Bern, Wallis - Geschrieben am Donnerstag, August 1, 2013 22:02 von Franco - 0 Kommentare

Wildhorn Rundtour Teil 3 Iffigenalp – Rawilpass – Cabane des Audannes

1.8.13

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Wildhorn Rundtour Teil 3 Iffigenalp – Rawilpass – Cabane des Audannes

Frühmorgens packten wir unsere Rucksäcke und nahmen danach das Frühstück
ein. Vom Frühstückstisch aus, konnten wir auf die senkrechten Felswände vom
Mittagshorn und Rothorn hinaufschauen. Uns erstaunt es immer wieder, das
solche Wände auch für normale normale Wanderer zu bezwingen sind. Man
schaut in solchen Momenten immer wieder hinauf und man sucht aufmerksam
nach einem Felsband oder Absatz, auf dem der Weg verlaufen könnte. Wie mei-
stens der Fall gibt es auch hier einen Weg, und er ist besser und breiter, als wir
es vermutet oder befürchtet hatten. Denn im 18. Jhr. wurde der “Felsenweg”
mit Sprengungen verbreitert, um Maultierkolonnen den Durchgang zu ermö-
glichen. Heute ist der Weg fast durchgehend etwa einen Meter breit, und auch
die Passagen in den luftigsten Felsanschnitten sind breit. Die Luftseilbahn die
von der Iffigenalp über die Felsabsätze in die Höhe und wieder zurück surrt, ist
den Material transporten des Militärs vorbehalten. Voller Tatendrang verliessen
wir das gastliche Berggasthaus Iffigenalp
Berggasthaus Iffigenalp
Das wilde, ursprüngliche Iffigtal gehört zu den schönsten Tälern der Schweiz und
wurde im Mai 1969 zum Naturschutzgebiet erklärt. Es folgen nun zwei von Stein
und Fels geprägte Tage. Wir überquerten den Iffigbach, der Weg steigt nun über
einen Murkegel an gegen die Felsen 1669 m.ü.M. In kunstvoll angelegten Kehren
gewinnt der Saumpfad bei Geissräbel rasch an Höhe. Im Bereich einer Steilrinne
ist er aus dem mürben Gestein gehauen 1861 m.ü.M. Von der Morgenfrische profi-
tierend gewannen wir rasch an Höhe. Über mehrere, vom Gletscher ausgehobelte
Steilstufen verliessen wir das grüne Iffigtal. Vor uns lag nun eine spektakuläre Tra-
verse. Dieses Teilstück ist zum Teil ausgesetzt und Seilgesichert. Hier ist Schwindel-
freiheit und Trittsicherheit wünschenswert. Hat man die “Schlüsselstelle” hinter
sich gelassen, leitet einem der nun wieder einfache Wanderweg zur Blattihütte
2027 m.ü.M. Durch die zwischen Rothorn und Mittaghorn eingelagerte Mulde bei
Blattihubel 2190 m.ü.M. ging es weiter bergan bis zur Verzweigung am Stiereläger
2280 m.ü.M. Hier zweigt der Weg zur Wildstrubelhütte ab. Diese haben wir auf
unserer Wildstrubeltour besucht. Gemütlich ging es über den Säumerweg der uns
über den Rawilpass ins Wallis führen wird. Während Jahrhunderten waren die
Fuhrleute für den Warenverkehr besorgt, der über die Alpenpässe zwischen den
grossen Handelszentren im Norden und Süden abgewickelt wurden. Für den Mate-
rialtransport wurden so genannte Saumtiere, das heisst Landpferde eingesetzt, die
ihre Last trittsicher selbst an gähnenden Abgründen vorbeiführten. Für einen rei-
bungslosen Transit- und Reiseverkehr mussten die Passstrassen und -wege auch
im Winter offen gehalten werden. Nach jedem Schneefall wurden sie in mühsamer
Arbeit gepfadet. Signalstangen, die in regelmässigen Abständen in den Boden ge-
rammt wurden, dienten als Orientierung für die Säumer und Reisenden bei Nebel
und Schneetreiben. Trotzdem kam es immer wieder vor, dass Reisende vom Weg
abkamen, elendlich erfroren oder zu Tode stürzten. Heute dient der Säumerweg
über den Rawil als Wanderweg, und auf der weitläufigen Alpage du Rawil tummeln
sich Eringer Rinder, Wanderer und Biker. Der Weg führte uns über Punkt 2369 m.
an der Nordseite von einem namenlosen Seelein vorbei. Über einen einfachen
Wanderweg erreichten wir die Passhöhe vom Rawilpass 2429 m.ü.M. Hier steht
wie bei der Blattihütte eine kleine Zufluchtshütte. Bei Gewitter ein sicherer Schutz.
Landschaftlich ist der Rawilpass weniger ein Pass im herkömmlichen Sinn als
vielmehr eine Hochebene zwischen Mittaghorn und Wetzsteinhorn. Alpage du
Rawil ist also durchaus ein treffender Name, zumindest für den westlichen Teil.
Im Osten der Hochebene dehnen sich weite Schutt- und Geröllfelder aus. Der
westliche Teil ist wesentlich grüner, und im Sommer trifft man hier auf Herden
der urigen Eringer Rinder.
Wir durchliefen die Alpage du Rawil und eine geheimnisvolle Moorlandschaft.
Vorbei an Punkt 2386 m.ü.M. erreichten wir wieder ein namenloser kleiner See
bei Plan des Roses 2367 m.ü.M. Ein perfektes Plätzchen für den Mittagshalt oder
eine Pause. Während unserer Pause bei diesem schönen Bergsee war unser Weg
zum Übergang des Col des Eaux Froides gut ersichtlich. Wildhorn und Schnide-
horn glänzten in der Sonne. Von hier aus könnte man zum Lac de Tseuzier ab-
steigen. Wir setzten unsere Wanderung über die Plan des Roses fort. Rinder-
herden weiden hier den ganzen Sommer auf diesem Plateau. Am Nordufer vom
kleinen See vorbei ging es Richtung Lac de Ténéhet. Ab hier ist der Weg in ge-
wissen Wanderkarten weiss-blau-weiss markiert. Kurze Zeit später eröffnete sich
ein ausserordentlicher Weitblick in die Walliser Viertausender auf der anderen
Seite der Rhone. Bishorn, Weisshorn, Zinalrothorn, Matterhorn und Dent Blanche
leuchteten ganz in Weiss. Was für eine prächtige Aussicht! Nördlich des kleinen
Sees ohne Namen wanderten wir leicht aufsteigend auf einem gut markierten
Bergwanderweg über einige Hügel und Mulden. Anschliessend über Karrenfelder
die ein ausgeprägtes Relief aufweisen.
Karrenfelder sind grosse Flächen von Kalkfelsen die eine starke Karsterosion
erfahren haben (Auflösung des Kalksteins durch die Kohlensäure, die im
Wasser enthalten ist.)
Auf einer kleinen grünen Ebene mitten in den Karrenfelder, erreichten wir eine
Weggabelung ohne Höhenangaben. Unser Ziel ist weiterhin der Lac de Ténéhet.
Vor uns tauchte ein riesiges Schrattenkalkgebiet auf. Wir packten die Wander-
stöcke auf den Rucksack, damit wir die Hände zum kraxeln gebrauchen konnten.
Wir erreichen wieder eine Weggabelung ohne Höhenangaben. Ein Weg führt auf
den Schnidejoch hinauf. Unser Ziel bleibt weiterhin der Lac de Ténéhet. Kurz
unterhalb vom Lac de Ténéhet wieder eine Weggabelung ohne Höhenangaben.
Wir nehmen den kleinen Abstecher zum Lac de Ténéhet unter die Füsse. Nach
ein paar Minuten hatten wir den schönen Bergsee von Ténéhet 2440 m.ü.M.
erreicht Der malerische Lac de Ténéhet verbirgt sich in einer tiefen Mulde unter-
halb vom Schnidejoch. Hier legten wir die Mittagspause ein. Eine wilde, steinige
aber sehr schöne Gegend. Nach der Mittagspause kehrten wir wieder zur Weg-
gabelung zurück und setzten unsere Wanderung fort. Unser nächstes Ziel hiess
nun Col des Eaux Froides. Wir durchquerten nun die Karrenfelder von Ténéhet.
Die Überschreitung der Karrenfelder verlangt ein gewisses Mass an Aufmer-
ksamkeit. Die Bergwanderstöcke auf den Rucksack geschnallt, die Hände frei
zum kraxeln, bieten diese Kalkfelsen ein unterhaltsames und interessantes vor-
wärtskommen. In diesem weitläufigen Karrenfeld sind jetzt zusätzlich Markie-
rungsstangen vorhanden. Trotzdem muss man immer wieder auf die Richtung
in diesem riesigen Karstfeld achten. Der Tiefblick zum Lac de Tseuzier und auf
die Walliser Bergriesen ist einmalig. Wir liefen nun südwärts durch scheinbar
endlosen Karrenfelder. Kurz nach Punkt 2376 m.ü.M. wird der Schrattenkalk
durch grasiges Gelände abgelöst. Wir bogen nun in das kleine Tal hinauf zum
Kaltwasserpass (Col des Eaux Froides). Das Gras wird durch Geröll und dann
durch Altschneefelder abgelöst. Steil führt der Weg nun aufwärts. Schweiss-
perlen garantiert. Der Weg ist aber nicht ausgesetzt. Bei traumhaftem Wetter
erreichten wir den Col des Eaux Froides 2648 m.ü.M. Auf dem Col des Eaux
Froides übergiessen die Sonnenstrahlen die karge Mondlandschaft mit war-
mem Licht. Das Grau des Schrattenkalks und die Brauntöne des Sandsteins
erzeugen ein grossartiges Farbenspiel. Beim genaueren Betrachten entdeckt
man sogar lauter kleine Fossilien, die ein Leben vor Jahrmillionen erahnen
lassen. Stolz ragt zur Rechten das Wildhorn aus den weissen Schnee- und Eis-
feldern des Glacier des Audannes in den Himmel. Die Durchquerung der Süd-
seite des Wildhorns ist einsam und wild. Während Stunden wanderten wir über
scheinbar endlosen Karren- und Geröllfelder, steigt auf, steigt ab und staunt
ob der Farbenpracht der Blumen und Steine. Vom Col des Eaux Froides ist die
Hütte schon in Sichtweite. Der Pfad führte uns nun in Serpentinen in die Schutt-
ebene beim Lac des Audannes hinunter, und danach die letzten 40m hinauf zur
Hütte 2508 m.ü.M.
Cabane des Audannes
Die silberglänzende Cabane des Audannes ist in eine typische Gletscherlandschaft
hineingestellt worden. Rundhöcker, Karseelein, dazwischen Moränenreste. So ge-
waltig die Gletscherkraft, so lieblich die Landschaft, die die Gletscher hier zurück-
gelassen haben. Sie haben sich mittlerweile zurückgezogen bis ganz hinauf zum
Wildhorn. Das Wildhorn ist vielen Berg- und Skitouren- gängern ein Begriff. In
grosser Zahl pilgern die Bergbegeisterten im Sommer wie auch im Winter dem
begehrten Aussichtsgipfel zu. Das Gebiet rund um das Wildhorn bietet für Natur-
liebhaber eine Fülle an Schönheiten.
An seinem südlichen Fuss, oberhalb des Rhonedorfs St.-Léonard, schlummert
sogar ein eigentliches Naturwunder: Inmitten der Rebberge befindet sich der
Höhleneingang zum grössten unterirdischen See Europas. 1943 wagten sich
zwei Forscher zum ersten Mal in die Höhle, um den See auszukundschaften.
Durch einen langen Tunnel gelangten sie zu einer Bucht, deren Seitenwände
senkrecht ins Wasser fallen, an der Decke skurrile Gipssäulen, Zacken und
Zähne, die sich über Tausende von Jahren gebildet hatten. Das Höhlensystem
weist eine Gesamtfläche von 6000 Quadratmetern auf, der Wasserspiegel liegt
auf einer Meereshöhe von 509 Metern. Im Jahre 1949 wurde der Lac Souterrain
für Touristen zugänglich gemacht.
Lac Souterrain
Doch zurück an die Oberfläche. Obwohl die Hütte neuerem Datum ist, ist sie
komisch erbaut. Die Massenlager sind in einem Oval erstellt worden. Der Platz
für die Füsse und das Gepäck ist begrenzt. Der Waschraum für Frau und Mann
ist der gleiche. Was heisst hier Waschraum. Man wäscht sich im Eingangsbereich,
dort wo die Wanderer die Wanderschuhen und Rücksäcke deponieren. Alle
Wanderer die hereinkommen, sehen jeweils wer sich gerade wäscht. Privatsphäre
keine. Der Hüttenwirt eher ein unsauberer Typ. Obwohl er und seine Gehilfen
Deutsch sprechen, müssen wir uns mit dem Französisch herumschlagen. Da heute
Nationalfeiertag ist, offerierte er allen einen Schnaps. Der Schnaps war aber am
nächsten Morgen auf der Rechnung aufgeführt. Wir genossen trotzdem die Aussicht,
das Wetter und die Gespräche mit einer Gruppe von jungen Lehrerinnen, die den
Nationalfeiertag hier oben verbringen wollten.
Tour du Wildhorn
Ein sehr schöner Wandertag ging zu Ende.

Bergwanderung auf gut markierten,
aber nicht überall gut ausgeprägtem
Weg. Teilweise durch Karrenfelder
und steile Geröllhalden. Teilweise
exponiert. Gutes Schuhwerk
unabdingbar. Eher eine Tour für
August oder September, wenn der
Restschnee sicher aus allen Ritzen
verschwunden ist. Lang und nicht
ganz einfach. Trittsicherheit und
Schwindelfreiheit an einigen
Stellen wünschenswert.
Die mehrtägige hochalpine Tour
rund um das Wildhorn führt auf
gut markierten Alpinwegen
und -pfaden über diverse Pässe
zwischen 1400 und 2900 m.ü.M.,
und berührt Seen, Felsriegel,
hochalpine Trockenlandschaften,
Grate und Schneefelder. Sie bietet
grandiose Einblicke in die
Waadtländer, Berner- und Walliser
Alpen. Für geübte Bergwanderer
mit guter Kondition.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 6 Std. 11,5 km
ca.1520m Aufstieg
ca.585m Abstieg
2648m höchster Punkt
1581m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



Es können keine Kommentare abgegeben werden.

AKTUELL IM BLOG


    Notice: Undefined variable: pre_HTML in /var/www/ch.giacomello.archive.blog/wp-content/themes/wanderungsblog/sidebar.php on line 59

    Notice: Undefined variable: post_HTML in /var/www/ch.giacomello.archive.blog/wp-content/themes/wanderungsblog/sidebar.php on line 67

MEHR ZUM THEMA Jakobsweg


MEHR ZUM THEMA Tessin


MEHR ZUM THEMA Glarnerland