Wallis - Geschrieben am Mittwoch, September 28, 2011 21:49 von Franco - 0 Kommentare

Wanderung Riederalp – Aletschgletscher – Märjelensee – Eggishorn

28.9.11

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergwanderung Riederalp – Aletschgletscher – Märjelensee – Eggishorn

Mit dem Auto bis nach Mörel, und danach mit der Seilbahn auf die Riederalp 1925 m.ü.M.
Aletsch Arena
Wie die benachbarte Bettmeralp sind die alten Almsiedlungen zu komfortablen autofreien
Sport- und Erholungsorten gewachsen. Auf einem alten Saumweg über ausgedehnte, leicht
steigende Alpweiden, wanderten wir zügig auf die Riederfurka 2065 m.ü.M. Auf der
Riederfurka laufen mehrere Wanderwege zusammen. Viele Touristen sind dementsprechend
auch vorhanden. Auf der Riederfurka sticht einem sofort die Villa Cassel in die Augen. Im
Sommer 1900 kamen die ersten Touristen, vor allem Engländer auf die Riederalp. 1902,
also nur 2 Jahre später, erstrahlte auf der Riederfurka ein nigelnagelneuer Prunkbau. Es war
eine herrschaftliche 25-Zimmer Villa im viktorianischen Stil. Bauherr war Sir Ernest Cassel
aus London. Er war ein bedeutender englischer Bankier, Vertrauter des Königs und Förderer
des jungen Winston Churchill. Wegen Problemen mit der Gesundheit schickte ihn sein Arzt
in die Berge. Die Unterkünfte hier oben waren aber nicht standesgemäss, und so liess er sich
kurzerhand seine “Villa Cassel” bauen. Unterhalb des Sattels der Riederfurka trennen sich die
Wege. Links geht es in die Massaschlucht, rechts auf den Panoramaweg (Moränenweg). Wir
laufen aber bei Punkt 1990 m.ü.M. geradeaus. Auch bei Punkt 1952 m.ü.M. ging es geradeaus.
Wir hatten den Aletschwald erreicht. Der Aletschwald, ist einer der berühmtesten Wälder der
Schweiz, ein uralter Arvenwald mit bis zu tausendjährigen Methusalemen. Diese könnten uns
viel vom ewigen Kampf ums Überleben an der oberen Baumgrenze und im Klimaeinfluss der
Gletschermasse erzählen. 1933 wurde er unter Schutz gestellt und blieb seither weitgehend sich
selbst überlassen. Herausgebildet hat sich so eine Art Bergurwald aus uralten, knorrigen Arven
und Lärchen. Abgestorbene Baumstämme vermodern und bilden die Grundlage zukünftigen
Wachstums. Dieser Hangwald war wegen extremer Bauholz- und Waldweiden-Bewirtschaftung
zur Jahrhundertwende nahezu am Ende. Dieser Wald ist schon eine Sehenswürdigkeit. Hier
bildete sich nach dem Rückzug des Eises vor rund 9000 Jahren auf dem vom Gletscher
freigegebenen Schutt und Geröll, den Moränen, eine Humusschicht. Sträucher und Bäume wie
Weiden und Birken, dann Lärchen siedelten sich an. Vor 8000 Jahren kam die Arve auf, welche
bis heute vorherrscht. Das die Kiefer zur vorherrschenden Baumart im Aletsch wurde, verdankt
sie einerseits ihrer Widerstandskraft und anderseits der Lebensgemeinschaft mit dem Tannenhäher.
Der Taubengrosse Vogel ernährt sich von den Nüssen der Kiefer. Für seine Vorräte vergräbt er
jährlich bis 100 000 Früchte. Dazu benutzt er nicht weniger als 15 000 bis 20 000 Verstecke.
Etwas 10% der Nüsse bleiben ungenutzt im Boden liegen – genug für die Verbreitung der Kiefer.
Wie es der Tannenhäher schafft, tausende Verstecke Monate später wiederzufinden, ist eines der
grossen Naturrätsel des Aletschwaldes. Wir durchwanderten also das Naturschutzgebiet auf
weichen Waldwegen. Duftende Kiefern- und Lärchen betörten uns, während wir über
Punkt 1922 m.ü.M. bei Silbersand liefen. Zirbelkiefer drehen sich aus dem Gestein. Hirsche
Röhren lautstark. In diesem Wald fehlen nur noch die Wichteln und Gnomen und das Märchen
wäre perfekt. Bei Punkt 1944 m.ü.M. verlässt man den Aletschwald. Hier löst ein Staunen das
andere ab. Weiss und weit unten erscheint der grosse Aletschgletscher. Auf der Lichtung eröffnet
sich uns nun zum ersten Mal der Blick auf den grossen Aletschgletscher. Zu unseren Füssen breitet
sich eine der eindrucksvollsten alpinen Landschaften überhaupt aus: Ein erstarrter, weiss, grau
und türkis schimmernder Strom, eingebettet zwischen schroffen Felswänden uns am Horizont von
schneebedeckten Gipfeln umrahmt. Der Blick war so erschlagend, dass wir uns langsam an ihn
herantasteten. Kaum zu glauben, dass der Gletscher unermüdlich Geröll und Gestein sowie
Unmengen von Sand und Schutt vor sich her wälzt. Der grosse Aletschgletscher ist mit seinen 24
oder inzwischen 23 Kilometer Länge, der längste Eisstrom der Alpen. Mit einer Fläche von 80
Quadratkilometer ist er auch der grösste Gletscher der gesamten Alpen. Genährt wird er aus dem
Jungfraumassiv, wo er mit über 900 m seine maximale Stärke erreicht. Ohne Zweifel, der grosse
Aletschgletscher ist ein Naturereignis, mehr noch: Vor kurzem wurde der Gletscher samt seinen
Eiszulieferern Jungfrau und Aletschhorn sowie dem Bietschhorn von der UNESCO zum
Weltnaturerbe gekürt.
Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn
Ein bedrohtes Welterbe allerding: Jährlich schrumpft der Gletscher um zwanzig Meter, und seit
1850 hat der Eisstrom mehr als hundert Meter an Mächtigkeit verloren. Trotzdem ist der Anblick
imposant: Wie ein riesiger Teppich liegt er da, gesäumt von den schwarzen Streifen zweier
Mittelmoränen. In ihm verbinden sich Eleganz und Urgewalt, schiebt sich doch diese riesige
Eismasse jährlich rund hundert Meter zu Tal. Der grosse Aletschgletscher besitzt 27 Milliarden
Tonnen Eis und ist somit der grösste Süsswasserspeicher des Alpenraumes. Im Ewigen Eis sind
11 Billionen Liter Süsswasser gebunden. Die Schweizerbevölkerung könnte während rund
18 Jahren mit Trinkwasser versorgt werden. Ein eindrückliches Beispiel für die Arbeit der
Gletschers, sind die Rundhöcker, deren wir auf unserem Weitermarsch durch einen steinigen,
hauptsächlich mit jungen Lärchen und Birken bestückten Hang begegneten. Die glatte Felsober-
fläche weist zahlreiche Schrammen auf, die auf die schleifende Wirkung der Steine zurückzu-
führen sind. Der Wanderweg führte uns nun Gletscherwärts zur jüngsten Seitenmoräne und zu
Punkt 2051 m.ü.M. Kalkofen. Hier war früher ein Kalkofen vorhanden. Gebrannter Kalk diente
vor rund 100 Jahren als Bindemittel beim Bau von Mauern. Über offenes Gelände, liefen wir über
Punkt 2029 m.ü.M. und Punkt 2035 m.ü.M. zu Punkt 2010 m.ü.M. mit dem komischen Namen
Chatzulecher. Wir waren nun ganz nah dran am gigantischen grossen Aletschgletscher. Wir
erschienen klein, sehr klein angesichts der geballten Naturgewalt unweit von uns. Die weisse
Ebene gleisst und glänzt, die Randspalten klafften uns entgegen. Hier machten wir eine kleine
Pause. Nach der Pause hiess es Aufstieg. 300 Höhenmeter mussten nun über einen steilen Hang
bewältigt werden. Bei Punkt 2280 m.ü.M. hatten wir den Höhenweg erreicht, der uns zur
Roti Chumma bringen wird. Bevor wir auf dem Höhenweg weiterliefen, mussten wir zuerst die
gigantische Aussicht bestaunen. Was vorher der grosse Aletschgletscher war, waren es nun
zusätzlich die Walliser und Berner Giganten. Sparrhorn, Gr.Fusshorn, Rotstock, Geisshorn,
Zenbächenhorn, und die Walliser Fiescherhörner im Norden. Im Süden das Simplongebiet, das
Rhonetal, die Mischabelgruppe mit Balfrin, das Matterhorn und zum Schluss der eisgepanzerte
Weisshorn. Mit Superlativen soll man bekanntlich sparsam umgehen, doch das fällt im Wallis
manchmal recht schwer. Die Natur hat hier Monumente entstehen lassen, die im gesamten
Alpenraum ihresgleichen suchen. Bei unbeschreiblicher Aussicht, beeindruckenden Tiefblicken
und einer leichten Brise vom Gletscher her wanderten wir über Punkt 2371 m.ü.M. zu
Punkt 2342 m.ü.M. Auf dem fast eben verlaufenden Wanderweg erreichten wir danach
Roti Chumma 2369 m.ü.M. Die Fortsetzung des Weges führte uns flach hinüber zu einem felsigen
Eck 2347 m.ü.M. im Nordwestgrat des Eggishorn. Leicht absteigend verliessen wir die Gratkante
über einen in Fels gehauenen, breiten Weg. Über die in Jahrtausenden rund geschliffenen
Granitblöcke leiteten uns die Markierungen hinab, bis wir den bescheidenen Rest des berühmten
Märjelensee 2300 m.ü.M. erreicht hatten. Wir hatten die Talmulde des Märjelen erreicht. Der See
hat einiges von seiner ursprünglichen Grösse eingebüsst. Früher bedeckte er noch das ganze
Märjelental. Der das Gewässer nährende Gletscher ist zurückgegangen, kalbt nicht mehr, und
mangels Zufluss von Gletscherwasser wird der Märjelensee immer kleiner. Noch zu Beginn des
letzten Jahrhunderts war er 1700 m lang und 460 m breit, wies eine mittlere Tiefe von 23 m auf,
und schwimmende Eismassen von der Grösse kleineren Häuser. Er durchbrach immer wieder den
sperrenden Eiswall, um dann am Gletscher entlang ins Tal zu stürzen und schlimme Verwüstungen
in der Umgebung von Brig anzurichten. Durch einen Stollen wurde früher das Wasser dann
abgeleitet und schon dazumal zum Bewässern der Wiesen und Felder genutzt. Über Glatt polierter
Stein und Fels schlenderten wir durch die Hochebene der Märjela. Der Weg führte uns an der
Gletscherstube 2331 m.ü.M. vorbei. Hochmoorige Biotope säumen den Weg. Bei der Berghütte
Gletscherstube 2357 m.ü.M. die direkt am Stausee mit dem Namen Vordersee liegt,
machten wir danach Mittagspause.
Berghütte Gletscherstube
Nach einem feinen Hüttenkaffee ging unsere Wanderung weiter. Der Höhepunkt sollte ja erst
noch kommen. Bei der Berghütte besteht die Möglichkeit durch den ehemaligen 1 km langen
(beleuchteten) Wasserstollen zu laufen. Er führt unter dem Tälligrat hindurch und abschlies-
send zur Seilbahnstation auf der Fiescheralp. So erspart man sich den Aufstieg auf den Tälligrat.
Gerade dort oben wollten wir aber hinauf. Wir liefen über die Staumauer vom Vordersee, um
danach schräg ansteigend über Punkt 2471 m.ü.M. den Tälligrat 2610 m.ü.M. zu erreichen.
Auf dem Tälligrat öffnet sich ein herrlicher Ausblick auf den Fieschergletscher, der zweitlängste
Gletscher der Alpen, und auf die unzähligen Gipfel des Goms. Über Gesteinsbrocken aus bestem
Aargranit liefen wir zur Wegkreuzung bei Punkt 2625 m.ü.M. Hier hiess es wieder steil hinauf.
Unser Ziel war nun die Bergstation Eggishorn. Das Gebiet auf dieser Seite des Eggishorn,
ist nicht so berauschend. Überall Skilifte, Skianlagen und planierte Skipisten. Die Kehrseite der
Medaille wenn es um Skisport geht. Wir waren froh diese Wunden in der Natur hinter uns zu
lassen und die Bergstation Eggishorn auf 2869 m.ü.M. erreicht zu haben. Was für eine phantas-
tische Aussicht. Unser Ziel war aber der Eggishorn selber. Wir liessen die Rucksäcke bei der
Berghütte die sich direkt neben der Bergstation befindet stehen, und liefen zum Eggishorn. Der
Weg führt zuerst ein kurzes Stück steil runter, bevor man auf einen guten und breiten Bergpfad
Höhe gewinnt. Der Weg ist nicht ausgesetzt. Die restlichen Höhenmeter bis zum Eggishorn,
überwindet man auf grossen zu Treppenstufen zusammengefügten Felsbrocken. Wir hatten den
Eggishorn 2926 m.ü.M. erreicht. Wie immer, wenn wir einen Berggipfel erreicht haben, stossen
wir einen lauten Juchts heraus. Die Aussicht vom Eggishorn ist fast grenzenlos. Aletschhorn,
Mönch, Finsteraarhorn, Eiger, Jungfrau, Gipfel die dem Betrachter Ehrfurcht einflössen. Auf der
anderen Seite des Rhonetals grüssen von ferne die Walliser Viertausender. Das Simplongebiet,
Mischabel, Matterhorn und Weisshorn. Unzählige majestätische Drei- und Viertausender. Auf
dem gleichen Weg wie wir gekommen waren, liefen wir wieder zur Bergstation zurück. Mit der
Seilbahn fuhren wir danach ins Tal runter.

Einer der bekanntesten Höhenwege
der Alpen. Lange, aber insgesamt
leichte Bergwanderung. Sichere
und angenehme Wege im Geröll,
Alp und Waldwege. Lediglich der
Aufstieg zu der Bergstation
Eggishorn ist etwas rau. Kurzes
Stück beim Chatzulecher steil.
Unterhalb von der Bergstation
Eggishorn über Blockschutt.
Landschaftlich einmalige Runde.
Absoluter Star ist der Grosse
Aletschgletscher, daneben bietet
die Tour ein wunderschönes
Panorama der Oberwalliser
Drei- und Viertausender.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 5 1/2 Std. 18,5 km
ca.1735m Aufstieg
ca.675m Abstieg
2926m höchster Punkt
1911m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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