Graubünden - Geschrieben am Freitag, September 28, 2018 13:34 von Franco - 0 Kommentare

Bergtour Berninapass – Piz Campasc – Sassal Mason – Lagh da Caralin – Alp Grüm

28.9.18

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergtour Berninapass – Piz Campasc – Sassal Mason – Lagh da Caralin – Alp Grüm

Gut haben wir im Hotel Edelweiss in Sils-Maria geschlafen.
Hotel Edelweiss
Nach einem reichhaltigen Frühstück, verlassen wir das Hotel und nehmen die
heutige Wanderung in Angriff. Mit dem Auto sind wir zum Berninapass 2307 m.
hinaufgefahren.
Der Berninapass ist die zweithöchste Passstrasse des Engadins (die höchste ist die
Flüelapassstrasse), aber die höchste, die den ganzen Winter über offen gehalten
wird und deshalb ganzjährig befahrbar ist.
Unser heutiges erstes Ziel ist der Piz Campasc auf dem Berninapass, eine klassisch
schöne Bergpyramide, auf die eine kurze leichte Wanderung führt.
Beim grossen Parkplatz direkt beim Hotel Ospizio Bernina folgen wir nicht dem
Fahrweg rechts hinunter zur Bahnstation, sondern durchqueren am Ende des
Parkplatzes mit -erhöhter Vorsicht- die Berninapassstrasse.
Der Berninapass markiert nicht nur die Grenze zwischen dem Oberengadin und
dem Val Poschiavo (Puschlav), sondern auch die zwischen dem rätoromanischen
und dem italienischen Sprachraum.
Nach dem Restaurant Cambrena biegen wir rechts in einem schmalen, ohne Weg-
weiser markierten Bergweg hinein. Der Weg schlängelt sich über den welligen
Höhenrücken namens Giuf, eine arktisch anmutende Landschaft. Auffallend die
Gletscherschliffe und die vielen Seen und Tümpel. Leider verfolgen uns eine Zeit-
lang Hochspannungsmasten. Der gut markierte Wanderweg -zu Beginn hat es
mehrere Pfade zur Auswahl-, führt uns alles geradeaus über die karge Hochebene.
Rechts von uns glitzert der Lago Bianco im Sonnenlicht.
Der Lago Bianco ist einer der grössten im Engadin, aber im Unterschied zu den
anderen Seen wurde er zur Energiegewinnung künstlich erweitert. Zwei Staumau-
ern begrenzen ihn im Süden und Norden.
Den Piz Campasc direkt vor unseren Augen, folgen wir den Rücken bis zum Berg-
fuss. Der Bergpfad steigt nun steil über Stein und Geröll alles am Grat entlang
aufwärts. Trittsicherheit ist nun von Vorteil. So richtig ausgesetzt ist der Berg-
pfad nicht. Die Bergflanke fällt aber zeitweise sehr steil ins Tal hinunter. Eine
Portion Schwindelfreiheit ist hier von Vorteil. Kurz vor dem Gipfel legt der Berg-
pfad eine Schlaufe ein. Der Weg mutiert nun zu einem einfachen Wanderweg.
Ab hier können wir wieder das traumhafte Panorama bestaunen. Vorher war
dies nicht möglich. Die Augen waren auf dem Bergpfad fokussiert und nicht auf
die wunderschöne Aussicht. Problemlos gelangen wir auf dem Pfad auf den
Gipfel, wo uns als Erstes eine Steinmann-Kolonie empfängt – auf dem Piz
Campasc lässt sich gut verweilen.
Relativ leicht zu besteigen ist der Piz Campasc, und geografisch klärend wirkt der
Blick von seinem Gipfel auf das Val Poschiavo. Mitten im weiten Berninapassgebiet
erhebt er sich und trennt das obere Puschlav in die zwei Täler Val Laguné (östlich)
und Val da Pila (südlich). Zwischen den beiden Tälern erstreckt sich der Fil da
Prairol. Interessant ist der Blick auf die Seen am Berninapass, deren Namen zu den
unterschiedlichen Farben passen. Der helle Lago Bianco wird von Gletscherwasser
vom Piz Cambrena gespeist, in dem vom Eis fein gemahlenes Steinmehl beigemischt
ist. Der Lei Nair hingegen ist dunkel, denn sein Wasser ist schon vom Boden gefiltert
und daher klarer. Der Rundumblick auf die Engadiner und Puschlaver Bergketten ist
gewaltig. Wir erkennen Piz Cambrena, Piz Palü, Piz Varuna. Wir blicken in das Val
da Camp, das wir schon besucht haben
Nun, der Piz Campasc ist gerade mal ein Teil unserer abwechslungsreichen Wande-
rung. Er ist allerdings im wörtlichen Sinne ein “Höhepunkt”: ein freistehender Gipfel
zwischen Oberengadin und Puschlav mit Blick zu vergletscherten Gipfeln und in
Täler mit südlicher Vegetation – tatsächlich ein Aussichtspunkt der Sonderklasse.
Wir verlassen den Gipfel auf dem Weg, auf dem wir gekommen sind. Der Wander-
weg führt uns wieder zwischen den zwei kleinen Seelein hindurch 2319 m.ü.M., wo
wir kurz danach auf ca. 2330 m.ü.M. vor dem nächsten Seelein und gleichzeitig bei
einer Weggabelung stehen. Geradeaus wandernd würde man wieder zum Bernina-
pass gelangen. Wir biegen aber links ab und wandern fast weglos und ohne Markie-
rungen, abwärts Richtung Lago Bianco. Ein bisschen oberhalb des Stalon di Lagh,
verläuft der Wanderweg parallel dem Lago Bianco, bis wir bei Punkt 2248 m.ü.M.
den Seeuferweg der von der Bahnhaltestelle Ospizio Bernina kommt erreichen. Wir
überqueren die Geleise der Rhätischen Bahn und wandern immer weiter unterhalb
der Bahnlinie, auf einem schönen ungeteerten Strässchen am Ufer des Lago Bianco
entlang, Richtung Südende des fahlblauen Sees. Der Cambrena-Gletscher glänzt im
Sonnenlicht, links davon thront der Sassal Mason, in der Ferne zeigen sich die
Spitzen der Bergamasker Alpen.
Der Stausee, gespeist hauptsächlich vom Cambrena, ist im Sommer in der Regel
bis an den Rand gefüllt. Ursprünglich, bis zum Bau der beiden Staumauern um
1910, bestand der Lago Bianco aus zwei Seen. Durch eine enge Felsenschlucht,
heute kaum mehr vorstellbar, floss der grössere See gegen Süden ab und bildete
dort den kleinen, Buchten- und Inselreichen Lago della Scala.
In sanften Auf und Ab wandern wir zur Südspitze des Sees bei Scala, überqueren
eine Kuppe 2251 m.ü.M. und erreichen gleichzeitig die Staumauer und eine Weg-
verzweigung 2223 m.ü.M. Unterhalb der südlichen Staumauer zweigt der Weg
rechts vom Hauptweg ab. Wir folgen nun den stetig ansteigenden Weg, der uns
zum Bergrestaurant Sassal Mason bringen wird, das am Hang des gleichnamigen
Berges liegt. Nach und nach öffnet sich das Panorama auf das Puschlav mit der
charakteristischen Felspyramide des Pizzo dal Teo. Wir halten uns rechts unter
den Hängen des Sassal Mason (Costa dal Mort), und folgen dem Strässchen, das
kontinuierlich bis zum Berggasthaus/Pension Sassal Mason ansteigt 2355 m.ü.M.,
das sich in einer unvergleichlich schönen Lage befindet.
Der Blick ist nun atemberaubend und reicht vorbei an den allerzackigsten Gipfeln
Richtung Val Poschiavo und Italien, zum nahen Piz Palü, und der in der Ferne
liegende Lago di Poschiavo. Unterhalb liegt in greifbarer Nähe Alp Grüm, nach
rechts fällt der Blick auf den Vadret da Palü, dessen Eismassen hoch über dem
Tal hängen und den türkisen Lagh da Palü speisen.
Toll auch, was die Terrasse des Sassal Mason Bergrestaurant schmückt. Zwei
eigentümliche Rundbauten aus Trockenmauerwerk Crot genannt, die früher
von hindurchfliessenden Bergbächen gekühlt wurden. In den Crot lagerten die
Bauern des Puschlavs eins Milch, Käse und dergleichen. Fast die gleiche Form
haben in Süditalien die Trulli.
Das Berghotel ist auch bei schönem Wetter ein Besuch wert. Eine alte, urgemütli-
che Gaststube mit blumenbemalten Holztischen, in der grossen Glasvitrine steht
Geschirr aus dem letzten Jahrhundert.
Nach der unumgänglichen Foto- und Kaffeepause verlassen wir den berühmten
Aussichtspunkt auf dem viel begangenen Wanderweg Richtung Alp Grüm. Der
schmale Weg führt in steilen Serpentinen (irritierenderweise) zuerst hangabwärts
zu einer Spitzkehre, und nicht zum Gletscher hin. Wir kürzen aus diesem Grund
den Weg ab und laufen weglos abwärts, bis wir auf den Wanderweg stossen, der
zum Lagh da Caralin führt. Im Nachhinein erfahren wir, das bei der Spitzkehre
mit Weggabelung, die Nachricht angebracht war, das wegen Steinschlag der Weg
zum Caralinsee gesperrt ist. Wir waren und sind heute noch der Meinung, dass so
eine Nachricht auch auf dem Sassal Mason angebracht werden müsste. Aus diesem
Grund hier der wichtige Hinweis. Vor einer Wanderung zum Lagh da Caralin ist es
zwingend notwendig das man sich beim lokalen Tourismusbüro erkundigt, ob der
Wanderweg offen ist.
Ahnungslos wanderten wir also bei leichter Steigung genau auf den Palügletscher
zu, und in einen weiten Bergkessel alpinen Gepräges hinein. Der Pfad ist ein Ge-
nuss. Breit ist er, führt sicher durch die steilen Berghänge des Sassal Mason. Tief
unten liegt der herzförmige Palüsee, den wir später tangieren werden. Der Weg
wurde einst von der Brusio Kraftwerke AG errichtet in der Absicht, das Gletscher-
wasser beim Palü abzuzapfen und in den Lago Bianco hinauf zu pumpen. Das Pro-
jekt wurde nicht realisiert, Unwetter und Bergrutsche machten den Pfad beinahe
unpassierbar. 2006 wurde er von einer Zivilschutzkompanie in Stand gestellt. Die
rund zwei Kilometer lange Strecke präsentiert sich nach dem militärischen Eingriff
als äusserst bequemer Fussweg. Problemlos erreichen wir bei Punkt 2203 m.ü.M.
den ersten Tunnel. Mit einer sehr schönen Aussicht geht es weiter. Während dem
ganzen Wegverlauf, bespritzen uns immer wieder eisige Bäche. Bei den steilen
Hängen von Li Mandri erreichen wir den nächsten Tunnel. Schon nach ein paar
Schritten durchqueren wir dritten und letzten Tunnel 2254 m.ü.M. Der komfortable
Weg hat hier nun sein Ende. Der Tunnelausgang ist teilweise von grossen Gesteins-
brocken verschüttet. Der einfache Wanderweg mutiert zu einem schmalen Bergweg.
Stahlseilen geben einem während dem traversieren der schroff abfallenden Berg-
hänge die notwendige Sicherheit. Mühsam durchqueren wir die riesige Geröllhalde
die sich vom Piz Caral hinunterzieht. Diese Zone ist stark Steinschlaggefährdet.
Nach dem überwinden einer riesigen Runse, führt uns der nun wieder einfache
Wanderweg, sanft ansteigend weiter Richtung Talende. Wir nähern uns dem wild
schäumenden Wasser der Acqua da Palü. Auf einem Holzsteg, fachmännisch an
einem riesigen Felsblock festgemacht, können wir den Abflussbach des Caralinsees
abenteuerlich überqueren. Dem Wasser entlang – Pfadspuren sind vorhanden -
wandern wir gegen den eisgekrönten Berg hin. Abgeschliffene Granitblöcke, Gle-
tscherschliffe und geschrammte Felsenbuckel erinnern als stumme Zeugen der
gestaltenden Wasser- und Eiskraft daran, das hier einst alles Eis war. Über die
Ufermoräne erreichen wir den See 2322 m.ü.M.
Lang gibt es ihn noch nicht, den kleinen See am Fusse des Palügletschers. Den
Namen hat der See von einem nahen Berg, dem Piz Caralin. 1998 entdeckte man
erstmals eine mit Wasser gefüllte Vertiefung. 1999 bildete sich der See. Der
Wasserspiegel ist seither kontinuierlich gestiegen.
Es ist ein überwältigendes Naturszenario, das sich hier auftut: Mächtige Wasser-
fälle stürzen über die gestufte, blank geschliffene Felswand in die Tiefe. Das spek-
takuläre Bild vor unseren Augen und der blaue See hat arktischen Charakter.
Im Sonnenlicht glänzen die Eisflächen hoch über der Felswand.
Wir gehen zurück zur Brücke und sehen von dort den Wegweiser der in südwest-
liche Richtung weist. Der pfadlose Weg verläuft über grosse Steinblöcke, Geröll-
felder und glatt geschliffene Felsen. Auf der gegenüberliegenden Talseite sehen
wir wie grosse Felsbrocken den Hang hinunterdonnern. Wir sind unendlich froh,
dass dies nicht geschehen ist, als wir dieses Teilstück traversiert haben. Über die
gut vor uns sichtbare Moränenkante gelangen wir in ein mit kleinen Bächen durch-
rieseltes grünes Tal 2290 m.ü.M. und von dort auf einen ruppigen Pfad ins Val
da Canton. Link fällt laut tosend die Acqua da Palü über die glatt geschliffenen
Felsenköpfe und stürzt sich dann in die Tiefe, durchquert mäandrierend den Tal-
boden und mündet gebändigt in den Lagh da Palü. Über eine Holzbrücke über-
queren wir den sprudelnden Bach des Val da Canton. Über den gut sichtbaren
Pfad gelangen wir nach einem kurzen, steilen Abstieg und einer leichten Traver-
sierung auf eine Hügelkuppe. Weiter auf gleicher Höhe bleibend überqueren wir
den nächsten Bach, wo kurz danach der Wanderweg abrupt nach links und bergab
abbiegt. Zwischen niedrigen Erlengebüschen und ersten Lärchen erreichen wir
den Wald bei Costa da l’Om. Fast verblasste Markierungen weisen einem den Weg.
Es geht steil abwärts, der Waldpfad ist rutschig und ruppig. Wir sind froh bei der
Alp Palü den Talboden zu erreichen und der hinter uns liegende unschöne Teilab-
schnitt überwunden zu haben. Am rechten Ufer des Gletscherbaches entlang,
erreichen wir eine Holzbrücke. Über diese Holzbrücke überqueren wir den Acqua
da Palü und durchqueren bei Punkt 1929 m.ü.M. die Ebene von Plan da Spagna.
Der Blick von hier in das Talende und auf den Palügletscher ist nochmals beein-
druckend schön. Alles am schönen Seeufer entlang, erreichen wir die Weggabelung
bei Punkt 1937 m.ü.M. Wir biegen links ab und erreichen das grosse Gebäude der
Elektrizitätsgesellschaft. Hier biegen nochmals links ab und wandern nun aufwärts
Richtung Alp Grüm. Die Kehren der Rhätischen Bahn abkürzend, erreichen wir die
Bahnstation Alp Grüm 2107 m.ü.M. Bei einem Glas Weisswein geniessen wir die
Aussicht und warten auf den Zug der uns zurückfahren wird. Die Zugfahrt danach
zurück zum Ospizio Bernina war Superlativ. Wir genossen die wunderschöne Fahrt
wohlwissen, dass ein super schöner Wandertag zu Ende geht.
Mit dem Auto sind wir danach wieder nach Sils-Maria zum Hotel Edelweiss gefahren.
Hotel Edelweiss
Im Restaurant-Pizzeria Cresta Run haben wir danach sehr gut zu Nacht gegessen.
Cresta Run
Mit einem Gefühl etwas traumhaftes erlebt zu haben, schliefen wir dann in unserem
sehr schönen Hotelzimmer ein. Wir freuen uns schon jetzt auf den folgenden Tag.

Eine Wegtechnisch sehr
unterschiedliche Wanderung.
Wanderung kann auch in
mehreren Teilstecken
aufgeteilt werden.
Grösstenteils bequeme Berg-
und Waldwege, ausser
Piz Campasc.
Wanderweg zum Caralinsee
steinschlaggefärdet.
Die Wanderung bietet
nicht nur landschaftlich
viel, sondern ist auch
vom Weg her spannend und
abwechslungsreich.
Der Gipfel des Piz Campasc
ist gut zu erklimmen.
Trittsicherheit und
Schwindelfreiheit nötig.
Der Pfad ist teilweise ausge-
setzt, da könnte jedes Stolpern
böse Folgen haben.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 6 Std. 16,7 km
ca.1060m Aufstieg
ca.1270m Abstieg
2599m höchster Punkt
1929m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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