Fribourg/Waadt/Jura - Geschrieben am Freitag, August 25, 2017 21:54 von Franco - 0 Kommentare

Tour des Muverans Tag 3 Cabane du Demècre – Auberge Pont de Nant

25.8.17

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Tour des Muverans Tag 3 Cabane du Demècre – Auberge Pont de Nant

Tag III
Das erste was wir heute Morgen machen, ist aus dem Fenster zu schauen. Bilderbuch-
wetter, die Sonne scheint, keine einzige Wolke am Himmel. Die Hüttenwärtin erklärt
uns, das nach dem nächtlichen Regen, der Wind danach für eine Austrocknung des
Boden gesorgt hat. Trockene Verhältnisse, kein störender Wind vorhanden, die Durch-
querung der Südwestflanke des Dents de Morcles sollte nichts mehr im Wege stehen.
Nach dem Frühstück, packen wir unsere Rucksäcke, verabschieden uns von der Hütten-
wärtin und vom älteren Herrn und starten die heutige lange und herausfordernde
Bergwanderung. Am dritten Tag unserer Muveran Rundtour
Tour des Muverans
wechseln wir aus dem Wallis in den Kanton Waadt. Dabei steht uns mit der Traverse
unter der Südwestflanke des Dents de Morcles die wohl spektakulärste Passage der
Tour bevor. Beim Col du Demècre 2361 m.ü.M. schauen wir noch einmal zurück zur
schönen und speziell gelegenen Cabane du Demècre.
Cabane du Demècre
Der zuerst ganz harmlose und sanfte Abstieg vom Col du Demècre führt uns westseitig
über eine ausgeprägte Kehre 2323 m.ü.M. Während dem laufen bestaunen wir die senk-
rechte Wand des Dents de Morcles.
Im Ersten Weltkrieg wurde dieser Berg in eine Bastion umgewandelt. Die Öffnungen für
die Kanonen sind gut ersichtlich. In zahlreichen Felskavernen wurden zudem Unterkünfte
gebaut. Bis hinauf auf dem Gipfel waren früher Kanonen installiert.
Bei Punkt 2241 m.ü.M. macht der Wanderweg einen starken Knicks nach rechts, der
uns danach in den grünen Kessel von Creux de Zéman hinab, und zur Weggabelung bei
Punkt 2058 m.ü.M. führt. Beide Wege führen nach Rionda. Der linksabbiegende Wander-
weg führt über Chalet Neuf, und L’Au d’Arbignon nach Rionda. Nachteil dieser Variante
ist, das bis L’Au d’Arbignon ca. 400 Höhenmeter verloren gehen. Bis nach Rionda hinauf,
sind es danach schweisstreibende ca. 600 Höhenmeter, die wieder gewonnen werden
müssen. Bei gutem und trockenem Wetter sollte man sich, wenn man absolut schwindel-
frei ist, für den oberen, landschaftlich deutlich spannenderen entscheiden. Bei Regen,
Nässe oder Schnee, ist von diesem Wegabschnitt dringend abzuraten. Die von Rinnen
durchschnittenen Grasböschungen sind abschüssig, bei Nässe durchaus kritisch, bei
Schneelage sogar gefährlich.
Wir biegen nach rechts, wieder leicht ansteigend, in den Hang von Vélar und über eine
erste Rinne hinweg 2117 m.ü.M., zu der erwähnten spannenden Traverse der Südwest-
flanke des Dents de Morcles. Der schmale und zum Teil sehr ausgesetzte Bergweg führt
durch stark geneigte Grasbänder die zwischen teils senkrechten Felswänden wie ein
Balkon eingelagert sind. Ein ausrutschen oder stolpern hätte fatale Folgen. Mehrere
rinnenartige Strukturen 2146 m.ü.M. zwingen zu verzwickten Manövern im leichten Auf
und Ab. Der Bergpfad ist im allgemeinen nicht besonders anstrengend, vereinzelt ist
auch mal ein Drahtseil vorhanden, der die nötige Portion Sicherheit anbietet. Unserer
Meinung nach, sollten aber viel mehr Ketten oder Seile angebracht sein. Wir durch-
queren fast senkrechte Flanken, abschüssige Schotterfelder 2118 m.ü.M. und direkt an
der Felswand liegende schmale Bänder.
Wunderschön sind die balkonartigen grünen Wiesen 2209 m.ü.M., wo wir jeweils eine
kleine Pause einlegen um durchzuatmen 2230 m.ü.M. Die Aussicht über das 1700 Meter
tiefer liegende Rhonetal, zu den Dents du Midi und zum Mont-Blanc-Massiv sucht
ihresgleichen. Nur auf diesen kleinen Aussichtspunkte kann das Panorama genossen
werden. Bei den anderen Wegabschnitten muss zwingend auf den Pfad geachtet werden.
Nachdem die letzten Kurven ausgegangen sind 2215 m.ü.M., stossen wir bei Rionda
2156 m.ü.M. auf einer Terrasse mit einer traumhaften Aussicht. Früher standen hier
hässliche Militärbaracken. Die wurden unterdessen abgebaut. Die Terrasse (mit Feuer-
stelle), ermöglicht nun eine Panoramaschau von einer nicht mehr exponierten Position.
Die Aussicht ist einfach gigantisch. Das Rhonetal tief unter uns. Auf der anderen Tal-
seite grüsst der Dents du Midi. Linkerhand blenden die Fels- und Eisgipfel der Mont-
Blanc-Gruppe. Nicht zu vergessen der Genfersee mit dem Rhonedelta.
Ein breiter fast ebener ehemaliger Militärfahrweg 2157 m.ü.M., leitet uns mit Blick auf
den Genfersee danach durch die Hänge, weiter zur sensationell schön, auf einem
Wiesenrücken gelegene Cabane de la Tourche 2198 m.ü.M.
SAC Cabane de la Tourche
Auch diese Hütte wurde erst kürzlich komplett neu erstellt. Die Aussicht auf den
Genfersee und die Dents du Midi ist atemberaubend. Auf der Hüttenterrasse ge-
niessen wir einen sehr guten Apfelkuchen und einen Kaffee. Während der Pause
erscheint auch der ältere Herr den wir in der Cabane du Demècre kennengelernt
haben. Er hat auch den oberen Weg durchwandert. Wir sind von dieser Leistung
sprachlos. zu dieser Zeit wussten wir noch nicht wie alt er wirklich ist.
Direkt bei der Cabane biegt der Bergweg an der Krete links ab. Uns steht nun der
beschwerliche und kräftige Anstieg zum Col des Perris Blancs – der höchste Punkt
des Tages – bevor. Über einige Serpentinen steigen wir nun steil der markanten
Graskrete zu den Felsen der Pointe des Martinets hoch, und können nicht glauben,
dass der Weg wirklich durch die steile Felswand vor uns führt. Beim näherkommen
lösen sich aber die Befürchtungen auf. Auf ca. 2350m wendet sich der Weg unter
Aufschwüngen, links in steiniges Gelände. Ein schmales Band leitet über Vire aux
Boeufs uns mitten durch die steile Wand zu Punkt 2363 m.ü.M. Links von uns ist
eine ehemalige Felskaverne ersichtlich, die früher als Unterkunft für die Soldaten
diente. Im Massenlager sind noch gut die drei-stöckigen Betten ersichtlich. Wer hier
im Winter Militärdienst leisten musste, hatte vermutlich nichts zu lachen. Ab hier
führt der Bergweg nun über einen Steilhang mit Schieferschutt und Geröll, im Zick-
zack steil aufwärts, zum Col des Perris Blancs 2544 m.ü.M.
Auf der Passhöhe angelangt erkennen wir wieder den Grand Muveran mit seinen
beiden Gipfel. Tief unter uns bestaunen wir die langgezogene Furche des Vallon de
Nant, und realisieren, dass uns rund 1300 Höhenmeter vom Pont de Nant trennen.
Im Westen der beiden Muverans liegt das Kleinod der Region, das Vallon de Nant,
ein abgeschlossenes, wildes, pittoreskes Tal, wie es im Bundesinventar der Land-
schaften von nationaler Bedeutung heisst. Das etwa sechs Kilometer lange Tal er-
streckt sich bis nach Pont de Nant, und es hat alles, was ein landschaftlich reizvolles
Alpental auszeichnet. In tieferen Lagen gedeiht ein Wald aus Fichten und Lärchen,
der immer wieder von Lawinenschneisen und Geröllrunsen durchzogen ist. Darüber
fassen steile Felsbänder fast das gesamte Tal ein. Ganz hinten im Tal, hoch oben un-
ter der Dent de Morcles, klebt der etwa zwei Kilometer lange Glacier des Martinets.
Der nun folgende kehrenreicher Abstieg führt uns über offenes Gelände zuerst über
die Grashänge von Lex Creux 2296 m.ü.M. und dann in die blockübersäte Gelände-
stufe von Les Martinets 2084 m.ü.M. Während dem scheinbar endlosen Abstieg
bestaunen wir die senkrechten Felswände des Dent de Morcles, Dent Favre und
die beiden Muverans.
Eine buchstäblich verkehrte Welt bildet die Geologie des Vallon de Nant. Das Tal hat
sich tief in die sogenannte Morclesdecke eingekerbt, eine mächtige Schicht aus Sedi-
menten aus dem Erdmittelalter die hier abgelagert wurde. Bei der Bildung der Alpen
durch die Kollision der afrikanischen mit der europäischen Kontinentalplatte wurden
gewisse Schichten so stark gequetscht, das sie sich auf wölbten und kopfüber zur
Seite legten. So entstand die ungewöhnliche Situation einer Inversion, bei der ältere
Sedi mentschichten über jüngere zu liegen kamen.
Über eine steilere Partie bei Les Ayers, steigen wir Schritt für Schritt weiter bergab,
bis wir endlich unten beim Bach Nant des Têtes Punkt 1664 m.ü.M. den Talboden
erreichen. Der schmale unten leicht rutschige Bergweg, mutiert zu einem einfachen
Wanderweg, der nun über den flachen, aber gerölligen Talboden, durch das Wildro-
mantische Vallon de Nant, das als Blumenparadies und Naturschutzgebiet einen
guten Ruf besitzt, talauswärts zieht.
Der Wanderweg ist teilweise wegen den Ablagerungen der Gebirgsbäche nicht mehr
vorhanden. Die Alphütte bei Nant 1500 m.ü.M. gibt aber einem die Richtung an.
Auf einer breiten Schotterstrasse 1380 m.ü.M. wandern wir weiter, leicht an Höhe
verlierend 1301 m.ü.M. weiter alles talauswärts. Nach einem fast endlosen Abstieg
erreichen wir nicht nur Pont de Nant 1253 m.ü.M. sondern gleichzeitig auch den
tiefsten Punkt unserer 4-tägigen Rundtour.
Mit Freude beziehen wir in der Auberge Pont de Nant unser vorgängig reserviertes
Doppelzimmer.
Auberge Pont de Nant
Das Doppelzimmer gefällt uns auf Anhieb. Das saubere, grosszügige und moderne
Bad/WC muss mit den anderen Hotelgästen geteilt werden. Da wir aber neben dem
älteren Herr, der auch hier übernachtet, die einzigen Gäste sind, haben wir das gan-
ze Bad für uns alleine. Nach dem Duschen und anziehen frischer Kleider machen
wir uns auf der grossen Hotelterrasse bequem und geniessen ein frisches Bier und
ein Weisswein der Region. Der ältere Herr erscheint nun auch. Wir sind von ihm
begeistert. Im sehr schön eingerichteten Restaurant, nehmen wir zusammen mit
dem älteren Herr das Nachtessen zu uns. Es wird ein spannender und interessanter
Abend. Gegen Ende des Abends gibt der ältere Herr uns sein Alter an, er ist 88!
Wir sind fassungslos. Mit der Gewissheit eine einmalige Wanderung durchgeführt
zu haben, gehen wir danach schlafen.

Eindrückliche und anspruchsvolle
Route durch die abschüssige
Südwestflanke des Dents de Morcles.
Tiefblicke, steiles Gras- und
Felsgelände.
Nur bei trockenem Wetter und
schneefrei der oberhalb
liegende Weg begehen.
Erfahrung, Schwindelfreiheit
und Trittsicherheit absolut
notwendig.
Kondition für mehrmaliges
Auf und Ab sollte vorhanden sein.
Lange Bergwanderung mit
vielen Höhenmeter.
Beschwerlicher und leicht
ausgesetzter Anstieg zum
Col des Perris Blancs.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 5 3/4 Std. 15,6 km
ca.910m Aufstieg
ca.2030m Abstieg
2544m höchster Punkt
1253m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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