Wallis - Geschrieben am Donnerstag, August 16, 2018 11:35 von Franco - 0 Kommentare

Bergtour Binn – Eggerhorn – Binn

16.8.18

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergtour Binn – Eggerhorn – Binn

Gut haben wir im Hotel Tenne in Gluringen geschlafen. Nach einem reichhaltigen
Frühstück, verlassen wir das Hotel und nehmen die heutige Wanderung in Angriff.
Hotel Tenne
Mit dem Auto sind wir über das Oberwallis nach Ernen,
und danach weiter ins Binntal gefahren.
Das Binntal versteckt sich gut vor dem Rest der Welt. Man kann zehnmal mit der
Bahn oder mit dem Auto durchs Goms fahren, ohne seine Existenz auch nur zu
vermuten.
Über die Kurvenreiche Strasse erreichen wir den Tunnel der
das Binntal mit dem restlichen Wallis verbindet.
Wer in alten Zeiten von Grengiols, wo sich die schäumende Binna in die Rhone
ergiesst, ins Tal steigen wollte, kam nicht darum herum, den gefährlichen Pfad
durch die Twingi, die enge, dunkle Schlucht am Taleingang, unter die Füsse zu
nehmen. Der Anblick dieser eindrucksvollen Schlucht, in welche auf langen
Strecken kein Sonnenstrahl durchzudringen vermag, ist von recht wilder und
eigenartiger Schönheit. Man begreift den mit Aberglauben vermischten Schrecken
der alten Talbewohner, welche die Twingi nur zu passieren wagten, nachdem sie
die in einem alten Tannenstamm eingelassene Madonna um Schutz und Beistand
angefleht hatten.
Wir können die Wanderung durch die Twingischlucht nur empfehlen. Wir
staunten immer wieder als wir durch die Schlucht gewandert sind, wie man
früher diesen Weg durch diese enge Schlucht bauen konnte.
Um der Abgeschiedenheit und Abgeschlossenheit im Winter ein Ende zu bereiten,
hat sich die Gemeinde 1962 entschlossen, einen Tunnel zu bauen, welcher dann
1964/65 fahrbereit war und Binn so auch ganzjährig erreichbar wurde. Diese
Investition hat sich sicher gelohnt, trotz den hohen Kosten, welche die Gemeinde
übernehmen musste. Wenn dieser Schritt damals nicht gewagt worden wäre,
müsste Binn nicht erst heute um das Überleben kämpfen, dann hätte die
Abwanderung schon in den sechziger Jahren verstärkt eingesetzt.
Lang ist der Tunnel, der den Oberwalliser Weiler Binn mit der Aussenwelt
verbindet. Lang und eng. Und ebenso eng scheint das Tal zu sein, das sich
weiter nach Osten hinzieht bis zum Fäld und sich dann in zwei Arme
teilt: in das Tal der Binna und in jenes der Mässer Binna. Beide führen
zu Pässen, die noch bis in die heutigen Tage von Wanderer und Strahler
begangen werden.
Schon von weitem ist die vierhundert Jahre alte Steinbrücke und die Antonius-
kapelle zu sehen als wir Binn 1400 m.ü.M. erreichen. Auch das Ofenhorn, eines
der ältesten Gommer Hotels, ist im Ensemble der dunklen Holzhäuser nicht zu
übersehen.
Beim grossen Parkplatz direkt an der Binna parkieren wir das Auto und laufen
ein kurzes Stück zurück zum Ortskern von Binn, unter den Einheimischen auch
Schmidigehischere genannt. Mit Blick auf die Antoniuskapelle überqueren wir
über die vierhundert Jahre alte Steinbogenbrücke die Binna.
Spätestens auf dem Dorfplatz wird uns bewusst, dass das Tal vor allem für seine
Kristalle und seinen Mineralienreichtum berühmt ist. Das Binntal war schon
sehr früh bekannt geworden durch die Strahlerei (Mineraliensuche), sind doch
sehr viele Erstfunde im Binntal gemacht und auch publiziert worden. Die be-
rühmte Grube von Lengenbach wurde um 1730 von Engländern gegraben, um
das Pyrit – ein schwefelhaltiges Eisenerz, im Volksmund Katzengold genannt -
zu erkunden. Die Forscher mussten das Binntal jedoch bald fluchtartig verlassen,
weil sie als Nicht-Katholiken den Einheimischen nicht geheuer waren. Zu Beginn
des 19. Jahrhundert gab es dann aber kein Halten mehr: Aus der ganzen Welt
reisten Strahler ins Binntal und entdeckten über 100 Arten von Mineralien,
darunter einige von Weltexklusivität.
Wir durchqueren das schöne Dorf, bis wir oberhalb des Hotels Ofenhorn links
abbiegen. Auf einen schmalen Wanderpfad überqueren wir die Wiese von
Waldachere und wandern bergauf.
Der Aufstieg von Binn auf das Eggerhorn bietet ein ganzes Spektrum von
Vegetationszonen und Landschaftsbildern.
Nach einem letzten Blick auf das gut erhaltene Walserdorf Binn mit seinen
sonnenverbrannte Holzhäusern, treten wir in einen alten Lärchenwald ein,
der seit Jahrhunderten das Dorf vor Lawinen schützt.
Bereits vor zirka 2400 Jahren begann sich das Binntal zu bevölkern, dies
bezeugen viele Gräberfunde, welche zum Teil auch im Museum ausgestellt
sind. Früh wurde die sehr günstige Verbindungsachse Oberwallis-Binntal -
Italien erkannt. Die Binner verfügten, dass kein Talgut an Auswärtige ver-
kauft oder verpfändet werden durfte. Der Kampf der Binner galt aber nicht
nur der Erreichung grösstmöglicher Unabhängigkeit, sondern auch den
Naturgewalten. Immer wieder wurde fruchtbares Land, aber auch Heimstätten
und Ställe von Lawinen (1888,1932,1951 und 1999) und Überschwemmungen
(1834) heimgesucht. Dies war schon immer so, soweit es aus den Chroniken
ersichtlich ist, bis zur heutigen Zeit. Die Geschichte des Binntales zeigt die
harten Lebensbedingungen einer kleinen Zahl Menschen auf, die seit eh und je
in der Abgeschiedenheit einer rauen Bergwelt um Freiheit und Existenz rang.
Im Wald von Täl stossen wir auf eine Forstrasse, die bis zu den Lawinenverbau-
ungen unter dem Kamm ansteigt. Wie geplant bleiben wir auf dem Wanderweg
der einen direkteren Verlauf nimmt, und die weiten Schleifen der Forststrasse
abkürzt.
1964 hat sich die Gemeinde entschlossen, einen Teil ihres Gebietes unter
Naturschutz zu stellen. Warum wohl haben sich die Binner zu diesem Schritt
entschlossen? Sicher waren es die schlechten Beispiele von andern Orten, ein
überbordender Tourismus und eine Verödung und Vergandung von Tälern
durch die totale Ausnutzung der Wasserkräfte. Dank diesem nicht alltäglichen
Entscheid präsentiert sich das Binntal heute so wie es nun ist, als eine einiger-
massen noch intakte Landschaft, Strom und Telefon verkabelt, keine Seilbahnen
etc., jährlich von vielen Touristen besucht und bewundert. Der Wintertourismus
hat hier noch nicht Einzug gehalten. In den wunderschönen Dörfern, sind keine
Zweitwohnsitze aus dem Boden geschossen wie in einigen anderen Walliser
Bergorten. Das Binntal ist heute so beliebt wie ehedem. Weil es eben anders ist.
Landschaftspark Binntal
Im Wald vollzieht der Wanderweg etliche weit ausholende Serpentinen und
kreuzt dabei mehrfach die Forststrasse. Durch einen herrlichen Lärchenbestand
führt uns der markierte gemächlich ansteigende Waldweg fast endlos aufwärts.
Wir gelangen zur Weggabelung auf der Alp Meili 2020 m.ü.M. unter dem Gras-
rücken von Burstini. Rechts zweigt der Sännewäg ab, der nach Fäld führt. Wir
biegen halblinks ab und wandern nun ein kurzes Stück auf der Forststrasse und
über lichter werdende Lärchenhänge. Bei der nächsten Strassenkehre verlassen
wir rechtshaltend die Forststrasse. Über einen Wiesenhang steuern wir den Sattel
oder Sattulti wie die Einheimischen sagen an. Wir erreichen den Grassattel von
Sattulti 2130 m.ü.M. und gleichzeitig eine weitere Verzweigung. Hier öffnet sich
ein erster grandioser Blick über die Rhonetalfurche auf die Berner Hochalpen
mit dem Finsteraarhorn. Rechts abbiegend durchqueren wir nun die Südflanke
des Eggerhorns und erreichen Punkt 2220 m.ü.M. Der Gipfelweg steigt nun in
weiten Schleifen weiter an der Südflanke des Eggerhorns an. Der letzte steile
Aufschwung zum Gipfel kostet nochmals ein paar Schweisstropfen, doch mit
jedem Schritt wird die Aussicht umfassender. Unter dem Gipfel quert man flach
hinüber in die weite Wiesensenke der Schafgale 2460 m.ü.M. Hier am Wegweiser
biegen wir links ab, und gelangen über den Ostrücken zum Eggerhorn 2503 m.ü.M.
Hier ist die Aussicht nun total. Ein Blick auf die GPS-Karte zeigt, dass das Egger-
horn zwei Gipfel besitzt, nämlich einen “offiziellen” mit Gipfelkreuz, Gipfelbuch
und Wegweiser ganz im Nordwesten, und einen “richtigen” der mit 2503 m genau
7,6 Meter höher ist als der “offizielle”. Pfadlos geht es nun durch das kupierte
Plateau zum “offiziellen” Gipfel mit Gipfelkreuz, Gipfelbuch und Wegweiser.
Wir erreichen der beste Aussichtspunkt mit Panoramatafel am Eggerhorn 2492 m.
Die Schau verdient sämtliche Sternchen und kann als ein der eindrucksvollsten
im Oberwallis gerühmt werden. Eine ganze Reihe von Walliser Eisriesen sind zu
bestaunen. Im Südwesten grüssen die stolze Mischabel und daneben die Leone-
Gruppe, während sich auf der anderen Seite des Rhonetals die Ketten der Berner
Alpen mit Bietschhorn, Nesthorn und Aletschhorn, Wannenhörner und Finster-
aarhorn offenbaren, gegen Osten sogar noch die Urner Alpen mit dem prägnanten
Galenstock. Die weitreichende Gipfelrundsicht auf die meisten Viertausender
der Berner Alpen, ist etwas vom schönsten das wir je erlebt haben. Was für eine
fantastische und einmalige Aussicht von diesem Berg. Die Aussicht auf das
untere Goms und den Kranz der Oberwalliser Drei- und Viertausender ist
zweifellos prächtig. Wir sind schlicht überwältigt. Nicht zu vergessen das stille
Rappetal das und zu Füssen liegt.
Hier oben legen wir unsere verdiente Mittagspause ein. Nach der wunderschönen
Rast nehmen wir den Abstieg unter die Füsse der auf demselben Weg erfolgt wie
der Aufstieg. Während dem Abstieg haben wir nun dauernd das Binntal vo
unseren Augen.
Das Binntal ist kein dramatisch-hochalpines, spektakuläres Alpental, aber mit
seiner harmonischen Mischung aus Kulturlandschaft und unverbrauchter
Natur wächst es jedem Besucher und jeder Besucherin sofort ans Herz. Ohne
vom Scheppern von Luftseilbahnen und dem Rauschen einer Durchgangsstrasse
gestört zu werden, kann man hier in aller Ruhe ein stilles Bergtal geniessen, und
man fühlt sich leicht in eine beschaulichere, langsamere Zeit zurückversetzt.
In Binn wieder angekommen geniessen wir einen Kaffee im Hotel Ofenhorn.
Hotel Ofenhorn
Wir überqueren danach die Binna und erreichen nach ein paar Schritten den
Parkplatz wo unser Auto auf uns wartet. Auf der Heimfahrt legen wir in Ernen
einen kurzen Halt ein, und besuchen die Kirche von Ernen. Die Pfarrkirche von
Ernen ist dem heiligen Georg geweiht. Das heutige Bauwerk Endstand zwischen
1510 und 1518. Es gab allerdings einen Vorgängerbau, der ins 11. Jahrhundert
zurückverfolgt werden kann. Die Kirche ist denkmalgeschützt, und wunderschön,
vorallem der Hochaltar ist sehenswert. Wir fahren weiter und erreichen kurz
danach das Hotel Tenne in Gluringen.
Hotel Tenne
In diesem Hotel haben wir danach diverse Nächte übernachtet.
Empfehlenswertes Hotel, schöne Zimmer, für unsere folgenden
Wanderungen sehr gut gelegen.
Im Grillrestaurant Baschi haben wir danach sehr gut zu Nacht gegessen.
Grillrestaurant Baschi
Das Raclette war hervorragend und das Ambiente auch.

Weitgehend gute Bergwege.
Ein einfacher, problemloser
Aussichtsberg, der aber einige
Schweisstropfen kostet.
Gut markierter Wanderweg,
ohne technische Schwierigkeiten.
Einfache Gipfeltour auf
guten, angelegten Pfaden.
Weitreichende Gipfelrundsicht
auf die meisen Viertausender
der Berner Alpen, dazu
interessante, viel weniger
bekannte Blicke auf die
Leone-Gruppe im Ostteil
der Walliser Alpen.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 4 1/2 Std. 13 km
ca.1130m Aufstieg
ca.1130m Abstieg
2491m höchster Punkt
1400m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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