Graubünden - Geschrieben am Sonntag, Juni 22, 2014 18:36 von Franco - 0 Kommentare

Wanderung Glaspass – Bischolpass – Tguma – Präzer Höhi – Präz

22.6.14

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Wanderung Glaspass – Bischolpass – Tguma – Präzer Höhi – Präz

Mit dem Auto bis nach Thusis ins Domleschg. Das Domleschg gilt als burgenreichste
Region Europas. Da wir auf das Postauto warten mussten, gingen wir in das nahe-
gelegene Hotel Weiss Kreuz und genossen dort einen Kaffee.
Hotel Weiss Kreuz
Während dem Kaffeetrinken schauten wir hinauf auf den Grat des Heinzenberg. Mit
dem Postauto fuhren wir danach hinauf zum Glaspass 1846 m.ü.M. Hier konnten
wir nicht anders und legten auf der schön gelegenen Terrasse des Berggasthaus
Beverin wieder eine Kaffeepause ein.
Berggasthaus Beverin
Der namensgebende Piz Beverin dominiert das Panorama für Wanderer im
Domleschg und auf dem Heinzenberg. Und das, obwohl er die 3000-Meter-Marke
um gut zwei Meter verpasst, was er aber mit seiner schönen Pyramidenform wieder
kompensiert. Nach dieser Kaffeepause starteten wir unsere heutige Wanderung,
eine Gratwanderung. Eine Grattour – das klingt nach schroffen Felszacken,
schwindelerregenden Abgründen und Wegen, auf denen kaum ein Wanderschuh
Platz hat. Solche Touren gibt es zahllose in den Schweizer Alpen, aber nirgends ist
dieses Bild unpassender als auf dem «Grat» hoch über dem Heinzenberg. Schon
der erste Anblick dieser weiten, fast flachen, offenen Wiesen- und Weidelandschaft
hoch über dem Domleschg lässt vermuten, dass es dort oben so wild nicht zu und
her gehen kann. Und so ist es auch – zumindest zur Hälfte, wie man ehrlicherweise
gleich anfügen muss. Auf der Ostseite geht der Grat zwischen der Präzer Höhi und
dem Tguma in sanfte Weiden über, und nicht selten teilt man sich die besten
Aussichtspunkte mit ein paar Kühen oder Rindern, die hier oben ein kühlendes
Lüftchen geniessen. Auf der Westseite fällt die Krete ziemlich steil in das lang
gezogene Safiental ab, doch nirgends so, dass Schwindelanfällige sich hinsetzen
müssten. Luftig ist es aber in jedem Fall, und das Panorama könnte weiter kaum
sein, mit der langgezogenen Pyramide des Piz Beverin im Süden, der Kette des
Stätzerhorns im Osten, dem Calanda-Ringelspitz-Gebiet im Norden und dem
Zackengrat beim Piz Fess im Westen. Vom Glaspass recht steil hinauf zum Glaser
Grat 2124 m.ü.M. Was für eine Aussicht! Wir bleiben stehen und schauen in die
Tiefe, und staunen. So sieht man sie von nirgends sonst: die Ruinaultaschlucht,
auch bekannt als Versamertobel, in der vollen Länge aus der Vogelperspektive.
Und dahinter der Flimserstein, wo die Katastrophe vor rund 11000 Jahren ihren
Anfang nahm. Eine ungeheure Gesteinsmasse rutschte ab, mächtig genug, um
die ganze Schweiz einen Meter hoch zu überdecken. Sie donnerte hinunter,
deckte das Oberländer Rheintal auf einer Länge von mehreren Kilometern
vollständig zu und brandete auf der andern Talseite auf. Der Vorderrhein hat
sich inzwischen längst wieder einen Weg durch die Schuttmassen gebahnt und
schlängelt sich auf dem Grund der tiefen Schlucht in Richtung Reichenau, wo
er sich mit dem Hinterrhein verbündet. Auch der See, der sich hinter dem
grössten Bergsturz im Schweizer Alpenraum gestaut hatte, ist längst
verschwunden. Was blieb, ist ein Naturmonument, das sich vortrefflich auch
von der Rhätischen Bahn aus bestaunen lässt, deren Trassee sich neben dem
Vorderrhein durch das Tobel windet. Oder eben von hier, dem Heinzenberg-
grat. Weiter geht die Gratwanderung, denn es warten einige Kilometer
Horizontaldistanz und ein munteres Auf und Ab auf uns. Wir erreichen die
kleine Senke bei Punkt 1989 m.ü.M. Weiter geht es zu den Alpgebäuden von
Lüsch 1974 m.ü.M. mit Einkehrmöglichkeit. Schon bald erreichten wir den
Bischolpass 2000 m.ü.M. Wer sich hier ins kühle Nass wagt, springt von 2000
hinunter auf 1999 Meter über Meer. Auf dieser Höhe liegt nämlich die Seeober-
fläche. Aber viel Zeit bleibt nicht, denn weiter zieht sich der Weg – hinauf zum
Tguma. Zuerst führt uns der Wanderweg zu den Alpgebäuden mit Einkehr-
möglichkeit bei Punkt 1999 m.ü.M. Kurze Zeit später erreichen wir die Weg-
gabelung bei Punkt 2018 m.ü.M. Von hier geht es nun ein bisschen steiler aber
immer noch auf einfachem Wanderweg hinauf zum Tguma 2163 m.ü.M. Was
für eine Aussicht! Linker Hand der Blick hinunter ins Safiental: Hier drangen
im 12.Jh. von Splügen her die Walser ein und setzten sich nach und nach im
ganzen Tal fest. Wie an einer Perlenschnur aufgehängt stehen die Maiensässen
nach Walserart in einer Reihe, und noch heute gibt es Bauern, die ihr Vieh
über den Glaspass auf den Markt in Thusis treiben. Rechter Hand das Dom-
leschg mit der Viamala, dem immer wieder umkämpften Einfallstor zum San
Bernardino. Hier zeigen Dorfnamen wie Realta, Scharans und Tomils an, dass
die Romanen die Oberhand behielten. Und zweifellos werden die Flurnamen
die rätoromanische Sprache überleben, die heute schon fast gänzlich aus dem
Domleschg verschwunden ist. Vom Tguma mit nur leichten Höhendifferenten
immer auf dem Grat bleibend wandern wir danach weiter Richtung Präzer
Höhi. Der Gratweg durchläuft die Punkte 2099 m.ü.M., 2123 m.ü.M.,
2114 m.ü.M., 2075 m.ü.M. Zwischendurch richten wir den Blick hinüber zum
Calanda und zum Ringelspitz, während sich ganz hinten an den Felsen der
Prättigauer Kalkriesen sich der Blick verliert. Vorbei an Punkt 2086 m.ü.M.
erreichen wir die Präzer Höhi 2120 m.ü.M. Vorbei an Punkt 2069 m.ü.M.
erreichen wir die Weggabelung bei Punkt 1981 m.ü.M. Hier biegen wir nun
scharf rechts ab und wandern hinunter zur Alp Gronda 1883 m.ü.M. Über
Punkt 1770 m.ü.M. erreichen wir Prau da l’Alp 1661 m.ü.M. Über Pranzolas
1512 m.ü.M. erreichen wir schlussendlich Präz 1188 m.ü.M. Das kleine
Haufendorf mit den Veilern Daljn und Raschlegnas wurde bereits 1290
als «Parez» erwähnt, die Gegend war aber schon vorher besiedelt. Der
Turm der Burg Heinzenberg etwas unterhalb des Dorfes stammt aus dem
Jahr 1200, und 1958 wurde in Raschlegnas eine lepontinische Stele mit
etruskischer Inschrift aus dem 3. Jh.v.Chr. gefunden. Dies ist nicht
erstaunlich, denn im Domleschg, dem weiten Talgrund zwischen Rothen-
brunnen und Thusis, wurden Relikte aus der Steinzeit und Siedlungsfunde
aus der Bronzezeit gefunden, und zur Zeit der Römer lag das Tal an der viel
begangenen Transitachse über den Splügen und den San-Bernardino-Pass.
Auf der Terrasse vom Hotel Plattas haben wir die wärmende Sonne genossen
und ein Bierchen getrunken. Die Terrasse füllte sich mit immer mehr
Wanderer. Alle warteten auf das Postauto.
Hotel Plattas
Pünktlich erschien das Postauto, das uns wieder nach Thusis brachte.

Die Wanderung führt
über einen einfachen
Grat, eher ein Rücken,
hoch über dem Heinzenberg,
mit sehr schönem Rund-
und Weitblick.
Gratwanderung im
klassischen Sinn: Alles
auf einer schnurgeraden
Krete. Eine luftige,
befreiende Tour.
Wegmarkierungen nicht
immer gut sichtbar,
teilweise nur Wegspuren.
Keinerlei technische
Schwierigkeiten, auch
keine exponierten Stellen.
Abstieg ins Domleschg
fast jederzeit möglich.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 4 3/4 Std. 16,5 km
ca.710m Aufstieg
ca.1320m Abstieg
2163m höchster Punkt
1188m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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