Wallis - Geschrieben am Donnerstag, August 27, 2015 16:16 von Franco - 0 Kommentare
Bergwanderung Grächen – Europaweg – Europahütte
27.8.15
Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergwanderung Grächen – Europaweg – Europahütte
Mit dem Zug sind wir von Täsch nach St.Niklaus gefahren, und von dort mit dem Postauto
hinauf nach Gasenried 1659 m.ü.M. Unsere Wanderung wird uns über den Europaweg zur
Europahütte führen.
Europaweg
Tour Monte Rosa
Tour Matterhorn
Tour de Cervin
Fünf Mattertaler Anrainergemeinden vereinbarten in den Neunzigerjahren das ehrgeizige Projekt
“Europaweg” und scheuten dafür weder Kosten noch Mühen. Waren zuvor allenfalls gewiefte
Spezialisten auf die Idee gekommen, in der abweisenden Westflanke der Mischabelgruppe auf
rudimentären Jäger- und Hirtenpfaden herumzustromern, galt es nun eine durchgängige Verbindung
zu schaffen. Nur der Tufteren-Höhenweg, ein altbewährter Zermatter Evergreen, liess sich im
südlichsten Abschnitt integrieren. Im Jahr 1997 konnte die gesamte Route von Grächen bis Zermatt
schliesslich der Öffentlichkeit übergeben werden, inklusive der neuen Europahütte, die als
Zwischenstützpunkt unerlässlich ist. Mit seinem atemberaubenden Verlauf setzt der Europaweg
Massstäbe, auch wenn das zuweilen kolportierte Prädikat vom “schwierigsten Höhenweg der Alpen”
natürlich übertrieben klingt. Ganz nüchtern betrachtet erfüllen die Anforderungen gehobene
Ansprüche, ohne jedoch aussergewöhnlich zu sein. Die Ausblicke hingegen sind es allemal.
Der “Run” auf eine solch spektakuläre Route war quasi vorprogrammiert und hielte wohl auch
weiterhin an, wenn nicht von Zeit zu Zeit die Natur Grenzen setzen würde …
Von Beginn an hat es nämlich immer wieder Probleme mit instabilen Hängen gegeben. Zwar ist man
bestrebt diesen schwer kalkulierbaren Gefahren mit Kunstbauten zu begegnen, doch erweist sich
der Unterhalt der Route als kostspielige Daueraufgabe. Im Fokus steht derzeit insbesondere das
Grabengufer, eine Permafrost-Schutthalde in Sichtweite der Europahütte. Eine 350.000 Franken
teure Hängebrücke wurde nicht einmal ein Jahr nach ihrer Einrichtung demoliert, als sich oberhalb
ein grosser Felsausbruch ereignete. Momentan ist die Route in diesem Bereich gesperrt, was
einen Umweg fast bis hinunter nach Randa aufnötigt – eine auf die Dauer sicher unbefriedigende
Lösung, weil der Europaweg damit praktisch sinnentstellt ist. Wir hoffen das die Route – die im
übrigen ja auch wichtiger Bestandteil der grossen Weitwanderungen “Tour Monte Rosa” und
“Tour Matterhorn” ist – wiederhergestellt wird. Doch zunächst einmal sind die Geologen am Zug,
den Hang zu vermessen und zu beurteilen. Und dann kommt vermutlich noch eine
Finanzierungsfrage auf den Tisch … Der Teilabschnitt Täschalp – Alp Tufteren und weiter nach
Sunnegga, ist wegen Steinschlag auch bis auf weiteres gesperrt.
Zunächst auf Asphaltunterlage verlassen wir gemächlich Gassenried, und erreichen die kleine
Kapelle bei Schalbettu 1683 m.ü.M. Wir besuchen die schöne Kapelle und wandern danach weiter.
Bei der Kapelle biegen wir rechts ab und durchqueren über eine Holzbrücke den Riedbach. Gleich
hinter der Riedbach-Brücke zweigen wir links ab und folgen der Route hinauf zum sogenannten Grat.
Wir erreichen die Weggabelung bei Punkt 1739 m.ü.M. Hier im bewaldeten Graben des Riedbaches,
beginnt nun der teilweise extrem steile Anstieg hinauf zum Grathorn. Der Abschnitt zwischen
Grächen und der eigens als Stützpunkt errichteten Europahütte ist recht fordernd, gilt es doch
zuerst, einen 1000 Meter Zustieg zu bewältigen, ehe sich der eigentliche Höhensteig durch wildes
Alpterrain windet. Steil und zerklüftet schiessen die Flanken geradewegs ins Mattertal hinab,
manches Blockfeld erweist sich als echter Hindernissparcours. Bevor 1997 der Europaweg mit
grossem Aufwand angelegt wurde, verliefen sich nur wenige Bergfexe in diese Gefilde. Bei der
Weggabelung Punkt 1997 m.ü.M. trennen sich die Wege. Geradeaus geht es zur Bordierhütte. Wir
biegen links ab und gewinnen weiter an Höhe. Lärchen und Tannen verschwinden. Durch
Strauchwerk gelangen wir über Punkt 2257 m.ü.M. auf einen freien Bergrücken. Weiter über
offenes Gelände erreichen wir oberhalb vom Grathorn, bei Punkt 2343 m.ü.M. den ersten von
vielen herrlichen Aussichtspunkten am Weg. Die Viertausenderflanken stürzen hier in
schwindelnder Schönheit an die 3100 Meter in den engen Talboden. Das Matterhorn zeigt sich
von seiner Schokoladenseite und ist ab hier, beinahe ständiger Wegbegleiter, ebenso das
Zinalrothorn und das Weisshorn. Hier dreht der Bergweg nach links und führt in Serpentinen
über einen Grashang zu einer Kanzel bei Punkt 2474 m.ü.M. hinauf. Hier oben steht die Statue
des heiligen Bernhard als Schutzpatron der Wanderer und grüsst weit übers Land hinaus. Hier auf
diesem Wiesenplateau ist der Blick noch etwas umfassender. Weit hinten im Mattertal grüsst das
Matterhorn; packend ist der Tiefblick auf das Vorfeld des Riedgletschers mit seinen Moränen. Nach
so einem langen Aufstieg, gönnen wir uns hier eine Rast und geniessen das tolle Panorama. Die
weitläufige Hangterrasse von Grächen liegt uns quasi zu Füssen. Das der Europaweg in der ganzen
Welt bekannt ist, erkennen wir an den Wanderer. Es sind unter anderem: Japaner, Koreaner,
Engländer usw. Der Europaweg steigt an der Westflanke des Mittelsberg in südlicher Richtung, bis
zur nächsten Weggabelung bei Punkt 2562 m.ü.M., noch etwas weiter an. Hier lassen wir eine
weitere Verbindung zur Bordierhütte links abziehen und gelangen über einen felsigen Hang, -der
Bergweg ist hier mit Stahlseilen gesichert-, in die chaotische Trümmerlandschaft des Grosse Grabe.
Spätestens mit Eintritt in die Trümmerlandschaft am “Grosse Grabe” wird es ernst, sind eine
gesunde Psyche und eine ordentliche Portion Bergerfahrung gefragt. Beschwerliche Abschnitte in
grobem Blockgestein gibt es trotz aufwendiger Trassierung immer wieder, und die Ausgesetztheit ist
stellenweise recht beachtlich. Steil und wild zerklüftet schiessen die Flanken ins Mattertal hinab.
Hauptblickfang ist über weite Strecken das Weisshorn, das wir aus einer Idealposition beäugen. Wie
auf dem Präsentierteller liegt die ganze Kette, die sich über die Barrhörner, das Brunegghorn und
das Bishorn immer höher aufschwingt, um im formgewaltigen Weisshorn jeden Rahmen zu
sprengen. Weiter südlich schliessen sich Schalihorn, Zinalrothorn und Obergabelhorn an. Ein
spezieller Moment auf der gegenüberliegender Seite des Mattertals auf die Barrhörner schauen zu
können. Die Tour auf das Barrhorn war für uns ein grandioses Erlebnis, das wir nie vergessen
werden. Das Felsenchaos des Grossen Graben nimmt uns nun definitiv in Anspruch. Der Weg durch
die aufgetürmten Blöcke ist ausgezeichnet markiert, an jedem Bruchstück ist die weiss-rote
Markierung angebracht. Bei schönem Wetter wirkt das übertrieben, bei Nebel ist man dankbar für
jedes menschliche Zeichen. Eine bedachte Trittwahl ist auf diesem Abschnitt sehr wichtig, denn die
Blockfelder sind mitunter recht instabil. In grossen Bogen durchschreiten wir das ganze unwegsame
und beschwerliche Tal. Hier sehen wir diverse Wanderer die den Europaweg einfacher eingestuft
haben. Im Namen “Europaweg” steht “Weg” drin. Und diverse Wanderer ohne grosse Kenntnisse
denken sich dabei, dass es sich um einen normalen Weg handelt, was er definitiv nicht ist. Diverse
Wanderer kamen am Abend total erschöpft in der Europahütte an. Nach dem Schräganstieg durch
den Kessel vom Grossen Graben, wird auf einem Band gegenüber mit rund 2700 Metern die grösste
Höhe am gesamten Europaweg erreicht. Die Wegführung auf dem Europaweg bleibt weiterhin
spektakulär. Die Berge türmen sich zum Greifen nah in beeindruckender Mächtigkeit, das die Augen
sich kaum losreissen wollen. Doch empfiehlt es sich, zum Schauen und Staunen lieber anzuhalten,
den der anspruchsvolle Höhenweg verlangt die ganze Aufmerksamkeit. Senkrecht geht es teilweise
rechts runter. Über mehrere kleinere Runsen hinweg queren wir weiter in Grundrichtung Süd und
haben uns dabei wiederholt mit unsolidem Terrain auseinanderzusetzen (man achte gut auf die
Routenführung in den Blockhalden). Über einen Holzsteg wird eine senkrechte Felswand
überwunden. Vorbei an Punkt 2658 m.ü.M. und Punkt 2663 m.ü.M. durchqueren wir die Westflanke
des Breithorns mit seinen mehreren ausgesetzten, jedoch gut gesicherten Abschnitten. Weiter geht
es danach leicht bergab Richtung Galenberg. Zwischendurch ist die Trasse auch mal lockeren
Fusses zu begehen, die meiste Zeit aber führt sie über Geröll und Schutt. Nach Passieren der
Roten Chumme erreichen wir die Weggabelung auf Galenberg 2581 m.ü.M. Hier zweigt ein
möglicher Talabstieg nach Heerbriggen oder Breitmatten ab. Wir bleiben auf dem Europaweg und
nehmen uns kurz darauf den nächsten Geländeeinschnitt vor, den diesmal der Geisstriftbach
gegraben hat. Der landschaftlich einmalige Höhenweg an der Ostflanke des Mattertals, bietet bei
spannendem Verlauf mit viel Auf und Ab, herrliche Aussicht auf zahlreiche Viertausender; besonders
imposant die riesige Pyramide des Weisshorns, einmalig der Blick auf den “schönsten” Berg der
Alpen, das Matterhorn, das auf dem langen Weg immer näher rückt. Wir durchqueren nun den
Kessel des Geisstriftbach, und überqueren ihn bei Punkt 2602 m.ü.M. Bei Säldgalen 2463 m.ü.M.
macht der Bergweg eine grosse Schlaufe. Über ein Blockfeld mit lockerem, weichen Gestein, das
ständig in Bewegung ist, verlieren wir langsam an Höhe. Vorbei am Felsriegel bei Punkt 2365 m.ü.M.
und Punkt 2329 m.ü.M. macht der wieder leicht ausgesetzte, gesicherte und schmale Bergweg,
einen Bogen und erreicht den nächsten Hangrücken und zwar den von Hohberge. Flach geht es in
den Graben des Hohbergtals, über dem eindrücklich der Hohberggletscher über geschliffenen Fels
lappt. Vorbei an Punkt 2323 m.ü.M. erreichen wir den Birchbach der dank einer aufwendigen
Hängebrückenkonstruktion relativ leicht überwunden wird. Ohne diese spektakuläre leicht
schwankende, in ihrer Bauweise stark an Nepal erinnernde Hängebrücke, wäre die Überquerung
des Birchbaches vor allem bei Regen, ein schwieriges Unterfangen. Kurz darauf auf dem Höhenweg
bleibend, erreichen wir den kleinen Aussichtsplateau bei Miesboden 2321 m.ü.M. Hier ergibt sich
ein eindrücklicher Tiefblick auf den Bergsturz von Randa, der 1991 mit dreissig Millionen
Kubikmeter Fels und Schutt, Bahnlinie und Strasse zerstörte. Über einen lichten Lärchenwald,
erreichen wir nun auf einfachem Wanderweg, die wunderschön gelegene Europahütte 2265 m.ü.M.
Europahütte
Die Europahütte befindet sich mitten in einem Lärchenwald mit Felsblöcken und mit Blick auf das
Weisshorn, diesen mächtigen Viertausender. Wie üblich melden wir uns zuerst beim Hüttenwart.
Freundlich werden wir von Marcel Brantschen empfangen. Er führt uns durch die schöne und
moderne Hütte und zeigt uns unser Schlafzimmer. Wir erhalten ein 4-er Zimmer, das wir nur für uns
haben! Das Paar wo die anderen zwei Betten erhalten hätte, haben sich abgemeldet. Die Hütte
besitzt sogar eine richtige Dusche. Nach dem duschen und umziehen, machen wir uns auf der sehr
schönen Terrasse bequem, und geniessen die umwerfend schöne Aussicht auf das Weisshorn.
Während wir auf das Nachtessen warten, entdecken wir an der Wand der Hütte ein Bild mit der
Compostela. Wir fragen den Hüttenwart ob er nach Santiago gepilgert sei. Er antwortet uns, das
seine Frau diesen Weg gemacht hat. Leider ist sie heute nicht anwesend, wir hätten sehr gerne mit
Ihr über das Pilgern gesprochen.
Auf dem Jakobsweg vom Bodensee bis ans Ende der Welt
Das Nachtessen ist sehr gut und die Tischnachbaren gut gelaunt. Wir geniessen das
zusammensitzen mit den uns fremden Menschen. In der Hütte wird vorwiegend Englisch
gesprochen. Das haben wir bis heute so noch nie erfahren. Unsere Tischnachbaren sprechen
Deutsch, für uns ist es so einfacher ins Gespräch zu kommen. Zufrieden gehen wir danach ins
Bett. Vor dem Einschlafen gehen wir die morgige Bergwanderung durch. Sie wird uns von der
Europahütte hinauf zur Domhütte führen. Glücklich kein Schnarcher in unserem Zimmer zu haben,
schlafen wir ein.
Längs des Europawegs bieten sich immer
wieder gewaltige Blicke vom Matterhorn
bis zum Weisshorn. Nach recht langem
Aufstieg über einen einfachen
Bergwanderweg wird es oberhalb der
Bernard-Statue alpiner und rauer.
Die Höhenroute quert steile Hanglager
und dabei immer wieder beschwerliches,
teils chaotisches und auch etwas heikles
Blockgelände. Stellenweise Steinschlaggefahr.
Trittsicherheit, Geländegängigkeit und gute
Ausdauer wichtig. Ausgesetzte Felspartien.
Längere Passagen komfortabel gesichert.
Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 5 1/2 Std. 13,3 km
ca.1395m Aufstieg
ca.819m Abstieg
2709m höchster Punkt
1659m tiefster PunktÜber einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuenManuela & Franco
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