Tessin - Geschrieben am Montag, September 1, 2014 11:56 von Franco - 0 Kommentare

Bergwanderung Alpe di Neggia – Monte Gambarogno

1.9.14

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergwanderung Alpe di Neggia – Monte Gambarogno

Das Gambarogno, die gebirgige Uferlandschaft im Nordosten des Lago Maggiore, ist ein
noch ruhiges Stück Land. Der Monte Gambarogno bietet berauschende Tiefblicke auf
den Lago Maggiore und sein Umland. Die kaum zu überbieten sind. Nahe der Passhöhe
bei der Alpe di Neggia 1395 m.ü.M. können wir uns von der kurvigen Anfahrt im Ritrovo
di Neggia, einem kleinen Berggasthaus mit nettem Gastgarten, erholen, ehe wir zur
Besteigung des Monte Gambarogno starten. Der Weg beginnt direkt an der Passhöhe
und folgt einer kleinen Schotterstrasse, die in nordwestlicher Richtung hinaufzieht.
Etwas oberhalb steht malerisch eine Baumgruppe mit auffallend alten und mächtigen
Buchen, deren Kronen man den jahrzehntelangen Kampf gegen Wind und Schnee
ansieht. Schöne Alpenrosenbestände bedecken den Boden der Berghänge. Bei einer
Kehre 1554 m.ü.M. zweigt der Pfad auf den Monte Gambarogno von der Schotter-
strasse ab und führt nun steil in Serpentinen aufwärts. Gegenüber zieht der lange
Westgrat des Monte Tamaro hinauf. Über einen wenig ausgeprägten Sattel hinweg
wechselt der Weg auf die Nordseite des Monte Gambarogno. Nun behindert kein
Bergrücken oder Felsen den Blick nach Norden und Westen. Unter uns liegt die
blaue Fläche des Lago Maggiore. Am nördlichen Seeende nehmen wir das Naturschutz-
gebiet Bolle di Magadino, das Mündungsgebiet der Flüsse Ticino und Verzasca, wahr.
Beeindruckend ist der Blick auf die Ortschaften Locarno und Ascona, die sich auf der
von der Maggia gebildeten Halbinsel ausbreiten. Beim Anblick dieses Schwemm-
kegels, der sich weit in den See hineinerstreckt, kann man die landschaftsformende
Kraft eines Gebirgsflusses abschätzen, der gewaltige Geschiebemengen transportiert
und ablagert. Hinter Locarno erahnen wir den breiten Taleinschnitt des Valle Maggia,
verdeckt durch einen Felsriegel bei Ponte Brolla. Nicht weniger schön ist der Blick in
das Verzascatal mit den Ortschaften Tenero, Contra und Gordola am Taleingang und
dem Hangdorf Mergoscia, hoch über dem Vogorno Stausee. Weiter östlich breitet
sich die fruchtbare Magadino-Ebene aus, die bis Bellinzona reicht. Bald schon erkennt
man den wenig ausgeprägten Gipfel des Monte Gambarogno. Nun geht es in angeneh-
mer Steigung die Nordflanke des Berges empor 1687 m.ü.M., immer begleitet vom
Ausblick auf den tief unter uns liegenden Lago Maggiore. Knapp unterhalb des Gipfels,
bei zwei verlassenen Steinhäusern, kann man zu einem Aussichtspunkt hinaufsteigen,
den jenes Gipfelkreuz ziert, das wir bereits vom Ausgangspunkt der Wanderung erken-
nen konnten. Von dort geniessen wir den Blick hinunter auf die Alpe di Neggia und
hinüber auf den Monte Tamaro. Eine Panoramakarte informiert uns über die Berg-
gipfel der näheren und weiteren Umgebung: Bei klarer Sicht nehmen wir am östl-
ichen Horizont sogar die Dufour-Spitze im Monte Rosa-Massiv wahr. Sie ist mit 4634m
der höchste Berg der Schweiz. Weiter nördlich ragt mit dem Aletschhorn ein weiterer
Viertausender aus den unzähligen hintereinander gestaffelten Bergketten heraus.
Markante Berggestalten im Hinterland des Lago Maggiore sind der 2442m hohe Pizzo
Vogorno, östlich des Val Verzasca, und der sich westlich von Locarno und Ascona er-
hebende Pizzo Leone 1659m, hinter dem sich die reizvolle Landschaft des Centovalli
verbirgt. Von diesem Aussichtspunkt gelangen wir in wenigen Minuten auf den
1734 m.ü.M. hohen Gipfel des Monte Gambarogno. Nun geht es auf dem Anstiegs-
weg wieder einige Meter hinunter zur beschilderten Weggabelung. Vom Gipfel herab-
kommend, biegen wir nach links ab, Richtung Alpe Cedullo und Sant’Anna. Durch
Zwergstrauchheiden und mit herrlicher Aussicht auf den See 1496 m.ü.M. geht es
in nördliche, später in westliche Richtung den Berghang abwärts, der hier mit aus-
gedehnten Farnbeständen bewachsen ist, die locker von Birken, Ebereschen und
Wacholder durchsetzt sind. Später taucht der Weg in einen dichten Buchenwald ein.
Auf einer Lichtung liegt das Steingebäude der Alpe Cedullo 1287 m.ü.M. Ein Weg-
weiser zeigt uns die Richtung nach Sant’Anna an. Nach einem kleinen Anstieg errei-
chen wir die schlichte Kapelle, die sich auf der Lichtung eines bewaldeten Sattels
1342 m.ü.M. befindet. Sant’Anna liegt an dem ehemaligen Saumpfad, der von Gerra
am Lago Maggiore nach lndemini führt. Früher mussten die Frauen des Bergdorfes
allwöchentlich mit ihren vollgepackten Gerla (typischer Tragekorb der Gegend) zu
den Ortschaften am See absteigen, um dort ihre bäuerlichen Produkte auf dem
Markt anzubieten und sich selbst mit Waren zu versorgen. Danach wartete ein vier-
stündiger Heimweg auf die Bauerinnen. Erst die zwischen 1917 und 1920 vom
Militär gebaute Strasse von Vira über die Alpe di Neggia erschloss lndemini für
den Verkehr seit 1925 fährt ein Postbus von Locarno aus. Die Kapelle Sant’Anna
stammt aus dem 15. Jh. und enthält ein schönes spätgotisches Fresko, das der Schule
von Antonio da Tradate zugeschrieben wird. Im hinteren Teil der kleinen Kirche,
wo sich einst eine Einsiedelei befand, ist ein Schutzraum eingerichtet, der Wander-
ern bei einem der überraschenden Gewitter, die sich über dem See zusammenbrauen
können, sehr nützlich sein kann. Die Kapelle war jahrhundertelang Wallfahrtsort,
und auch heute noch wird am 26.Juli (St.Anna Tag) ein Bittgang von lndemini aus
durchgeführt. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg war die Anhöhe bei Sant’Anna
wegen der Grenznähe strategisch wichtig. Eingemeisselte Erkennungszeichen der
Wachposten am grossen Felsblock auf der Westseite der Kirche erinnern noch an
diese Zeiten. Neben der Kirche steht ein Wegweiser, der uns in südliche Richtung
nach Indemini weist. Der Weg führt nun durch Buchen- und Birkenwald leicht
abwärts. Bald gelangen wir ins Val Giona, das sich nach Süden hin öffnet und etwas
nördlich von Luino in den Lago Maggiore mündet. Wir queren ein trockenes, wald-
loses Gebiet mit Ginster- und Schneeheidebüschen. Kurz vor einer Hochspannungs-
leitung verzweigt sich der Weg 1219 m.ü.M. Wir können entweder in 30 Min. nach
lndemini absteigen oder zur Alpe di Neggia zurückkehren. Auf der andern Seite
geht es in unglaublich mediterran anmutender Landschaft und Vegetation nach
lndemini hinab, das einst als das vergessenste Dorf des Tessins galt und durch
dessen verwinkelte Gassen heute souvenirsuchende Ausflügler irren. Sie treffen
dabei immer weniger Einwohner an: Ihre Zahl sinkt so rasch wie in keiner an-
deren Schweizer Gemeinde. 1990 lebten noch 82 Menschen in Indemini, 2000
waren es nur noch 39. Beim Wandern in diesem Gebiet, vor allem bei flimmernder
Sommerhitze, kann man sich wie an der Cote d’Azur vorkommen, und das ist nicht
erstaunlich. Denn hier herrscht das so genannte insubrische Klima mit hohen
Temperaturen und grossen Regenmengen. Was uns besonders ans Mittelmeer
erinnert, ist die Vegetation dieser insubrischen Seezone. In dieser Zone finden
sich Pflanzen – wie zum Beispiel die salbeiblättrige Zistose -, die sonst nur am
Meer wachsen; insgesamt wurden über 250 südlich-mediterrane Arten gezählt.
Den Grossteil der Flora macht die alpine aus, allerdings teilweise mit bemerkens-
werten Besonderheiten: So blüht die Alpenrose schon fast am Ufer des Lago
Maggiore. Das Geheimnis dieser seltenen, in Europa fast einzigen Mischung von
südlichen und nordisch-alpinen Formen ist ein Zusammenwirken unendlicher
Feuchtigkeit und voller Insolation der italischen Sonne erkannte Klima dieser
Gegend. Die Sonne ist warm, der Winter milde genug, um den Südgewächsen
Raum und statt zu bieten, und der Boden feucht genug, um den Alpenpflanzen
die frische, quellige Stätte zu bereiten. Richtung Alpe di Neggia folgt ein kurzer
Anstieg, der in einigen Serpentinen überwunden werden muss. Wir wandern
durch einen Lärchen- Fichten- Mischwald und queren kleinere Geröllfelder. Von
der Anhöhe bei der Alpe di Neggia windet sich die Bergstrasse in einigen weit
ausholenden Kehren nach lndemini hinunter. Vereinzelt stehen einige Stein-
hauser, zum Beispiel bei Monti ldacca. Schliesslich erreichen wir wieder unseren
Ausgangspunkt, die Alpe di Neggia. Mit dem Auto fuhren wir danach zurück
nach Locarno. Im B&B “Casa Locarno” in Locarno-Monti haben wir übernachtet.
B&B “Casa Locarno”
Auf dem Balkon genossen wir einen kleinen Apéro und den Blick auf den
Lago Maggiore und den Monte Gambarogno.
In der Osteria-Grotto Broggini
Osteria-Grotto “Broggini”
genossen wir danach ein sehr gutes Nachtessen.

Rundtour auf einen der
schönsten Aussichtsgipfel
über dem Lago Maggiore

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 3 1/2 Std. 9,2 km
ca.720m Aufstieg
ca.720m Abstieg
1734m höchster Punkt
1395m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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