Wallis - Geschrieben am Montag, Juli 17, 2017 12:21 von Franco - 0 Kommentare

Bergwanderung Col de la Forclaz – Fenêtre d’Arpette – Champex

17.7.17

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergwanderung Col de la Forclaz – Fenêtre d’Arpette – Champex

Wie jedes Mal haben wir im Hotel Martigny sehr gut geschlafen. Wie immer ist
das Frühstück sehr gut und reichhaltig. Gut ausgeruht und gestärkt geht es los.
Martigny Hotel
Das Hotel befindet sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhof von Martigny. Mit dem
Postauto sind wir danach zum Col de la Forclaz 1527 m.ü.M. hinaufgefahren. Die
Aussicht während der Fahrt auf die Rhonebene, und auf die Stadt Martigny begeis-
tert uns immer wieder.
Auf dem Col de la Forclaz biegen wir links in das Val de Trient hinein. Kurz blicken
wir noch einmal zum Col de La Forclaz und den Mont de l’Arpille zurück. Dieser klei-
ne Berg den wir schon besucht haben, bietet – man kann es fast nicht glauben – eine
traumhafte Aussicht auf die Rhonebene und das Mont-Blanc Massiv. Unser heutiges
Ziel ist Champex Lac. Zuvor aber müssen wir die Fenêtre d’Arpette bezwingen. Die
Route über den Wanderpass des Fenêtre d’Arpette bietet alles in einem: plätschernde
Suonen oberhalb der Dörfer Champex und Trient, einen Talboden voller Blumen im
Val d’Arpette und freien Blick über das weite Gletscherplateau und die zerschundene
Zunge des Glacier du Trient. Der einfache und breite Wanderweg, führt nun auf gleich-
bleibender Höhe, alles der historischen Bisse Trient-Combe entlang.
Vor Erfindung der Kühlgeräte wurde über diesen fast ebenen Weg das Eis vom Trient-
gletscher (der vor 100 Jahren noch bis zum heutigen Chalet du Glacier reichte) zur
Passstrasse befördert und von dort zur noblen Gesellschaft in den grossen Städten
transportiert, ein mühsames, aber sicher lukratives Geschäft.
Tief unter uns erspähen wir das kleine Dörfchen Trient. Die rosarote Kirche liegt schon
an der Sonne. Von diesem kleinen Dörfchen haben wir eine Wanderung durchgeführt,
das uns – auf der anderen Talseite gut ersichtlichen – Col de Balme führte. Auch das
war eine sehr schöne Wanderung. Das ganze Montblanc Massiv kann bei dieser Wan-
derung bestaunt werden. Gemütlich wandern wir durch dichten Lärchenwald weiter-
hin alles der alten Suone entlang, an Punkt 1536 m.ü.M. vorbei. Die Suone plätschert
und murmelt und sie wird zu einer freundlichen Begleiterin. Kurz vor dem Chalet du
Glacier ändert sich das Bild. Überall liegen zum Teil riesige Tannen und Lärchen, und
versperrten vor nicht zu langer Zeit den Wanderweg. Auch die Schlucht des Trientbach-
es ist zum Teil mit Baumstämmen bedeckt. Wir vermuten das im Winter eine riesige
Lawine vom Pointe Ronde herunter, diese Verwüstung verursacht hat. Bei Punkt
1550 m.ü.M. erreichen wir eine Brücke die über dem Trientbach führt. Wir lassen sie
rechts liegen, laufen noch ein Stück weiter und erreichen kurze Zeit später das
Chalet du Glacier 1583 m.ü.M.
Chalet du Glacier
Hier könnte man einkehren etwas kleines Essen oder Trinken. Wir bevorzugen aber
weiter zu laufen, fehlen doch noch satte 1000 Höhenmeter bis zur Fenêtre d’Arpette.
Der nun folgende Aufstieg beginnt gleich hinter der Hütte, verläuft nur ein kurzes
Stück nahe des Baches und biegt bei der Weggabelung Punkt 1658 m.ü.M. links ab.
Über einige Kehren zieht der Wanderweg nun links über einen locker mit Bäumen
bewachsenen Hang hinauf. Uns stockt plötzlich der Atem. Vor uns ist eine riesige
Karawane von Wanderer ersichtlich. Eine fast endlose Menschenkette zieht den
Hang hinauf. Uns geht ein Licht auf. Wir befinden uns auf eine Variante des ”Tour
du Mont Blanc” das von Courmayeur in die Schweiz führt. Eine der grossartigen
alpinen Wanderungen ist die ”Tour du Mont Blanc”, die über Chamonix, Courma-
yeur und Champex rund um das ganze Mont-Blanc-Massiv führt. Die schönsten
Etappen auf Schweizer Seite ist die heutige Wanderung und die Wanderung über
den Grand Col Ferret die wir auch schon durchgeführt haben.
TMB
Im Hochsommer hat diese Wanderroute internationales Flair, wird sie doch von
Trekkern aus aller Welt geschätzt. Die meisten Wanderer wählen aber nicht den
Übergang über die Fenêtre d’Arpette, sondern sie wählen die einfachere Route
über die Hänge von Bovine. Uns kommt sofort der Traumpfad München – Venedig
und der E5 Oberstdorf – Bolzano in den Sinn. Diese beiden Weitwanderwege haben
wir auch durchgeführt, aber so viele Menschen haben wir nie gesehen. Jetzt wissen
wir wie es den Bergsteigern geht, die z.b. auf das Matterhorn, Piz Bernina oder auf
den Himalaya wollen. Ein überholen ist sehr schwierig. Bei Punkt 1857 m.ü.M. wird
der Weg steiler und viele Wanderer leiden unter der Anstrengung. Zwischendurch
können wir einzelne Trecker überholen, was bei diesem schmalen Bergweg nicht so
einfach ist. Viele schleppen riesige Rucksäcke. Die Wanderer die kleine Rucksäcke
tragen, sind die, die ihr Material per Minibus transportieren lassen. Uns kommt der
Jakobsweg in den Sinn. Auch dort hatte es Pilger die das Gepäck von einer Unter-
kunft zu anderen von spezialisierten Unternehmungen transportieren liesen. Ein-
zelne Wanderer haben eine Ausrüstung das jeder Beschreibung spottet. Da sind ein
paar mit Turnschuhen unterwegs. Viele haben kleine Rucksäcke, dafür baumelt die
Hälfte von Hab und Gut ausserhalb des Rucksackes. Diverse müssen bei höheren
Steinstufen unterstützt werden. Eine steile rutschige Passage bei Punkt 1980 m.ü.M.
wird zur pièce de résistance. Wir lassen die letzten Bäume hinter uns, und haben bei
der kleinen Alp von Vésevey 2096 m.ü.M. endlich die grosse Menschenmasse über-
holt. Die Landschaft die wir hier oben zu Gesicht bekommen ist so eindrücklich und
voller Würde, dass sie auf uns abfärbt. Wir bleiben eine Zeitlang ohne Worte stehen
und staunen nur. Wie ein Meer aus Eis liegt die Fläche des Glacier du Trient auf der
anderen Talseite. Ein Eispanzer, aus dem die Gipfel der Aiguille du Tour, Aiguille
Purtscheller und der Aiguille du Pissoir wie schwarze Inseln herausragen, während
sich die Zunge des Gletschers tief ins Tal hinabzieht, zerschunden und zerfurcht. Die
Fenêtre d’Arpette ist nun als schmale Lücke zwischen den Zacken der Pointe des
Ecandies und des Someceon du Dru hoch über uns zu erkennen, doch knapp 600
Höhenmeter trennen uns noch von diesem Etappenziel. Zunächst kommen ein paar
kurze Serpentinen gleich oberhalb der Alp von Vésevey. Es folgt eine weite Aufwärts-
querung bis fast in Falllinie unterhalb der Lücke. Ganz am Ende des Tals von Trient
scheint es danach nicht mehr weiterzugehen. Eine weitere Kehre bringt uns zu Punkt
2373 m.ü.M. und ganz nahe unter die Felsen der Someceon du Dru. Immer wieder
bleiben wir stehen und bestaunen den wildzerrissenen Trientgletscher. Über sehr
steile Serpentinen führt uns nun der fast unsichtbare Pfad hinauf Richtung Sattel.
Die kleine Lücke scheint unerreichbar. Von der anderen Seite kommen nun Weit-
wanderer herunter, die von Champex Lac gestartet sind. Viele Weitwanderer sind
vermutlich zum ersten Mal Hochalpin unterwegs. Wir befürchten, dass sie unkon-
zentriert Steine lösen, die auf unsere Köpfe fallen könnten. Es kommen “Wanderer”
entgegen, die ohne Unterstützung der anderen Mitwanderer es nicht schaffen wür-
den, den steilen mit Geröll und Blockschutt bedeckten Hang hinunter zu laufen.
Schweissgebadet erreichen wir über Blockschutt die Fenêtre d’Arpette 2665 m.ü.M.
Dieser schmale Passübergang, in dem wild-zerrissenen Seitenkamm hat durchaus
einen alpinen Charakter und bietet sich natürlich als Rastplatz an. Für uns hat es
aber definitiv zu viele Menschen. Wir befürchten auch, dass die Karawane die wir
beim Aufstieg überholt haben, wir beim Abstieg danach wieder vor uns haben, und
dass wollen wir auf jeden Fall vermeiden. Beim Pass kraxeln wir schnell noch ca. 30
Meter höher. Hier haben wir einen freien Blick nach Süden und auf das Plateau du
Trient. Ein massiger Eisfall schwingt sich auf dem Plateau du Trient und zur Aiguille
du Tour. Und dahinter stehen sie schon: die nadelbewehrten Gratspitzen des Mont-
blanc selbst. Der Blick durch das Passfenster ist traumhaft schön. Auf der einen Seite
fällt er ins Val d’Arpette. Auf der anderen Seite erkennt man unten das Dörfchen
Trient und dahinter den unnahbaren Lac d’Emosson.
Auch diese Wanderung kommt uns sofort in den Sinn, als wir um den Lac d’Emosson
hinauf zum Cheval Blanc gewandert sind. Nicht zu vergessen die Dinosaurierspuren
die wir bestaunen konnten.
Der Abstieg auf der Ostseite der Fenêtre d’Arpette über den Hang von Les Cugnons
führt steil bis sehr steil und rutschig in die Tiefe. Auch hier mussten wir aufpassen
das Wanderer über unsere Köpfe keine Steine ins Rollen bringen, die dann auf uns
fallen könnten. Nach kurzer Zeit, zieht der Bergweg schräg über Blockschutt durch
die steile Flanke. Kurz vor Punkt 2258 m.ü.M. wird der Wanderweg wieder einfach.
Die karge Landschaft verwandelt sich wieder in ein sattes Grün. Die Aussicht ins
Val d’Arpette ist umwerfend schön. Rechts von uns schiessen die steilen Felswände
der Aiguilles d’Arpette in den Himmel. Hinter dieser Bergkette befinden sich die
Trient- und die Orny Hütte. Was war das für eine traumhafte Wanderung, als wir
diese zwei Hütten besucht haben.
SAC Cabane d’Orny
SAC Cabane du Trient
Zügig geht es nun bergab, die Steilheit nimmt zusehends ab und wir treffen bei
2143 m.ü.M. auf die Winter-Haute-Route, auf der die Tourenfahrer hier durch die im
Südwesten befindliche Combe des Ecandies herunterkommen. Bei Punkt 2100 m.ü.M.
macht das Tal einen leichten Knick nach links und wir erreichen den Talboden. Vorbei
an Punkt 1962 m.ü.M. wandern wir nun alles dem verträumten Val d’Arpette talaus-
wärts. Bei der Weggabelung 1822 m.ü.M. wandern wir geradeaus weiter. Das vorher
tief eingeschnittene Tal wird immer breiter und bei Punkt 1733 m.ü.M. durchqueren
wir die Source du Durnand. Hier entspringt die Durnand die sich weiter unten,
Richtung Martigny, durch eine imposante Schlucht die Gorges du Durnand zwängt.
Gorges du Durnand
Alles an diesem jetzt noch kleinen Bach entlang, durchqueren wir mit Moos überwach-
sene Felsblöcke, und bestaunen die Blumenpracht. Unteranderem ist der seltene Tür-
kenbund zu entdecken. Bei Punkt 1675 m.ü.M. durchqueren wir schöne Weiden und
erreichen kurz danach das Relais d’Arpette 1627 m.ü.M. das zur Einkehr einlädt.
Komischerweise hat es geschlossen.
Relais d’Arpette
Kurz danach biegen wir links ab Richtung Le Borloz. Diese Variante ist ein bisschen
länger dafür umso schöner. Der Weg führt uns nun alles einer schönen Suone entlang,
und durch einen dichten Lärchenwald. Bei der Talstation der Seilbahn Champex -
Grands Plans führt uns der Wanderweg aus dem schönen Wald. Über die Fahrstrasse
erreichen wir nach ein paar Minuten Champex Lac 1466 m.ü.M.
Champex
Obwohl das Dorf Champex am Rande der Schweiz auf einen kleinen Passübergang
liegt, hat der Ort durchaus internationales Flair. Dies verdankt er den Wanderern
aus aller Welt, die sich auf dem Weitwanderweg rund um den Mont Blanc befinden.
TMB
Leute aus der ganzen Welt trifft man nachmittags in Champex. Dennoch ist Champex
ein stiller Ort geblieben. Wer das Ufer des kleinen Sees entlang schlendert, fühlt sich
jeden Tag, als wäre es Sonntag. Als zusätzlicher Höhepunkt ragt im Hintergrund mäch-
tig der Grand Combin in den Himmel. Wir kehren im Relais de Campagne ein, und
lassen diese sehr schöne Wanderung bei einem Glas Weisswein ausklingen.
Relais de Campagne
Kurze Zeit später erscheint der Bus der uns nach Orsières fährt.
Weiter geht es danach mit dem Zug zurück nach Martigny.

Für weniger erfahrene
Wanderer eher anspruchsvoll.
Anstrengende Bergwanderung
auf gute Bergwege.
Alpiner Übergang ins
Val d’Entremont.
Bergwanderung durch
ein verträumtes und doch
wildes Tal, das im steilen
Anstieg und Abstieg etwas
Ausdauer abverlangt.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 5 1/2 Std. 14 km
ca.1280m Aufstieg
ca.1340m Abstieg
2665m höchster Punkt
1466m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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