Wallis - Geschrieben am Donnerstag, September 29, 2011 15:29 von Franco - 0 Kommentare

Bergtour Belalp – Sparrhorn – Hängebrücke – Riederalp

29.9.11

Alle Fotos zu dieser Tour unter diesem Link ersichtlich:
Bergtour Belalp – Sparrhorn – Hängebrücke – Riederalp

Gipfel, die in ihrer Höhenkote eine Drei vorne haben, stehen auf dem Wunschzettel von
Bergwanderer ganz vorne, und wenn das Tourenziel dann auch noch in einer Gebirgs-
region steht, die mit Viertausender aufwartet, von denen Eisströme zu Tal ziehen, gibt
es nur noch eins: hinauf! Die Gipfelwelt im Banne des Aletschgletschers ist aber den
Hochgebirgsalpinisten und -alpinistinnen vorbehalten. Nicht Gletschererfahrene
Berggänger müssen sich als Zuschauer mit dem Blick vom Rand aus in diese herrliche
Arena begnügen. Berühmte Aussichtsbalkone für das grosse Publikum sind das
Jungfraujoch oder das Eggishorn. Wer einen dreistündigen Aufstieg nicht scheut, kann
noch ein bisschen näher rangehen – auf das Sparrhorn nämlich. Ausgangsort für die
Besteigung dieses Adlerhorstes hoch über dem Oberaletschgletscher ist die Belalp
oberhalb Blatten. Mit dem Auto fuhren wir also bis nach Blatten. Von Blatten mit der
Seilbahn auf die Belalp 2098 m.ü.M.
Belalp
Von der Luftseilbahn-Bergstation in Belalp wanderten wir auf einem breiten, sanft ansteigenden
Fahrweg auf das Aletschbord zu. Der Blick ist weit, schweift über das ganze ausgedehnte Alp-
gelände der Belalp. Bei Bruchegg 2130 m.ü.M. ist die Sesselbahn “Sparrhorn” vorhanden.
Benützt man diese, verkürzt sich die Wanderung um über eine Stunde. An etlichen Sennhütten
vorbei führte uns der flach verlaufende Höhenweg weiter, bis wir die Kante des Aletschbords und
das Hotel Belalp 2130 m.ü.M. erreicht hatten. Das Hotel Belalp wurde 1885 errichtet und hat einst
grosse Zeiten gesehen, stammt es doch aus jener Epoche, da die Schweizer Bergwelt die ausländ-
ischen Gäste erstmals in Massen anzog. Der atemberaubende Ausblick hatte auf der grossen
Terrasse, hinter dem altehrwürdigen Bau vor allem die Engländer entzückt.
Hotel Belalp
Es gibt magische Plätze in den Alpen, und so einen haben sich die Erbauer des Berghotels Belalp
ausgesucht. Allein der Blick auf den Grossen Aletschgletscher ist einen Besuch wert, fast noch
bezaubernder aber jener Morgengruss, den bei schönem Wetter Dom, Matterhorn und Weisshorn
herüberschicken. Ein Haus mit Aussicht, fürwahr! So ein Morgengruss konnten wir an diesem
Morgen geniessen. Einfach überwältigend. Auf dieser schönen Terrasse legten wir eine kleine
Pause ein, um den grossartigen Blick auf den Grossen Aletschgletscher zu geniessen:
Wir überblickten die Zunge des mächtigsten Alpengletschers. Vom Gletschertor fliesst das
Schmelzwasser der Massa, tosend durch die enge Schlucht in den Gibidum-Stausee. Zu unserer
Rechten schliessen Rieder-, Bettmer- und Eggishorn die riesige Gletschermulde ab. Am Vortag
waren wir auf dem Eggishorn. Was für eine schone Bergtour. Grandios ist die Weitsicht: 1500 m
weiter unten grüsst im Rhonetal die Stadt Brig. Dahinter reihen sich im Süden die Drei- und
Viertausender aneinander; die markantesten sind von links nach rechts, der Monte Leone, nach
dem Simplonpass das Fletschhorn, die Mischabelgruppe, das Matterhorn und, besonders prächtig,
das glitzernde Weisshorn. Vor dem Hotel zeigte uns ein Wegweiser den Wanderpfad zum Sparrhorn
an. Über Bergweiden nahmen wir also den Aufstieg in Angriff, der hier allerdings noch nicht zu steil
ist, und gelangten rasch zu einer Kapelle. Das neugotische, um 1885 gebaute Kirchlein gehörte einst
den Anglikanern, bis zum ersten Weltkrieg wurde es vorwiegend von den Engländern aufgesucht. Als
nächstes und letztes Gebäude auf dem Weg zum Gipfel erreichten wir die Villa Tyndall. Der irische
Physiker John Tyndall hatte sich diesen Sommersitz 1868 erbauen lassen. In der kalten Jahreszeit
lehrte der Professor an der Royal Institution in London, den Sommer verbrachte er dreissig Jahre
lang am Aletschbord. Der Erstbesteiger des Weisshorns 1861 kam nicht nur zum Urlaub hierher,
sondern erforschte mit Hingabe den Grossen Aletschgletscher. Dem weltberühmten Gletscher-
forscher gelangen zahlreiche bahnbrechende Erkenntnisse: beispielsweise wies er 1871 nach,
dass Eis schmilzt, wenn es unter Druck gerät. Unserem Wanderweg folgend, kommen wir zum
Tyndall-Denkmal, das sich weithin sichtbar auf einem Felsbuckel erhebt.
John Tyndall
Ein Zufall, dass man vom Denkmal aus, einen besonders schönen Blick auf diesen herrlichen
Gipfel hat? An der Weggabelung 2343 m.ü.M. im Rücken des Denkmals hielten wir uns rechts.
Das Gelände wird nun steiler, über Alpweiden schlängelte sich unser Pfad gleichmässig bergan,
und der Ausblick auf den Gletscher wurde uns nie zuviel. Auf der linken Seite ist leider die ganze
Infrastruktur für die Skifahrer ersichtlich. Skilifte, Sesselbahnen und Skipisten. Das ist die
Kehrseite der Medaille vom Skitourismus. Die Aussicht wurde beim Aufstieg mit jedem Meter
gigantischer, bis ganz oben auf dem Gipfel das Panorama keine Wünsche mehr offen liess. Zuerst
hiess es aber weiter aufwärts wandern. Alles am Aletschbord entlang über Punkt 2441 m.ü.M.,
erreichten wir bei Punkt 2598 m.ü.M. die Alp Schafblattjini. Beim Punkt 2730 m.ü.M. standen wir
an dem zum Sparrhorn führenden Grat und damit am Fuss des Gipfels. Der Pfad beschreibt einige
wenige Kehren, mit jedem Meter den wir an Höhe gewannen, präsentierte sich der Grosse
Aletschgletscher imposanter. Das letzte Wegstück führte uns in die geröllreiche Flanke etwas östlich
des Gipfelkammes, und schliesslich hatten wir den höchsten Punkt des Sparrhorns erreicht. Zu
unseren Füssen bricht der Gipfel jäh und äusserst schroff zum Oberaletschgletscher ab. Weit unten,
wo sich der Oberaletschgletscher um das Grosse Fusshorn windet, ist die Oberaletschhütte mit dem
neuen Panoramaweg erkennbar. Diese Hütte haben wir unterdessen auch schon besucht.
SAC Oberaletschhütte
Rechts von uns erhebt sich am Ende des Grates der Hohstock, dahinter grüsst das Unterbächhorn,
es folgen Grisig- und Hofathorn, und das Foggenhorn schliesst den Gipfelreigen rund um die Mulde
der Belalp ab. Zu unseren Linken fällt der Blick nicht nur auf den Grossen Aletschgletscher, sondern
auf die ganze Hochgebirgswelt im Grenzgebiet der Kantone Wallis und Bern. In einem weiten Bogen
zieht sich das Band des Oberaletschgletschers dahin, in unmittelbarer Nähe grüssen das Aletsch-
horn und die Fusshörner. Vor uns ist jenseits des Rhonetals der Simplonpass zu sehen, noch weiter
südlich steigen vom Matter- und Saasertal die gleissenden Gipfel der Viertausender Fletschhorn,
Dom, Matterhorn und Weisshorn auf. Auf dem Abstieg folgten wir der Aufstiegsroute. Was für einen
Tiefblick auf die Massaschlucht. Der Gletscherbach vom Grossen Aletschgletscher hat dort eine tiefe
Schlucht gegraben. Während dem runterlaufen warfen wir immer wieder einen Blick auf die gegen-
überliegende Talseite, und zwar auf die Riederfurka und die Villa Cassel, wohlwissend, das wir zuerst
alles runterlaufen müssen, und zwar bis in die Massaschlucht, um danach alles wieder hinauf zu
laufen. Zufrieden erreicht wir wieder das Hotel Belalp auf 2130 m.ü.M.
Hotel Belalp
Hier machten wir wieder eine Kaffeepause. Vom Hotel Belalp ging es danach zunächst über diverse
Kehren steil abwärts. Wir hatten das Aletschbord beim Hotel Belalp hinter uns gelassen, und
wanderten nun ins Majensäss von Aletschji. Bei der Wegkreuzung Punkt 1971 m.ü.M. hielten wir
uns rechts und liefen weiter abwärts. Ein kurzes Teilstück ist etwas ausgesetzt, und darum mit einem
Seil gesichert. Bei Punkt 1756 m.ü.M. erreichten wir Ober Aletsch mit seiner kleinen Kapelle Eine
märchenhafte Umgebung und Wanderung. Links die Zunge vom Grossen Aletschgletscher. Weit
oben die Riederfurka. Direkt vor uns der Gibidum Stausee. Rechts von uns weit oben das Aletsch-
bord mit dem Hotel Belalp. Immer wieder tauchten wir in Kiefern-, Lärchen- und Birkenwälder ein.
Wir waren froh zwischendurch im Schatten zu laufen. Der Südseitige Hang wird durch die Sonne
stark aufgewärmt und so einen Tag hatten wir erwischt. Über Punkt 1745 m.ü.M. ging es weiter
abwärts. Ein eindrückliches Beispiel für die Arbeit des Gletschers, sind die Rundhöcker, deren wir
auf unserem Weitermarsch durch einen steinigen Hang begegneten. Die glatte Felsoberfläche
weist zahlreiche Schrammen auf, die auf die schleifende Wirkung der Steine zurückzuführen sind.
Tief unter uns tauchte die Hängebrücke über die Massaschlucht auf. Bei der Wegkreuzung von
Leng Acher 1697 m.ü.M hielten wir uns wieder rechts. Kurze Zeit später erreichten wir die imposante
124 m lange Hängebrücke, die rund 80 m hoch über die Massaschlucht führt. Wir überquerten die
auf 1599 m.ü.M. liegende im Juli 2008 erbaute Hängebrücke, die über die tosende Massa führt.
Der Boden der Hängebrücke besteht aus einem Gitterrost. Das erhöht zusätzlich das schwebende
Gefühl. Nervenkitzel garantiert. Etwas rau ist der Weg auf der anderen Seite der Hängebrücke.
Teilweise über Geröll führte der Weg uns weiter aufwärts, bis wir den Grünsee auf 1614 m.ü.M.
erreicht hatten. Hier sind zwei Möglichkeiten vorhanden um zur Riederfurka zu gelangen. Zum einen
über den Teiffe Wald und von dort zur Riederfurka. Zum anderen über Silbersand. Da wir am Vortag
schon bei Silbersand waren, war es für uns klar, dass wir die Variante über den Teiffe Wald nehmen.
Wir verliessen den kleinen und idyllischen Grünsee und wendeten uns Richtung Teiffe Wald. Kurze
Zeit später tauchten wir beim Teiffe Wald in den Aletschwald ein. Der Aletschwald, ist einer der
berühmtesten Wälder der Schweiz, ein uralter Arvenwald mit bis zu tausendjährigen Methusalemen.
Diese könnten uns viel vom ewigen Kampf ums Überleben an der oberen Baumgrenze und im
Klimaeinfluss der Gletschermasse erzählen. 1933 wurde er unter Schutz gestellt und blieb seither
weitgehend sich selbst überlassen. Herausgebildet hat sich so eine Art Bergurwald aus uralten,
knorrigen Arven und Lärchen. Abgestorbene Baumstämme vermodern und bilden die Grundlage
zukünftigen Wachstums. Dieser Hangwald war wegen extremer Bauholz- und Waldweiden-
Bewirtschaftung zur Jahrhundertwende nahezu am Ende. Dieser Wald ist schon eine Sehens-
würdigkeit. Hier bildete sich nach dem Rückzug des Eises vor rund 9000 Jahren auf dem vom
Gletscher freigegebenen Schutt und Geröll, den Moränen, eine Humusschicht. Sträucher und
Bäume wie Weiden und Birken, dann Lärchen siedelten sich an. Vor 8000 Jahren kam die Arve
auf, welche bis heute vorherrscht. Das die Kiefer zur vorherrschenden Baumart im Aletsch wurde,
verdankt sie einerseits ihrer Widerstandskraft und anderseits der Lebensgemeinschaft mit dem
Tannenhäher. Der Taubengrosse Vogel ernährt sich von den Nüssen der Kiefer. Für seine Vorräte
vergräbt er jährlich bis 100 000 Früchte. Dazu benutzt er nicht weniger als 15 000 bis 20 000
Verstecke. Etwas 10% der Nüsse bleiben ungenutzt im Boden liegen – genug für die Verbreitung der
Kiefer. Wie es der Tannenhäher schafft, tausende Verstecke Monate später wiederzufinden, ist eines
der grossen Naturrätsel des Aletschwaldes. Wir durchwanderten also das Naturschutzgebiet auf
weichen Waldwegen. Duftende Kiefern- und Lärchen betörten uns, während wir den zum Teil
steilen und schweisstreibenden Aufstieg durch den Teiffe Wald unter die Füsse nahmen.
Zirbelkiefer drehen sich aus dem Gestein. Hirsche Röhren lautstark. Leider sahen wir, obwohl
sehr nahe bei uns keinen einzigen Hirsch. In diesem Wald fehlen nur noch die Wichteln und
Gnomen und das Märchen wäre perfekt. Über Punkt 1850 m.ü.M. erreichten wir die Wegkreuzung
bei Punkt 1952 m.ü.M. Hier stösst der Weg von Silbersand her kommend hinzu. Über
Punkt 1990 m.ü.M. erreichten wir die Riederfurka auf 2065 m.ü.M. Auf der Riederfurka laufen
mehrere Wanderwege zusammen. Auf einem alten Saumweg über ausgedehnte, leicht absteigende
Alpweiden, wanderten wir zügig runter nach Riederalp 1925 m.ü.M.
Riederalp
Mit der Gondelbahn schwebten wir danach runter nach Mörel im Rhonetal.

Lange und somit anstrengende
Gipfeltour. Gipfeltour mit felsigem
Finale. Trittsicherheit von Vorteil.
Atemberaubende Ausblicke auf
den Grossen Aletschgletscher
prägen die Route aufs Sparrhorn.
Der Aufstieg wird mit einem
herrlichen Gipfelpanorama belohnt.
Unsere Wanderung kann auch in
2 Tagen durchgeführt werden,
mit Übernachtung im Hotel Belalp.
Die Wanderung über die
Hängebrücke ist einfach.
Höhenmeter sind aber zu
beachten. Beim Überschreiten
der Hängebrücke, ist
Nervenkitzel garantiert.

Tourenblatt mit Wanderkarte und Höhenprofil
Link zu den anderen Wanderungen
Für die ganze Strecke benötigten wir ca. 6 3/4 Std. 18,6 km
ca.1685m Aufstieg
ca.1865m Abstieg
3020m höchster Punkt
1925m tiefster Punkt

Über einen Eintrag in unserem Gästebuch
Link zum Gästebuch
würden wir uns freuen

Manuela & Franco



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