jedoch gefährlicher aus, als sie sind. Ein guter Weg leitet zwischen hellen
Kalkfelsen hindurch zu den zwei Sennhütten auf der sanften Alpe unter
dem Abendberg, der als rasige Kuppe 1964 m.ü.M. recht unscheinbar vor
uns liegt und in wenigen Minuten erstiegen ist.
Eigenwillig stehen Dreispitz und Schwalmere über dem Spiggengrund. Von
Osten nach Süden reihen sich Zahm Andrist, Wild Andrist, Hundshorn,
Büttlassen, Gspaltenhorn und Blümlisalpgruppe aneinander – von Süden
nach Westen Dündenhorn, Salzhorn, Aermighorn und Sattelhorn.
So eine grossartige Aussicht und dies von so einem kleinen unscheinbaren
Berg. Von hier oben, konnten wir sehr gut die Wanderungen im Gedächnis
wieder aufleben lassen, die wir in diesem Gebiet unternommen hatten. Tief
unter uns Gorneregrund mit dem Tschingelsee. Nicht zu vergessen Gries-
schlucht und Griesalp. Bei der Sennhütte legten wir die verdiente Mittags-
pause ein. Es ist immer wieder ein sehr schöner Moment, bei so einer schö-
nen Aussicht das Mittagessen einzunehmen. Nach dem Mittagessen hiess
es Abstieg. Zurück zum kleinen Sattel, ging es nun auf der anderen Seite
abwärts. Der Tiefblick zur Griessalp, mit seiner Schlucht zum Tschingelsee
und natürlich zur gewaltigen Blüemlisalpkette waren atemberaubend.
Über einen steilen Bergweg ging es nun runter bis zur Alphütte Hasebode
1717 m.ü.M. Hier auf der Hasebode Alp kam uns das Lied von Polo Hofer
“Alperose” im Sinn. “Blüemlisalp ire Sunntignacht, nachdem i han e Berg-
tour gmacht, da ha se troffe vor de Hütte uss.. Einzigartig ist der Blick ge-
gen den Talhintergrund mit Gspaltenhorn und Blüemlisalp. Abwechselnd
auf dem Wirtschaftsweg oder schmalen Pfaden stiegen wir weiter ab. Am
Naturfreundehaus Gorneren vorbei,
Naturfreundehaus Gorneren
Griesalp
erreichten wir kurze Zeit später das schöne Berggasthaus
Golderli 1440 m.ü.M. Hier haben wir auch schon übernachtet.
Golderli
Auf der schönen Terrasse genossen wir die Sonne ein kühles Bier. Was für
eine schöne Gegend und das Berggasthaus ist einfach super. Nach dieser
schönen Pause verliessen wir mit einem weinenden Auge das Golderli. Wir
wussten, das wir hier vermutlich nicht mehr kommen werden. Wir besteigen
ein Berg meistens nur 1x. Auch eine Wanderung, machen wir in der Regel
nie zweimal die gleiche. Diese Gegend haben wir erwandert und somit ab-
geschlossen. Wir erreichten die Pochtenalp 1358 m.ü.M.
Auf der Pochtenalp steht das Hotel Waldrand
Hotel Waldrand
Wir machten einen kurzen Abstecher zur Griesalp, mit seinem neuen
Hotelzentrum. Alles sehr schön aber für uns zu teuer.
Griesalp Hotels
Zurück zur Pochtenalp konnten wir über zwei Varianten wählen. Ein Weg
führt über den sogenannten Bärenpfad hinunter.
Zum Bärenpfad folgende Geschichte.
Auf dem schmalen Felsweg ohne Ausweichmöglichkeiten sah sich einst
der Senn Andrist einem riesigen Bären gegenüber. Auf einen Kampf
wagte er sich nicht einzulassen, weglaufen konnte er auch nicht, deshalb
ergriff er die Flucht nach vorn. Er packte beherzt den Bären und versuchte,
ihn in den Abgrund zu drängen. Zusammen stürzten sie über die Felskante
in die Tiefe, der Bär vorneweg, der Senn hinterher. Das war sein Glück,
denn er landete unversehrt auf dem dicken Bauch des Bären, dem der
Sturz das Rückgrat gebrochen hatte.
An dieses Ereignis erinnern nicht nur die Sage, sondern auch die beiden
Bergnamen Wild Andrist und Zahm Andrist.
Die andere Variante führt über den sogenannten Wildwasserweg. Wir hatten
schon zu Beginn der Wanderung festgelegt, dass wir den Wildwasserweg un-
ter die Füsse nehmen. Über eine steile bewaldete Wand führt der Weg in die
Schlucht hinunter. Der Name Wildwasserweg kann man getrost wörtlich
nehmen. Wer schon einmal “slot canyons” im amerikanischen Südwesten
besucht hat, wird bezeugen, dass die Schluchten und Schlitze hier im Kiental
ihren amerikanischen Kollegen in nichts nachstehen. Im Gegenteil, denn hier
donnern praktisch das ganze Jahr grosse Wassermassen durch die Spalten,
während das im trockenen nordamerikanischen Südwesten nur nach heftigen
Regenfällen der Fall ist. Schwierig zu sagen, was am eindrücklichsten ist. Ist
es der Pochtenfall, wo das Wasser aus einem versteckten Schlitz hoch oben in
einer Felswand schiesst? Ist es der Hexenkessel, bei dem das Wasser unter der
Wanderwegbrücke hindurch in einen riesigen, brodelnden Kessel braust?
Oder ist es der Fall gleich darunter, wo die Wassermassen dröhnend in ein
schwarzes Loch fallen? Dündenfall, Pochtenfall und Pochtenschlucht haben
uns so richtig imponiert. Zeitweise führt der Wanderweg auf der Strasse das
von Kiental her kommt, und nach Golderli führt. Diese kleine und enge Strasse
mit seinen Haarnadelkurven, ist die steilste Postautostrecke Europas. Atembe-
raubende 28% maximaler Steigung führt diese Bergstrasse durch das wildro-
mantische Kiental. In Schlaufen entfernen und nähern wir uns immer wieder
dem Wasser, dessen Tosen uns die ganze Zeit begleitet. Feuchter, moosiger
Schluchtenwald wechselt fast abrupt ab mit trockenem, lichten Laubwald.
Überall spritzt, sprüht und rieselt Wasser über die Felsbänder. Spannend
zumindest aus “hydrologischer” Sicht, wird es beim Tschingelsee, übringens
ein Naturschutzgebiet. Bei dem See können die Kräfte des Wassers und die
Prozesse der Geologie noch “Live” mitverfolgt werden.
Auf seiner ganzen Ost- und Südseite ist der See nämlich von einer grossen
Schwemmebene gesäumt, die von ständig wechselnden, mäandrierenden,
in der Sonne glitzernden Wasseradern durchzogen ist. Nach einer Nacht
mit viel Regen kann man hier förmlich zusehen, wie der Bach seine graue
Fracht in der Schwemmebene deponiert – und den See mit der Zeit auffüllen
wird. Die Erklärung, warum es den See überhaupt noch gibt, ist einfach. Er
entstand erst 1972. Damals, am 18.Juli, ging ein heftiges Gewitter mit Hagel
über dem Kiental nieder. Das Gornerenwasser schob dabei so viel Schutt und
Geröll vor sich her, dass der Bach den Durchfluss bei der Tschingelalp versto-
pfte und sich dabei zu einem See aufstaute.
Auf dem Kientaler Tal- und Wildwasserweg wanderten wir auf einfachem
Wanderweg, durch Wiesen und Wälder, immer in der Nähe der Chiene
zurück nach Kiental. Selbstverständlich ist das nicht.
30 Jahre früher hatten die Bernische Kraftwerke ein gigantisches Pumpspei-
cherwerk geplant, mit dem die Wasser von der Jungfrau bis zum Wildstrubel
via Kiental in den Thunersee geleitet worden wäre. Der seichte Tschingelsee
wäre zu einem Ausgleichsbecken verkommen, der wilde Talkessel des Gamchi
zuhinterst im Kiental in einem Stausee ertrunken. Der Pochtenfall unterhalb
der Griesalp hätte nicht mehr gedonnert. Im Hexenkessel in der Griesschlucht
das Wasser nicht mehr gepoltert.

Das ist ein zwei
Höhepunkte
Wanderweg.
Der Wildwasserweg
durch die Griessschlucht
mit tiefen, engen Canyons,
einem brodelnden Hexen-
kessel und Wasserfällen.
Wer die Blüemlisalp in
Ruhe betrachten will,
dem sei etwas Distanz
empfohlen. Und wer
diesen Panoramagenuss
mit einer nicht allzu
anstrengenden
Wanderung verbinden
möchte, dem sei der
Aabeberg empfohlen – am
besten mit einer ange-
nehmen Übernachtung
im Golderli.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 6 1/4 Std. 19,5 km
ca.980m Aufstieg
ca.980m Abstieg
1964m höchster Punkt
948m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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