Tessin - Geschrieben am Sonntag, September 14, 2014 20:54 von Franco - 0 Kommentare

Bergtour Monti Saurù – Capanna Brogoldone – Pizzo di Claro

14.9.14

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergtour Monti Saurù – Capanna Brogoldone – Pizzo di Claro

Mit dem Auto bis nach Lumino im Valle di Lumino. Lumino ist das letzte Dorf vor der
Kantonsgrenze zu Graubünden und das Valle Mesolcina.
Mit der kleinen Seilbahn, fuhren wir danach bequem hinauf zu den Monti Saurù 1328 m.ü.M.
Seilbahn Lumino
Direkt bei der Bergstation befindet sich ein Restaurant mit Terrasse, auf derer man einen
herrlichen Blick auf das Valle Mesolcina und die umliegenden Berge geniessen kann.
Wir wussten schon zu Beginn, das uns heute ein langer Wandertag bevorsteht, darum kehrten
wir nicht in dem Restaurant ein, sondern marschierten sofort los. Kurz nach der Bergstation
waren die Markierungen und Wegweiser ein bisschen widersprüchlich, oder wir haben nicht
richtig hingeschaut, GPS-Tracks sei Dank, haben wir den richtigen Weg trotzdem gefunden.
Auf dem bewaldeten Bergrücken ging es danach bis zur Abzweigung Punkt 1392 m.ü.M.
Ab dieser Weggabelung sind zwei Varianten vorhanden um auf die Capanna Brogoldone zu
gelangen. Entweder auf einem steinigem und steilen Weg über den Rücken weiter, oder links
abbiegend auf weniger ansteigenden Weg, aber über einen grossen Bogen zur Alpe Domàs,
von wo man nach markantem Richtungswechsel die herrliche Schulter mit der Hütte erreicht.
Schon bei der Planung dieser Bergtour, war uns klar, dass wir die kürzere aber steile
Variante unter die Füsse nehmen. Wir schlugen also den rechten Weg ein, der uns weiter über
diesen bewaldeten Rücken, sehr steil hinauf zur Alp di Pissadello 1654 m.ü.M. brachte.
Hier konnten wir den ersten herrlichem Blick auf das Gebiet von Bellinzona und Riviera werfen.
Der Weg steigt weiter sehr steil, aber nicht ausgesetzt danach weiter, jetzt über einen
kleinen links Bogen, hinauf bis zur Capanna Brogoldone 1904 m.ü.M.
Capanna Brogoldone
Die Berghütte befindet sich auf einer aussichtsreichen Höhenterrasse über dem Valle di Lumino.
Seit jeher wird Bellinzona vom Pizzo di Claro dominiert, den man, seiner vagen Ähnlichkeit
mit dem „Horu von Zermatt“ wegen, sympathischerweise als „kleines Matterhorn“ bezeichnet.
Eben in seinen Hängen, auf einer lichterfüllten Terrasse, ist die Capanna Brogoldone gelegen,
eine mit Sonnenstrahlen gesegnete Örtlichkeit. Besonders bei Sonnenuntergang lässt sich hier
ein Schauspiel geniessen, wie es nur Mutter Natur bieten kann.
Da wir frühzeitig ohne das Wolken die Sicht trüben, auf den Gipfel stehen möchten, ging es
ohne Halt weiter. Von der Capanna Brogoldone ging es bergwärts bis zum
Passo di Mem 2191 m.ü.M. Wie so oft im Tessin, steht man bei Weggabelungen wie auch bei dieser,
vor einem Rätsel. Ein Pfad auf den Pizzo di Claro, führt über den Pian del Baitel,
der andere via Punkt 2362 m.ü.M. Im Internet, Wanderkarten und –Bücher sind oft beide Varianten
ersichtlich und beschrieben. Bei dieser Weggabelung waren aber keine Hinweise in Form von
Wegweisern ersichtlich. Wie eingeplant wanderten wir weiter über steile Grashänge auf den vom
Pizzo di Claro ausgehenden Grat. Über den grasigen Rücken erreichten wir Punkt 2362 m.ü.M.,
in der Nähe der Felsausläufer des Pizzo Claro. Alte nicht mehr unterhaltene Markierungen
zeigen uns, das hier der Weg rechts abbiegt. Wegweiser sind auch hier nicht vorhanden.
Über einen schlecht kenntlicher Pfad, alles an der südöstlichen Flanke des Pizzo Claro,
wanderten wir über Geröllhalden Richtung Val Granda. Der Vorteil dieser Variante,
ist das sie kürzer ist, und keine Höhenmeter verloren gehen, man wandert praktisch immer auf
gleichbleibender Höhe. Nachteil ist das lose Geröll und das nur ab und zu der Bergpfad
ersichtlich ist. Steinreich ist das Tessin aber, wenigstens in seinen gebirgigen Teilen,
nur im wörtlichen Sinne. Steinig sind die meisten Gipfel, aus Bruchstein viele Hauser und
Kirchen, Wege und Brücken, Tische und Zäune erbaut. Das vorherrschende Gestein ist Granit,
genauer gesagt Gneis, der vor Jahrmillionen unter Druck aus Granit entstand und im Gegensatz
zu diesem nicht kompakt, sondern geschichtet ist. Diesen Umstand wiederum nutzen diejenigen,
die den Gneis – oder den Granit, wie man trotzdem allgemein sagt – aus dem Berg brechen.
Seit Ende des letzten Jahrhunderts wird er kommerziell abgebaut, früher mit Schwarzpulver,
heute vor allem mit Diamantdrähten. Doch trotz immer aufwändigerer Technik bleibt viel Arbeit
mit Hammer und Meissel, um die riesigen Blöcke in die gewünschten Formen zu bringen.
Mehr als die Hälfte des Tessiner Granits kommt im Strassenbau zur Verwendung, mehr und mehr
schätzt man jedoch den grauen Stein als gediegenes Material für Banken und Küchen.
Der Tessiner Granit wird in der Vallemaggia, in der Valle di Vergeletto und vor allem in der
Riviera zwischen Biasca und Bellinzona abgebaut. Im Paralleltal östlich der Riviera,
in der schon zu Graubünden gehörenden Val Calanca, stellen die Steinbrüche den einzigen
Reichtum dar, abgesehen von der Landschaft, dem wichtigsten touristischen Rohstoff der
Alpensüdseite. Zwischen diesen steinreichen Tälern schwingt sich der Pizzo di Claro in
einsame Höhe. Oberhalb von Punkt 2280 m.ü.M. erreichten wir das kleine Val Granda.
Vor hier aus geht es sehr steil aufwärts. Zum Glück ist der Bergpfad nun wieder vorhanden,
das erleichtert einem bis zu einem gewissen Punkt den Aufstieg. Schweissgebadet stossen wir
nach dieser steilen Geröllhalde auf ca. 2400 m.ü.M auf den Hauptweg der von Landarenca
kommend auf den Pizzo di Claro führt. Auf diesem Bergpfad steigt man danach weiter steil
und hoch hinauf zur abschüssigen südost-Flanke auf den Gipfelgrat des Pizzo di Claro.
Nach rechts geht es zum höchsten Punkt 2727 m.ü.M. Was für eine Freude hier oben zu stehen.
Was für ein Panorama! Unzählige Berge sind zu erkennen. Die Sicht reicht bis in die
Walliser- und Bernerhochalpen. Wir verliessen den Nordgipfel und liefen den Grat entlang
links weiter zum Südgipfel 2720 m.ü.M. mit Gipfelsteinmann und –buch sowie besserem
Tiefblick nach Bellinzona. Einfach atemberaubend schön diese Aussicht. Nachdem wir uns
im Gipfelbuch eingetragen hatten, legten wir hier oben unsere wohlverdiente Mittagspause ein.
Im Pizzo di Claro bricht der vom Rheinwaldhorn südlich ausstrahlende Hauptkamm unvermittelt
und steil zum Zusammenfluss von Ticino und Moesa ab. Diese Lage und die Höhe stempeln
den Pizzo di Claro zu einem der vorherrschenden Panoramagipfel des Tessins. Wohlwissend
einen langen Abstieg vor uns zu haben, verliessen wir nach dem Mittagessen den Gipfel.
Vom Südgipfel des Pizzo di Claro zickzackt ein weiss-rot-weiss markierter Geröllpfad
durch die sehr steile Nordwest-Mulde hinunter und steigt auf einem Band südwestwärts schräg
zu einer Verflachung und einer Wegkreuzung. Der Weg ist nicht immer ersichtlich und
die Markierungen sind sofern vorhanden schlecht ersichtlich. Bei der erwähnten Wegkreuzung
Punkt 2287 m.ü.M. (keine Wegweiser) die sich oberhalb vom Lago di Canee befindet, biegen
wir links ab Richtung Capanna Brogoldone. Über einen zum Teil schlecht ersichtlichen und
markierten Pfad geht es über teilweise sehr abschüssige Hänge auf den unteren Südgrat
des Pizzo di Claro querend, auf die Rippe von „Pienloscion“. Jenseits des Rückens,
queren wir weiter die steile Claro-Flanke bis wir schlussendlich wieder Punkt 2362 m.ü.M.,
erreichen, der Kreis hat sich geschlossen. Über Pian del Baitel und Capanna Brogoldone
erfolgt danach der Abstieg auf dem Anstiegsweg. Zurück bei der Bergstation auf
Monti Saurù erklärt uns das zuständige Seilbahnpersonal, das wir nicht auf der Liste
aufgeführt sind, die die Talfahrt regelt. Bei schönen Tagen und an den Wochenenden wird
jeweils so eine Liste geführt um unnötige Wartezeiten zu vermeiden. Mit grosser Sorge
stellen wir nun fest, das die Möglichkeit besteht, das wir hier auf der Bergstation sehr
lange warten müssen, bis wir eine Talfahrt buchen können. Wir haben Glück. Nach ca. einer
halben Stunde, erscheinen zwei Personen nicht, die auf dieser Liste aufgeführt sind.
Wir können diese zwei Plätze einnehmen, und schweben glücklich ins Tal hinunter.
Mit dem Auto fuhren wir danach zurück nach Ascona.
Im Albergo “Zelindo” in Arcegno oberhalb Ascona haben wir übernachtet.
Albergo Zelindo
Hotelzimmer klein und nicht auf den neuesten Stand aber ansonsten in Ordnung.
Das Hotel ist sehr ruhig gelegen. Nachtessen sehr gut.

Die auch Visagno genannte
Pyramide des Pizzo di Claro,
zwischen der Riviera und
der Val Calanca verlangt
Trittsicherheit sowie für
den langen Aufstieg/Abstieg
gute Oberschenkelmuskeln
und ziemlich gutes Vermögen,
die Karte zu lesen.
Die Wege sind nicht immer
markiert, und im oberen Teil
an der prallen Sonne ausgesetzt.
Bei ungünstiger Sicht
sehr anspruchsvoll

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 6 3/4 Std. 15,3 km
ca.1730m Aufstieg
ca.1730m Abstieg
2727m höchster Punkt
1328m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



Es können keine Kommentare abgegeben werden.

AKTUELL IM BLOG


    Notice: Undefined variable: pre_HTML in /var/www/ch.giacomello.archive.blog/wp-content/themes/wanderungsblog/sidebar.php on line 59

    Notice: Undefined variable: post_HTML in /var/www/ch.giacomello.archive.blog/wp-content/themes/wanderungsblog/sidebar.php on line 67

MEHR ZUM THEMA Jakobsweg


MEHR ZUM THEMA Tessin


MEHR ZUM THEMA Glarnerland