Graubünden - Geschrieben am Sonntag, Oktober 15, 2017 19:11 von Franco - 0 Kommentare

Bergwanderung Pontresina – Val Roseg – Chamanna da Tschierva – Val Roseg – Pontresina

15.10.17

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergwanderung Pontresina – Val Roseg – Chamanna da Tschierva

Sehr gut haben wir im Hotel Allegra in Pontresina geschlafen.
Hotel Allegra
Pontresina
Nach dem packen der Rucksäcke und das Zusammenstellen der Wanderunterlagen,
nehmen wir das Frühstück zu uns. Das Frühstücksbuffet ist grandios. Viele Hotels
die wir schon besucht haben, könnten hier einen Augenschein nehmen. Nach diesem
stärkenden Frühstück verlassen wir das Hotel Allegra und fahren mit dem Auto zum
grossen Parkplatz, bei Punt Ota 1774 m.ü.M. Der grosse Parkplatz befindet sich direkt
eingangs Rosegtal. Man kann nicht behaupten im Engadin gewesen zu sein, wenn
man nicht im Rosegtal war! Für Wanderer ist es ein einmaliges Erlebnis. Wir schul-
tern unsere Rucksäcke, und los geht unsere heutige Wanderung, die uns zur
Chamanna da Tschierva Tschierv = Hirsch, führen wird.
Im Talgrund des Engadins und besonders in Pontresina kann man sich nicht vorstellen,
was jenseits des Rosegtals ist, und was uns nach dem laufen durch den Wald erwartet.
Die Fahrstrasse durch das Rosegtal ist für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Wer zu
Fuss in das Rosegtal hineinwandert sollte nicht auf der Fahrstrasse gehen, (Pferdege-
spanne verkehren fahrplanmässig zwischen der Station Pontresina und dem Hotel
Roseg Gletscher und Radfahrer), sondern den Weg einschlagen, der an der orografisch
rechten Talseite verläuft, hier ist es ruhiger und schöner.
Zunächst führt der breite Wanderweg bequem, leicht ansteigend durch den Arven-Lär-
chen Mischwald unterhalb des Muottas da Puntraschigna. Bei Punkt 1812 m.ü.M. über-
queren wir die Bahngeleise der Rhätischen Bahn. Vorbei an Punkt 1802 m.ü.M. und
1812 m.ü.M. wandern wir durch den sehr schönen Arven- und Lärchenwald von God
da Rusellas. Wir können Meisen, Rotkelchen und vor allem Haubenmeisen beobachten,
die uns sogar aus der Hand fressen. Auch Eichhörnchen kommen etwas scheu uns
entgegen.
Das lang gestreckte, weite Val Roseg wurde im Laufe der Jahrmillionen von Gletschern
geformt, die auch heute noch sein Bild bestimmen.
Wir folgen, an mehreren Abzweigungen 1843 m.ü.M. und 1869 m.ü.M. vorbei, immer
den weiss-rot-weiss markierten Hauptweg. Viele der Bäume sind komplett von Flechten
überwuchert, der Wald ist mit der Zeit immer stärker von Blockwerk durchsetzt. Der
Tannen- und Lärchenwald mit seinen Lichtungen und Ruhebänken begleitet uns wei-
terhin. Der Weg wird schmaler 1903 m.ü.M. und windet sich jetzt am Hang entlang,
hoch oberhalb der Ova da Roseg. Nach dem Engpass wird der Weg wieder bequemer
und führt über dem breiten Talboden von Alp Seguonda 1943 m.ü.M. erst über Weiden,
dann wieder durch den Wald. Jetzt verläuft er eine ganze Zeit parallel zum Fahrweg,
auf dem er schliesslich trifft 1977 m.ü.M. Diesen Weg folgen wir weiter Richtung Tal-
schluss, bis zur Weggabelung bei Punkt 1993 m.ü.M. Uns stockt der Atem. Unter blau-
em Himmel eröffnet sich uns ein Anblick, der schöner kaum sein kann und uns ver-
stummen lässt. Eng zusammenstehend, Schulter an Schulter, begrüssen uns mit ern-
stem Blick die gleissenden Gipfeln der Bergriesen Morteratsch, Bernina, Scerscen,
Roseg, I Gemelli, die Sella Gruppe und Glüschaint. Wir staunen, starren und fühlen
uns ganz klein. Wir bleiben stehen und freuen uns ob des Logenplatzes und das gros-
sartige Spektakel, das die Berninagruppe für uns aufführt.
Aufgrund des grandiosen Panoramas, sollte man möglichst einen Tag mit guter
Fernsicht wählen, und dies ist heute der Fall.
Der rechtsabbiegende Wanderweg führt durch einen weiten, vom Gletscher geformten
Talboden über die Ova da Roseg zum Hotel Roseg Gletscher. Mit dem Blick auf einen
eindrücklichen Kranz von Berggipfeln, bedeckt von Eisströmen die zerschunden und
zerrissen bis zum Talboden reichen, wandern wir eben weiter geradeaus, zur nächsten
Weggabelung bei Punkt 2002 m.ü.M. Mit dem Fernglas erkennen wir im Talschluss,
die am Rande der gewaltigen Eisbrüche des Roseggletscher, auf einer Felsrippe liegen-
de Chamanna Coaz. Diese Hütte haben wir am Vortag besucht. Prädikat traumhaft.
Stets ein Auge auf diesen Gipfeln der Schöpfung, wanderten wir über Alpweiden und
liebliche Orange-Gold leuchtende Lärchenwälder südwärts den Gletschern entgegen.
Kein einziges übermässig steiles Wegstück bei Alp Misaun 2014 m.ü.M., reisst einen
bei dieser Annäherung vom Tal ins Hochgebirge aus dem Takt. Der Piz Roseg, der be-
züglich Architektur schönste Bündner Berg stets vor Augen, führt uns der Pfad alles
am Osthang des Piz Tschierva entlang zu Punkt 2030 m.ü.M. Der Hüttenweg beginnt
nun langsam anzusteigen 2098 m.ü.M. Auf der anderen Talseite erkennen wir den
Piz Corvatsch und die Fuorcla Surlej. Über diese sind wir gewandert, als wir die Cha-
manna Coaz am Vortag besucht haben.
Über einen Linksbogen erreichen wir Margun Misaun 2245 m.ü.M. Nach einem Steil-
stück mit zahlreichen Serpentinen gelangen wir zum Fuss eines Felsbandes, auf dem
sich der Weg der grossen, rechten Seitenmoräne des Tschiervagletschers nähert. Eine
Wegspur führt auf den Moränenkamm, doch der Hauptweg bleibt in sicherem Gelände
weiter links, in der Talmulde unterhalb der Hütte, die früher weiter unten, näher an der
Seitenmoräne stand. Doch aufgrund der fortwährenden Erosion musste die Hütte
verlegt werden.
Hier öffnet sich ein fantastischer Blick auf die Bernina-Gruppe. Rechts angefangen bei
der massigen Pyramide des Piz Roseg, über den Piz Scerscen, den Piz Bernina mit der
“Himmelsleiter” des Biancograts, den Piz Morteratsch bis zum Piz Tschierva. Diese
Gipfel rahmen den Überrest des Tschierva-Gletschers, dessen einstige Ausmasse, die
Seitenmoränen verdeutlichen, die sich heute weit vom Eis entfernt erheben.
Nun taucht linkerhand hoch über unsere Köpfe, an der steilen Bergflanke des Piz
Tschierva, die Tschierva Hütte auf. Der Bergweg führt uns weiter in der Talmulde,
zwischen den steilen Bergflanken des Piz Tschierva, und der riesigen Moräne, nun
etwas leicht anspruchsvoller, aufwärts zu Punkt 2396 m.ü.M. Hier hat man die Wahl,
weiterhin auf dem Hauptweg zu bleiben, oder rechts abzubiegen, und auf die riesige
Moräne hochzusteigen. Wir lassen es uns nicht nehmen, biegen rechts ab, und schon
nach ein paar Meter stehen wir auf dieser riesigen Seitenmoräne. Wir befinden uns
nun in einer typischen Hochgebirgslandschaft. Hier auf diesem schmalen Rand der
Seitenmoräne ist zu erkennen, wie riesig der Gletscher vor nicht allzu langer Zeit noch
war. Wo sich bis zum Ende des 19.Jhr. eine einzige grosse Eiszunge herabwälzte, sind
es heute dagegen zwei Gletscher, die aus zwei voneinander getrennten Tälern kommen:
tief unter uns der Tschierva-Gletscher, der in grossen Eisbrüchen von den Gipfeln des
Bernina, Scerscen und Roseg herabkommt. Rechts der Roseggletscher, der diesen
Namen trägt auch wenn er von den Gipfeln Glüschaint, Sella und Gemelli kommt.
Überragt wird das Eisfeld von einem Halbkreis eindrucksvoller Gipfel: ganz rechts
die weisse Pyramide des Piz Roseg, daneben der Piz Bernina mit dem markanten
messerscharfen Biancograt, links Piz Morteratsch und Piz Tschierva.
Ganz Vorsichtig alles der Krete entlang, wandern wir weiter aufwärts Richtung Talende.
Wer von Pontresina bis hier hinauf wandert, sieht sofort dass hier für uns Bergwanderer
Endstation ist. Gleich hinter der Hütte müssen die Alpinisten Steigeisen und Seil anle-
gen. Die Aussicht von der Moräne ist wirklich einzigartig, mit der Eiszunge des Vadret
da Tschierva, die sich zwischen zwei riesigen Moränen zu Tal schiebt.
Die Landschaft feiert hier wahre Galavorstellungen, nicht ohne Grund hat dieses Gebiet
den Übernamen ”Festsaal der Alpen” erhalten. In der Schweiz gilt die Berninagruppe
als absolutes Magnet für Hochalpinisten. Stolz präsentiert sich der Piz Bernina, mit
seinen 4048 Metern der einzige Viertausender der Bündner Alpen und von den Bünd-
nern auch “König der Berge” genannt. Der Piz Bernina ist ein Mythos, ähnlich wie das
Matterhorn. Und was am Matterhorn der Hörnligrat, ist am Bernina der Biancograt -
ein Klassiker. Als eine kühn geschwungene weisse Linie zieht er sich von der Fuorcla
Prievlusa hinauf, einen Kilometer lang, um dann in den Piz Bianco zu münden. Ein
wichtiger Unterschied muss aber erwähnt werden. Der Hörnligrat sollte für geübte
Bergwanderer keinerlei Schwierigkeiten darstellen. Der Biancograt ist aber nur für
Bergsteiger zugänglich.
Wir verlassen links abbiegend das Ende der Moräne und erreichen die unmittelbar
vor dem Gletscherchaos des Vadret da Tschierva liegende Chamanna da Tschierva
2583 m.ü.M.
SAC Chamanna da Tschierva
In einer der schönsten Regionen der Welt, dem Schweizer Engadin, liegt die Chamanna
da Tschierva, umgeben von den mächtigen Bergen der Bernina-Gruppe, die ringsum in
den Himmel ragen. Zerschundene Gletscher fliessen an der Aussichtskanzel vorbei.
Trotz dieser sensationellen Lage mitten im Hochgebirge ist die Hütte leicht zu erreichen
und deshalb ein echtes Erlebnis. Die Tschiervahütte mit seinem modernen und komfor-
tablen Ausbau, ist Ausgangspunkt zur Besteigung des Piz Bernina über den Biancograt.
1850 bestieg Johann Coaz – der Namensgeber der Coaz Hütte – über diese Route zum
ersten Mal den Piz Bernina.
Von der Tschierva-Hütte hat man ein wunderbares Panorama auf die gleichnamige
Spitze, auf den Piz Bernina, der Biancograt und auf die eindrucksvolle Nordwand der
Piz Roseg.
Die Hütte hatte schon Saisonende und war aus diesem Grund geschlossen. Auf der gros-
sen Hüttenterrasse war ein grosser Tisch mit Bänken trotz geschlossener Hütte aufge-
stellt. Wir packten unser mitgenommenes Essen aus, und genossen während der Mittags-
pause den einmaligen Blick auf die nahe liegenden Gletscher.
Der Biancograt erstrahlt im Licht der Sonne, und die vergletscherte Nordflanke des
Piz Roseg blendet einem fast.
Da sitzen wir und staunen über jene, welche den Piz Roseg in der Pionierzeit des Alpi-
nismus zum ersten Mal 1892 in seiner ganzen, prachtvollen Länge überschritten haben.
Nach dieser traumhaften Mittagspause verlassen wir die Chamanna da Tschierva, und
beginnen über den bekannten Weg mit dem Abstieg. Wieder auf der riesigen Seitenmo-
räne des Tschiervagletscher, verlieren wir rasch an Höhe. Immer wieder schauen wir
zurück: der Piz Bernina, der Piz Morteratsch, der Piz Roseg, die ganze Sellagruppe – zum
Greifen nah. Vor dieser grossartigen Kulisse und über den gut ausgetretenen gutmütigen
Wanderweg, geht es vorbei an Margun Misaun 2245 m.ü.M., talauswärts ins Val Roseg.
Die glazial geformte Bilderbuchlandschaft des Val Roseg ist unser ständiger Begleiter.
Durch den sanft geneigten Talboden schlängelt sich ein munterer Bach, schon fast ein
Fluss, auf beiden Seiten gesäumt von einem Lärchenwald, der sich im Spätherbst in leu-
chtendes Gold verwandelt. Weiter abflachend erreichen wir die Alp Misaun 2014 m.ü.M.
Hier verlassen wir den Wanderweg und biegen links ab zur riesigen Schwemmebene im
Vorfeld des Roseggletschers, der die Landschaft hier so nachhaltig geprägt hat. Während
dem Überschreiten der wasserreichen Ova da Roseg, blicken wir immer wieder zurück.
Was für ein Anblick! Piz Bernina, Piz Roseg, ils Dschimels, Piz Glüschaint, Piz Sella – die
klangvollen romanischen Gipfelnamen zergehen jedem Bergsteiger und Wanderer auf
der Zunge. Auf der anderen Talseite des Val Roseg, stossen wir auf den Wanderweg der
von der Chamanna Coaz herkommend, uns zum inmitten von Alpweiden stehendem,
Hotel Roseg Gletscher führt 1998 m.ü.M.
Hotel Roseg Gletscher
Das Hotel ist zu einer wahren Institution für das Engadin geworden, Sommer und
Winter geöffnet, mit einer unvergleichlichen Aussichtsterrasse. Wir haben Glück wir
finden noch einen freien Tisch. Das Hotel ist unter anderem, auch wegen seinem reich
bestückten Kuchenbuffet bekannt. Wir geniessen einen Kaffee, eine – wie sollte es an-
ders sein – Bündner Nusstorte und den Blick zu den gewaltigen Gipfeln der Bernina-
Alpen! Vorbei am grossen Parkplatz wo die Pferdekutschen ihren Dienst anbieten, ver-
lassen wir das Hotel Roseg Gletscher, und überqueren über eine Brücke Punkt 1993 m.
die Ova da Roseg. Wir schauen ein letztes Mal zurück auf die Gipfel der Bernina.
Keine Frage, die Berninagruppe im Oberengadin zählt zu den berühmtesten Gebirgs-
massiven der Alpen überhaupt. Südlich von St.Moritz bilden der Piz Palü, die Bellavista-
Terrasse, der Piz Bernina mit dem legendären Biancograt, der mächtige Piz Morteratsch
und der Piz Roseg eine weltbekannte Kulisse.
Der einfache aber eher lange Spaziergang führt uns nun wie am Morgen durch das Val
Roseg. Wie schon am Morgen fliegen die Haubenmeisen, Rotkelchen und Meisen uns
auf die Hände und fressen das mitgebrachte Vogelfutter. Eine traumhafte Wanderung
geht als wir den grossen Parkplatz bei Punt Ota 1774 m.ü.M. erreichen, zu Ende.

Lange aber technisch
unschwierige Tour.
Sehr aussichtsreiche
Bergwanderung.
Durch den geringen
Höhenunterschied
lange, aber wenig
anstrengende
Bergwanderung.
Bergwanderung auf gut
markierten Wegen.
Bis zum Hotel Roseg
bequemer Waldweg,
dann steiler und alpiner,
aber unschwieriger
Bergweg. Die Wanderung
zur Chamanna da Tschierva,
gehört zu den schönsten
Aussichtsstrecken
in den Engadiner Bergen.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 6 Std. 23,5 km
ca.890m Aufstieg
ca.890m Abstieg
2584m höchster Punkt
1782m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



Es können keine Kommentare abgegeben werden.

AKTUELL IM BLOG


    Notice: Undefined variable: pre_HTML in /var/www/ch.giacomello.archive.blog/wp-content/themes/wanderungsblog/sidebar.php on line 59

    Notice: Undefined variable: post_HTML in /var/www/ch.giacomello.archive.blog/wp-content/themes/wanderungsblog/sidebar.php on line 67

MEHR ZUM THEMA Jakobsweg


MEHR ZUM THEMA Tessin


MEHR ZUM THEMA Glarnerland