Bern, Wallis - Geschrieben am Montag, September 2, 2013 11:28 von Franco - 0 Kommentare

Wildstrubeltour 1 Lenk – Fluehseehütte – Tierbergsattel – Wildstrubelhütte

2.9.13

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Wildstrubeltour 1 Lenk – Fluehseehütte – Tierbergsattel – Wildstrubelhütte

Mit dem Auto sind wir bis nach Lenk und dann weiter bis ganz am Ende des Simmentals
zum Gasthaus Simmenfälle gefahren. Hier haben wir das Auto parkiert 1105 m.ü.M.
Auf der Terrasse des Gasthaus Simmenfälle haben wir uns mit einer Ovomaltine gestärkt.
Gasthaus Simmenfälle
Nach dieser Stärkung ging es endlich los. Der Wanderweg führt zuerst über offenes Gelände,
um danach in den Wald einzubiegen. Man hört sie schon auf dem Parkplatz ganz am Ende
des Simmentals rauschen, aber wenn man näherkommt, schwillt der Lärm weiter an. Kein
Wunder, denn in Lenk schäumt und tost die Simme durch einen Felseinschnitt wie ein
gewaltiger Wasserfall ins Tal. Durch die Wucht des Aufpralls der herabstürzenden
Wassermassen zerstäubt das Wasser, es entsteht weisse Gischt, und die Luft ist feucht und
frisch. Feucht und rutschig ist auch der steinige und steile Fussweg, der direkt am Ufer entlang
bergwärts verläuft. Gute Wanderschuhe, Konzentration und eine trainierte Oberschenkel-
muskulatur braucht es, um sich sicher auf den Steinen und Felsbrocken bewegen zu können,
die fast wie eine Treppe hinaufführen. Zum Verschnaufen laden kleine Plattformen mit oder
ohne Sitzbank ein, von welchen man aus sicherer Entfernung in die tobende Simme hinunter-
schauen kann. Nach einer halben Stunde Aufstieg erreichten wir die Barbarabrücke 1240 m.ü.M.
Wer ist Barbara? Eine Frau, der hier etwas Tragisches widerfahren ist? Mitnichten. Barbara
war die Ehefrau von Hoteldirektor Pierre Vernier, der vor rund hundert Jahren die Holzbrücke
gesponsert hat. Diese führt über das alte Simme-Bachbett zum Kanal, der die wilde Simme zähmt
und so das Dorf Lenk vor Überschwemmungen schützt. Blickt man aber bergwärts, donnert der
Fluss wild und ungebändigt über ein Steilbord herab und überzieht mit seiner Gischt die Brücke
mit feinem Wasserstaub. Wenn die Sonne scheint, entsteht ein weiteres Naturschauspiel: ein
Regenbogen. Überhaupt lohnt es sich, hier zu verweilen, denn wenn man auf der Brücke steht,
braucht man nicht mal eine esoterische Ader zu haben, um die Kraft, die aus dem schäumenden
Wasser kommt, zu spüren. Kraft braucht es auch für den nächsten Abschnitt der Wanderung,
denn jetzt geht es steil und kurvenreich den Wald hinauf. Ab und zu geben die Bäume den Blick
frei in die schwindelerregend tiefen Einschnitte, die die Simme in den Fels gefressen hat. Über
Stalde 1370 m.ü.M. erreichten wir den Rezliberg, eine Ebene, grüne, mit Gesteinsbrocken
gespickte Matte 1403 m.ü.M. Diese liegt am Fuss einer fast senkrecht aufsteigenden mächtigen
Kalksteinwand, die zum Wildstrubel-Gebirge gehört. «Bi de sibe Brünne» heisst es hier, und zwar
deshalb, weil sieben Quellen fächerartig aus einer mächtigen Karstquelle aus dem Fels schiessen.
Gespeist werden die Quellen mit dem Schmelzwasser des Rezligletscher. Wer nachzählt, kommt
auf mehr als sieben Quellen, aber das ist egal. Sieben ist eine magische Zahl und passt einfach
perfekt zu diesen Wassermassen, die zu Beginn noch plätschernd, dann immer wilder und
tosender ins Tal stürzen. Wie auf einer gigantischen, natürlichen Rutschbahn rasen die
Wassermassen schäumend und stiebend nach unten. Hier bei den «sibe Brünne» gibt’s
Picknickplätze zum Rasten und kleine Wasserläufe, um sich die Füsse zu kühlen. Oder man setzt
sich auf die Aussichtsterrasse des Restaurants Siebenbrunnen und gönnt sich eine Käseschnitte
oder eine Meringue mit Nidle. Hier ist auch der Ausgangspunkt für den zweistündigen Aufstieg
zum romantischen Flueseeli, allerdings muss man dafür fit, trittsicher und schwindelfrei sein.
Beim Restaurant Siebenbrunnen legten wir wieder eine kleine Pause ein. Ein paar Meter nach
dem Restaurant erreichten wir die Weggabelung. Geradeaus geht es zu den sieben Brunnen.
Die haben wir ausgelassen, da wir diese schon besucht haben. Hier sind wir links abgebogen
Richtung Flueseeli. Hier beginnt nun der Einstieg in die Steilflanke des Flueschafbergs.
Vergeblich sucht das Auge die Wand nach einem Durchschlupf ab – und doch haben die
Wegebauer einen Durchstieg ermöglicht, der allerdings Trittsicherheit und Schwindelfreiheit
erfordert. (Vorsicht beim Abstieg, besonders bei Nässe). Der Bergweg zieht sich zuerst in
Serpentinen gegen einen undurchdringlich scheinenden Felsriegel empor. Geschickt nutzt der
Pfad eine Abfolge von Bändern und Hangterrassen, um sich über den Riegel hinaufzuwinden.
Immer mehr schraubt sich der Bergweg in die Höhe. Bei Punkt 1683 m.ü.M. erreichten wir eine
kurze Felspassage die gesichert ist. Auf dem teilweise ausgesetzten und extrem steilen Gelände
ging es immer höher hinauf. Der Tiefblick vom jähen Flueschafberg in den grünen Boden des
Rezliberges einfach genial. Mit Hilfe einer gesunden Portion Selbstvertrauen überwanden wir
bald die hohe Steilstufe und wir erreichten die grüne Terrasse vor dem Flueseeli. In einer kleinen
Senke das wir kurz danach erreichten liegt das verträumte Flueseeli, umgeben vom herben Zauber
der Hochgebirgswelt. Das Flueseeli ist ein Kleinod: so unvermutet wie ein blauer Enzian mitten in
einer trostlosen Steinwüste. In einer Senke zwischen zwei Felswänden liegt dieser türkisfarbene
See; grüne Wiesen rund um die eine, graue Geröllhalden um die andere Hälfte. Bei der Wegga-
belung vor dem Flueseeli, bogen wir links ab und besuchten die kleine Flueseehütte.
Flueseehütte
Zurück zur Weggabelung ging es auf dem Bergwanderweg geradeaus weiter, bis zur Abzweigung
zum Flueseehöri 2073 m.ü.M. Hier bogen wir rechts ab, und liefen zum Flueseehöri hinauf. Dieser
kleine Abstecher ist fakultativ, aber sehr lohnenswert. Nach ein paar Minuten hatten wir den
Flueseehöri 2138 m.ü.M. erreicht. Vom Flueseehöri geniesst man einen wunderbaren Tiefblick auf
den weiten Talboden von Lenk, darüber im Norden Spillgertengruppe und Albristhorn. Im Süden
wird der Blick gefesselt von Wildstrubel, Gletscherhorn, Weisshorn und Laufbodenhorn. Hier auf
dem vorspringenden Flueseehöri, legten wir die Mittagspause ein. Lange hätten wir noch träumend
in der wärmenden Sonne liegen können. Über die Hangkante rechts vom Flueseeli verliessen wir
diese idyllische Mulde. Auf recht gerölligem Weg steigt man nun aufwärts Richtung Rezligletscher-
seeli, bis zur Verzweigung auf 2252 m.ü.M. Hier könnte man über den einfachsten Weg auf den
Wildstrubel. Wir jedoch bogen rechts ab und erreichten über einen kurzen Gegenanstieg das Gebiet
des Rezligletscherseeli 2265 m.ü.M. Zwei solide Brücken helfen über die beiden Bächen vom Rezli-
gletscher. Das Rauschen der Gletscherbäche ist ohrenbetäubend. Eine Unterhaltung ist fast nicht
möglich. Wir gelangen nicht ganz zum Rezligletscherseeli, sondern umrunden eine Felskuppe
nördlich davon und wandern westwärts entlang von Höckern und durch Einschnitte zu einer
Schwemmebene 2326 m.ü.M. Wir hatten das wildromantische Tierberg, einem Hochtal zwischen
Laufboden- und Gletscherhorn erreicht. Das mancher Bergwinkel nur recht schwierig zu erreichen
sind, sich über steilen Felsbarrieren oder hinter wilden Schluchten verbergen, liegt in der Natur der
alpinen Geographie. Ein gutes Beispiel ist der Tierberg, eine vom Gletschereis gezeichnete Mulde
unter dem Wildstrubel, so wild wie abgelegen, mit schroffen Felsen rundum. Die sind aus den
unterschiedlichsten Gesteinen aufgebaut, was den Reiz der hochalpinen Szenerie zusätzlich erhöht.
Über grasig-gerölligen Osthänge des Hochtals von Tierberg wanderten wir Richtung Tierbergsattel
hinauf. Die Markierungen leiten zwischen vom Gletschereis rund geschliffenen Felsbuckeln in
leichtem Auf und Ab zum Tierbergsattel 2654 m.ü.M. hinauf. Das letzte Stück ist dann steil und
Schuttreich. Von der Scharte des Tierbergsattels bietet sich ein packender Ausblick, auf das
vergletscherte Wildhorn. Wir sehen die Hochebene des Rawilpasses. Dort sind wir schon durch-
gelaufen, als wir die Wildhorntour unternommen haben. In entgegengesetzter Richtung dominiert
der riesige Wildstrubel die Szenerie. Gut einzusehen ist auch der Weiterweg den wir kurz danach
unter die Füsse nahmen. Wie oft in den Bergen, spielt sich vieles im Kopf ab. Wie auch hier. Wir
wussten, dass der Weg nun zuerst lange abwärts führt um danach wieder steil anzusteigen. Auf
der Westseite vom Tierbergsattel fällt der Weg durch eine Karmulde zu den Rawilseeleni ab. Bei
den seichten Rawilseeleni erreichten wir die Weggabelung bei Punkt 2490 m.ü.M. Hier bogen wir
zwischen diesen drei Seen in den Hüttenweg ein. Der Gegenanstieg zu den Wildstrubelhütten bei
Punkt 2552 m.ü.M., der mehr oder weniger entlang der Kantonsgrenze zwischen Bern und Wallis
verläuft, fordert Beinmuskulatur, Herz und Lunge nochmals so richtig heraus. Über einen
Geröllhang an den Fuss eines Felsgrates und auf dessen Südseite in östlicher Richtung ging es auf
das Felsplateau mit den beiden Wildstrubelhütten 2789 m.ü.M. Erst unmittelbar vor der Ankunft
tauchen auf einem Felsvorsprung, dem Weisshorn und Rohrbachstein vorgelagert, inmitten einer
eindrücklichen Steinwüste die beiden Hütten auf.
SAC Wildstrubelhütte
Die höchstgelegene Clubhütte im westlichen Berner Oberland steht in einer grossartigen Gebirgs-
landschaft, mit einer einmaligen Aussicht über das Simmental und Saanenland. Übernachten wi
in einer Berghütte, läuft bei uns immer das gleiche eingespielte Ritual ab. Wir beziehen sofort unser
Matratzenlager. Meine Maus macht sich frisch und ich packe die Kleider und sonstiges aus dem
Rucksack. Unser Schlaflager wird für die Nacht vorbereitet. Danach mache ich mich auch frisch.
Nach diesem Prozedere geniessen wir jeweils die Hüttenumgebung, die Aussicht oder wie heute der
unvergessliche Sonnenuntergang. Während dem Nachtessen und danach folgten interessante
Gespräche es wurde ein lustiger und kurzweiliger Abend. Lange blieben wir aber nicht auf.
Morgen haben wir eine lange Etappe vor uns.

Die Tour rund um den Wildstrubel
ist eine alpinistische Herausforderung
und ein unvergessliches Bergerlebnis.
Für trittsichere, selbstständige
Bergwanderer. Zwischen Flue- und
Rawilseeleni ist der Weg markiert,
aber nur teilweise im Gelände sichtbar,
bei Nebel schwierige Orientierung.
Lange und anstrengende Tour,
eine gute Kondition ist unerlässlich.
Grandios die Kulisse, vielfach schmal
aber stets gut markiert die Wege.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 5 1/4 Std. 12 km
ca.2030m Aufstieg
ca.335m Abstieg
2791m höchster Punkt
1105m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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