Graubünden - Geschrieben am Sonntag, Oktober 14, 2018 9:00 von Franco - 0 Kommentare
Bergtour Stilfserjoch – Piz da las Trais Linguas – Rötlspitz – Punta Rosa – Piz Cotschen
14.10.18
Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergtour Stilfserjoch – Piz da las Trais Linguas – Rötlspitz – Punta Rosa – Piz Cotschen
Gut haben wir im Hotel Alpina in Santa Maria geschlafen.
Hotel Alpina
Nach einem reichhaltigen Frühstück, verlassen wir das Hotel und nehmen die heutige
Wanderung in Angriff. Mit dem Auto sind wir zuerst über den Umbrailpass gefahren
und danach weiter hinauf zum Passo dello Stelvio (Stilfserjochpass) 2757 m.ü.M.
Die Stilfserjochpassstrasse wurde durch Befehl von Kaiser Franz II. von Österreich
erbaut.
Die Umgebung auf dem Pass ist nicht wirklich so einladend. Wegen dem Skigebiet
sind riesig grosse Parkplätze vorhanden. Die Infrastruktur ist auf die grosse Men-
schenströme ausgelegt die Skifahren wollen. Der Stelvio-Gletscher ist das grösste
Sommerskigebiet der Alpen, das von Mai bis November geöffnet ist und das Skifah-
ren im Sommer in herrlicher Höhenlage ermöglicht, umgeben von den imposanten
Gipfeln der Ortler-Cevedale-Gruppe. Zwischen den 2757 Metern des Passo und dem
3450 Meter hohen Monte Cristallo erwartet einem mehr als zwanzig Pistenkilometer.
Direkt neben den Parkplätzen beginnt der Ortler Höhenweg den wir nun unter die
Füsse nehmen. Unser Ziel ist der Piz Cotschen auch Rötlspitz oder Punta Rossa ge-
nannt. In so kurzer Zeit erobert man selten einen Dreitausender der hohe Startpunkt
macht’s möglich. Dadurch können wir sogar noch zusätzlich einen historischen Lehr-
pfad begehen, der Anlagen aus dem 1.Weltkrieg erläutert. Ein breiter Kiesweg eher
sogar eine Strasse, führt uns hinauf zum ersten Gipfel und zwar zur Cima Garibaldi
2843 m.ü.M. auch Dreisprachenspitze oder Piz da las Trais Linguas genannt (Räto-
romanisch, Deutsch und Italienisch). Der burgähnliche Rifugio Garibaldi, eine ehe-
malige Bunkeranlage (heute ein Restaurant), ist schon von weitem sichtbar. Die
Sicht von hier oben ist wunderschön. Vor uns erstreckt sich der Parco Nazionale
dello Stelvio.
Der Nationalpark Stilfserjoch ist eines der grössten Naturschutzgebiete Europas.
Er erstreckt sich inmitten der Ortler-Cevedale-Gruppe von Südtirol bis ins Trentino
und in die Lombardei, grenzt im Nordwesten an den Schweizer Nationalpark und
im Süden an den Parco dell’ Adamello.
Direkt bei der Cima Garibaldi beginnt der Lehrpfad der die Ereignissen des Ersten
Weltkriegs in dieser Gegend sehr gut in Wort und Bild erklärt. Überreste der Schü-
tzengräben und Befestigungen die immer noch sichtbar sind, unterstreichen die
ganze Angelegenheit.
Die Ortlerfront 1915-1918.
Mit 3905 Metern Höhe ist der Ortler der höchste Berg der Ostalpen östlich der
Schweiz und ein Riese aus Eis und Fels. Wer ihn besteigt, stösst zwangsläufig
auch auf die Geschichte der Ortlerfront im Gebirgskrieg. An diesem höchsten
Frontabschnitt mussten sich die italienischen und österreichisch-ungarischen
Soldaten bei bis zu 30°C unter null und oft starkem Schneefall verschanzen. Auf
dem Ortler liegen noch Holzbretter die als Brücke über Gletscherspalten gebrau-
cht wurden. Sie sind noch in gutem Zustand, weil sie in der Höhe kaum faulen.
Die Bretter sind die letzten Zeugen einer Epoche am Ortler, die drei Jahre gedau-
ert hat: K.-&- K. Gebirgstruppen nutzen den Berg zwischen 1915 und 1918 als
höchste Geschützstellung in den Alpen mit vier Geschütze, zwei kleineren und
zwei grösseren. Sie wurden so gut wie möglich befestigt und sollten dazu dienen,
Vorstösse in andere Gebieten aufzuhalten, zumindest aber die Feinde einzuschüch-
tern. Die Kanonen haben Kriegsgefangene auf den Gipfel gezogen. Der Ortler mit
seinen Gletschern bot keine leichten Zugänge, war er doch ein Frontabschnitt un-
ter den extremen Bedingungen des Hochgebirges. Im Winter gab es bis zu sechs
Meter Neuschnee, und die Lawinengefahr war so gross, dass Unterstände und
sicher geglaubte Stellungen samt der Mannschaft den Lawinen zum Opfer fielen.
Weil viele Stellungen ins Eis gegraben wurden oder Baracken mit Seracs über die
steilen Flanken des Berges abgestürzt sind, ist es heute schwer, Spuren der Käm-
pfe zu finden. Als der Gebirgskrieg 1915 beginnt, spielt der Ortler zunächst keine
Rolle in den Planspielen der Generäle. Noch plant die österreichisch-ungarische
Armee eine Verteidigung in den Tälern, unter anderem an der Strassensperre in
Gomagoi unterhalb des Stilfser Jochs. Im Verlauf des Krieges besetzen die Italie-
nischen Alpini dann aber nach und nach das Hochjoch, den Ortlerpass, die Trafoier
Eiswand und die Thurwieserspitze. Als erste Patrouillen der Italiener in Richtung
Ortler vorstossen, reagiert man. Ein Aufgebot an einheimischen Soldaten gräbt
sich am Gipfelplateau des Ortlers ins Eis ein, um von hier aus den Gegner im Blick
zu behalten. Der wichtigste Stützpunkt war schon damals die Payerhütte. Bis heute
steht sie weitgehend unverändert auf einem ausgesetzten Grat unterhalb des Ortler-
Gletschers. Direkt unterhalb der Hütte stehen noch die Mauerreste der Seilbahn,
die von 1916 auf 1917 eingeweiht wurde. Nun konnte man das Kriegsmaterial von
Sulden aus hochbringen. Eine weitere Seilbahn, per Handkurbel betrieben, hat die
höhergelegenen Stellungen von der Hütte aus versorgt, im „Idealfall“ bei Nebel oder
Schlechtwetter der besseren Deckung wegen. Die meisten kamen direkt aus Stilfs
und Sulden, waren zähe bergerprobte Burschen und wollten ihre Heimat nicht preis-
geben – und dafür zahlten letztendlich alle einen hohen Preis.
Wikipedia Gebirgskrieg
Wir wandern geradeaus über den Breitkamm weiter. Der Wanderweg führt alles an
der Schweiz-Italienische/Südtiroler Grenze entlang. Über diesen Grenzkamm verlief
im 1.Weltkrieg die Ortlerfront. Rechts von uns auf italienischer Seite, windet sich die
Stilfserjochpassstrasse in unzähligen Kehren hinauf zum Pass. Bequem wandern wir
über den breiten Wanderweg alles dem Kamm entlang, laufen linkshaltend am Punkt
2880 m.ü.M. vorbei, und erreichen bei Punkt 2844 m.ü.M. einen Sattel, wo von
rechts die andere Wegvariante wieder hinzustösst. In leicht ansteigender Querung
geht es nun durch Geröll und Felsen, zum Sattel/Sella da Piz Cotschen 2925 m.ü.M.
hier biegen wir links ab und nehmen den Aufstieg zum Piz Cotschen -der nicht mehr
weit ist- in Angriff. Teils über den Rücken, teils in der Flanke leitet uns der zu einem
Bergpfad mutierte Weg zu einem Vorgipfel 3020 m.ü.M. und nach etwas Höhenver-
lust zum Piz Cotschen 3026 m.ü.M. auch Rötlspitz oder Punta Rossa genannt. Jetzt
wissen wir wieso er Punta Rossa heisst. Die Felsen und Steine auf dem Gipfel sind
alle rötlich gefärbt. Eventuell sind die Felsen eisenhaltig. Was für eine prachtvolle
Aussicht! Hunderte von Gipfeln können wir bestaunen. Wir erkennen den Piz Daint
den wir bestiegen haben. Auch der Piz Terza den wir am Vortag bestiegen haben,
ist gut erkennbar. Unzählige Südtiroler Berge können von hier oben bestaunt wer-
den. Aber was am meisten Eindruck macht, ist der überwältigende Nahblick zum
Ortler. Einfach gewaltig schön. Nach einer Pause geht es auf dem Anstiegsweg zu-
rück. Da wir noch genügend Zeit haben, und die Planung auch so vorsieht, nehmen
wir uns nun den Piz Umbrail vor. (siehe nächsten Bericht).
Aussichtskanzel und
Lehrpfad über den
Stilfser Joch.
Zumeist unschwieriger
Bergweg.
Beim Gipfelanstieg
Trittsicherheit und
Schwindelfreiheit
erforderlich.
Vorsicht bei Schnee
oder Vereisung.
Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 2 Std. 4,5 km
ca.320m Aufstieg
ca.320m Abstieg
3026m höchster Punkt
2757m tiefster PunktÜber einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuenManuela & Franco
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