Wallis - Geschrieben am Donnerstag, August 20, 2015 21:48 von Franco - 0 Kommentare

Bergwanderung Gruben – Turtmannhütte

20.8.15

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergwanderung – Gruben – Turtmannhütte

Mit dem Auto hinein in das Turtmanntal bis nach Gruben-Meiden 1818 m.ü.M.
Turtmanntal
Zwischen Mattertal und Val d’Anniviers liegt, wie der Schinken in einem Sandwich eingeklemmt,
das schwer zugängliche Turtmanntal. Das Turtmanntal ist eines der ursprünglichsten und
unversehrtesten der Walliser Südtäler. Etwas Wildes hat das Turtmanntal durchaus bewahren
können. Vom Rhonetal aus ist von diesem Kleinod nichts sichtbar, und die Strasse von Turtmann
lässt eine Talzufahrt ebenfalls kaum erahnen. In steilen Haarnadelkurven windet sie sich zunächst
an der Südflanke des Rhonetales zu den Dörfern Unter- und Oberems hinauf. Erst dahinter bemerkt
man den Schluchteinschnitt, durch dessen dichte Wälder sich das schmale Strässchen hindurch-
schlängelt, das den sprudelnden Bach der Turtmänna überquert, um dann in die sonnigen Wiesen
üppiger Alpgründe einzutauchen. Das zehn Kilometer lange Turtmanntal ist nicht nur um einiges
kürzer als seine Nachbartäler, auch der Talgrund liegt um rund 400 Meter höher. Durch den
starken Druck von beiden Seiten wurde es in die Höhe gepresst. Zu beiden Seiten säumt das V-Tal
eine Bergkette, die auf gut 3000 Meter reicht, aber praktisch unvergletschert ist. Im Tal wird noch
Deutsch gesprochen, doch entlang seiner westlichen Gebirgskette verläuft bereits die Sprachgrenze
zum französischsprachigen Unterwallis. Da wegen der lawinenausgesetzten Lage Dörfer fehlen
und die Weiler Gruben und Meiden nur im Sommer besiedelt sind, wurde das Turtmanntal erst um
1950 erschlossen. Zunächst baute man eine Seilbahn von Turtmann im Rhonetal nach Oberems,
später beim Bau des Staubeckens im Talabschluss eine Strasse. Abgesehen davon bietet das
Turtmanntal bis heute Natur pur, in der das Wild noch frei herumstreifen kann, geschützt durch
ein -wesentliche Teile des Tals erfassendes- eidgenössisches Jagdbanngebiet. Das Regiment
führen jedoch die Kühe. So sind allein den 17 Sömmerungsalpen insgesamt 3184 Kuhfüsse,
d.h. Weidrechte für 796 Kühe, zugewiesen. Diese Weidrechte sind im Grundbuch eingetragen und
können nur durch Erbschaft oder Schenkung, nicht aber durch Kauf übertragen werden. Die Kühe
dürfen auf der linken Talseite weiden, die Kälber auf der rechten, Schafe und Ziegen im
Talschluss – alles hat seine Ordnung. Der Käse, der im Turtmanntal entsteht, ist begehrt. Seine
Würze lässt die üppige Alpenflora erahnen. Auf der Alpe Blumatt werden jährlich rund fünf Tonnen
Käse produziert. Doch der eigentliche Höhepunkt ist der eindrückliche Talabschluss. Hier türmen sich
als beeindruckende Gebirgskolosse mit mächtigen Gletscherflanken Bishorn und Brunegghorn auf.
Gleissende Gletscherzungen fliessen von ihnen herab, stürzen sich in den Talgrund oder haben das
zumindest noch vor wenigen Jahrzenten getan. Doch auch trotz dem rapiden Abschmelzen der
Gletscher ist ihr Anblick immer noch gewaltig, und mitunter kann man das Krachen einbrechender
Schründe vernehmen. In Gruben-Meiden direkt neben dem stattlichen Hotel Schwarzhorn
das Auto parkiert, Rücksäcke aus dem Auto geholt, und da wir Lust nach einem Kaffee haben,
besuchen wir das Hotel Schwarzhorn.
Hotel Schwarzhorn
Auf der schönen Gartenterrasse vom Hotel Schwarzhorn, geniessen wir einen guten Kaffee und die
Aussicht Richtung Süden zum Talabschluss. Morgen werden wir -sofern alles klappt- der höchste
wanderbare Berg Europas “erobern”. Wir sind gespannt was auf uns zukommen wird. Für heute ist
lediglich der Aufstieg zur Turtmannhütte geplant. Nach das Kaffeepause schultern wir unsere
Rucksäcke und machen uns auf dem Weg, ins Turtmanntal bis zum Talabschluss hinein zu wandern.
Eingeklemmt zwischen zwei Tälern mit grossen Namen, dem Mattertal und dem Val d’Anniviers,
versteckt es sich auf jeder Karte in einer Ecke und kann auch nicht mit berühmten Skigebieten und
namhaften Hotels aufwarten. Aber gerade darum ist es ein umso lohnenderes Ziel für Wanderer und
Naturliebhaber. Von Gruben aus, führt der Normalweg am Talgrund entlang hinauf zur
Turtmannhütte. Der viel schönere Wanderweg ist aber der Höhenweg über die Alp Gigi. Bei beiden
Varianten sind die Höhenmeter die gleichen. Bei der Variante über Alp Gigi werden die Höhenmeter
aber schon im ersten Abschnitt erklommen. Direkt vor dem Hotel Schwarzhorn, verläuft der
Wanderweg der über das Grüobtälli und den Augstbordpass ins Mattertal führt. Wir biegen links ab
und nehmen den Wanderweg der ins Grüobtälli führt unter die Füsse. Über Alpweiden und danach
über einen Bach führt uns der Wanderweg in den Heiperwald. Riesige Arven trotzen hier seit
Hunderten von Jahren Wind und Wetter. Wenn sie schliesslich doch umfallen, liegen sie noch
Jahrzehnte als ausgebleichte Skelette am Boden, deren Wurzelteller grotesk in den Himmel ragen.
Die Baumleichen bilden aber auch dann noch wertvollen Lebensraum für eine Unzahl von Tieren.
Vorbei an Punkt 1938 m.ü.M. erreichen wir die Weggabelung bei Punkt 2151 m.ü.M. Wir wandern
geradeaus weiter aufwärts. Auch bei der nächsten Weggabelung wandern wir weiter geradeaus und
lassen Alp Grüobu Mittelstafel links liegen. Kurz unterhalb der Alp Grüobu Oberstafel erreichen wir
wieder eine Weggabelung 2270 m.ü.M. Geradeaus führt der Weg zum Augstbordpass (diese
Wanderung möchten wir irgendwann auch durchführen). Heute biegen wir aber rechts ab und
wandern nun Richtung Gigi Oberstafel. Über Alpweiden erreichen wir den künstlichen Damm bei
Punkt 2363 m.ü.M. Grüobtagfeld. Die Gegend ist hier nicht so berauschend, darum lassen wir sie
schnell hinter uns erreichen auf gleichbleibender Höhe Gigi Oberstafel 2316 m.ü.M. Hier legen wir
eine kleine Rast ein und bestaunen die Gegend. Unter uns sind die Alpgebäude von Gigi Mittelstafel
erkennbar. Vorbei an Punkt 2364 m.ü.M., überqueren wir die ersten Blockfelder, die aber kein
wirklich grosser Hindernis darstellen. Zwischen Hungerli Mittelstafel und Hungerli Oberstafel führt der
Wanderweg weiter geradeaus. Der Wanderweg führt oberhalb von Brändji Oberstafel zu einer
Weggabelung kurz vor dem Brändjibach 2348 m.ü.M. Wir wandern auf gleichbleibender Höhe weiter,
überqueren bei Punkt 2349 m.ü.M. den Brändjibach und erreichen bei Punkt 2343 m.ü.M. wieder
eine Wegkreuzung. Hier stösst der Wanderweg von Holustein hinzu. Vorbei an eine Wasserfassung
erreichen wir über einen breiten Weg Punkt 2334 m.ü.M. und kurze Zeit später Punkt 2330 m.ü.M.
Je weiter wir taleinwärts wandern, je imposanter wird die Aussicht. Unterhalb der brüchigen Felsen
der Ämser Schafalpu geht es weiter, bis wir kurz oberhalb der Talstation der Materialseilbahn bei
Punkt 2281 m.ü.M., in den Hüttenweg einbiegen der vom Turtmannsee hinzustösst. Korrekterweise
muss man sagen, dass es zwei Seen sind. Gleich hinter dem künstlichen Gewässer liegt ein zweiter
Speicher, der den Sand im Gletscherwasser auffängt und so das Verlanden des Sees verhindern
soll. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: um zur Turtmannhütte zu gelangen. Rechts über den neu
angelegten ”Steinmannliweg”, der südlich um den Felssockel herumführt, und links der direkte, etwas
kürzere Anstieg. Wir nehmen den direkten Weg unter die Füsse. Die Route zieht sich nun parallel zur
Bahn weiter gegen Süden bis zum Felssockel, auf dem die Turtmannhütte thront. Was macht eine
erfolgreiche Berghütte aus? Eine sonnige Lage auf einem Wiesenplateau auf über 2500 m mit einer
imposanten Umgebung mit Gletschern und Felszacken wie aus dem Wunderland?
Eine Bergsteigerhütte, die für Familien sowie für Klettere und Wandervögel geeignet ist? Bei der
Turtmannhütte ist all das vorhanden. Dazu kommt noch ihre gute Erreichbarkeit in einem versteckten
Walliser Seitental. Oben auf der Turtmannhütte ist man den Sternen dann ganz nah. Der Bergweg ist
nun leicht ausgesetzt und aus diesem Grund mit Stahlseilen gesichert. Nach dieser kurzen
gesicherten Passage erreichen wir die prächtig gelegene Turtmannhütte 2519 m.ü.M.
SAC Turtmannhütte
Bereits 1828 erbaute die SAC-Sektion Prévôtoise des Kantons Bern nur knapp unter den wild
zerrissenen Seracs auf einem Felssporn in sensationeller Aussichtslage die Turtmannhütte. Ein
Segen für die Bergsteiger auf den schon damals viel begangenen Routen am Bishorn und am
Brunegghorn. Seit der Jahrhundertwende hatte es dort nur das Hotel Schwarzhorn in Gruben im
Talgrund gegeben, und der lange Aufstieg zu den Gipfeln war mühsam. Viel hat sich seither
geändert. Nicht nur, dass die Hütte auf 72 Schlafplätze erweitert und modernisiert wurde, auch die
Bergsteigerzahlen sind zurückgegangen, während die Wanderlust hingegen gestiegen zu sein
scheint. Heute zählt nicht unbedingt nurmehr der Gipfel, sondern das Naturerlebnis, mit Genuss
und Komfort gewürzt, und so wird die Turtmannhütte oft auch als Ziel für sich angesteuert. Denn
hier stimmt die Mischung: einmalige Natur, “aufgestellte” Herbergseltern, leckere Küche und
gemütliche Mehrbettzimmer, die statt kratziger Militärdecken kuschelige Duvets bieten. Hier könnte
man für Tage abhängen, sich auf den sonnigen Matten vor der Haustür räkeln, lesen, träumen oder
einfach nur die glitzernden Gletscherströme betrachten. In der Hütte angekommen beziehen wir
unsere Betten, ziehen uns um, und geniessen danach auf der Terrasse vor der Hütte die traumhafte
Aussicht. Die Hütte ist ein richtiger Logenplatz: Direkt gegenüber liegen die Eisabbrüche des
Turtmanngletschers. Sie steht auf einer Geländeschulter vor der Zunge des Brunnegggletschers und
bietet Aussicht auf die Gipfel rund ums innerste Turtmanntal. Die breit getretene Aufstiegsspur am
Bishorn, einem vergleichsweise leichten Walliser Viertausender ist gut auszumachen. Der
aufregende Talschluss über der Turtmannhütte ist nicht nur den gletscherkundigen Alpinisten
vorbehalten, mit dem 3610 Meter hohen Barrhorn befindet sich dort auch der höchste Wandergipfel
der Alpen, ja sogar Europas. Man sollte meinen, dass an solch einem Gipfel reger Wanderbetrieb
herrscht. Doch davon kann keine Rede sein, steht er doch im Schatten seiner berühmten Nachbarn,
die durch ihre noch grössere Höhe – das Bishorn und das dahinter versteckte Weisshorn erreichen
die magische Viertausenderzahl – das Gros der Bergsteiger wie ein Magnet anziehen. Für den
morgigen Tag ist die Besteigung des Barrhorns geplant. Die Hüttenwärtin hat uns mitgeteilt, das
wegen dem schlechten Wetter der letzten Tage, auf dem Barrhorn ein bisschen Schnee liegt, sollte
aber für die Besteigung kein Hindernis darstellen. Wir sind gespannt ob die Aussage richtig ist, und
wir morgen auf dem Gipfel des Barrhorn stehen können. Pünktlich zur Essenszeit fängt unser Magen
an zu knurren. Das Essen ist gut, die Gesellschaft am Tisch lustig, so wird der Abend kurzweilig und
interessant. Mit den Gedanken ob die Besteigung des Barrhorns morgen klappt,
schlafen wir zufrieden ein.

Die aussichtsreiche Lage über der
Zunge des Turtmanngletschers
machen die Hütte auch zu einem
sehr lohnenden eigenständigen
Tourenziel. Abwechslungsreiche
Wanderrunde im innersten
Turtmanntal mit packenden
Hochgebirgsbilde.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 3 1/2 Std. 8,8 km
ca.1040m Aufstieg
ca.340m Abstieg
2519m höchster Punkt
1818m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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