Tessin - Geschrieben am Donnerstag, September 12, 2013 21:18 von Franco - 0 Kommentare

Bergtour Cardada – Cima della Trosa – Madone – Corippo

12.9.13

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergtour Cardada – Cima della Trosa – Madone – Corippo

In Locarno überquerten wir vom Bahnhof der SBB und der Centovallibahn kommend
die Piazza Stazione. Nicht weit davon liegt, etwas versteckt, am Beginn der Altstadt-
lauben die Talstation der Standseilbahn nach Orselina. Wir überwinden mit dieser
Bahn die erste Sektion unseres Aufstiegs durch das enge Tal unterhalb der Kirche von
Madonna del Sasso, der wir sogleich bei der Bergstation in Orselina auf gleicher Höhe
gegenüberstehen. Der malerischen Kirche, die vor dem Hintergrund des blauen Lago
Maggiore und des Häusermeeres von Locarno, mit ihrem gelborangen Anstrich deu-
tlich sichtbar auf einem Felsen liegt, haben wir auf dem Heimweg unserer Wanderung
einen Besuch abgestattet.
Madonna del Sasso
Wikipedia Madonna del Sasso
Von der nur unweit der Bergstation der Standseilbahn angelegten Talstation der
Gondelbahn fahren wir hinauf zur Cardada. Hoch über den Wipfeln des Kastanien-
waldes schwebend, mit stetem Blick auf den Lago Maggiore, Locarno und Ascona,
erreichten wir den Sonnenbalkon Cardada 1332 m.ü.M.
Cardada
Südlich der Bergstation empfängt ein kühner und origineller Aussichtssteg die
Wanderer. Wie die Seilbahn wurde der Steg ebenfalls vom Architekt Botta ent-
worfen. Die »magische Passerelle«, die direkt in den Himmel zu führen scheint,
bringt den Wanderern nicht nur die Blicke auf die Umgebung näher, sondern
auch einige Elemente der Natur. Verschiedene Wachstumsphasen vom Samen
bis zur Frucht sowie Organisationsstrukturen der Natur von der Zelle bis zum
Universum sind in Symbolen im granitgepflasterten Zugangsweg dargestellt
und mittels Tafeln am Geländer der Aussichtsplattform erklärt. Nachdem wir
uns diese traumhafte Aussicht angesehen hatten, liefen wir zum Albergo.
Albergo Colmanicchio
Dieses Restaurant befindet sich ein paar Gehminuten von der Bergstation ent-
fernt. Wir nahmen einen Kaffee und schauten von der sehr schön gelegene
Terrasse hinunter zum Lago Maggiore. Nach dieser Pause liefen wir auf einem
gepflasterten Weg zum Sessellift 1329 m.ü.M., von dem wir uns auf den Gipfel
der Cimetta 1647 m.ü.M. tragen liessen. Jetzt befinden wir uns am eigentlichen
Ausgangspunkt unserer Wanderung. Nachdem wir unmittelbar beim Ausstieg
die herrlichen Ausblicke mit unglaublicher Fernsicht in fast alle Himmelsrich-
tungen genossen haben, beginnen wir unsere Wanderung auf dem Weg links
unterhalb der Liftstation. Der Wegweiser »Cimetta« zeigt uns neben der Meeres-
höhe von 1671 m.ü.M. die zahlreichen Routen an, die hier oben die Hänge und
Berggrate erschliessen. Unser Weg führt zunächst zum Gipfel der Cima della
Trosa, breit und gut ausgebaut, leicht abwärts an den letzten Buchen des
Berghanges vorbei und tritt sogleich in das baumlose, nur mit Grasheiden und
Birkengebüschen bewachsene Gelände ein. Tief reicht der Blick über die Hänge
hinunter ins Valle Maggia, ins Pedemonte und das Centovalli. Wir erreichen
einen kleinen Sattel unterhalb der Cimetta, den Bassa di Cardada 1611 m.ü.M.,
von dem ein breiter Pfad den Hang hinauf zur Cima della Trosa führt. In eini-
gen Serpentinen gelangen wir auf den Grat des Bergrückens 1862 m.ü.M.
Der Gipfel selbst liegt etwa 300 m nördlich bei Punkt 1869 m.ü.M. Er bietet
ein umfassendes Panorama: Richtung Norden sehen wir tief ins Verzascatal
mit dem Stausee und dem Örtchen Mergoscia, nach Süden erstreckt sich der
Lago Maggiore in seiner gesamten Länge mit den gegenüberliegenden Hän-
gen des Gambarogno, mit dem Monte Tamaro und Monte Lema. Über die
Ceneri-Senke hinweg steigen die Luganeser Berge aus dem Dunst, nach Süd-
westen überragt der Gridone den Lago Maggiore und teilt das Tal des Cento-
valli ab. Deutlich zeigt sich der Unterschied zwischen den sanften Bergketten
rund um das Malcantone und Lugano und den schroffen Gipfeln des Tessiner
Hinterlandes entlang des Valle Maggia. Wie in die Ferne rückende Schattie-
rungen werden die »hundert Seitentäler« immer schemenhafter, bis wir nach
Camedo weit in den italienischen Teil nach Domodossola schauen. Weiter
nach rechts breitet sich das schneebedeckte Monte-Rosa-Massiv aus, es folgt
im Vordergrund die tiefe Talkluft des Valle Onsernone. Direkt uns zu Füssen
erstreckt sich das Maggiatal mit der granitgrauen Schlange des Flusses, darü-
ber erkennen wir die dunkle Pyramide des Finsteraarhorns. Nach diesem
grossartigem Auftakt liefen wir über den Südgrat wieder zurück zu Punkt
1862 m.ü.M. Hier bogen wir links ab in die Nordflanke der Cima della Trosa.
Über einige Serpentinen verloren wir an Höhe und liefen bis zu einer kleinen
Scharte bei Punkt 1657 m.ü.M. In mehreren Steilstufen über den südöstlichen
Berghang verlaufender Steig, wanderten wir aufwärts zum Madone. Gute
Trittsicherheit ist hier von Vorteil. Auf ausgetretener Wegspur erreichten
wir den Gipfel des Madone 2001 m.ü.M. Auch vom Madone aus eine traum-
hafte Aussicht. Der obere Lago Maggiore stellt neben Lugano das zweite
mondäne Zentrum des Tessins dar, jedoch gestaltet sich das Hinterland der
Orte Locarno und Ascona weit alpiner. Die wilde Maggia schuf in Jahrtausen-
den den Raum, auf dem zwei Orte von weltweiter Bekanntheit entstanden:
Ascona, das Weltdorf, ist berühmt für seine feudalen Hotels, die luxuriöse
Altstadt mit Boutiquen und Galerien. Ganz anders hingegen wirkt Locarno.
Es richtet seit mehreren Jahrzehnten ein Internationales Filmfestival aus,
verfügt über grössere und der Cöte d’Azur ähnlichere Hotelanlagen als
Ascona, vor allem in Muralto, kann aber keinen so intensiven Charme ent-
wickeln. Durch die Lage an der Eingangspforte zu den Tälern der Melezza,
der Maggia, des Isorno und der Verzasca, aber auch als “Umschlagplatz” für
den Güterverkehr über die Alpenpässe entwickelte sich Locarno rasch zu
einer betriebsamen Stadt. Der Name geht auf das keltische Wort Leukera
zurück, was so viel wie »die Weisse« bedeutet. Damit ist die Maggia gemeint,
die in der Vergangenheit das Geschick von Locarno prägte. Geschätzt wer-
den aber auch die Lagen oberhalb der Stadt: die Wallfahrtskirche Madonna
del Sasso in Orselina oder die Höhen der Cardada und Cimetta mit ihrer
schönen Aussicht. Schon ein Spaziergang in den Parkanlagen der Hafen-
promenade zwischen den Stadtteilen Muralto und Minusio lässt die beson-
dere Lage Locarnos erkennen. Weit sieht man über den See zu den schnee-
bedeckten Alpen im Norden, und steil ragt die Flanke der Cimetta in unmi-
ttelbarer Nähe empor. Diese Abgeschlossenheit verschafft Locarno das
mildeste Klima der Schweiz. Daher kann man direkt am See unter Palmen,
Kamelien, Lorbeer und Magnolien wandeln, an den Hängen der Gärten
gedeihen Orangen, Zitronen und sogar Bananen. Von Locarno fährt die
kleine Schmalspurbahn in die Talschaft der »hundert Täler«, das Centovalli.
Zuvor überquert sie bei Ponte Brolla die Brücke über die wild zerklüftete
Schlucht der Maggia, die aus dem Tal kommend, in die Ebene des Pede-
monte austritt. In dem fruchtbaren Talboden im Hinterland von Locarno
und Ascona münden die drei Flüsse der Seitentäler: die Melezza, aus dem
Centovalli, die Maggia und der Isorno aus dem engen Valle Onsernone.
In der Regel, kehren die meisten Wanderer nun vom Madone aus, auf
gleichem Weg wieder zurück zur Cardada. Wir wollten aber noch länger
den Blick in die abschüssigen Flanken der tief eingeschnittenen Tessiner
Täler geniessen. Über den Ostgrat verliessen wir den Madone. Der Weg
ist nun meistens Weglos. Wenn markiert sind die Markierungen weiss-blau-
weiss. Das Wandern war nun sehr mühsam. Kein Wanderweg mehr vor-
handen, das Gras hüfthoch, Löcher oder Spalten die man nur schwer sehen
konnte, mussten umgangen werden. Bei Regen ist im Tessin von solchen
Wanderungen mit Vorteil abzusehen, denn Tessiner Bergflanken sind in
der Regel mit grösseren oder kleineren Felsriegel durchsetzt. Unsere Erfah-
rung das Wege gerade im Tessin ungewollte Wendungen nehmen oder
plötzlich ganz aufhören, wurde uns hier wieder bewusst. Alles am weglosen
Grat entlang wanderten wir über Punkt 1869 m.ü.M. zu Punkt 1770 m.ü.M.
So richtig steil ging es danach abwärts nach Redrisc 1530 m.ü.M. Nach
Redrisc taucht endlich wieder der Weg auf und die Markierungen. Sie
sind nun wieder weiss-rot-weiss. Über Punkt 1507 m.ü.M. erreichten wir
die malerische Siedlung von Porchesio 1362 m.ü.M. Durch dichte und
nicht mehr unterhaltene Wälder ging es weiter abwärts nach Fossei
935 m.ü.M. Ein kurzes Teilstück konnten wir danach wieder auf gleich-
bleibender Höhe weiterwandern bis nach Monti di Cortoi 1000 m.ü.M.
Was dann folgte, ist ein kulturgeschichtlicher Lehrpfad von einer Eindrü-
cklichkeit, die ihresgleichen sucht. Man folgt einem Weg, der teilweise in
den steilen Abhang hineingesprengt werden musste und nun mit offen-
sichtlich grossem Aufwand unterhalten wird. Und plötzlich begegnet
man einer Ansammlung von verfallenen Alpgebäuden – mitten im Wald.
Am Türsturz eines Alpstafels steht die Jahrzahl 1898 eingraviert. Ehr-
furcht kommt hoch – diese kaum als solche erkennbaren Terrassen waren
also vor hundert Jahren noch gerodet und bestossen mit Nutztieren. Sie
zeugen von einem harten Existenzkampf, der hier damals geherrscht hat.
Eine verwitterte Blechtafel bietet eine Gruppe von solchen «stalle» samt
«terreno» sogar zum Verkauf an. Man fragt sich: Wird die Zeit wieder-
kommen, in der ein solches Gut einen Käufer findet? Perbioi 885 m.ü.M.,
Bedeglia, Redond 752 m.ü.M., Gresina, Bolla 662 m.ü.M., Liano
562 m.ü.M., heissen die zum Teil verlassene Dörfer in denen wir hindurch-
laufen. Klar ist: Dieses Wegstück hat ebenso musealen Wert wie das unter
Heimatschutz stehende Bergdorf Corippo 563 m.ü.M. das wir am Schluss
unserer Wanderung besuchen können. Der Wanderweg bietet zwar keine
schwindelerregenden Ausblicke auf Viertausender, dafür aber tiefe Ein-
blicke in die historische Tessiner Bergwirtschaft und Bergkultur. Schon
die kleine, noch gut erhaltene Mühle unterhalb von Corippo zeigt: Hier
wurde einmal Korn gemahlen. Dann schaut man die unwirtlichen Flan-
ken hoch und fragt sich: Welches Korn und von wo? Auch die Erkenntnis
das Tessin ohne Kapellen, Bildstöcke und Wandmalereien: Es wäre nicht
das Tessin wurde an diesem Tag bewusst. In Corippo haben wir ein Glas
Bianco getrunken und wollten danach den Bus nehmen, der in Corippo
hält. Auf dem Fahrplan bei der Haltestelle wurde uns danach sofort klar,
das wir Stunden warten müssten bis ein Bus hier hinauf fährt. Wir liefen
notgedrungen also der Strasse hinunter um auf der Hauptstrasse des
Verzasca Tal zu gelangen. Über den Ponte di Corippo 496 m.ü.M. über-
querten wir die Verzasca. Direkt neben der Brücke ist die Postautohal-
testelle. Wir mussten nicht lange warten und das Postauto erschien.
Wir genossen die Busfahrt zurück nach Locarno. Im Hotel Al Ponte
Antico in Intragna-Golino haben wir unser Zimmer bezogen. Schönes
Hotel, sehr ruhig gelegen. Sehr freundliche Gastgeberin.
Hotel Al Ponte Antico
Im Grotto du Rii
Grotto du Ri
haben wir den Abend ausklingen lassen, und sehr gut gegessen.

Wenig anstrengende Wanderung
auf überwiegend guten auch
bestens markierten Wegen.
Dies aber nur bis zum Madone.
Tour in luftigen Höhen
oberhalb Locarno auf
breiten, mässig steilen
Bergpfaden, die bequem
zu gehen sind; nur der
Aufstieg und der Abstieg
zum Madone ist schwierig.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 5 3/4 Std. 14,8 km
ca.895m Aufstieg
ca.2005m Abstieg
2001m höchster Punkt
477m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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