Jakobsweg - Geschrieben am Dienstag, April 30, 2013 16:44 von Franco - 0 Kommentare

Camino Francés Teilstrecke 29 Triacastela – Sarria

30.4.13

Alle Fotos zu dieser Etappe unter diesem Link ersichtlich:
Camino Francés Teilstrecke 29 Triacastela – Sarria 30.4.13

Die Beschreibung der Teilstrecken ist unter
Fernwege.de
gut beschrieben. Viele Fotos, Links, Karte mit Höhenprofil sind auch einsehbar.

Noch besser ist der Weg unter GPS-Tracks.com beschrieben mit Höhenprofil und Film.
GPS-Tracks.com

Die Teilstrecke 29 Triacastela – Sarria führt von:
Triacastela – Renche – Samos – Teiguin- Gontán – Aguiada nach Sarria.

Als Titel für den heutigen Tag, haben wir den folgenden gewählt:
Es grünt so grün im Tal der Mönche.

Wir hatten nicht so gut geschlafen. Es war kalt und das Bett nicht bequem.
Macht nichts, raus aus den Federn und rein in die Wanderschuhe.
Rücksäcke packen und ein paar Minuten später war die junge Frau schon da,
die uns nach Triacastela fuhr.
In Triacastela angekommen liefen wir zur grossen Herberge Complexo Xacobeo.
Complexo Xacobeo
Die Locanda war gerammelt voll von Pilger.
Als wir in der Locanda nach einem Platz suchten, erhielten wir einen guten Morgen zugerufen.
Es waren Ulrike, Sandra, Michael und Martin. Sie hatten hier übernachtet
und waren mit dem Frühstück gerade fertig. Wir unterhielten uns nur eine kurze
Zeit mit Ihnen, da sie im Aufbruch waren. Kurze Zeit später liefen sie los.
Sie hatten die Entscheidung getroffen, nicht über Samos zu laufen.
Wir bestellten Orangensaft, Kaffee getoastetes Brot, Marmelade und Butter.
Der frischgepresster Orangensaft und der Kaffee schmeckte uns.
Während dem Frühstück machten wir uns Gedanken ob unser Entscheid über Samos
zu laufen gut ist oder nicht. Es sind doch 5 km mehr als auf dem Hauptweg.
Wir blieben dabei, wir laufen über Samos und wir wurden nicht enttäuscht.
Nach dem Frühstück zogen wir unsere Regenhose und Regenjacke an.
Draussen sah es nach Regen aus.
Im leichten Nieselregen verliessen wir das kleine Triacastela.
Am Dorfende angelangt, teilt sich der camino.
Rechts biegt der Hauptweg ab, geradeaus geht es nach Samos.
Die Abzweigung ist schlecht markiert.
Man muss die Augen offen halten um den richtigen Weg einzuschlagen.
Sollte dies im täglichen Leben nicht auch so sein?
Parallel zur Landstrasse (praktisch ohne Verkehr) und dem Río Oribio,
liefen wir bis nach San Cristovo do Real.
Der Nieselregen hatte aufgehört, wir behielten aber die Regenkleider an.
Wir wollte nicht das Risiko eingehen im Regen und Matsch die Regenkleider anziehen.
Das schlimmste Erlebnis hatten wir zu diesem Thema kurz vor Burgos.
Als wir im strömenden Regen die Regenkleider anziehen mussten und dies auf
einem Weg der nur aus Schlamm bestand und wir uns gegenseitig
stützen mussten, da wir die Füsse nicht auf den Boden oder besser gesagt
im Schlamm setzen wollten.
Kurz nach San Cristovo do Real verlässt man die Landstrasse und läuft über schöne Wege
von einem kleinen Dorf zum andern Richtung Samos.
Diesen Weg benutzen im Mittelalter die Leprakranken, um die man sich im Kloster kümmerte.
Plötzlich sahen wir von einer kleinen Anhöhe hinunter ins Tal
und was sahen wir? das Kloster von Samos.
Das Monasterio de San Julían y Santa Basilisa, oder auch einfach Monasterio de Samos,
wurde um das 5./6. Jh. gegründet und gilt damit
als eines der ältesten Klöster der westlichen Welt.
Ende des 8. Jh. wurde der spätere König Alfonso II. genannt “der Keusche” in Samos erzogen.
Wikipedia König Alfonso II.
Während seiner Regentschaft wurde das Apostelgrab gefunden
und er zu einem der ersten Förderer des Pilgerweges.
Grosse Teile des Klosters mussten 1951 nach einem verheerenden Brand – beim Schnapsbrennen
war ein Tank reinen Alkohols in die Luft geflogen – wieder aufgebaut werden.
Kloster Samos
Wir liefen um das Kloster und bestaunten die grosse Anlage.
Das Kloster in Samos ist eine der letzten Sehenswürdigkeiten vor Santiago.
Direkt beim Kloster befindet sich die Albergue.
Wir schauten hinein und holten uns den Pilgerstempel.
Eine sehr schöne, saubere und gut organisierte Albergue. Hier würden wir auch schlafen.
Wir liefen weiter um das grosse Kloster herum und erreichten den Haupteingang.
Vor dem Eingang wartete ein Mönch auf die Besucher des Klosters.
Er erklärte uns (alles auf Spanisch) wo wir genau innerhalb des Klosters
umherlaufen können und wo nicht.
Dort wo wir nicht hingehen dürfen, hat er immer mit einem resolutem “no” untermauert.
Schon nach ein paar Sätzen wussten wir nicht mehr, wo wir hinlaufen dürfen
und wo wir auf keinem Fall die Türe aufmachen dürfen.
Der Benediktinermönch öffnete das grosse Tor und wir konnten in das Kloster hinein.
Manuela sagte: hoffentlich lässt er Dich wieder raus und schaut mich an.
Es ist ja ein Männerkloster!
Wir betraten den Claustro grande (grosser Kreuzgang) 17. Jh.
mit einer Seitenlange von 56 x 56 m, ist es der grösste Kreuzgang von ganz Spanien.
Weiter ging es zum kleinen gotischen Kreuzgang 16. Jh.
Dieser Kreuzgang ist wegen der Brunnenskulptur berühmt geworden.
Auch aus diesem Grund, heisst dieser Kreuzgang auch
Claustro de las Nereidas, (Kreuzgang der Wassergeister).
Die 4 grossen Nymphenartige Gestalten, sind weibliche Wesen mit grossen Brüsten!
Und dies in einem Männerkloster! Die Mönche haben diese Gestalten beim
Rundgang des Kreuzgang und Gebet, sicherlich gerne angeschaut.
Der Nymphenbrunnen mit seinen leidlich bekleideten Steindamen umgibt eine besondere Aura.
Wir verliessen den kleinen Kreuzgang und öffneten eine Türe, die eine “no” Tür ist.
Diverse Mönche riefen uns laut zu, wir sollen die Türe wieder schliessen.
Wir sagten “perdón” und liefen weiter. Wir erreichten die grosse Kloster Bibliothek.
Diverse uralte Bücher konnten wir in der Bibliothek anschauen.
Die Bibliothek umfasst über 30′000 zum Teil historische Bände.
Zum Schluss des Rundganges, schauten wir uns die grosse Klosterkirche an.
Das spezielle an dieser Kirche ist die Orgel.
Die Orgel besitzt 3850 Pfeifen. Leider wurde auf der Orgel nicht gespielt.
Schade wir hätten gerne etwas von der Orgel gehört.
Während dem Besuch des Klosters, kam uns diese kleine Geschichte in den Sinn,
das wir vor längerer Zeit einmal gelesen hatten.
Ein Pilger machte Station in einem Kloster.
Er wurde freundlich aufgenommen,
und man bot ihm eine Mönchszelle als Schlafquartier an.
Dort standen nur ein Bett und ein Stuhl.
In der Tür fragte der Pilger erstaunt: “Und wo sind Ihre Möbel?”
“Wo sind denn Ihre?” erwiderte der Mönch.
Verwirrt antwortete der Pilger: “Ich bin ja nur auf der Durchreise.”
Der Mönch lächelte: “Wir auch.”
Beim Eingang des Kloster, holten wir unseren Pilgerstempel.
Es ist der grösste Stempel den wir auf den ganzen Jakobsweg erhalten haben!
Nun hatten wir so richtig Hunger.
Im Restaurant “Hostal Victoria Samos” sind wir eingekehrt.
Hostal “Victoria Samos”
Hostal “Samos Camino de Santiago”
Die Bedienung war sehr nett und freundlich. Das Essen sehr gut. Wir waren rundum zufrieden.
Nach der Mittagspause, verliessen wir über die Hauptstrasse Samos.
Links von uns schlängelte sich der kleine Fluss Sarria Richtung Sarria.
Auf einem Kiesweg liefen wir an zahlreichen Rastplätzen vorbei Richtung Teiguin.
Das Wetter war weiterhin stark bewölkt, aber kein Regen.
Während dem laufen sahen wir auf einmal vor uns die Ulrike und der Michael.
Sie hatten auch die Variante über Samos eingeschlagen.
Mit Ihnen liefen wir nun zwischendurch gemeinsam nach Sarria.
Nach Teiguin mussten wir wieder die Augen offen halten.
Zwei Varianten stehen hier zur Auswahl.
Alles der Hauptstrasse entlang, weiter bis nach Sarria,
oder die wesentlich schönere über Gontán nach Aguiada,
um dort wieder auf den Hauptweg zu stossen.
Da wir den restlichen Teil dieser Etappe nicht der Landstrasse folgen wollten,
war es für uns klar, dass wir die schönere aber ein bisschen längere Variante einschlagen.
Der Jakobsweg führt nun meist auf Wegen und kleinen wenig befahrenen Strassen bis nach Aguíada.
Es grünt sehr wohl, sehr grün in Galicien.
Grüne Weiden, grüne Felder, grüne Wiesen, grüne Wälder.
Der Weg führt über unzählige Bauernhöfe.
In Galicien wird eine intensive Rindermast betrieben.
Die Kühe, Rinder oder Kälber stehen leider meistens in den Ställen.
Man sieht sie selten auf Weiden grasen.
Bei Aguíada stiessen wir wieder auf den Hauptweg.
Wir waren froh, diese Variante eingeschlagen zu haben.
Das Wetter wurde nun definitiv garstiger. Es war kalt und es begann auch zu regnen.
Der häufige Begleiter in Galicien: der Nebel, war aber bis jetzt nicht aufgetaucht.
Das wird sich aber ändern….
das ist aber eine andere Geschichte, die zu einem späteren Zeitpunkt erwähnt wird
Über eine Einfallstrasse erreichten wir die geschäftige Kleinstadt Sarria.
Sarria Turismo
Sarria existierte zu vorrömischer Zeit als Festung des iberischen Stamms der Seurros.
König Alfons IX. gründete die Stadt im 13. Jh. neu – und starb
just hier auf seiner Pilgerschaft nach Santiago im Jahr 1230.
Wir liefen durch die nüchternen Neubauzonen der kleinen Stadt und suchten das Hotel “Mar de Plata”.
Im “goldenen Büchlein” von Franco, wurde dieses Hotel als sehr schön taxiert.
Nach langem suchen und diverse Anfragen bei Passanten, fanden wir das Hotel.
Hotel “Mar de Plata”
Von draussen sah das Hotel nicht weltbewegend aus. Drinnen sah es aber ganz anders aus.
Das Hotelzimmer und Badezimmer waren topmodern. Sehr schön. Uns gefiel es sofort
und nahmen das Zimmer. Während dem auspacken, entdeckten wir, das die Badewanne
nicht eine normale Badewanne war, sondern ein Jacuzzi.
Zwischendurch kann ein Pilger auch ein bisschen dekadent sein.
Franco stieg in die Badewanne und gönnte sich eine kleine Auszeit.
Frisch geduscht und aufgewärmt, mit frischen Kleider und trockene Schuhe,
verliessen wir bei 5 Grad das warme Hotel.
Wir liefen zur kleinen Altstadt von Sarria, an der Rúa Maior. Es regnete nicht mehr.
Hier trafen wir auf Ulrike und Michael. Sie sagten uns das im oberen Teil der Altstadt,
diverse kleine Lokale vorhanden sind, bei denen man etwas essen oder trinken kann.
Wir verabschiedeten uns von Ihnen und liefen zu der Altstadt hinauf.
In einer kleinen Bar trafen wir auf Helmut und Pepp.
Endlich haben wir sie wiedergefunden. Wir setzten uns an ihrem Tisch
bestellten etwas zu trinken und wollten erfahren wie es ihnen geht.
Sie erzählten uns das es ihnen gut geht,
und sie heute Abend hier in Sarria übernachten werden.
Die Frauen seien noch in der Unterkunft.
Während dem Gespräch beobachteten wir, wie der ein bisschen schmuddelig aussehender Wirt,
sich über eine Empanada lehnte und mit einem Zahnstocher sich die Zähne reinigte.
In diesem Moment war mir der Wunsch, obwohl ich Hunger hatte, nach Empanada vergangen.
Kurze Zeit später tauchten auch Rita und Annemarie auf.
Sie mussten noch diverse Sachen erledigen, aus diesem Grund
verabschiedeten wir uns von Ihnen, mit der Hoffnung sie wieder zu sehen.
Wir wollten dringend etwas essen gehen, wir hatten so richtig Hunger.
Wir traten auf die Rúa Maior und wer stand vor uns, Ulrike und Michael.
Sie suchten auch ein Lokal wo sie wieder etwas gutes Essen wollten.
Sie hatten sich gesagt, heut Abend kein Pilgeressen.
Ulrike hatte kurz vorher eine Pizzeria entdeckt. Dort wollten sie hin.
Manuela war sofort einverstanden. Ich zögerte ein bisschen.
Ich sagte in Spanien in einer Pizzeria essen gehen, das ist schon ein bisschen komisch.
Wir wollten aber den Abend mit ihnen verbringen, darum sagten wir zu.
Um es schon vor wegzunehmen es war sehr gut.
Wir traten also in die Locanda “Italiana Matias” hinein.
Locanda “Italiana Matias”
Schon das Lokal war ganz speziell. Kein nobler moderner Schuppen,
wir fühlten uns aber sofort wohl, eine spezielle Atmosphäre umgab uns.
Matias kam zu uns und fragte was er uns bringen kann.
Während dem Gespräch fanden wir heraus, das er aus Italien stammt.
Sofort war die sprachliche Barriere nicht mehr vorhanden.
Er erzählte uns, das er den camino 2004 selber gemacht habe,
und darum weiss, was ein Pilger gerne hat.
Nach dem Camino entschloss er sich hier in Sarria ein kleines Lokal aufzumachen.
Ein Lokal wo man sich wohl fühlt. Gutes Essen das man bezahlen kann.
Freundliche und prompte Bedienung und das Nachtessen wird schon ab 19:00 serviert.
Oh wie recht hatte er. Wir bestellten eine Vorspeise und danach je eine Pizza.
Matias erklärte uns, das die Pizzas sehr gross seien.
Wir sollen eine Pizza für 2 Personen bestellen, sie reicht für 4 Personen.
Und das war auch so. Es war eine riesige super feine Pizza.
Wir erfuhren das in der Küche Personal auf freiwilliger Basis arbeitet.
Menschen die keine Arbeit haben und so zwischendurch
aus dem trostlosen Alltag herauskommen. zusätzlich werden an bestimmten Monaten,
10% der Einnahmen an Projekten in Afrika gesendet.
Matias hatte von diesem Moment unsere grösste Hochachtung. Solche Menschen
sollten in der heutigen Arbeitswelt zahlreicher vorhanden sein.
Jedes Jahr wurde auf dem Jakobsweg ein Mensch von uns zu einem Engel erkoren.
Sei es wegen den Schmerzen die er während dem laufen hatte,
oder was er im Leben durchgemacht hatte.
Dieses Jahr, und da waren wir uns einig war es Matias.
Mit Ulrike und Michael assen wir also zusammen in dieser speziellen Locanda
und es wurde ein sehr lustiger uns unterhaltsamer Abend.
Wein und Schnaps flossen in Strömen.
Spät am Abend liefen wir durch Sarria zu unserem Hotel mit dem Wissen,
wieder wunderbare Menschen kennengelernt zu haben
und den Abend mit 2 Pilger verbracht zu haben, die wir sehr gerne früher begegnet hätten.
Wir waren froh auf dem camino zu sein.
Morgen geht es zu der versunkenen Stadt.

Unter der untenstehenden Internetadresse,
kann unser Buch über den Jakobsweg gekauft werden.

Link zum Buch

Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 5 1/2 Std.
ca.180m aufwärts
ca.450m abwärts
25 km
Noch 117 km bis Santiago de Compostela

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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