Graubünden - Geschrieben am Sonntag, September 9, 2018 10:47 von Franco - 0 Kommentare

Bergtour Pontresina – Piz Languard – Steinbockweg – Chamanna Segantini – Pontresina

9.9.18

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergtour Pontresina – Piz Languard – Steinbockweg – Chamanna Segantini – Pontresina

Gut haben wir im Hotel Engiadina in Zuoz geschlafen. Nach einem reichhaltigen
Frühstück, verlassen wir das Hotel und nehmen die heutige Wanderung in Angriff.
Hotel Engiadina
Mit dem Auto sind wir nach Pontresina 1805 m.ü.M. gefahren.
Wir laufen durch das Dorf und zur Talstation der Sesselbahn.
Mountains
Mit dem Sessellift schweben wir hinauf zur Alp Languard 2327 m.ü.M.
Alp Languard
Das erste Ziel der Wanderung ist der Piz Languard. Der Piz Languard offeriert näm-
lich eine Rundsicht der Superlative – nicht nur ins Engadin und ins Berninagebiet,
sondern auch in die Bergwelten ennet der Grenze zu Italien. Von der Bergstation
folgen wir der Ausschilderung Richtung Piz Languard. Auf dem bequemen Wander-
weg erreichen wir die Weggabelung bei 2327 m.ü.M. die wir geradeaus wandernd
nicht beachten. Nach wenigen Minuten bleiben wir bei der nächsten Weggabelung
2366 m.ü.M. auf dem oberen Weg. Der weiterhin einfache Wanderweg steigt zu-
nächst weiter gemächlich in nordöstlicher Richtung, und quert die ziemlich steile
Südwestflanke, die zum Val Languard hinunterzieht. Der Gipfel des Piz Languard ist
schon von hier sichtbar und wir kommen ihm nur langsam näher. Dafür weitet sich
die Rundsicht auf Bernina, Oberengadin und Albulaberge, schon jetzt zu einem
Freudenfest für die Augen. Der Weg zieht sich nun kräftig ansteigend am linken
Hang des Val Languard entlang durch die Wiesen. Fast das ganze lang gezogene Tal,
das von den Gipfeln Piz Albris, Piz Languard und Piz Muragl eingefasst wird, steht
unter Naturschutz. Hier lebt die grösste Steinbock-Kolonie der Schweiz. Die Tiere
wurden ursprünglich im Gebiet des Schweizerischen Nationalparks ausgesetzt, wan-
derten dann jedoch ins Oberengadin. Wir haben während unserer Wanderung kein
einziges Tier gesehen. Entweder war das Wetter zu schön und die Tiere fanden wei-
ter oben immer noch genug Gras, oder es war wegen der Jagdsaison. Als wir ein
paar Tage später eine Wanderung über die Fuorcla Muragl gemacht haben, sahen
wir aber die Steinböcke. Je höher wir steigen, desto besser ist hinter dem gegenüber-
liegenden Rücken die gesamte Bernina-Gruppe zu sehen: links der Piz Palü mit
seinen drei Pfeilern, daneben die Bellavista, der Piz Bernina mit dem Biancograt
und schliesslich der Buckel des Piz Morteratsch. Wir erreichen eine Weggabelung
2587 m.ü.M., an dem es geradeaus zur Chamanna Paradis und zum Lej Languard
geht. Wir steigen links weiter aufwärts Richtung Piz Languard. Nach einer Steilstufe
mit einigen Kehren, erreichen wir den weiten Plaun da l’Esen, und gleichzeitig den
links abzweigenden Steinbockweg 2732 m.ü.M.
Dieser Ort “Eselsboden” verdankt seinen Namen den Zeiten, als sich die Touristen
noch mit Esel, Maultier oder Pferd möglichst weit hinauf in die Berge tragen liessen.
Am Plaun da l’Esen hatten diese Transportmittel ihre Endstation.
Wir laufen weiter geradeaus über den nun steiler gewordene Wanderweg, und errei-
chen nach einer weiteren Querung die nächste Weggabelung 2882 m.ü.M. Wir hal-
ten uns links und folgen weiterhin dem Weg Richtung Piz Languard. Die Vegetation
wird immer spärlicher, Polsterpflanzen wie z.B. der Alpen-Leinkraut, bestimmen das
Bild. Bei der nächsten Weggabelung 2926 m.ü.M. erreichen wir den Gipfelaufbau
und gleichzeitig der eigentliche Anstieg zum Gipfel, der sich an der Südwestflanke
des Berges steil durch feinen Schutt nach oben windet. Der Bergpfad sieht von hier
doch recht steil aus, und man könnte meinen, dass es nun ans Eingemachte geht,
aber der Pfad nützt geschickt die natürlichen Stufen aus und ist auch bei den kleine-
ren Felsabbrüche an keiner Stelle wirklich ausgesetzt. Schon bald nimmt die Steil-
heit wieder ab. Über ein grosses Blickfeld gelangen wir über diesen unschwierigen
Bergweg zur Chamanna Georgy 3202 m.ü.M. mit ihrer grandiosen Aussichtsterrasse.
Chamanna Georgy
Von hier ist es zum Gipfel nur noch ein Katzensprung, der es aber in sich hat. Von
der Hütte führt der Bergpfad zunächst links steil durch die Felsen. Der Gipfelauf-
bau ist schwieriger und erfordert trotz der Sicherungen an den ausgesetzten Stellen
Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Ein kurzer Anstieg über Blockwerk, hier neh-
men wir die Hände aus der Hosentasche, die Seilsicherungen geben einem wenn
nötig die gewünschte Sicherheit. Die letzten Höhenmeter sind danach wieder un-
schwierig und wir erreichen mit einer atemberaubender Aussicht den 3263 m.ü.M.
hohen Gipfel des Piz Languard.
Rundum hat der Piz Languard keine ernsthafte Konkurrenz. Er ist ein hoher Dreitau-
sender und überragt seine Nachbarschaft deutlich. Dadurch ist er einer der grossar-
tigsten und meistbesuchten Aussichtspunkten im Oberengadin – mit einer umfassen-
den Gipfelschau, die ihresgleichen sucht! Der Aufstieg zu diesem formschönen Gipfel,
der von vielen benachbarten gut gesehen werden kann, ist nicht übermässig lang, im
letzten Teil aber anspruchsvoll.
Von hier oben bietet sich in alle Himmelsrichtungen eine fantastische Aussicht, die
der Berg seiner isolierten Lage und Höhe verdankt. Im Norden erstreckt sich direkt
unterhalb das langgezogene Val Prüna, von dem die Fuorcla Muragl hinüber ins Val
Muragl führt. Die Wanderung über die Fuorcla Muragl haben wir zu einem späteren
Zeitpunkt durchgeführt. Im Norden sieht man in der Ferne die Silvretta, mit dem Piz
Linard. Den Piz Linard haben wir von der Nähe betrachtet, als wir auf die Fuorcla da
Glims gewandert sind. Im Nordosten sehen wir die Schneehaube des Ortlers aufragen.
Ihn haben wir von der Nähe betrachten können, als wir den Piz Umbrail bestiegen
hatten. Im Südosten leuchtet im Frühsommer türkis zwischen den Altschneefeldern
der Lej da Prüna, hinter dem es hinab ins Val dal Fain geht. Der Blick reicht bis zum
Lago Bianco mit dem Piz Campasc den wir bestiegen haben. Im Süden hat man den
Blick in die Bernina-Gruppe. Sofort kommen uns die Wanderungen zur Chamanna da
Boval, oder auf den Munt Pers in den Sinn. Die Wanderung zur Chamanna Tschierva
oder Chamanna Coaz werden auch wieder wach. Im Osten sieht man St.Moritz mit
dem halbmondförmigen Lei da San Murezzan. Wir erkennen den Piz Julier und Nair.
Hier kommt uns die Wanderung zur Chamanna Jenatsch in den Sinn.
Der Abstieg folgt dem Anstiegsweg. Er erfordert im ersten Teil bis zur Chamanna
Georgy Vorsicht. Bei der Georgy Hütte hat man eine traumhafte Aussicht auf die
Bernina-Gruppe. Aufgereiht wie eine Perlenschnur glitzern die Eisgiganten in der
Sonne. Piz Cambrena, Piz Palü, Bellavista, Piz Bernina mit dem Biancograt. Nicht
zu vergessen Piz Morteratsch und Piz Roseg.
Der weitere Abstieg führt uns auf der gleichen Route wieder zurück zum Plaun da
l’Esen, 2732 m.ü.M. wo der Steinbockweg abzweigt. Nach dieser traumhaften Berg-
tour erscheint uns der berühmte Wanderweg (Steinbockweg) von der Alp Languard
bis zur Chamanna Segantini als Dessert, als Zugabe – vor allem dann wenn man die
Mühe nicht scheut und zur Chamanna Segantini aufsteigt.
Wir biegen rechts ab und folgen diesen Panoramaweg in leichtem Auf und Ab am
Hang des Costa dals Süts entlang, anfangs noch durch Wiesen, dann grösstenteils
über Blockwerk. Immer wieder blicken wir zurück und Staunen ungläubig das wir
diesen Berg, der Piz Languard bestiegen haben. Der Bergpfad der sich an die Flanke
des Piz Clüx und Piz Muragl schmiegt, führt uns vorbei an Punkt 2789 m.ü.M. an
den Fuss des Muot da Barba Peider. Hinter einer Kurve zeigt sich geradeaus, am
Hang zum ersten Mal die Segantini Hütte als nächstes Etappenziel. Unter dem mar-
kanten Doppelgipfel Las Sours “die Schwestern”, durchqueren wir das abschüssige
Gebiet am Fusse des Las Sours, und erreichen schliesslich den Abzweig 2662 m.ü.M.
eines schmalen Weges, der hinunter zur Alp Languard führt. Wir folgen weiter dem
Steinbockweg wo nun einige fest verankerte Drahtseile für Sicherheit sorgen. Da
diverse Stellen sehr ausgesetzt sind, sollte man schwindelfrei sein. Der Wanderweg
führt uns nun zwischen Lawinenverbauungen hindurch die zum Schutz von Pon-
tresina erstellt wurden. Am Fuss des Munt da la Bês-cha erreichen wir wieder eine
Weggabelung 2662 m.ü.M. und zugleich das Ende dieses Panoramaweges. Wir
wenden uns nach rechts, um zur Chamanna Segantini zu gelangen.
Diesen Abstecher sollte man sich auf jeden Fall als “Dessert” gönnen, denn von der
Hütte aus bietet sich noch einmal ein phantastischer Ausblick.
Problemlos erreichen wir die kleine Berghütte 2732 m.ü.M. und wir verstehen sofort,
warum Segantini ausgerechnet hier malte.
Das Panorama ist einmalig, vom St.Moritzersee zum langen Einschnitt des Rosegtals,
das von hier in seiner ganzen Länge zu überschauen ist, und zum Tal des Morteratsch
mit dem Piz Bernina und dem Biancograt. Unschwer kann man auch alle anderen
Gipfel erkennen, Piz Palü, Bellavista, Piz Roseg, Morteratsch, Piz Julier und Piz Nair.
Diese Berge wollte Segantini sehen, bevor er starb
Auf dem Rücken des Munt da la Bês-cha (Schafberg) steht die Chamanna Segantini,
die an den berühmtesten Maler des Engadins erinnert. Den Blick von hier ins Val
Roseg und auf die Engadiner Seenplatte hat Giovanni Segantini (1858 – 1899) im
mittleren Bild seines berühmten “Alpentriptychons” “Werden-Sein-Vergehen” ver-
ewigt. Bei der Arbeit an diesem Werk, das sein letztes werden sollte, lebte Segantini
in der winzigen Hütte, die heute seinen Namen trägt. Hier zog er sich die Bauchfell-
entzündung zu, die zu seinem Tod auf dem Berg führte.
Wir verweilen und betrachten. Er liebte diese Berge so sehr, dass er, als er in
schwerer Krankheit auf dem Schafberg sich dem Tod nahe fühlte, seinen Arzt
bat, hinausgetragen zu werden, um noch einmal seine Berge zu sehen.
Segantini ruht mit seiner Lebensgefährtin auf dem kleinen Friedhof von Maloja,
das wir besucht haben.
Giovanni Segantini, 1858 in Arco di Trento geboren, lebte in der Brianza. Mit Luigia
Bugatti, auch Bice genannt, die im vier Kinder schenkte und mit der er sein ganzes
Leben verbrachte, zog er 1886 nach Graubünden, nach Savognin und später nach
Maloja. Er galt als Meister der Hochgebirgslandschaft. Mitte September 1899 stieg
Segantini mit Barbara Uffer und seinem Sohn Mario auf den Schafberg, um an dem
schon fast fertiggestellten “Sein” zu arbeiten. Während des Sommers hatte er an
“Werden” und “Vergehen” gearbeitet. Das grosse Triptychon der Natur sollte für die
Weltausstellung in Paris fertig sein. Schon bald nach seiner Ankunft erkrankte er an
Bauchschmerzen, Müdigkeit und Bewusstseinstrübungen, Segantini arbeitete jedoch
unermüdlich weiter. Baba eilte hinab nach St. Moritz zu Oskar Bernhard, einem Arzt
und Freund des Malers. Zusammen mit Segantinis Lebensgefährtin Bice, die aus
Mailand herbeigeeilt war, stieg er auf den Berg, jedoch war eine Hilfe für den Kranken
unmöglich. Giovanni Segantini starb am 28. September 1899 im Alter von 41 Jahren
in der später nach ihm benannten Hütte auf dem Schafberg, an einem Donnerstag,
vierzig Minuten vor Mitternacht. Anwesend waren sein Sohn Mario, Dr. Oskar Bern-
hard und Bice. In Vorahnung seines kommenden Endes, aber auch in Vorausahnung
seiner Anerkennung sagte er noch zu seiner niedergeschlagenen Frau: „Ich habe da
unten eine grosse Menschenmenge gesehen, diese Menschen waren so klein, und ich,
ich war so gross. Seine letzten Worte sollen gewesen sein: „Voglio vedere le mie
montagne.“ (Ich will meine Berge sehen.) – ein letztes Bekenntnis zu seinen geliebten
Bergen. Nach seinem Tod kam sein junger Freund Giovanni Giacometti ans Toten-
bett und malte den verehrten Künstler.
Wir trinken Kaffee, essen eine Bündner Nusstorte, und geniessen diese atemberau-
bende Aussicht. So etwas schönes sieht man selten. Über unsere Köpfe kreisen Segel-
flieger. Diese starten vom Flugplatz Samedan, suchen die Thermik beim Muottas
Muragl um dann den Überflug ins Val Roseg und gegen den Piz Bernina zu wagen.
Wir müssen nicht fliegen, wir fühlen uns schon so wie Adler. 900 m weiter unten liegt
Pontresina.
Für den Rückweg wählen wir zunächst bis zur Weggabelung 2662 m.ü.M. den gleichen
Weg wie beim Anstieg. Am Abzweig des Steinbockwegs halten wir uns rechts und stei-
gen steil Richtung Pontresina ab, das nun immer in unserem Blickfeld bleibt. Zunächst
geht es durch Geröll zwischen Lawinenverbauungen hindurch, dann kommen wir in
den Bereich der Legföhren, die später von einzelnen stehenden Arven abgelöst werden.
Am unteren Schafberg 2231 m.ü.M. treffen wir auf den Weg zur Alp Languard den wir
nun einschlagen. Man könnte natürlich auf direktem Weg hinunter nach Pontresina
absteigen. Wie eingeplant biegen wir aber links ab, und wandern über einen wunder-
schönen Höhenweg auf fast gleichbleibender Höhe zur Alp Languard. Bei der Wegga-
belung 2280 m.ü.M. behalten wir die Höhe und wandern nun leicht ansteigend gera-
deaus, bis wir die Alp Languard 2327 m.ü.M. erreichen. Da es hier oben so traumhaft
schön ist, legen wir wieder eine Kaffeepause ein, bevor wir mit der Sesselbahn nach
Pontresina hinunter schweben.

Panoramawanderung in alpiner
Umgebung. Einfache Bergtour
auf einen super Aussichtberg.
Stets gute Wege und Steige, die
am Gipfelaufbau aber Trittsicher-
heit und Schwindelfreiheit ver-
langen. Keinesfalls bei Neu-
schnee, oder Regen, dann kann
der Schlussanstieg auf den Piz
Languard gefährlich werden.
Besonders bei frühem Aufbruch
sind unterwegs fast garantiert
Steinböcke zu sehen – sogar in
der unmittelbaren Umgebung
der Chamanna Georgy.
Höhepunkt der Wanderung ist
die Aussicht vom Piz Languard,
einem einfachen Dreitausender.
Fast bis zum Gipfel unschwie-
riger Bergweg.
Lange Tagestour mit anstren-
gendem An- und steilem Ab-
stieg, an einigen Stellen im
Gipfelbereich des Piz Languard
und auf dem Steinbockweg
etwas ausgesetzt, Trittsicherheit
erforderlich.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 5 1/2 Std. 18,5 km
ca.1330m Aufstieg
ca.1330m Abstieg
3263m höchster Punkt
2243m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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