Tessin - Geschrieben am Donnerstag, August 28, 2014 15:39 von Franco - 0 Kommentare

Bergtour Passo San Gottardo – Giübin

28.8.14

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergtour Passo San Gottardo – Giübin

Dass der St. Gotthard weit mehr als nur ein Alpenpass ist, braucht man in der Schweiz niemandem
zu erklären. Er steht für die Wehrhaftigkeit des Landes (Gotthardfestung); Strasse und Tunnels
sind aber auch Symbole für Weltoffenheit. Die (ausgedienten) Festungsanlagen dürfen mittlerweile
sogar Zivilisten besichtigen, und tief drunten im Granit arbeiten sich Tunnelbohrmaschinen
Meter um Meter voran: ein dritter Tunnel, 54 Kilometer lang, soll den Transit der Zukunft aufneh-
men, auf Schienen wohlgemerkt. Über die Geschichte des Passes, der kurioserweise nach einem
deutschen Heiligen, Godehard, benannt ist, informiert das Nationalmuseum (Museo nazionale
del San Gottardo; Juni-Oktober 9-18 Uhr) am Pass, und wenig oberhalb kann man abtauchen
ins kriegerische Innere des Passes: in die Katakomben der Armee (Öffnungszeiten wie Museum).
Ein lohnendes, leichtes Gipfelziel in der Umgebung des Gotthard ist der Giübin 2776 m.ü.M.,
gerade zweieinhalb Stunden vom Pass. Oben geniesst man ein bemerkenswertes Panorama,
das lediglich im Nordwesten durch den Pizzo Centrale etwas eingeschränkt ist. Es ist eine Schau
in alle Himmelsrichtungen. Da die meisten Tessinbesucher ihren Weg über den Gotthard
nehmen, gilt die Giübin-Tour als idealer “Einstieg von oben”. Weit offen liegt die Leventina,
umrahmt von tief gestaffelten Bergketten, und wenn einem am Gipfel auch noch der Nordföhn
kühl um die Ohren pfeift, ganz weit im Südosten aber zartweisser Dunst die Nähe des Südens
signalisiert, sind wir (fast) angekommen in der “Sonnenstube” der Schweiz.
Nur etwa 100 m nördlich des Hospizes (heute Hotel, Jugendherberge und Wetterwarte) und des
Gotthard-Museums – nahe bei der Madonnenstatue bzw. den Souvenirständen – geht eine Asphalt-
strasse 2091 m.ü.M. in östliche Richtung ab. An der Abzweigung steht ein Wachhaus des Schweizer
Militärs. Wir folgen der Strasse oder nehmen den unterhalb der Strasse verlaufenden
Wanderweg. Parallel zur Strasse 2138 m.ü.M. wandern wir taleinwärts und queren so die Südhänge
des Monte Prosa. Bald schon lassen wir den Rummel, der an der Passstrasse herrscht, hinter uns.
Nur durch einen Blick auf die Karte können wir die rege Betriebsamkeit direkt unter uns
erahnen: In ca. 1000 m Tiefe verläuft nämlich die Autobahn. Nach achtjähriger Bauzeit wurde
der fast 17 km lange Gotthard-Tunnel 1980 eröffnet. Er ist einer der längsten Strassentunnel
der Welt und verbindet die Orte Göschenen im Kanton Uri und Airolo im Tessin. Die Autobahn ist
bis jetzt der Endpunkt einer Entwicklung, die mit der Erschliessung der Schöllenenschlucht bei
Andermatt im 12.Jh.begann und seither stets bessere und schnellere Verkehrsverbindungen für die
Gotthard-Route brachte. Bei einer Kurve erreichen wir die Gebäude der Alm Caseina 2144 m.ü.M.
della Bolla (ital. cascina = Käserei). Dort mündet auch der Wanderweg wieder auf die kleine
Asphaltstrasse, die wohl hauptsächlich vom Militär benützt wird. Das Strässchen windet sich durch
Almwiesen und -weiden hinauf. Rund abgeschliffene Felsbuckel bilden die Grundlage für das
eigenartig kupierte Gelände dieser Gegend. Hinter uns sehen wir einige recht bizarre Berggipfel
mit Gletschern. Bei der Staumauer des Lago della Sella endet die Asphaltstrasse 2257 m.ü.M.
Die Krone der Staumauer erreichen wir an ihrem westlichen Ende, wo auch ein Wegweiser steht.
Auf diesem ist die Route zum Giübin entlang dem Nordufer des Sees angegeben. Wir wählen aber
für den Anstieg eine aussichtsreichere Variante, wenden uns daher nach Osten und gehen über
die Staumauer (Wegweiser: Baracca Posmeda). An deren Ende angelangt, stossen wir auf die
taleinwärts führende Schotterstrasse. Wir erkennen eine aus Steinplatten zusammengefügte
Treppe und eine weiss-rot-weisse Markierung. Hier zweigt der Pfad ab, dem wir nun folgen.
Wir steigen in einem kleinen Tälchen steil aufwärts, einem Rinnsal folgend. Sobald man aus
diesem Einschnitt in ebeneres, kupiertes Gelände gelangt, darf man nicht den etwas deutlicheren
Weg geradeaus nehmen, sondern muss sich links halten und einen Bergrücken hochsteigen. An der
Kreuzung ist auf einer Steinplatte eine entsprechende Markierung angebracht. Hier befindet sich
auch eine in den Boden eingelassene Betonröhre, die an einen Kanaldeckel erinnert. Über winzige
Bergseen hinweg sieht man im Westen die Bergwelt rund um das Val Bedretto. Der Basodino und
das Blinnenhorn sind nur die markantesten Gipfel dieses Gletscherpanoramas. Weiter unten
erkennen wir Kehren und Galerien der Gotthard-Strasse. Sobald wir eine kleine Kuppe überschritten
haben, können wir auf den Lago della Sella hinunterblicken, der bogenförmig den Talgrund
ausfüllt. Vor uns baut sich der Talschluss auf, gebildet aus mehreren rundlichen, schottrigen
Berggestalten. Im Norden steht der Pizza Centrale, mit 2999 m ein “Fast-Dreitausender”. Bald
schon erkennt man vor sich am Grat den Passo Posmeda und etwas unterhalb ein Steinhaus,
die Baracca Posmeda. Links des Passübergangs zieht ein Grat bis zum Gipfel des Giübin hinauf.
Kurz bevor man die Baracca Posmeda erreicht, mündet der breitere Weg, der vom Lago della Sella
heraufzieht, ein. Wir wandern am Steinhaus der Baracca Posmeda 2522 m.ü.M. vorbei zum
Passo Posmeda 2585 m.ü.M. hinauf. Hier ändert sich die Szenerie schlagartig – vor uns öffnet
sich die Bergwelt rund um das Valle Leventina. Tief unter uns liegt das einsame Val Canaria,
vor uns erkennen wir die Berge, die das Hochtal von Piora umrahmen. Auffallend ist der helle
Fels des schroffen Pizzo Colombo, dahinter ragt das gletscherbedeckte Rheinwaldhorn 3448 m.ü.M.
auf, der höchste Berg des Tessins. Der schottrige Weg verläuft meist direkt am Grat. Bald
erreichen wir einen Vorgipfel. Von dort geht es über grobes Blockwerk ein Stück hinunter
und über ein Schneefeld 2730 m.ü.M. wieder aufwärts. Immer den Markierungen folgend, gehen
wir an einer niedrigen Hütte vorbei bis zur Abzweigung des Weges zum Passo Sella und von dort
in wenigen Minuten hinauf zum Gipfel des Giübin 2776 m.ü.M. Ein runder Steinmann markiert den
höchsten Punkt und gleichzeitig die Kantonsgrenze zwischen Tessin und Uri. Wir schauen hinunter
auf die so genannten “Wilden Matten”, den Talschluss des Unteralptals, das sich tief unter uns
nach Norden zieht. Im Hintergrund dieses Tales steht der Stock des 2928 m hohen Badus (auch Six
Madun). In den Karen der Ostseite dieses Bergstocks liegen die Quellen des Vorderrheins. Die
Rundschau vom Giübin reicht bis zu den Viertausendern des Berner Oberlandes und bis zu den
Bergen des Winterbergstockes im Nordwesten. Nur im Norden verstellt der Schuttkegel des
Pizzo Centrale etwas die Fernsicht. Auf der Anstiegsroute kehren wir zum Passo Posmeda zurück,
und passieren kurz darauf wieder das Steinhaus. Für den Abstieg wählen wir den breiten Weg,
der in vielen Kehren zum Stausee hinunterführt. Dort wandern wir am Nordufer entlang
talauswärts. Direkt am See machen wir unsere Mittagspause und kühlen die Füsse im eiskaltem
wasser des Sees ab. Danach laufen wir weiter bis wir wieder an der Staumauer anlangen. Von
dort geht es zurück zum Gotthardpass.

Bergwanderung auf guten
Pfaden, jedoch stets auf über
2000 m Höhe verlaufend;
die Orientierung bereitet
bei guter Witterung
keine Schwierigkeiten.
Bis zum Lago della Sella
relativ flacher Anstieg,
dann wird es zunehmend
steiler; der letzte
Wegabschnitt verläuft
durch Blockwerk.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 4 1/2 Std. 14,5 km
ca.795m Aufstieg
ca.795m Abstieg
2776m höchster Punkt
2091m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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