Wallis - Geschrieben am Freitag, August 21, 2015 21:03 von Franco - 0 Kommentare

Bergtour Turtmannhütte – Barrhorn – Gruben

21.8.15

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergtour Turtmannhütte – Barrhorn – Gruben

Nach einem stärkendem Frühstück schultern wir unsere Rucksäcke und starten die heutige Bergtour.
Gemeinsam mit anderen Wanderer verlassen wir die Turtmannhütte 2519 m.ü.M. und machen
uns auf den Weg.
SAC Turtmannhütte
Mit dem Slogan “Höchster Wandergipfel der Alpen” werden die Barrhörner kräftig beworben. Auf der
Turtmannhütte macht man mit dem Berg Werbung: der höchste Wandergipfel der Alpen! Und dort
hinauf wollen wir heute. Genau 156 Meter höher als das Jungfraujoch ist er. Und trotzdem braucht
man für die Besteigung dieses Gipfels weder Steigeisen (dachten wir) noch Seil. Für das
3610 Meter hohe Barrhorn reichen Wanderschuhe und eine gute Kondition. Für das Barrhorn muss
man die Turtmannhütte nicht zu nachtschlafender Zeit verlassen. Doch die frühmorgendliche
Aufbruchstimmung in der Hütte macht meist hellwach. Zunächst geht es, zum ersten Aufstieg und
zwar Richtung Gässi. Den Hang in südöstlicher Richtung zunächst durch Alpweiden querend, steigt
der Bergweg am Fuss der Barrwang, zuletzt recht steil durch Schutt hinauf zum Gässi 2614 m.ü.M.,
ein steiles Couloir, die “Schlüsselstelle” der Tour. Der Bergweg ist gut markiert und beim Gässi
super gut gesichert. Bestens gesichert bewältigen wir in Kehren diese couloirartige Passage. Vorsicht
allerdings bei Nässe! die Felsen sind wegen den vielen Wanderer unterdessen schon ein bisschen
speckig und daher rutschig. Wir erreichen einen runden Felskopf und schauen hinunter in das
gestufte Felscouloir, das mit Eisenbügel gesichert und für schwindelfreie Wanderer problemlos zu
meistern ist. Wir denken uns, wenn das die Schlüsselstelle war, ist der Rest der Wanderung ein
Spaziergang. Wir sollten uns täuschen. Beim Ausstieg oberhalb von Punkt 2614 m.ü.M. öffnet sich
das Gelände, und eine neue Welt aus Eis, Stein und Geröll erscheint über und neben uns. Wir sind
im Hochgebirge angekommen. Vor uns klebt der Brunegggletscher, von Spalten durchzogen. Und
im Gegenlicht des anbrechenden Tages sind noch immer weit entfernt, die Barrhörner mit ihren
riesigen Schutthalden zu erkennen. Aber oh Schreck!, ein grosser Teil der Barrhörner ist mit Schnee
bedeckt, viel mehr Schnee als wir erwartet haben! Wir werden unsicher. Sollen wir weiterwandern,
oder hier die Wanderung abbrechen? Die Hüttenwärtin hat uns versichert, das trotz dem Schnee, es
machbar sei die Barrhörner zu besteigen. Wir wandern weiter und hoffen insgeheim das sie recht
hat. Kurz nach dem Felskopf beim Gässi, verlassen uns die Alpinisten die dieses Teilstück mit uns
mitgewandert sind, und wenden sich dem Gletscher zu. Wir Wanderer hingegen steigen weiter den
Moränenpfad hinauf, der sich parallel zum Eisstrom nach Südosten gegen das Schöllijoch zieht.
Über Felsblöcke, Geröll und von Eis geschliffenes Gestein wandern wir weiter aufwärts, ohne das Eis
betreten zu müssen. Erstes Sonnenlicht trifft auf die Eisflanken von Bis- und Brunegghorn und auf
die dahinter hervorspitzelnde Pyramide des Weisshorns. Überirdisch schön! Immer mehr taucht das
majestätische Weisshorn auf, es war hinter dem Bishorn versteckt. Der Steig verläuft weiter durch
Moränenschutt. Oberhalb von ca. 2950 Metern wird das Gelände deutlich felsiger, nun geht es über
Felsplatten, die Trittsicherheit verlangen. Zudem ist hier gut auf die Markierung zu achten! Leider
sieht man keine Markierungen mehr. Der Schnee hat alles zugedeckt. Bei Punkt 3090 m.ü.M. muss
man sich entscheiden. Rechts geht’s zum Schöllijoch, links zum Sattel zwischen den beiden
Barrhörner. Wie geplant biegen wir rechts ab und wandern am rechten Ufer des Schölli-Firnfeld
entlang, nun über einen steilen Schutthang Richtung Schöllijoch. Der Weg über die steilen,
schneebedeckten und vereisten Schuttfelder wird uns zu heikel. Nicht auszudenken, was bei einem
Sturz passieren könnte! Wir ziehen die in weiser Voraussicht mitgebrachten Stegeisen über die
Wanderschuhe. Der Weg ist nicht mehr ersichtlich. Ungefähr bei Punkt 3303 m.ü.M. lassen wir den
Schöllijoch rechts liegen und biegen links zum Inneren Barrhorn ab. Jeder Schritt muss sitzen.
Normalerweise läuft man hier über Schutt. Jetzt ist alles vereist und darüber liegt Schnee. Über den
vereisten Kammweg steigen wir vorsichtig weiter nordwärts hinauf. Senkrecht geht es rechts von uns
in die Tiefe. Der Dom ragt rechts von uns empor. Der höchste weisse Riese, der ganz auf Schweizer
Boden steht. Der Schlussanstieg zieht sich schön in die Länge, und ist wegen dem vielen Schnee
beschwerlich. Überglücklich es doch geschafft zu haben, erreichen wir nach einem anstrengendem
Aufstieg das Innere Barrhorn 3583 m.ü.M. Der höchste Berg den wir je erklommen haben! Wir
entledigen uns der Rucksäcke und staunen. Nur wenige Zentimeter von uns entfernt fällt der Fels
überhängend zum Schölligletscher ab. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte hier nicht zu lange stehen
bleiben, oder nicht in die Tiefe schauen. Die Rundsicht ist natürlich fantastisch und hochalpin,
auch wenn sie vor allem im Süden ein wenig eingeschränkt wird. Dort prangen mächtig Weisshorn,
Bishorn und Brunegghorn. Auf der anderen Seite des Mattertals stehen Mischabel und Balfringruppe,
dahinter das Saaser Dreigestirn mit dem Weissmies und die Gamserberge. Im Norden die Südfront
der Berner Alpen mit vielen beeindruckenden Gipfeln. Im Westen locken die Berge rund um das
Val d’Anniviers, dazwischen der Grand Combin mit seinen Trabanten. Spannend sind die Tiefblicke
auf den Unteren Stelligletscher, und sehr interessant die Sicht hinüber auf die Talstufen des Goms.
Wer vom Furkapass das Goms hinabfährt, kann das Barrhorn von fast überall sehen. Aufgrund der
Kälte fällt die Pause recht kurz aus, und wir machen uns auf den Weg den Äusseren Barrhorn zu
besteigen. Zuerst müssen wir aber kurz absteigen. Der Weg verläuft nun links vom Grat nordwärts
zum Sattel 3488 m.ü.M., der sich zwischen den beiden Barrhörner befindet. Während wir nun über
die Westflanke des Inneren Barrhorns absteigen, müssen wir leider feststellen, das der Kammweg
absolut vereist ist, und darüber viel Schnee liegt. Der Bergweg zum Äusseren Barrhorn führt über
einen steilen Hang. Diesen Hang bei solchen Verhältnissen zu durchlaufen, ist für unsere
Wahrnehmung zu gefährlich und riskant. Ohne Schnee und Eis würden wir den anderen Barrhorn
auch noch mitnehmen. Uns kommt die Hüttenwärtin in den Sinn, die gesagt hat, “sollte problemlos
machbar sein”. Wir machen der Hüttenwärtin keinen Vorwurf. Eine Einschätzung ob eine Wanderung
schwierig oder gefährlich ist, ist oft auch ein bisschen eine Ansichtssache. Eine Frage bleibt aber
dennoch offen. Die meisten Wanderer besuchen die Turtmannhütte wegen den Barrhörner. Ist ein
Aufstieg zu den Barrhörner nicht möglich, findet auch keine Übernachtung in der Hütte statt!.
Wie gerne hätten wir den Äusseren Barrhorn bestiegen. Wir sind aber dennoch glücklich, wenigstens
auf den Inneren Barrhorn gestanden zu sein. (In der Turtmannhütte haben wir danach erfahren,
das viele Wanderer als sie den vielen Schnee gesehen haben, zurückgekehrt sind.)
Schweren Herzens biegen wir kurz vor dem Sattel 3488 m.ü.M., vorzeitig links durch die sehr steilen
und schneebedeckten Schutthänge ab. Der Weg über Schutt stellt normalerweise kein Problem dar.
Heute war aber bei stark vereister und schneebedeckter Unterlage, erhöhte Vorsicht notwendig.
Wie froh sind wir über die mitgebrachten Steigeisen. Trotz der kleinen Enttäuschung geniessen wir
die Aussicht. Die Aussicht ist nämlich schlicht überwältigend, ein Walliser Bergpanorama vom
feinsten. Vor uns liegt die Landschaft, als wäre sie ein Gemälde – gestaltet mit farbigem Gestein,
Sand, Felsen, Schnee, Gletscher und frisch entstandenen Seen im Eis. In westlicher Richtung laufen
wir nun direkt abwärts, bis wir auf den Weg stossen, der rechts vom Äusseren Barrhorn herabkommt.
Wir sind froh, frühmorgens gestartet zu sein. Der Schnee wird schwer und nass, das laufen
mühsamer. Je tiefer wir hinabsteigen, je besser wird das laufen. Der Bergweg ist nun wieder
ersichtlich, und wir können die Steigeisen abziehen. Über eine grosse Kehre folgen wir nun den
bequemen Weg, der uns durch steiles Gelände hinab zu Punkt 3090 m.ü.M. führt, wo wir wieder mit
dem Aufstiegsweg zusammentreffen. Der Rückweg erfolgt auf der Aufstiegsroute bis wir wieder vor
der Turtmannhütte stehen. Die Eindrücke verdauen wir bei schönster Aussicht und einer Tasse
Kaffee, auf der Terrasse der Turtmannhütte. Nach der wohlverdienten Pause, verlassen wir die
schön gelegene Turtmannhütte und machen uns auf den Weg nach Gruben. Für den Abstieg von
der Turtmannhütte, nehmen wir diesmal nicht den alten Normalzustieg über den felsdurchsetzten
Hang, sondern der ”Steinmannliweg”, der südlich um den Felssockel herumführt. Beide Wege
führen schlussendlich hinunter zur Talstation der Materialseilbahn. Der “Steinmannliweg” ist ein
bisschen länger, dafür nicht so exponiert wie der alte Hüttenzustieg. Links von uns können wir beim
abwärtslaufen die Zunge des Turtmanngletscher bestaunen. Wir gelangen zur Wegteilung bei
Punkt 2281 m.ü.M. Hier befindet sich auch die Talstation der Materialseilbahn zur Hütte. Wir biegen
links ab und gelangen über diverse Kehren zur kleinen Staumauer bei Punkt 2194 m.ü.M. Der Weg
führt nun über die kleine Staumauer. Dieser kleine künstliche See wurde erstellt, um den Sand im
Gletscherwasser aufzufangen, um so das verlanden des Turtmannsee zu verhindern. Zwischen dem
Turtmannsee rechts, und der künstliche See links, geht es nun über einen Fahrweg, der uns links am
Turtmannsee vorbeiführt zu Punkt 2185 m.ü.M. Der Weg führt nun alles auf der Fahrstrasse und
entlang der Turtmänna talauswärts. Wir wandern vorbei an Holustei 2040 m.ü.M., Vorder
Sänntum 1901 m.ü.M. und Hungerli Unnerstafel 1901 m.ü.M. Alles am Wanderweg entlang oder auf
der Fahrstrasse,- die sich meisten ein paar Meter daneben befindet -, geht es weiter Richtung
Gruben. Links auf der anderen Seite der Turtmänna, liegt die schöne Alpsiedlung Blüomatt, diese
lassen wir links liegen und erreichen schlussendlich Gruben 1818 m.ü.M. Kaum zu glauben, heute
Morgen liefen wir über Schnee und Eis, und es war kalt. Nun schwitzen wir bei einer unglaublichen
Hitze. Auf der Terrasse des Hotel Schwarzhorn, geniessen wir ein Bierchen und ein Kaffee.
Hotel Schwarzhorn
Danach geht es mit dem Auto nach Bürchen ins Hotel Bürchnerhof.
Im Hotel Bürchnerhof beziehen wir unser reserviertes Hotelzimmer.
Hotel Bürchnerhof
Wie schon das letzte Mal, als wir hier übernachtet haben, werden wir auch diesmal herzlich von
Frau und Herr Lehner empfangen. Wir erhalten wieder ein sehr schönes Hotelzimmer. Wieder alles
sehr sauber und mit Liebe dekoriert und gestaltet. Nach dem auspacken und Duschen, laufen wir
zur schönen Gartenterrasse und geniessen bei traumhafter Temperatur ein Bürchner Bier, bevor wir
zu unserem Tisch im Restaurant geführt wurden. Das Nachtessen ist wieder sehr gut und die
Bedienung super. Zufrieden schlafen wir im schönen und bequemen Bett ein. Wir träumen vom
höchsten Wanderbaren Berg Europas, von Schnee und Eis.

Der Gipfel aller Wanderlust.
Ohne Steigeisen und Seil auf über
3500 Metern wandern? Das ist nur
auf dem Walliser Barrhorn möglich.
Dem höchsten Berg Europas, der sich
ohne Kletterausrüstung erklimmen
lässt. Kondition verlangt aber auch er.
Lange und anspruchsvolle Tour, die
vor allem wegen der grossen Höhe
eine ernstere Angelegenheit ist als
niedrigere Dreitausender. Die Tour
wird in der Regel in zwei Tagen
durchgeführt. Schwierigste Stelle ist
sicherlich die Felsstufe am Gässi.
Diese ist aber mittlerweile bestens
gesichert. Das Gestein ist dort durch
die viele Begehungen mittlerweile
recht speckig und rutschig, sodass die
Sicherungen durchaus berechtigt sind.
Nicht bei Nässe und Schnee.
Viele Höhenmeter.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 6 1/2 Std. 15,2 km
ca.1150m Aufstieg
ca.1780m Abstieg
3583m höchster Punkt
1818m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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