Bern, Wallis - Geschrieben am Samstag, August 18, 2012 12:53 von Franco - 0 Kommentare

Bergwanderung Gasterntal – Lötschenpass – Ferden

18.8.12

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergwanderung Gasterntal – Lötschenpass – Ferden

Mit dem Auto bis zum Bahnhof von Kandersteg.
Kandersteg
Hier bestiegen wir den Kleinbus der uns nach Selden in das schöne
Gasterntal bringen wird.
Kander Reisen
Achtung! Reservation dringend empfohlen. Mit dem Bus fuhren wir nun talein-
wärts in das Gasterntal, das zu den ursprünglichsten und schönsten Täler des
Kantons Bern zählt. Der hinterste Teil des Tals, das sich bei Kandersteg in die
Berner Hochalpen eingekerbt hat, macht noch heute einen Eindruck, wie ihn
wohl die Besiedler des Alpenraums vor Tausenden von Jahren überall ange-
troffen haben: Vom Kanderfirn, der sich heute allerdings auf ein hohes Plateau
zurückgezogen hat, stürzen die weissen Schmelzwasser senkrechts über einen
Felsabsatz, schnellen durch selbst gefräste Felsrinnen, verästeln sich in einem
Geröllbett und schlängeln sich schliesslich frei und ungebunden durch die Tal-
sohle, so wie es ihnen beliebt. Keine Uferbefestigungen gibt es hier, keine Was-
serfassung. Überragt wird der Kessel von den sich hoch auftürmenden Fels-
wänden des Dolden- und Fründenhorns. Der Bus brachte uns bis zu den gast-
lichen Häusern im Selden 1537 m.ü.M. Hier begann nun unsere Wanderung
zum Lötschenpass.
Gasterntal
Dieser älteste Gletscherpass der Berner Alpen ist ein uralter Völkerweg. Der
Fund römischer Münzen erweist seine frühe Benützung. Vor dem Ausbau des
Gemmiweges war er die wichtigste Verbindung ins Oberwallis. 1352 wird ein
Holzkreuz auf der Passhöhe erwähnt. 1384 und 1419 war der Pass Schauplatz
von Fehden zwischen Bernern und Wallisern. Als Handelsweg genoss der
Lötschenpass eher zweideutigen Ruhm. 1698 baute man auf der Bernerseite
einen Saumweg zur Passhöhe, die Grafenriedsche Strasse. Sie umging die
Zunge des Lötschengletscher. Die Walliser sahen davon ab, den Weg auf ihrer
Seite fortzuführen, weil sie fürchteten, den Bernern damit einen bequemen Ein-
fallsweg zu offerieren. Das bernische Wegstück zerfiel rasch wieder. Reste der
damaligen Stützmauern wurden in den 1992 eröffneten “Römerweg” integriert.
Eine Leistung von 700 Manntagen war nötig, um diesen, den Gletscher mei-
denden Pfad, neu zu erstellen. Wegen starken Einwirkungen der Natur (Stein-
schläge) wird der Römerweg nicht mehr unterhalten. Ein Bergsturz hat 2003
diesen historischen Weg zerstört. Die Begehung erfolgt auf eigenes Risiko.
Vom Gasthaus Steinbock in Selden sind es nur ein paar Schritte hinab zur
Kander.
Gasthaus Steinbock
Wir überquerten die Kander über die leicht schwankende Hängebrücke.
Jenseits steigt der Weg auf der orographisch linken Seite des Leitbachs,
der stiebend über mehrere Kaskaden hinabstürzt. Im Zickzack ging es
danach durch den Bergwald, hinauf zum Berghaus Gfellalp 1847 m.ü.M.
Berghaus Gfellalp
Hier legten wir eine Kaffeepause ein und bestaunten die Aussicht in das wildro-
mantisches, tief eingeschnittenes Gasterntal. über viele Spitzkehren und steile
Alpwiesen steigt der Bergweg nach Schönbüel 2094 m.ü.M. hinauf. Wir pas-
sierten den flachen Boden von Schönbüel und schwenkten unter dem Gletscher-
abbruch westwärts Richtung Balme ab. Grossartiger Blick ostwärts über den
Kanderfirn zur Jungfrau. Die Route über Balme ist die neue Route. Die uralte
Route der sogenannte “Römerweg” würde links abbiegen. (siehe vorhergehen-
den Hinweis). Steil, aber nicht ausgesetzt, umgeht der Weg über Balme
2403 m.ü.M. den Felsriegel, ehe er in vielen Kehren zum Lötschengletscher
ansteigt. Der normale Wanderweg führt etwa einen Kilometer lang, diagonal
über den Lötschengletscher, der über weite Strecken mit Schotter und Steinen
in allen Farben bedeckt ist. Hie und da glänzt aber doch das blaue Eis durch,
Schmelzwasser gurgelt durch kleine Rinnen, und an einigen Stellen hat das
Wasser tiefe, gewundene Gräben herausgespült, durch die das Wasser schnellt,
bis es in einem Loch verschwindet. Die Durchquerung des Gletschers, oberhalb
des Abbruchs, ist mit ein bisschen Bergerfahrung problemlos machbar. Weiss-
rot-weisse Farbzeichen und Stangen weisen die Richtung zur Seitenmoräne,
über die ein deutliches Weglein verläuft. Der Gletscher weist in der Regel keine
Spalten auf. Wir verliessen den Gletscher und liefen über Geröll und Schutt zur
Seitenmoräne hinauf. Auf einem guten Weg mit toller Aussicht auf den Gletscher
liefen wir zu Punkt 2497 m.ü.M. Wir standen nun vor der letzten felsigen Gelän-
destufe unter dem Pass. Über diverse steile Felsbänder, zum Teil auf breitem
Weg, zum Teil aber auch mit luftiger Aussicht auf den Gletscher (Drahtseil ge-
sichert), erreichten wir die weite Passregion des Lötschenpass.
Der Lötschenpass ist kein schmaler Einschnitt in einem steilen Grat, sondern
eher eine weite, karge, von Gletschern geschliffene Passlandschaft. Der Lö-
tschenpass ist ein Alpenübergang mit Geschichte, wie Pfeilfunde im Bereich
des Lötschengletscher belegen. Sie werden in die Zeit um 3500 v. Chr. datiert.
Kurz danach tauchte in unserem Blickfeld die
Lötschenpasshütte 2690 m.ü.M. auf.
Lötschenpasshütte
Die Hütte liegt genau auf dem Lötschenpass und genau über der NEAT die
Alpentransversale. Gut 1000 Meter im Untergrund rollt der Güterverkehr
und brausen die Eurocityzüge vorbei. Die moderne Hütte wurde 2007 total
umgebaut und erweitert. Entstanden ist eine moderne aber trotzdem gemü-
tliche und schöne Berghütte. Als ältester Übergang zwischen Wallis und
Bern zieht der Lötschenpass noch heute viele Wanderer an. Die herrliche
Aussicht auf die Walliser Viertausender entlohnt einem für den strengen
Aufstieg. Landschaftlich grossartiger Gletscherpass. Mit einem Kulmina-
tionspunkt auf 2690 Metern Meereshöhe, war dessen Überquerung aber
nie einfach.
Wir genossen den herrlichen Blick von der Passhöhe aus, auf die Walliser
Schneeriesen. Vor allem auf die fast 4000 Meter hohe mächtige Pyramide
des Bietschhorn und über das Rhonetal hinaus zur Mischabelgruppe ist
atemberaubend Nicht zu vergessen der leuchtend weisser Weisshorn im
Süden. Im Westen stossen die schwarzen, fast schneelosen Flanken des
Balmhorn in die Höhe. Erwähnenswert ist die Geologie der Region. Am
Übergang zwischen den Ablagerungsgesteinen der (Kalk-) Hochalpen,
die beim Balmhorn enden, und dem Urgestein (Kristallin) des Aaremas-
sivs, treffen am Lötschenpass verschiedenartige Gesteine aufeinander.
Mit einer grandiosen Aussicht genossen wir unsere verdiente Mittagspau-
se. Der nun folgende Abstieg begann als Schauwanderung. Der Bergweg
führt mit freier Sicht auf das Bietschhorn und einige 4000 des Wallis ins
Vorfeld des Passes, wo zwischen den vom Gletschereis rund geschliffene
Felsbuckeln mehrere dunkle Seenaugen blinken. Beim grössten Bergsee
Punkt 2594 m.ü.M. schossen wir sehr schöne Fotos. Das Bietschhorn
spiegelte sich in diesem See, das sich direkt oberhalb vom Stierestutz be-
findet. Über Mulden, Wannen und glatt geschliffenen Felsen, verliessen
wir die breite Senke des Lötschbergpasses. Über den Stierestutz ging es
in eine breite Geröllrine ins Grüne hinab. Wir erreichten die Felsnase bei
Punkt 2415 m.ü.M. Über Weiden, Rasen und Fels ging es runter zu der
prächtig gelegenen Kummenalp 2086 m.ü.M. das mit einem
Berggasthaus ausgestattet ist.
Berghotel Kummenalp
Bei prächtiger Aussicht legten wir hier eine kleine Pause ein. Von der Alp
bietet sich eine sehr schöne Sicht auf die eindrückliche Kette von Gipfeln,
Pyramiden und Zacken zwischen Wilerhorn, Bietschhorn und Breithorn.
Der zünftige Abstieg es sind nochmals 700 Höhemeter bis Ferden, führte
uns nun an der orographisch rechten Seite des Färdanbaches, durch son-
nige Weiden (es war ein sehr heisser Tag) zum Färawald. Durch Erlen,
Lärchen und Tannenwälder, (Schatten), erreichten wir Eistli 1730 m.ü.M.
Bei grosser Hitze liefen wir in das mit seinen charaktervollen, sonngebräu-
nte und blumengeschmückte Holzhäuser Ferden 1375 m.ü.M. im Lötschental.
Lötschental
Mit dem Postauto fuhren wir danach nach Goppenstein. Mit Zug durch den
Lötschbergtunnel zurück nach Kandersteg. Während der Fahrt durch den
Tunnel, wurde uns klar, noch vor ein paar Stunden, waren wir weit über
1000 Höhenmeter Fels und Gestein auf dem Lötschbergpass.

Eine Königsetappe auf
teilweise steile Pfade.
Recht lange Passwanderung,
in hochalpine Regionen.
Ein anspruchsvoller alpiner
Übergang, mit ein paar
Passagen mit luftigen
Tiefblicken und einer
Traverse über einen
kleinen Gletscher.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 5 Std. 11,3 km
ca.1195m Aufstieg
ca.1345m Abstieg
2690m höchster Punkt
1390m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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